thigung es eigentlich sey, was die Vorstellung einer Suc- cession im Obiect allererst möglich macht.
Wir haben Vorstellungen in uns, deren wir uns auch bewust werden können. Dieses Bewustseyn aber mag so weit erstreckt, und so genau oder pünctlich seyn, als man wolle, so bleiben es doch nur immer Vorstellungen, d. i. innre Bestimmungen unseres Gemüths in diesem oder ienem Zeitverhältnisse. Wie kommen wir nun dazu: daß wir diesen Vorstellungen ein Obiect setzen, oder über ihre subiective Realität, als Modificationen, ihnen noch, ich weis nicht, was vor eine, obiective beylegen. Obiective Bedeutung kan nicht in der Beziehung auf eine andre Vor- stellung (von dem, was man vom Gegenstande nennen wollte) bestehen, denn sonst erneuret sich die Frage, wie geht diese Vorstellung wiederum aus sich selbst heraus, und bekomt obiective Bedeutung noch über die subiective, welche ihr, als Bestimmung des Gemüthszustandes, eigen ist? Wenn wir untersuchen, was denn die Beziehung auf einen Gegenstand unseren Vorstellungen vor eine neue Beschaffenheit gebe, und welches die Dignität sey, die sie dadurch erhalten, so finden wir, daß sie nichts weiter thue, als die Verbindung der Vorstellungen auf eine ge- wisse Art nothwendig zu machen, und sie einer Regel zu unterwerfen; daß umgekehrt nur dadurch, daß eine gewis- se Ordnung in dem Zeitverhältnisse unserer Vorstellungen nothwendig ist, ihnen obiective Bedeutung ertheilet wird.
In
N 3
III. Abſch. Syſtemat. Vorſtellung aller ꝛc.
thigung es eigentlich ſey, was die Vorſtellung einer Suc- ceſſion im Obiect allererſt moͤglich macht.
Wir haben Vorſtellungen in uns, deren wir uns auch bewuſt werden koͤnnen. Dieſes Bewuſtſeyn aber mag ſo weit erſtreckt, und ſo genau oder puͤnctlich ſeyn, als man wolle, ſo bleiben es doch nur immer Vorſtellungen, d. i. innre Beſtimmungen unſeres Gemuͤths in dieſem oder ienem Zeitverhaͤltniſſe. Wie kommen wir nun dazu: daß wir dieſen Vorſtellungen ein Obiect ſetzen, oder uͤber ihre ſubiective Realitaͤt, als Modificationen, ihnen noch, ich weis nicht, was vor eine, obiective beylegen. Obiective Bedeutung kan nicht in der Beziehung auf eine andre Vor- ſtellung (von dem, was man vom Gegenſtande nennen wollte) beſtehen, denn ſonſt erneuret ſich die Frage, wie geht dieſe Vorſtellung wiederum aus ſich ſelbſt heraus, und bekomt obiective Bedeutung noch uͤber die ſubiective, welche ihr, als Beſtimmung des Gemuͤthszuſtandes, eigen iſt? Wenn wir unterſuchen, was denn die Beziehung auf einen Gegenſtand unſeren Vorſtellungen vor eine neue Beſchaffenheit gebe, und welches die Dignitaͤt ſey, die ſie dadurch erhalten, ſo finden wir, daß ſie nichts weiter thue, als die Verbindung der Vorſtellungen auf eine ge- wiſſe Art nothwendig zu machen, und ſie einer Regel zu unterwerfen; daß umgekehrt nur dadurch, daß eine gewiſ- ſe Ordnung in dem Zeitverhaͤltniſſe unſerer Vorſtellungen nothwendig iſt, ihnen obiective Bedeutung ertheilet wird.
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III. Abſch. Syſtemat. Vorſtellung aller ꝛc.
thigung es eigentlich ſey, was die Vorſtellung einer Suc-
ceſſion im Obiect allererſt moͤglich macht.
Wir haben Vorſtellungen in uns, deren wir uns
auch bewuſt werden koͤnnen. Dieſes Bewuſtſeyn aber
mag ſo weit erſtreckt, und ſo genau oder puͤnctlich ſeyn,
als man wolle, ſo bleiben es doch nur immer Vorſtellungen,
d. i. innre Beſtimmungen unſeres Gemuͤths in dieſem oder
ienem Zeitverhaͤltniſſe. Wie kommen wir nun dazu: daß
wir dieſen Vorſtellungen ein Obiect ſetzen, oder uͤber ihre
ſubiective Realitaͤt, als Modificationen, ihnen noch, ich
weis nicht, was vor eine, obiective beylegen. Obiective
Bedeutung kan nicht in der Beziehung auf eine andre Vor-
ſtellung (von dem, was man vom Gegenſtande nennen
wollte) beſtehen, denn ſonſt erneuret ſich die Frage, wie
geht dieſe Vorſtellung wiederum aus ſich ſelbſt heraus,
und bekomt obiective Bedeutung noch uͤber die ſubiective,
welche ihr, als Beſtimmung des Gemuͤthszuſtandes, eigen
iſt? Wenn wir unterſuchen, was denn die Beziehung auf
einen Gegenſtand unſeren Vorſtellungen vor eine neue
Beſchaffenheit gebe, und welches die Dignitaͤt ſey, die ſie
dadurch erhalten, ſo finden wir, daß ſie nichts weiter
thue, als die Verbindung der Vorſtellungen auf eine ge-
wiſſe Art nothwendig zu machen, und ſie einer Regel zu
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Kant, Immanuel: Critik der reinen Vernunft. Riga, 1781, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kant_rvernunft_1781/227>, abgerufen am 25.11.2024.
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