Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kant, Immanuel: Critik der Urtheilskraft. Berlin u. a., 1790.

Bild:
<< vorherige Seite
I. Th. Critik der ästhetischen Urtheilskraft.
§. 24.
Von der Eintheilung einer Untersuchung des
Gefühls des Erhabenen.

Was die Eintheilung der Momente der ästhetischen Be-
urtheilung der Gegenstände, in Beziehung auf das Gefühl
des Erhabenen, betrift, so wird die Analytik nach demselben
Princip fortlaufen können, wie in der Zergliederung der
Geschmacksurtheile geschehen ist. Denn als Urtheile der
ästhetischen reflectirenden Urtheilskraft, muß das Wohl-
gefallen am Erhabenen eben sowohl, als am Schönen,
der Quantität nach allgemeingültig, der Qualität
nach ohne Jnteresse, der Relation nach subjective
Zweckmäßigkeit und der Modalität nach die letztere
als nothwendig, vorstellig machen. Hierin wird also
die Methode von der im vorigen Abschnitte nicht abwei-
chen, man mußte denn das für etwas rechnen, daß wir
dort, wo das ästhetische Urtheil die Form des Objects
betraf, von der Untersuchung der Qualität anfingen, hier
aber, bey der Formlosigkeit, welche dem, was wir er-
haben nennen, zukommen kann, von der Quantität,
als dem ersten Moment des ästhetischen Urtheils über das
Erhabene, anfangen werden: wozu aber der Grund aus
dem vorhergehenden § zu ersehen ist.

Aber eine Eintheilung hat die Analysis des Erha-
benen nöthig, welche die des Schönen nicht bedarf, näm-
lich die ins mathematisch- und ins dynamisch-
Erhabene.

I. Th. Critik der aͤſthetiſchen Urtheilskraft.
§. 24.
Von der Eintheilung einer Unterſuchung des
Gefuͤhls des Erhabenen.

Was die Eintheilung der Momente der aͤſthetiſchen Be-
urtheilung der Gegenſtaͤnde, in Beziehung auf das Gefuͤhl
des Erhabenen, betrift, ſo wird die Analytik nach demſelben
Princip fortlaufen koͤnnen, wie in der Zergliederung der
Geſchmacksurtheile geſchehen iſt. Denn als Urtheile der
aͤſthetiſchen reflectirenden Urtheilskraft, muß das Wohl-
gefallen am Erhabenen eben ſowohl, als am Schoͤnen,
der Quantitaͤt nach allgemeinguͤltig, der Qualitaͤt
nach ohne Jntereſſe, der Relation nach ſubjective
Zweckmaͤßigkeit und der Modalitaͤt nach die letztere
als nothwendig, vorſtellig machen. Hierin wird alſo
die Methode von der im vorigen Abſchnitte nicht abwei-
chen, man mußte denn das fuͤr etwas rechnen, daß wir
dort, wo das aͤſthetiſche Urtheil die Form des Objects
betraf, von der Unterſuchung der Qualitaͤt anfingen, hier
aber, bey der Formloſigkeit, welche dem, was wir er-
haben nennen, zukommen kann, von der Quantitaͤt,
als dem erſten Moment des aͤſthetiſchen Urtheils uͤber das
Erhabene, anfangen werden: wozu aber der Grund aus
dem vorhergehenden § zu erſehen iſt.

