tiven Princip mache, allererst einen Gemeinsinn zu hö- hern Zwecken in uns hervorzubringen, ob also Geschmack ein ursprüngliches und natürliches, oder nur die Jdee von einem noch zu erwerbenden und künstlichen Vermö- gen sey, so daß ein Geschmacksurtheil, mit seiner Zumu- thung einer allgemeinen Beystimmung, in der That, nur eine Vernunftforderung sey, eine solche Einhelligkeit der Sinnesart hervorzubringen und das Sollen d. i. die objective Nothwendigkeit des Zusammenfließens des Ge- fühls von jedermann mit jedes seinem besondern nur die Möglichkeit hierin einträchtig zu werden bedeute, und das Geschmacksurtheil nur von Anwendung dieses Prin- cips ein Beyspiel aufstelle, das wollen und können wir hier noch nicht untersuchen, sondern haben vor jetzt nur das Geschmacksvermögen in seine Elemente aufzulösen, und sie zuletzt in der Jdee eines Gemeinsinns zu vereinigen.
Aus dem vierten Momente gefolgerte Er- klärung vom Schönen.
Schön ist, was ohne Begrif als Gegenstand eines nothwendigen Wohlgefallens erkannt wird.
Allgemeine Anmerkung zum ersten Abschnitte der Analytik.
Wenn man das Resultat aus den obigen Zergliederun- gen zieht, so findet sich, daß alles auf den Begrif des Ge- schmacks herauslaufe: daß er ein Beurtheilungsvermögen
E 2
I. Th. Critik der aͤſthetiſchen Urtheilskraft.
tiven Princip mache, allererſt einen Gemeinſinn zu hoͤ- hern Zwecken in uns hervorzubringen, ob alſo Geſchmack ein urſpruͤngliches und natuͤrliches, oder nur die Jdee von einem noch zu erwerbenden und kuͤnſtlichen Vermoͤ- gen ſey, ſo daß ein Geſchmacksurtheil, mit ſeiner Zumu- thung einer allgemeinen Beyſtimmung, in der That, nur eine Vernunftforderung ſey, eine ſolche Einhelligkeit der Sinnesart hervorzubringen und das Sollen d. i. die objective Nothwendigkeit des Zuſammenfließens des Ge- fuͤhls von jedermann mit jedes ſeinem beſondern nur die Moͤglichkeit hierin eintraͤchtig zu werden bedeute, und das Geſchmacksurtheil nur von Anwendung dieſes Prin- cips ein Beyſpiel aufſtelle, das wollen und koͤnnen wir hier noch nicht unterſuchen, ſondern haben vor jetzt nur das Geſchmacksvermoͤgen in ſeine Elemente aufzuloͤſen, und ſie zuletzt in der Jdee eines Gemeinſinns zu vereinigen.
Aus dem vierten Momente gefolgerte Er- klaͤrung vom Schoͤnen.
Schoͤn iſt, was ohne Begrif als Gegenſtand eines nothwendigen Wohlgefallens erkannt wird.
Allgemeine Anmerkung zum erſten Abſchnitte der Analytik.
Wenn man das Reſultat aus den obigen Zergliederun- gen zieht, ſo findet ſich, daß alles auf den Begrif des Ge- ſchmacks herauslaufe: daß er ein Beurtheilungsvermoͤgen
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I. Th. Critik der aͤſthetiſchen Urtheilskraft.
tiven Princip mache, allererſt einen Gemeinſinn zu hoͤ-
hern Zwecken in uns hervorzubringen, ob alſo Geſchmack
ein urſpruͤngliches und natuͤrliches, oder nur die Jdee
von einem noch zu erwerbenden und kuͤnſtlichen Vermoͤ-
gen ſey, ſo daß ein Geſchmacksurtheil, mit ſeiner Zumu-
thung einer allgemeinen Beyſtimmung, in der That,
nur eine Vernunftforderung ſey, eine ſolche Einhelligkeit
der Sinnesart hervorzubringen und das Sollen d. i. die
objective Nothwendigkeit des Zuſammenfließens des Ge-
fuͤhls von jedermann mit jedes ſeinem beſondern nur die
Moͤglichkeit hierin eintraͤchtig zu werden bedeute, und
das Geſchmacksurtheil nur von Anwendung dieſes Prin-
cips ein Beyſpiel aufſtelle, das wollen und koͤnnen wir hier
noch nicht unterſuchen, ſondern haben vor jetzt nur das
Geſchmacksvermoͤgen in ſeine Elemente aufzuloͤſen, und
ſie zuletzt in der Jdee eines Gemeinſinns zu vereinigen.
Aus dem vierten Momente gefolgerte Er-
klaͤrung vom Schoͤnen.
Schoͤn iſt, was ohne Begrif als Gegenſtand eines
nothwendigen Wohlgefallens erkannt wird.
Allgemeine Anmerkung zum erſten Abſchnitte
der Analytik.
Wenn man das Reſultat aus den obigen Zergliederun-
gen zieht, ſo findet ſich, daß alles auf den Begrif des Ge-
ſchmacks herauslaufe: daß er ein Beurtheilungsvermoͤgen
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Kant, Immanuel: Critik der Urtheilskraft. Berlin u. a., 1790, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kant_urtheilskraft_1790/131>, abgerufen am 16.07.2024.
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