Raume unmittelbar beweise, welcher Raum, ob er zwar an sich nur blosse Form der Vorstellungen ist, den- noch in Ansehung aller äusseren Erscheinungen (die auch nichts anders als blosse Vorstellungen sind) obiective Rea- lität hat; imgleichen: daß ohne Wahrnehmung selbst die Erdichtung und der Traum nicht möglich seyn, unsere äussere Sinne also, den datis nach, woraus Erfahrung entspringen kan, ihre wirkliche correspondirende Gegen- stände im Raume haben.
Der dogmatische Idealist würde derienige seyn, der das Daseyn der Materie läugnet, der sceptische, der sie bezweifelt, weil er sie vor unerweislich hält. Der erstere kan es nur darum seyn, weil er in der Möglich- keit einer Materie überhaupt Widersprüche zu finden glaubt und mit diesem haben wir es iezt noch nicht zu thun. Der folgende Abschnitt von dialectischen Schlüssen, der die Ver- nunft in ihrem inneren Streite in Ansehung der Begriffe, die sich von der Möglichkeit dessen, was in den Zusam- menhang der Erfahrung gehört, vorstellt, wird auch die- ser Schwierigkeit abhelfen. Der sceptische Idealist aber, der blos den Grund unserer Behauptung ansicht und un- sere Ueberredung von dem Daseyn der Materie, die wir auf unmittelbare Wahrnehmung zu gründen glauben, vor unzureichend erklärt, ist so fern ein Wohlthäter der mensch- lichen Vernunft, als er uns nöthigt, selbst bey dem klein- sten Schritte der gemeinen Erfahrung, die Augen wol
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I. Hauptſt. V. d. Paralogismen d. r. Vernunft.
Raume unmittelbar beweiſe, welcher Raum, ob er zwar an ſich nur bloſſe Form der Vorſtellungen iſt, den- noch in Anſehung aller aͤuſſeren Erſcheinungen (die auch nichts anders als bloſſe Vorſtellungen ſind) obiective Rea- litaͤt hat; imgleichen: daß ohne Wahrnehmung ſelbſt die Erdichtung und der Traum nicht moͤglich ſeyn, unſere aͤuſſere Sinne alſo, den datis nach, woraus Erfahrung entſpringen kan, ihre wirkliche correſpondirende Gegen- ſtaͤnde im Raume haben.
Der dogmatiſche Idealiſt wuͤrde derienige ſeyn, der das Daſeyn der Materie laͤugnet, der ſceptiſche, der ſie bezweifelt, weil er ſie vor unerweislich haͤlt. Der erſtere kan es nur darum ſeyn, weil er in der Moͤglich- keit einer Materie uͤberhaupt Widerſpruͤche zu finden glaubt und mit dieſem haben wir es iezt noch nicht zu thun. Der folgende Abſchnitt von dialectiſchen Schluͤſſen, der die Ver- nunft in ihrem inneren Streite in Anſehung der Begriffe, die ſich von der Moͤglichkeit deſſen, was in den Zuſam- menhang der Erfahrung gehoͤrt, vorſtellt, wird auch die- ſer Schwierigkeit abhelfen. Der ſceptiſche Idealiſt aber, der blos den Grund unſerer Behauptung anſicht und un- ſere Ueberredung von dem Daſeyn der Materie, die wir auf unmittelbare Wahrnehmung zu gruͤnden glauben, vor unzureichend erklaͤrt, iſt ſo fern ein Wohlthaͤter der menſch- lichen Vernunft, als er uns noͤthigt, ſelbſt bey dem klein- ſten Schritte der gemeinen Erfahrung, die Augen wol
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I. Hauptſt. V. d. Paralogismen d. r. Vernunft.
Raume unmittelbar beweiſe, welcher Raum, ob er
zwar an ſich nur bloſſe Form der Vorſtellungen iſt, den-
noch in Anſehung aller aͤuſſeren Erſcheinungen (die auch
nichts anders als bloſſe Vorſtellungen ſind) obiective Rea-
litaͤt hat; imgleichen: daß ohne Wahrnehmung ſelbſt die
Erdichtung und der Traum nicht moͤglich ſeyn, unſere
aͤuſſere Sinne alſo, den datis nach, woraus Erfahrung
entſpringen kan, ihre wirkliche correſpondirende Gegen-
ſtaͤnde im Raume haben.
Der dogmatiſche Idealiſt wuͤrde derienige ſeyn,
der das Daſeyn der Materie laͤugnet, der ſceptiſche, der
ſie bezweifelt, weil er ſie vor unerweislich haͤlt. Der
erſtere kan es nur darum ſeyn, weil er in der Moͤglich-
keit einer Materie uͤberhaupt Widerſpruͤche zu finden glaubt
und mit dieſem haben wir es iezt noch nicht zu thun. Der
folgende Abſchnitt von dialectiſchen Schluͤſſen, der die Ver-
nunft in ihrem inneren Streite in Anſehung der Begriffe,
die ſich von der Moͤglichkeit deſſen, was in den Zuſam-
menhang der Erfahrung gehoͤrt, vorſtellt, wird auch die-
ſer Schwierigkeit abhelfen. Der ſceptiſche Idealiſt aber,
der blos den Grund unſerer Behauptung anſicht und un-
ſere Ueberredung von dem Daſeyn der Materie, die wir
auf unmittelbare Wahrnehmung zu gruͤnden glauben, vor
unzureichend erklaͤrt, iſt ſo fern ein Wohlthaͤter der menſch-
lichen Vernunft, als er uns noͤthigt, ſelbſt bey dem klein-
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Kant, Immanuel: Critik der reinen Vernunft. Riga, 1781, S. 377. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kant_rvernunft_1781/407>, abgerufen am 25.11.2024.
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