lichkeit wegschaft, die sie als Begriffe eines möglichen em- pirischen Gebrauchs auszeichnen, und sie vor Begriffe von Dingen überhaupt (mithin vom transscendentalen Gebrauch) nehmen, bey ihnen gar nichts weiter zu thun sey, als die logische Function in Urtheilen, als die Bedingung der Mög- lichkeit der Sachen selbst anzusehen, ohne doch im minde- sten anzeigen zu können, wo sie denn ihre Anwendung und ihr Obiect, mithin wie sie im reinen Verstande ohne Sinn- lichkeit irgend eine Bedeutung und obiective Gültigkeit ha- ben könne. Den Begriff der Grösse überhaupt kan nie- mand erklären, als etwa so: daß sie die Bestimmung ei- nes Dinges sey, dadurch, wie vielmal Eines in ihm gesezt ist, gedacht werden kan. Allein dieses Wievielmal gründet sich auf die succeßive Wiederholung, mithin auf die Zeit und die Synthesis (des gleichartigen) in dersel- ben. Realität kan man im Gegensatze mit der Nega- tion nur alsdenn erklären, wenn man sich eine Zeit, (als den Inbegriff von allem Seyn) gedenkt, die entweder womit erfüllet, oder leer ist Lasse ich die Beharrlichkeit (welche ein Daseyn zu aller Zeit ist) weg, so bleibt mir zum Begriffe der Substanz nichts übrig, als die logische Vorstellung vom Subiect, welche ich dadurch zu realisiren ver- meine: daß ich mir Etwas vorstelle, welches blos als Subiect
(ohne
also dieienige seyn, welche nicht blos einen Begriff, son- dern zugleich die obiective Realität desselben deutlich macht. Die mathematische Erklärungen, welche den Ge- genstand, dem Begriffe gemäß, in der Anschauung dar- stellen, sind von der letzteren Art.
Elementarl. II. Th. I. Abth. II. Buch.
lichkeit wegſchaft, die ſie als Begriffe eines moͤglichen em- piriſchen Gebrauchs auszeichnen, und ſie vor Begriffe von Dingen uͤberhaupt (mithin vom transſcendentalen Gebrauch) nehmen, bey ihnen gar nichts weiter zu thun ſey, als die logiſche Function in Urtheilen, als die Bedingung der Moͤg- lichkeit der Sachen ſelbſt anzuſehen, ohne doch im minde- ſten anzeigen zu koͤnnen, wo ſie denn ihre Anwendung und ihr Obiect, mithin wie ſie im reinen Verſtande ohne Sinn- lichkeit irgend eine Bedeutung und obiective Guͤltigkeit ha- ben koͤnne. Den Begriff der Groͤſſe uͤberhaupt kan nie- mand erklaͤren, als etwa ſo: daß ſie die Beſtimmung ei- nes Dinges ſey, dadurch, wie vielmal Eines in ihm geſezt iſt, gedacht werden kan. Allein dieſes Wievielmal gruͤndet ſich auf die ſucceßive Wiederholung, mithin auf die Zeit und die Syntheſis (des gleichartigen) in derſel- ben. Realitaͤt kan man im Gegenſatze mit der Nega- tion nur alsdenn erklaͤren, wenn man ſich eine Zeit, (als den Inbegriff von allem Seyn) gedenkt, die entweder womit erfuͤllet, oder leer iſt Laſſe ich die Beharrlichkeit (welche ein Daſeyn zu aller Zeit iſt) weg, ſo bleibt mir zum Begriffe der Subſtanz nichts uͤbrig, als die logiſche Vorſtellung vom Subiect, welche ich dadurch zu realiſiren ver- meine: daß ich mir Etwas vorſtelle, welches blos als Subiect
(ohne
alſo dieienige ſeyn, welche nicht blos einen Begriff, ſon- dern zugleich die obiective Realitaͤt deſſelben deutlich macht. Die mathematiſche Erklaͤrungen, welche den Ge- genſtand, dem Begriffe gemaͤß, in der Anſchauung dar- ſtellen, ſind von der letzteren Art.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><p><pbfacs="#f0272"n="242"/><fwplace="top"type="header">Elementarl. <hirendition="#aq">II.</hi> Th. <hirendition="#aq">I.</hi> Abth. <hirendition="#aq">II.</hi> Buch.</fw><lb/>
lichkeit wegſchaft, die ſie als Begriffe eines moͤglichen em-<lb/>
piriſchen Gebrauchs auszeichnen, und ſie vor Begriffe von<lb/>
Dingen uͤberhaupt (mithin vom transſcendentalen Gebrauch)<lb/>
