wird, niemals rein, sondern zum Theil auf ein empiri- sches Principium gegründet sey. Denn diese innere Wahr- nehmung ist nichts weiter, als die blosse Apperception: Ich denke, welche sogar alle transscendentale Begriffe möglich macht, in welchen es heißt: Ich denke die Sub- stanz, die Ursache etc. Denn innere Erfahrung überhaupt und deren Möglichkeit, oder Wahrnehmung überhaupt und deren Verhältniß zu anderer Wahrnehmung, ohne das irgend ein besonderer Unterschied derselben und Be- stimmung empirisch gegeben ist, kan nicht als empirische Erkentniß, sondern muß als Erkentniß des Empirischen überhaupt angesehen werden, und gehört zur Untersuchung der Möglichkeit einer ieden Erfahrung, welche allerdings transscendental ist. Das mindeste Obiect der Wahrneh- mung (z. B. nur Lust oder Unlust), welche zu der allge- meinen Vorstellung des Selbstbewustseyns hinzu käme, würde die rationale Psychologie sogleich in eine empirische verwandeln.
Ich denke, ist also der alleinige Text der rationalen Psychologie, aus welchem sie ihre ganze Weisheit auswi- ckeln soll. Man sieht leicht: daß dieser Gedanke, wenn er auf einen Gegenstand (mich selbst) bezogen werden soll, nichts anders, als transscendentale Prädicate desselben enthalten könne; weil das mindeste empirische Prädicat die rationale Reinigkeit und Unabhängigkeit der Wissenschaft von aller Erfahrung, verderben würde.
Wir
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I. Hauptſt. V. d. Paralogismen d. r. Vernunft.
wird, niemals rein, ſondern zum Theil auf ein empiri- ſches Principium gegruͤndet ſey. Denn dieſe innere Wahr- nehmung iſt nichts weiter, als die bloſſe Apperception: Ich denke, welche ſogar alle transſcendentale Begriffe moͤglich macht, in welchen es heißt: Ich denke die Sub- ſtanz, die Urſache ꝛc. Denn innere Erfahrung uͤberhaupt und deren Moͤglichkeit, oder Wahrnehmung uͤberhaupt und deren Verhaͤltniß zu anderer Wahrnehmung, ohne das irgend ein beſonderer Unterſchied derſelben und Be- ſtimmung empiriſch gegeben iſt, kan nicht als empiriſche Erkentniß, ſondern muß als Erkentniß des Empiriſchen uͤberhaupt angeſehen werden, und gehoͤrt zur Unterſuchung der Moͤglichkeit einer ieden Erfahrung, welche allerdings transſcendental iſt. Das mindeſte Obiect der Wahrneh- mung (z. B. nur Luſt oder Unluſt), welche zu der allge- meinen Vorſtellung des Selbſtbewuſtſeyns hinzu kaͤme, wuͤrde die rationale Pſychologie ſogleich in eine empiriſche verwandeln.
Ich denke, iſt alſo der alleinige Text der rationalen Pſychologie, aus welchem ſie ihre ganze Weisheit auswi- ckeln ſoll. Man ſieht leicht: daß dieſer Gedanke, wenn er auf einen Gegenſtand (mich ſelbſt) bezogen werden ſoll, nichts anders, als transſcendentale Praͤdicate deſſelben enthalten koͤnne; weil das mindeſte empiriſche Praͤdicat die rationale Reinigkeit und Unabhaͤngigkeit der Wiſſenſchaft von aller Erfahrung, verderben wuͤrde.
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I. Hauptſt. V. d. Paralogismen d. r. Vernunft.
wird, niemals rein, ſondern zum Theil auf ein empiri-
ſches Principium gegruͤndet ſey. Denn dieſe innere Wahr-
nehmung iſt nichts weiter, als die bloſſe Apperception:
Ich denke, welche ſogar alle transſcendentale Begriffe
moͤglich macht, in welchen es heißt: Ich denke die Sub-
ſtanz, die Urſache ꝛc. Denn innere Erfahrung uͤberhaupt
und deren Moͤglichkeit, oder Wahrnehmung uͤberhaupt
und deren Verhaͤltniß zu anderer Wahrnehmung, ohne
das irgend ein beſonderer Unterſchied derſelben und Be-
ſtimmung empiriſch gegeben iſt, kan nicht als empiriſche
Erkentniß, ſondern muß als Erkentniß des Empiriſchen
uͤberhaupt angeſehen werden, und gehoͤrt zur Unterſuchung
der Moͤglichkeit einer ieden Erfahrung, welche allerdings
transſcendental iſt. Das mindeſte Obiect der Wahrneh-
mung (z. B. nur Luſt oder Unluſt), welche zu der allge-
meinen Vorſtellung des Selbſtbewuſtſeyns hinzu kaͤme,
wuͤrde die rationale Pſychologie ſogleich in eine empiriſche
verwandeln.
Ich denke, iſt alſo der alleinige Text der rationalen
Pſychologie, aus welchem ſie ihre ganze Weisheit auswi-
ckeln ſoll. Man ſieht leicht: daß dieſer Gedanke, wenn
er auf einen Gegenſtand (mich ſelbſt) bezogen werden ſoll,
nichts anders, als transſcendentale Praͤdicate deſſelben
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Kant, Immanuel: Critik der reinen Vernunft. Riga, 1781, S. 343. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kant_rvernunft_1781/373>, abgerufen am 22.11.2024.
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