dungen nur so viel werth gehalten werden, als sie sich allgemein mittheilen lassen, wo denn, wenn gleich die Lust, die jeder an einem solchen Gegenstande hat, nur unbeträchtlich und für sich ohne merkliches Jnteresse ist, doch die Jdee von ihrer allgemeinen Mittheilbarkeit ih- ren Werth beynahe unendlich vergrößert.
Dieses indirect dem Schönen, durch Neigung zur Gesellschaft angehängtes, mithin empirisches, Jnteresse ist aber für uns hier von keiner Wichtigkeit, die wir nur darauf zu sehen haben, was auf das Geschmacksurtheil a priori, wenn gleich nur indirect, Beziehung haben mag. Denn, wenn auch in dieser Form sich ein damit verbundenes Jnteresse entdecken sollte, so würde Ge- schmack einen Uebergang unseres Beurtheilungsvermö- gens von dem Sinnengenuß zum Sittengefühl entdecken und nicht allein, daß man dadurch den Geschmack zweck- mäßig zu beschäftigen besser geleitet werden würde, so würde auch ein Mittelglied der Kette, der menschlichen Vermögen a priori, von denen alle Gesetzgebung abhän- gen muß, als ein solches dargestellt werden. So viel kann man von dem empirischen Jnteresse an Gegenstän- den des Geschmacks und am Geschmack selbst wohl sa- gen, daß es, da dieser der Neigung fröhnt, obgleich sie noch so verfeinert seyn mag, sich doch auch mit allen Neigungen und Leidenschaften, die in der Gesellschaft ihre größte Mannigfaltigkeit und höchste Stufe errei- chen, gern zusammenschmelzen läßt und das Jnteresse
I. Th. Critik der aͤſthetiſchen Urtheilskraft.
dungen nur ſo viel werth gehalten werden, als ſie ſich allgemein mittheilen laſſen, wo denn, wenn gleich die Luſt, die jeder an einem ſolchen Gegenſtande hat, nur unbetraͤchtlich und fuͤr ſich ohne merkliches Jntereſſe iſt, doch die Jdee von ihrer allgemeinen Mittheilbarkeit ih- ren Werth beynahe unendlich vergroͤßert.
Dieſes indirect dem Schoͤnen, durch Neigung zur Geſellſchaft angehaͤngtes, mithin empiriſches, Jntereſſe iſt aber fuͤr uns hier von keiner Wichtigkeit, die wir nur darauf zu ſehen haben, was auf das Geſchmacksurtheil a priori, wenn gleich nur indirect, Beziehung haben mag. Denn, wenn auch in dieſer Form ſich ein damit verbundenes Jntereſſe entdecken ſollte, ſo wuͤrde Ge- ſchmack einen Uebergang unſeres Beurtheilungsvermoͤ- gens von dem Sinnengenuß zum Sittengefuͤhl entdecken und nicht allein, daß man dadurch den Geſchmack zweck- maͤßig zu beſchaͤftigen beſſer geleitet werden wuͤrde, ſo wuͤrde auch ein Mittelglied der Kette, der menſchlichen Vermoͤgen a priori, von denen alle Geſetzgebung abhaͤn- gen muß, als ein ſolches dargeſtellt werden. So viel kann man von dem empiriſchen Jntereſſe an Gegenſtaͤn- den des Geſchmacks und am Geſchmack ſelbſt wohl ſa- gen, daß es, da dieſer der Neigung froͤhnt, obgleich ſie noch ſo verfeinert ſeyn mag, ſich doch auch mit allen Neigungen und Leidenſchaften, die in der Geſellſchaft ihre groͤßte Mannigfaltigkeit und hoͤchſte Stufe errei- chen, gern zuſammenſchmelzen laͤßt und das Jntereſſe
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I. Th. Critik der aͤſthetiſchen Urtheilskraft.
dungen nur ſo viel werth gehalten werden, als ſie ſich
allgemein mittheilen laſſen, wo denn, wenn gleich die
Luſt, die jeder an einem ſolchen Gegenſtande hat, nur
unbetraͤchtlich und fuͤr ſich ohne merkliches Jntereſſe iſt,
doch die Jdee von ihrer allgemeinen Mittheilbarkeit ih-
ren Werth beynahe unendlich vergroͤßert.
Dieſes indirect dem Schoͤnen, durch Neigung zur
Geſellſchaft angehaͤngtes, mithin empiriſches, Jntereſſe
iſt aber fuͤr uns hier von keiner Wichtigkeit, die wir nur
darauf zu ſehen haben, was auf das Geſchmacksurtheil
a priori, wenn gleich nur indirect, Beziehung haben
mag. Denn, wenn auch in dieſer Form ſich ein damit
verbundenes Jntereſſe entdecken ſollte, ſo wuͤrde Ge-
ſchmack einen Uebergang unſeres Beurtheilungsvermoͤ-
gens von dem Sinnengenuß zum Sittengefuͤhl entdecken
und nicht allein, daß man dadurch den Geſchmack zweck-
maͤßig zu beſchaͤftigen beſſer geleitet werden wuͤrde, ſo
wuͤrde auch ein Mittelglied der Kette, der menſchlichen
Vermoͤgen a priori, von denen alle Geſetzgebung abhaͤn-
gen muß, als ein ſolches dargeſtellt werden. So viel
kann man von dem empiriſchen Jntereſſe an Gegenſtaͤn-
den des Geſchmacks und am Geſchmack ſelbſt wohl ſa-
gen, daß es, da dieſer der Neigung froͤhnt, obgleich ſie
noch ſo verfeinert ſeyn mag, ſich doch auch mit allen
Neigungen und Leidenſchaften, die in der Geſellſchaft
ihre groͤßte Mannigfaltigkeit und hoͤchſte Stufe errei-
chen, gern zuſammenſchmelzen laͤßt und das Jntereſſe
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Kant, Immanuel: Critik der Urtheilskraft. Berlin u. a., 1790, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kant_urtheilskraft_1790/226>, abgerufen am 05.12.2024.
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