die wir damals nicht voraussehen konten, dargethan ha- ben. Frägt man nun: ob denn diesem zu Folge der Dualism allein in der Seelenlehre statt finde, so ist die Antwort: Allerdings! aber nur im empirischen Verstan- de, d. i. in dem Zusammenhange der Erfahrung ist wirk- lich Materie, als Substanz in der Erscheinung, dem äus- seren Sinne, so wie das denkende Ich, gleichfals als Sub- stanz in der Erscheinung, vor dem inneren Sinne gege- ben und nach den Regeln, welche diese Categorie in den Zusammenhang unserer äusserer sowol als innerer Wahr- nehmungen zu einer Erfahrung hineinbringt, müssen auch beiderseits Erscheinungen unter sich verknüpft werden. Wollte man aber den Begriff des Dualismus, wie es gewöhnlich geschieht, erweitern und ihn im transscenden- talen Verstande nehmen, so hätten weder er, noch der ihm entgegengesezte Pnevmatismus einer Seits, oder der Materialismus anderer Seits, nicht den mindesten Grund, indem man alsdenn die Bestimmung seiner Be- griffe verfehlete, und die Verschiedenheit der Vorstellungs- art von Gegenständen, die uns nach dem, was sie an sich sind, unbekant bleiben, vor eine Verschiedenheit dieser Dinge selbst hält. Ich, durch den innern Sinn in der Zeit vorgestellt, und Gegenstände im Raume, ausser mir, sind zwar sceptisch ganz unterschiedene Erscheinungen, aber da- durch werden sie nicht als verschiedene Dinge gedacht. Das transscendentale Obiect, welches den äusseren Erschei- nungen, imgleichen das, was der innern Anschauung
zum
I. Hauptſt. V. d. Paralogismen d. r. Vernunft.
die wir damals nicht vorausſehen konten, dargethan ha- ben. Fraͤgt man nun: ob denn dieſem zu Folge der Dualism allein in der Seelenlehre ſtatt finde, ſo iſt die Antwort: Allerdings! aber nur im empiriſchen Verſtan- de, d. i. in dem Zuſammenhange der Erfahrung iſt wirk- lich Materie, als Subſtanz in der Erſcheinung, dem aͤuſ- ſeren Sinne, ſo wie das denkende Ich, gleichfals als Sub- ſtanz in der Erſcheinung, vor dem inneren Sinne gege- ben und nach den Regeln, welche dieſe Categorie in den Zuſammenhang unſerer aͤuſſerer ſowol als innerer Wahr- nehmungen zu einer Erfahrung hineinbringt, muͤſſen auch beiderſeits Erſcheinungen unter ſich verknuͤpft werden. Wollte man aber den Begriff des Dualismus, wie es gewoͤhnlich geſchieht, erweitern und ihn im transſcenden- talen Verſtande nehmen, ſo haͤtten weder er, noch der ihm entgegengeſezte Pnevmatismus einer Seits, oder der Materialismus anderer Seits, nicht den mindeſten Grund, indem man alsdenn die Beſtimmung ſeiner Be- griffe verfehlete, und die Verſchiedenheit der Vorſtellungs- art von Gegenſtaͤnden, die uns nach dem, was ſie an ſich ſind, unbekant bleiben, vor eine Verſchiedenheit dieſer Dinge ſelbſt haͤlt. Ich, durch den innern Sinn in der Zeit vorgeſtellt, und Gegenſtaͤnde im Raume, auſſer mir, ſind zwar ſceptiſch ganz unterſchiedene Erſcheinungen, aber da- durch werden ſie nicht als verſchiedene Dinge gedacht. Das transſcendentale Obiect, welches den aͤuſſeren Erſchei- nungen, imgleichen das, was der innern Anſchauung
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I. Hauptſt. V. d. Paralogismen d. r. Vernunft.
die wir damals nicht vorausſehen konten, dargethan ha-
ben. Fraͤgt man nun: ob denn dieſem zu Folge der
Dualism allein in der Seelenlehre ſtatt finde, ſo iſt die
Antwort: Allerdings! aber nur im empiriſchen Verſtan-
de, d. i. in dem Zuſammenhange der Erfahrung iſt wirk-
lich Materie, als Subſtanz in der Erſcheinung, dem aͤuſ-
ſeren Sinne, ſo wie das denkende Ich, gleichfals als Sub-
ſtanz in der Erſcheinung, vor dem inneren Sinne gege-
ben und nach den Regeln, welche dieſe Categorie in den
Zuſammenhang unſerer aͤuſſerer ſowol als innerer Wahr-
nehmungen zu einer Erfahrung hineinbringt, muͤſſen auch
beiderſeits Erſcheinungen unter ſich verknuͤpft werden.
Wollte man aber den Begriff des Dualismus, wie es
gewoͤhnlich geſchieht, erweitern und ihn im transſcenden-
talen Verſtande nehmen, ſo haͤtten weder er, noch der
ihm entgegengeſezte Pnevmatismus einer Seits, oder
der Materialismus anderer Seits, nicht den mindeſten
Grund, indem man alsdenn die Beſtimmung ſeiner Be-
griffe verfehlete, und die Verſchiedenheit der Vorſtellungs-
art von Gegenſtaͤnden, die uns nach dem, was ſie an ſich
ſind, unbekant bleiben, vor eine Verſchiedenheit dieſer
Dinge ſelbſt haͤlt. Ich, durch den innern Sinn in der Zeit
vorgeſtellt, und Gegenſtaͤnde im Raume, auſſer mir, ſind
zwar ſceptiſch ganz unterſchiedene Erſcheinungen, aber da-
durch werden ſie nicht als verſchiedene Dinge gedacht. Das
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Kant, Immanuel: Critik der reinen Vernunft. Riga, 1781, S. 379. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kant_rvernunft_1781/409>, abgerufen am 25.11.2024.
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