Aber eine Eintheilung hat die Analyſis des Erha-
benen noͤthig, welche die des Schoͤnen nicht bedarf, naͤm-
lich die ins mathematiſch- und ins dynamiſch-
Erhabene.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0142" n="78"/>
            <fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">I.</hi> Th. Critik der a&#x0364;&#x017F;theti&#x017F;chen Urtheilskraft.</fw><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b">§. 24.<lb/>
Von der Eintheilung einer Unter&#x017F;uchung des<lb/>
Gefu&#x0364;hls des Erhabenen.</hi> </head><lb/>
              <p>Was die Eintheilung der Momente der a&#x0364;&#x017F;theti&#x017F;chen Be-<lb/>
urtheilung der Gegen&#x017F;ta&#x0364;nde, in Beziehung auf das Gefu&#x0364;hl<lb/>
des Erhabenen, betrift, &#x017F;o wird die Analytik nach dem&#x017F;elben<lb/>
Princip fortlaufen ko&#x0364;nnen, wie in der Zergliederung der<lb/>
Ge&#x017F;chmacksurtheile ge&#x017F;chehen i&#x017F;t. Denn als Urtheile der<lb/>
a&#x0364;&#x017F;theti&#x017F;chen reflectirenden Urtheilskraft, muß das Wohl-<lb/>
gefallen am Erhabenen eben &#x017F;owohl, als am Scho&#x0364;nen,<lb/>
der <hi rendition="#fr">Quantita&#x0364;t</hi> nach allgemeingu&#x0364;ltig, der <hi rendition="#fr">Qualita&#x0364;t</hi><lb/>
nach ohne Jntere&#x017F;&#x017F;e, der <hi rendition="#fr">Relation</hi> nach &#x017F;ubjective<lb/>
Zweckma&#x0364;ßigkeit und der <hi rendition="#fr">Modalita&#x0364;t</hi> nach die letztere<lb/>
als nothwendig, vor&#x017F;tellig machen. Hierin wird al&#x017F;o<lb/>
die Methode von der im vorigen Ab&#x017F;chnitte nicht abwei-<lb/>
chen, man mußte denn das fu&#x0364;r etwas rechnen, daß wir<lb/>
dort, wo das a&#x0364;&#x017F;theti&#x017F;che Urtheil die Form des Objects<lb/>
betraf, von der Unter&#x017F;uchung der Qualita&#x0364;t anfingen, hier<lb/>
aber, bey der Formlo&#x017F;igkeit, welche dem, was wir er-<lb/>
haben nennen, zukommen kann, von der Quantita&#x0364;t,<lb/>
als dem er&#x017F;ten Moment des a&#x0364;&#x017F;theti&#x017F;chen Urtheils u&#x0364;ber das<lb/>
Erhabene, anfangen werden: wozu aber der Grund aus<lb/>
dem vorhergehenden § zu er&#x017F;ehen i&#x017F;t.</p><lb/>
              <p>Aber eine Eintheilung hat die Analy&#x017F;is des Erha-<lb/>
benen no&#x0364;thig, welche die des Scho&#x0364;nen nicht bedarf, na&#x0364;m-<lb/>
lich die ins <hi rendition="#fr">mathemati&#x017F;ch-</hi> und ins <hi rendition="#fr">dynami&#x017F;ch-<lb/>
Erhabene.</hi></p><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[78/0142] I. Th. Critik der aͤſthetiſchen Urtheilskraft. §. 24. Von der Eintheilung einer Unterſuchung des Gefuͤhls des Erhabenen. Was die Eintheilung der Momente der aͤſthetiſchen Be- urtheilung der Gegenſtaͤnde, in Beziehung auf das Gefuͤhl des Erhabenen, betrift, ſo wird die Analytik nach demſelben Princip fortlaufen koͤnnen, wie in der Zergliederung der Geſchmacksurtheile geſchehen iſt. Denn als Urtheile der aͤſthetiſchen reflectirenden Urtheilskraft, muß das Wohl- gefallen am Erhabenen eben ſowohl, als am Schoͤnen, der Quantitaͤt nach allgemeinguͤltig, der Qualitaͤt nach ohne Jntereſſe, der Relation nach ſubjective Zweckmaͤßigkeit und der Modalitaͤt nach die letztere als nothwendig, vorſtellig machen. Hierin wird alſo die Methode von der im vorigen Abſchnitte nicht abwei- chen, man mußte denn das fuͤr etwas rechnen, daß wir dort, wo das aͤſthetiſche Urtheil die Form des Objects betraf, von der Unterſuchung der Qualitaͤt anfingen, hier aber, bey der Formloſigkeit, welche dem, was wir er- haben nennen, zukommen kann, von der Quantitaͤt, als dem erſten Moment des aͤſthetiſchen Urtheils uͤber das Erhabene, anfangen werden: wozu aber der Grund aus dem vorhergehenden § zu erſehen iſt. Aber eine Eintheilung hat die Analyſis des Erha- benen noͤthig, welche die des Schoͤnen nicht bedarf, naͤm- lich die ins mathematiſch- und ins dynamiſch- Erhabene.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kant_urtheilskraft_1790
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kant_urtheilskraft_1790/142
Zitationshilfe: Kant, Immanuel: Critik der Urtheilskraft. Berlin u. a., 1790, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kant_urtheilskraft_1790/142>, abgerufen am 20.11.2024.