nehmen, bey ihnen gar nichts weiter zu thun ſey, als die<lb/>
logiſche Function in Urtheilen, als die Bedingung der Moͤg-<lb/>
lichkeit der Sachen ſelbſt anzuſehen, ohne doch im minde-<lb/>ſten anzeigen zu koͤnnen, wo ſie denn ihre Anwendung und<lb/>
ihr Obiect, mithin wie ſie im reinen Verſtande ohne Sinn-<lb/>
lichkeit irgend eine Bedeutung und obiective Guͤltigkeit ha-<lb/>
ben koͤnne. Den Begriff der Groͤſſe uͤberhaupt kan nie-<lb/>
mand erklaͤren, als etwa ſo: daß ſie die Beſtimmung ei-<lb/>
nes Dinges ſey, dadurch, wie vielmal Eines in ihm geſezt<lb/>
iſt, gedacht werden kan. Allein dieſes Wievielmal<lb/>
gruͤndet ſich auf die ſucceßive Wiederholung, mithin auf<lb/>
die Zeit und die Syntheſis (des gleichartigen) in derſel-<lb/>
ben. Realitaͤt kan man im Gegenſatze mit der Nega-<lb/>
tion nur alsdenn erklaͤren, wenn man ſich eine Zeit, (als<lb/>
den Inbegriff von allem Seyn) gedenkt, die entweder<lb/>
womit erfuͤllet, oder leer iſt Laſſe ich die Beharrlichkeit<lb/>
(welche ein Daſeyn zu aller Zeit iſt) weg, ſo bleibt mir<lb/>
zum Begriffe der Subſtanz nichts uͤbrig, als die logiſche<lb/>
Vorſtellung vom Subiect, welche ich dadurch zu realiſiren ver-<lb/>
meine: daß ich mir Etwas vorſtelle, welches blos als Subiect<lb/><fwplace="bottom"type="catch">(ohne</fw><lb/><notexml:id="seg2pn_3_2"prev="#seg2pn_3_1"place="foot"n="*)">alſo dieienige ſeyn, welche nicht blos einen Begriff, ſon-<lb/>
dern zugleich die obiective Realitaͤt deſſelben deutlich<lb/>
macht. Die mathematiſche Erklaͤrungen, welche den Ge-<lb/>
genſtand, dem Begriffe gemaͤß, in der Anſchauung dar-<lb/>ſtellen, ſind von der letzteren Art.</note><lb/></p></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[242/0272]
Elementarl. II. Th. I. Abth. II. Buch.
lichkeit wegſchaft, die ſie als Begriffe eines moͤglichen em-
piriſchen Gebrauchs auszeichnen, und ſie vor Begriffe von
Dingen uͤberhaupt (mithin vom transſcendentalen Gebrauch)
nehmen, bey ihnen gar nichts weiter zu thun ſey, als die
logiſche Function in Urtheilen, als die Bedingung der Moͤg-
lichkeit der Sachen ſelbſt anzuſehen, ohne doch im minde-
ſten anzeigen zu koͤnnen, wo ſie denn ihre Anwendung und
ihr Obiect, mithin wie ſie im reinen Verſtande ohne Sinn-
lichkeit irgend eine Bedeutung und obiective Guͤltigkeit ha-
ben koͤnne. Den Begriff der Groͤſſe uͤberhaupt kan nie-
mand erklaͤren, als etwa ſo: daß ſie die Beſtimmung ei-
nes Dinges ſey, dadurch, wie vielmal Eines in ihm geſezt
iſt, gedacht werden kan. Allein dieſes Wievielmal
gruͤndet ſich auf die ſucceßive Wiederholung, mithin auf
die Zeit und die Syntheſis (des gleichartigen) in derſel-
ben. Realitaͤt kan man im Gegenſatze mit der Nega-
tion nur alsdenn erklaͤren, wenn man ſich eine Zeit, (als
den Inbegriff von allem Seyn) gedenkt, die entweder
womit erfuͤllet, oder leer iſt Laſſe ich die Beharrlichkeit
(welche ein Daſeyn zu aller Zeit iſt) weg, ſo bleibt mir
zum Begriffe der Subſtanz nichts uͤbrig, als die logiſche
Vorſtellung vom Subiect, welche ich dadurch zu realiſiren ver-
meine: daß ich mir Etwas vorſtelle, welches blos als Subiect
(ohne
*)
*) alſo dieienige ſeyn, welche nicht blos einen Begriff, ſon-
dern zugleich die obiective Realitaͤt deſſelben deutlich
macht. Die mathematiſche Erklaͤrungen, welche den Ge-
genſtand, dem Begriffe gemaͤß, in der Anſchauung dar-
ſtellen, ſind von der letzteren Art.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Kant, Immanuel: Critik der reinen Vernunft. Riga, 1781, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kant_rvernunft_1781/272>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.