einem Subiect verbunden einander ihre Folgen aufheben, und 3 -- 3 = 0 sey. Dagegen kan das Reale in der Erscheinung (realitas phaenomenon) unter einander allerdings im Widerstreit seyn, und vereint in demselben Subiect, eines die Folge des andern ganz oder zum Theil vernichten, wie zwey bewegende Kräfte in derselben gera- den Linie, so fern sie einen Punct in entgegengesezter Rich- tung, entweder ziehen, oder drücken, oder auch ein Ver- gnügen, was dem Schmerze die Wage hält.
3. Das Innere und Aeussere. An einem Gegen- stande des reinen Verstandes ist nur dasienige innerlich, welches gar keine Beziehung (dem Daseyn nach) auf ir- gend etwas von ihm verschiedenes hat. Dagegen sind die innere Bestimmungen einer substantia phaenomenon im Raume nichts als Verhältnisse, und sie selbst ganz und gar ein Inbegriff von lauter Relationen. Die Substanz im Raume kennen wir nur durch Kräfte, die in demselben wirksam sind, entweder andere dahin zu treiben (Anzie- hung), oder vom Eindringen in ihn abzuhalten (Zurückstos- sung und Undurchdringlichkeit); andere Eigenschaften kennen wir nicht, die den Begriff von der Substanz, die im Raum erscheint, und die wir Materie nennen, aus- machen. Als Obiect des reinen Verstandes muß iede Substanz dagegen innere Bestimmungen und Kräfte ha- ben, die auf die innere Realität gehen. Allein was kan ich mir vor innere Accidenzen denken, als dieienigen, so
mein
R 5
Von der Amphibolie der Reflexionsbegriffe.
einem Subiect verbunden einander ihre Folgen aufheben, und 3 — 3 = 0 ſey. Dagegen kan das Reale in der Erſcheinung (realitas phænomenon) unter einander allerdings im Widerſtreit ſeyn, und vereint in demſelben Subiect, eines die Folge des andern ganz oder zum Theil vernichten, wie zwey bewegende Kraͤfte in derſelben gera- den Linie, ſo fern ſie einen Punct in entgegengeſezter Rich- tung, entweder ziehen, oder druͤcken, oder auch ein Ver- gnuͤgen, was dem Schmerze die Wage haͤlt.
3. Das Innere und Aeuſſere. An einem Gegen- ſtande des reinen Verſtandes iſt nur dasienige innerlich, welches gar keine Beziehung (dem Daſeyn nach) auf ir- gend etwas von ihm verſchiedenes hat. Dagegen ſind die innere Beſtimmungen einer ſubſtantia phænomenon im Raume nichts als Verhaͤltniſſe, und ſie ſelbſt ganz und gar ein Inbegriff von lauter Relationen. Die Subſtanz im Raume kennen wir nur durch Kraͤfte, die in demſelben wirkſam ſind, entweder andere dahin zu treiben (Anzie- hung), oder vom Eindringen in ihn abzuhalten (Zuruͤckſtoſ- ſung und Undurchdringlichkeit); andere Eigenſchaften kennen wir nicht, die den Begriff von der Subſtanz, die im Raum erſcheint, und die wir Materie nennen, aus- machen. Als Obiect des reinen Verſtandes muß iede Subſtanz dagegen innere Beſtimmungen und Kraͤfte ha- ben, die auf die innere Realitaͤt gehen. Allein was kan ich mir vor innere Accidenzen denken, als dieienigen, ſo
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Von der Amphibolie der Reflexionsbegriffe.
einem Subiect verbunden einander ihre Folgen aufheben,
und 3 — 3 = 0 ſey. Dagegen kan das Reale in der
Erſcheinung (realitas phænomenon) unter einander
allerdings im Widerſtreit ſeyn, und vereint in demſelben
Subiect, eines die Folge des andern ganz oder zum Theil
vernichten, wie zwey bewegende Kraͤfte in derſelben gera-
den Linie, ſo fern ſie einen Punct in entgegengeſezter Rich-
tung, entweder ziehen, oder druͤcken, oder auch ein Ver-
gnuͤgen, was dem Schmerze die Wage haͤlt.
3. Das Innere und Aeuſſere. An einem Gegen-
ſtande des reinen Verſtandes iſt nur dasienige innerlich,
welches gar keine Beziehung (dem Daſeyn nach) auf ir-
gend etwas von ihm verſchiedenes hat. Dagegen ſind die
innere Beſtimmungen einer ſubſtantia phænomenon im
Raume nichts als Verhaͤltniſſe, und ſie ſelbſt ganz und gar
ein Inbegriff von lauter Relationen. Die Subſtanz im
Raume kennen wir nur durch Kraͤfte, die in demſelben
wirkſam ſind, entweder andere dahin zu treiben (Anzie-
hung), oder vom Eindringen in ihn abzuhalten (Zuruͤckſtoſ-
ſung und Undurchdringlichkeit); andere Eigenſchaften
kennen wir nicht, die den Begriff von der Subſtanz, die
im Raum erſcheint, und die wir Materie nennen, aus-
machen. Als Obiect des reinen Verſtandes muß iede
Subſtanz dagegen innere Beſtimmungen und Kraͤfte ha-
ben, die auf die innere Realitaͤt gehen. Allein was kan
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Kant, Immanuel: Critik der reinen Vernunft. Riga, 1781, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kant_rvernunft_1781/295>, abgerufen am 23.11.2024.
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