welcher alle verschiedene Zeiten nicht zugleich, sondern nach einander gesezt werden müssen.
So ist demnach die Beharrlichkeit eine nothwendige Bedingung, unter welcher allein Erscheinungen, als Din- ge oder Gegenstände, in einer möglichen Erfahrung bestim- bar sind. Was aber das empirische Criterium dieser noth- wendigen Beharrlichkeit und mit ihr der Substanzialität der Erscheinungen sey, davon wird uns die Folge Gele- genheit geben, das Nöthige anzumerken.
B. Zweyte Analogie. Grundsatz der Erzeugung.
Alles, was geschieht (anhebt zu seyn) sezt etwas voraus, worauf es nach einer Regel folgt.
Beweis.
Die Apprehension des Mannigfaltigen der Erschei- nung ist iederzeit succeßiv. Die Vorstellungen der Theile folgen auf einander. Ob sie sich auch im Gegenstande folgen, ist ein zweyter Punct der Reflexion, der in der ersteren nicht enthalten ist. Nun kan man zwar alles, und so gar iede Vorstellung, so fern man sich ihrer bewust ist, Obiect nennen; allein was dieses Wort bey Erschei- nungen zu bedeuten habe, nicht, in so fern sie (als Vor-
stellun-
III. Abſch. Syſtematiſche Vorſtellung aller ꝛc.
welcher alle verſchiedene Zeiten nicht zugleich, ſondern nach einander geſezt werden muͤſſen.
So iſt demnach die Beharrlichkeit eine nothwendige Bedingung, unter welcher allein Erſcheinungen, als Din- ge oder Gegenſtaͤnde, in einer moͤglichen Erfahrung beſtim- bar ſind. Was aber das empiriſche Criterium dieſer noth- wendigen Beharrlichkeit und mit ihr der Subſtanzialitaͤt der Erſcheinungen ſey, davon wird uns die Folge Gele- genheit geben, das Noͤthige anzumerken.
B. Zweyte Analogie. Grundſatz der Erzeugung.
Alles, was geſchieht (anhebt zu ſeyn) ſezt etwas voraus, worauf es nach einer Regel folgt.
Beweis.
Die Apprehenſion des Mannigfaltigen der Erſchei- nung iſt iederzeit ſucceßiv. Die Vorſtellungen der Theile folgen auf einander. Ob ſie ſich auch im Gegenſtande folgen, iſt ein zweyter Punct der Reflexion, der in der erſteren nicht enthalten iſt. Nun kan man zwar alles, und ſo gar iede Vorſtellung, ſo fern man ſich ihrer bewuſt iſt, Obiect nennen; allein was dieſes Wort bey Erſchei- nungen zu bedeuten habe, nicht, in ſo fern ſie (als Vor-
ſtellun-
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III. Abſch. Syſtematiſche Vorſtellung aller ꝛc.
welcher alle verſchiedene Zeiten nicht zugleich, ſondern
nach einander geſezt werden muͤſſen.
So iſt demnach die Beharrlichkeit eine nothwendige
Bedingung, unter welcher allein Erſcheinungen, als Din-
ge oder Gegenſtaͤnde, in einer moͤglichen Erfahrung beſtim-
bar ſind. Was aber das empiriſche Criterium dieſer noth-
wendigen Beharrlichkeit und mit ihr der Subſtanzialitaͤt
der Erſcheinungen ſey, davon wird uns die Folge Gele-
genheit geben, das Noͤthige anzumerken.
B.
Zweyte Analogie.
Grundſatz der Erzeugung.
Alles, was geſchieht (anhebt zu ſeyn) ſezt etwas
voraus, worauf es nach einer Regel folgt.
Beweis.
Die Apprehenſion des Mannigfaltigen der Erſchei-
nung iſt iederzeit ſucceßiv. Die Vorſtellungen der Theile
folgen auf einander. Ob ſie ſich auch im Gegenſtande
folgen, iſt ein zweyter Punct der Reflexion, der in der
erſteren nicht enthalten iſt. Nun kan man zwar alles,
und ſo gar iede Vorſtellung, ſo fern man ſich ihrer bewuſt
iſt, Obiect nennen; allein was dieſes Wort bey Erſchei-
nungen zu bedeuten habe, nicht, in ſo fern ſie (als Vor-
ſtellun-
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Kant, Immanuel: Critik der reinen Vernunft. Riga, 1781, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kant_rvernunft_1781/219>, abgerufen am 21.11.2024.
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