So viel ist gewiß: daß ich mir durch das Ich ieder- zeit eine absolute, aber logische Einheit des Subiects (Ein- fachheit) gedenke, aber nicht, daß ich dadurch die wirk- liche Einfachheit meines Subiects erkenne. So wie der Satz: ich bin Substanz, nichts als die reine Categorie be- deutete, von der ich in concreto keinen Gebrauch (empi- rischen) machen kan: so ist es mir auch erlaubt zu sagen: Ich bin eine einfache Substanz, d. i. deren Vorstellung niemals eine Synthesis des Mannigfaltigen enthält; aber dieser Begriff, oder auch dieser Satz, lehret uns nicht das mindeste in Ansehung meiner selbst als eines Gegenstandes der Erfahrung, weil der Begriff der Substanz selbst nur als Function der Synthesis, ohne unterlegte Anschauung, mithin ohne Obiect gebraucht wird, und nur von der Be- dingung unserer Erkentniß, aber nicht von irgend einem anzugebenden Gegenstande gilt. Wir wollen über die ver- meintliche Brauchbarkeit dieses Satzes einen Versuch an- stellen.
Jederman muß gestehen: daß die Behauptung von der einfachen Natur der Seele nur so fern von einigem Werthe sey, als ich dadurch dieses Subiect von aller Ma- terie zu unterscheiden und sie folglich von der Hinfälligkeit ausnehmen kan, der diese iederzeit unterworfen ist. Auf diesen Gebrauch ist obiger Satz auch ganz eigentlich ange- legt, daher er auch mehrentheils so ausgedrückt wird: die Seele ist nicht körperlich. Wenn ich nun zeigen kan: daß,
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Elementarl. II. Th. II. Abth. II. Buch.
So viel iſt gewiß: daß ich mir durch das Ich ieder- zeit eine abſolute, aber logiſche Einheit des Subiects (Ein- fachheit) gedenke, aber nicht, daß ich dadurch die wirk- liche Einfachheit meines Subiects erkenne. So wie der Satz: ich bin Subſtanz, nichts als die reine Categorie be- deutete, von der ich in concreto keinen Gebrauch (empi- riſchen) machen kan: ſo iſt es mir auch erlaubt zu ſagen: Ich bin eine einfache Subſtanz, d. i. deren Vorſtellung niemals eine Syntheſis des Mannigfaltigen enthaͤlt; aber dieſer Begriff, oder auch dieſer Satz, lehret uns nicht das mindeſte in Anſehung meiner ſelbſt als eines Gegenſtandes der Erfahrung, weil der Begriff der Subſtanz ſelbſt nur als Function der Syntheſis, ohne unterlegte Anſchauung, mithin ohne Obiect gebraucht wird, und nur von der Be- dingung unſerer Erkentniß, aber nicht von irgend einem anzugebenden Gegenſtande gilt. Wir wollen uͤber die ver- meintliche Brauchbarkeit dieſes Satzes einen Verſuch an- ſtellen.
Jederman muß geſtehen: daß die Behauptung von der einfachen Natur der Seele nur ſo fern von einigem Werthe ſey, als ich dadurch dieſes Subiect von aller Ma- terie zu unterſcheiden und ſie folglich von der Hinfaͤlligkeit ausnehmen kan, der dieſe iederzeit unterworfen iſt. Auf dieſen Gebrauch iſt obiger Satz auch ganz eigentlich ange- legt, daher er auch mehrentheils ſo ausgedruͤckt wird: die Seele iſt nicht koͤrperlich. Wenn ich nun zeigen kan: daß,
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Elementarl. II. Th. II. Abth. II. Buch.
So viel iſt gewiß: daß ich mir durch das Ich ieder-
zeit eine abſolute, aber logiſche Einheit des Subiects (Ein-
fachheit) gedenke, aber nicht, daß ich dadurch die wirk-
liche Einfachheit meines Subiects erkenne. So wie der
Satz: ich bin Subſtanz, nichts als die reine Categorie be-
deutete, von der ich in concreto keinen Gebrauch (empi-
riſchen) machen kan: ſo iſt es mir auch erlaubt zu ſagen:
Ich bin eine einfache Subſtanz, d. i. deren Vorſtellung
niemals eine Syntheſis des Mannigfaltigen enthaͤlt; aber
dieſer Begriff, oder auch dieſer Satz, lehret uns nicht das
mindeſte in Anſehung meiner ſelbſt als eines Gegenſtandes
der Erfahrung, weil der Begriff der Subſtanz ſelbſt nur
als Function der Syntheſis, ohne unterlegte Anſchauung,
mithin ohne Obiect gebraucht wird, und nur von der Be-
dingung unſerer Erkentniß, aber nicht von irgend einem
anzugebenden Gegenſtande gilt. Wir wollen uͤber die ver-
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Jederman muß geſtehen: daß die Behauptung von
der einfachen Natur der Seele nur ſo fern von einigem
Werthe ſey, als ich dadurch dieſes Subiect von aller Ma-
terie zu unterſcheiden und ſie folglich von der Hinfaͤlligkeit
ausnehmen kan, der dieſe iederzeit unterworfen iſt. Auf
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Kant, Immanuel: Critik der reinen Vernunft. Riga, 1781, S. 356. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kant_rvernunft_1781/386>, abgerufen am 25.11.2024.
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