Form unserer sinnlichen Anschauung Rücksicht zu nehmen, schlechthin den Dingen als Bedingung oder Eigenschaft anhinge. Solche Eigenschaften, die den Dingen an sich zukommen, können uns durch die Sinne auch niemals ge- geben werden. Hierin besteht also die transscendentale Idealität der Zeit, nach welcher sie, wenn man von den subiectiven Bedingungen der sinnlichen Anschauung abstra- hirt, gar nichts ist, und den Gegenständen an sich selbst (ohne ihr Verhältniß auf unsere Anschauung) weder sub- sistirend noch inhärirend beygezählt werden kan. Doch ist diese Idealität, eben so wenig wie die des Raumes, mit den Subreptionen der Empfindungen in Vergleichung zu stellen, weil man doch dabey von der Erscheinung selbst, der diese Prädicate inhäriren, voraussezt, daß sie ob- iective Realität habe, die hier gänzlich wegfällt, ausser, so fern sie blos empirisch ist, d. i. den Gegenstand selbst blos als Erscheinung ansieht: wovon die obige Anmerkung des ersteren Abschnitts nachzusehen ist.
Erläuterung.
Wider diese Theorie, welche der Zeit empirische Rea- lität zugestehet, aber die absolute und transscendentale streitet, habe ich von einsehenden Männern einen Einwurf so einstimmig vernommen, daß ich daraus abnehme, er müsse sich natürlicher Weise bey iedem Leser, dem diese Betrachtungen ungewohnt sind, vorfinden. Er lautet so: Veränderungen sind wirklich (dies beweiset der Wechsel
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Elementarlehre. I. Th. Transſc. Aeſthetik.
Form unſerer ſinnlichen Anſchauung Ruͤckſicht zu nehmen, ſchlechthin den Dingen als Bedingung oder Eigenſchaft anhinge. Solche Eigenſchaften, die den Dingen an ſich zukommen, koͤnnen uns durch die Sinne auch niemals ge- geben werden. Hierin beſteht alſo die transſcendentale Idealitaͤt der Zeit, nach welcher ſie, wenn man von den ſubiectiven Bedingungen der ſinnlichen Anſchauung abſtra- hirt, gar nichts iſt, und den Gegenſtaͤnden an ſich ſelbſt (ohne ihr Verhaͤltniß auf unſere Anſchauung) weder ſub- ſiſtirend noch inhaͤrirend beygezaͤhlt werden kan. Doch iſt dieſe Idealitaͤt, eben ſo wenig wie die des Raumes, mit den Subreptionen der Empfindungen in Vergleichung zu ſtellen, weil man doch dabey von der Erſcheinung ſelbſt, der dieſe Praͤdicate inhaͤriren, vorausſezt, daß ſie ob- iective Realitaͤt habe, die hier gaͤnzlich wegfaͤllt, auſſer, ſo fern ſie blos empiriſch iſt, d. i. den Gegenſtand ſelbſt blos als Erſcheinung anſieht: wovon die obige Anmerkung des erſteren Abſchnitts nachzuſehen iſt.
Erlaͤuterung.
Wider dieſe Theorie, welche der Zeit empiriſche Rea- litaͤt zugeſtehet, aber die abſolute und transſcendentale ſtreitet, habe ich von einſehenden Maͤnnern einen Einwurf ſo einſtimmig vernommen, daß ich daraus abnehme, er muͤſſe ſich natuͤrlicher Weiſe bey iedem Leſer, dem dieſe Betrachtungen ungewohnt ſind, vorfinden. Er lautet ſo: Veraͤnderungen ſind wirklich (dies beweiſet der Wechſel
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Elementarlehre. I. Th. Transſc. Aeſthetik.
Form unſerer ſinnlichen Anſchauung Ruͤckſicht zu nehmen,
ſchlechthin den Dingen als Bedingung oder Eigenſchaft
anhinge. Solche Eigenſchaften, die den Dingen an ſich
zukommen, koͤnnen uns durch die Sinne auch niemals ge-
geben werden. Hierin beſteht alſo die transſcendentale
Idealitaͤt der Zeit, nach welcher ſie, wenn man von den
ſubiectiven Bedingungen der ſinnlichen Anſchauung abſtra-
hirt, gar nichts iſt, und den Gegenſtaͤnden an ſich ſelbſt
(ohne ihr Verhaͤltniß auf unſere Anſchauung) weder ſub-
ſiſtirend noch inhaͤrirend beygezaͤhlt werden kan. Doch iſt
dieſe Idealitaͤt, eben ſo wenig wie die des Raumes, mit
den Subreptionen der Empfindungen in Vergleichung zu
ſtellen, weil man doch dabey von der Erſcheinung ſelbſt,
der dieſe Praͤdicate inhaͤriren, vorausſezt, daß ſie ob-
iective Realitaͤt habe, die hier gaͤnzlich wegfaͤllt, auſſer,
ſo fern ſie blos empiriſch iſt, d. i. den Gegenſtand ſelbſt
blos als Erſcheinung anſieht: wovon die obige Anmerkung
des erſteren Abſchnitts nachzuſehen iſt.
Erlaͤuterung.
Wider dieſe Theorie, welche der Zeit empiriſche Rea-
litaͤt zugeſtehet, aber die abſolute und transſcendentale
ſtreitet, habe ich von einſehenden Maͤnnern einen Einwurf
ſo einſtimmig vernommen, daß ich daraus abnehme, er
muͤſſe ſich natuͤrlicher Weiſe bey iedem Leſer, dem dieſe
Betrachtungen ungewohnt ſind, vorfinden. Er lautet ſo:
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Kant, Immanuel: Critik der reinen Vernunft. Riga, 1781, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kant_rvernunft_1781/66>, abgerufen am 27.11.2024.
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