Totalität erfodert, welches durch gar kein empirisches Er- kentniß möglich ist), mithin kan eure Frage keinesweges zur Erklärung von irgend einer vorkommenden Erscheinung nothwendig und also gleichsam durch den Gegenstand selbst aufgegeben seyn. Denn der Gegenstand kan euch niemals vorkommen, weil er durch keine mögliche Erfahrung gege- ben werden kan. Ihr bleibt mit allen möglichen Wahr- nehmungen immer unter Bedingungen, es sey im Rau- me, oder in der Zeit, befangen und komt an nichts Unbe- dingtes, um auszumachen, ob dieses Unbedingte in einem absoluten Anfange der Synthesis, oder einer absoluten To- talität der Reihe, ohne allen Anfang, zu setzen sey. Das All aber in empirischer Bedeutung ist iederzeit nur comparativ. Das absolute All der Grösse (das Weltall), der Theilung, der Abstammung, der Bedingung des Daseyns überhaupt, mit allen Fragen: ob es durch endliche, oder ins unend- liche fortzusetzende Synthesis zu Stande zu bringen sey, gehet keine mögliche Erfahrung etwas an. Ihr würdet z. B. die Erscheinungen eines Cörpers nicht im mindesten besser, oder auch nur anders erklären können, ob ihr an- nehmet, er bestehe aus einfachen, oder durchgehends im- mer aus zusammengesezten Theilen; denn es kan euch kei- ne einfache Erscheinung und eben so wenig auch eine un- endliche Zusammensetzung, iemals vorkommen. Die Er- scheinungen verlangen nur erklärt zu werden, so weit ihre Erklärungsbedingungen in der Wahrnehmung gegeben sind, alles aber, was iemals an ihnen gegeben werden mag, in
einem
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IV. Abſch. Von der Aufloͤſung der Aufgaben ꝛc.
Totalitaͤt erfodert, welches durch gar kein empiriſches Er- kentniß moͤglich iſt), mithin kan eure Frage keinesweges zur Erklaͤrung von irgend einer vorkommenden Erſcheinung nothwendig und alſo gleichſam durch den Gegenſtand ſelbſt aufgegeben ſeyn. Denn der Gegenſtand kan euch niemals vorkommen, weil er durch keine moͤgliche Erfahrung gege- ben werden kan. Ihr bleibt mit allen moͤglichen Wahr- nehmungen immer unter Bedingungen, es ſey im Rau- me, oder in der Zeit, befangen und komt an nichts Unbe- dingtes, um auszumachen, ob dieſes Unbedingte in einem abſoluten Anfange der Syntheſis, oder einer abſoluten To- talitaͤt der Reihe, ohne allen Anfang, zu ſetzen ſey. Das All aber in empiriſcher Bedeutung iſt iederzeit nur comparativ. Das abſolute All der Groͤſſe (das Weltall), der Theilung, der Abſtammung, der Bedingung des Daſeyns uͤberhaupt, mit allen Fragen: ob es durch endliche, oder ins unend- liche fortzuſetzende Syntheſis zu Stande zu bringen ſey, gehet keine moͤgliche Erfahrung etwas an. Ihr wuͤrdet z. B. die Erſcheinungen eines Coͤrpers nicht im mindeſten beſſer, oder auch nur anders erklaͤren koͤnnen, ob ihr an- nehmet, er beſtehe aus einfachen, oder durchgehends im- mer aus zuſammengeſezten Theilen; denn es kan euch kei- ne einfache Erſcheinung und eben ſo wenig auch eine un- endliche Zuſammenſetzung, iemals vorkommen. Die Er- ſcheinungen verlangen nur erklaͤrt zu werden, ſo weit ihre Erklaͤrungsbedingungen in der Wahrnehmung gegeben ſind, alles aber, was iemals an ihnen gegeben werden mag, in
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IV. Abſch. Von der Aufloͤſung der Aufgaben ꝛc.
Totalitaͤt erfodert, welches durch gar kein empiriſches Er-
kentniß moͤglich iſt), mithin kan eure Frage keinesweges
zur Erklaͤrung von irgend einer vorkommenden Erſcheinung
nothwendig und alſo gleichſam durch den Gegenſtand ſelbſt
aufgegeben ſeyn. Denn der Gegenſtand kan euch niemals
vorkommen, weil er durch keine moͤgliche Erfahrung gege-
ben werden kan. Ihr bleibt mit allen moͤglichen Wahr-
nehmungen immer unter Bedingungen, es ſey im Rau-
me, oder in der Zeit, befangen und komt an nichts Unbe-
dingtes, um auszumachen, ob dieſes Unbedingte in einem
abſoluten Anfange der Syntheſis, oder einer abſoluten To-
talitaͤt der Reihe, ohne allen Anfang, zu ſetzen ſey. Das All
aber in empiriſcher Bedeutung iſt iederzeit nur comparativ.
Das abſolute All der Groͤſſe (das Weltall), der Theilung,
der Abſtammung, der Bedingung des Daſeyns uͤberhaupt,
mit allen Fragen: ob es durch endliche, oder ins unend-
liche fortzuſetzende Syntheſis zu Stande zu bringen ſey,
gehet keine moͤgliche Erfahrung etwas an. Ihr wuͤrdet
z. B. die Erſcheinungen eines Coͤrpers nicht im mindeſten
beſſer, oder auch nur anders erklaͤren koͤnnen, ob ihr an-
nehmet, er beſtehe aus einfachen, oder durchgehends im-
mer aus zuſammengeſezten Theilen; denn es kan euch kei-
ne einfache Erſcheinung und eben ſo wenig auch eine un-
endliche Zuſammenſetzung, iemals vorkommen. Die Er-
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Kant, Immanuel: Critik der reinen Vernunft. Riga, 1781, S. 483. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kant_rvernunft_1781/513>, abgerufen am 25.11.2024.
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