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Kant, Immanuel: Critik der practischen Vernunft. Riga, 1788.

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der rein. Vern. in Best. des Begr. vom höchst. Gut.
Object bestimmt. Und da zeigt sich, nicht allein in ih-
rer unvermeidlichen Aufgabe, nemlich der nothwendigen
Richtung des Willens auf das höchste Gut, die Noth-
wendigkeit, ein solches Urwesen, in Beziehung auf die
Möglichkeit dieses Guten in der Welt, anzunehmen, son-
dern, was das Merkwürdigste ist, etwas, was dem
Fortgange der Vernunft auf dem Naturwege ganz man-
gelte, nemlich ein genau bestimmter Begriff dieses
Urwesens.
Da wir diese Welt nur zu einem kleinen
Theile kennen, noch weniger sie mit allen möglichen
Welten vergleichen können, so können wir von ihrer
Ordnung, Zweckmäßigkeit und Größe wol auf einen
weisen, gütigen, mächtigen etc. Urheber derselben
schließen, aber nicht auf seine Allwissenheit, Allgütig-
keit, Allmacht,
u. s. w. Man kann auch gar wohl
einräumen: daß man diesen unvermeidlichen Mangel
durch eine erlaubte ganz vernünftige Hypothese zu ergän-
zen wohl befugt sey; daß nemlich, wenn in so viel Stü-
cken, als sich unserer näheren Kenntniß darbieten, Weis-
heit, Gütigkeit etc. hervorleuchtet, in allen übrigen es
eben so seyn werde, und es also vernünftig sey, dem
Welturheber alle mögliche Vollkommenheit beyzulegen;
aber das sind keine Schlüsse, wodurch wir uns auf un-
sere Einsicht etwas dünken, sondern nur Befugnisse, die man
uns nachsehen kann, und doch noch einer anderweitigen
Empfehlung bedürfen, um davon Gebrauch zu machen.
Der Begriff von Gott bleibt also auf dem empirischen

We-

der rein. Vern. in Beſt. des Begr. vom hoͤchſt. Gut.
Object beſtimmt. Und da zeigt ſich, nicht allein in ih-
rer unvermeidlichen Aufgabe, nemlich der nothwendigen
Richtung des Willens auf das hoͤchſte Gut, die Noth-
wendigkeit, ein ſolches Urweſen, in Beziehung auf die
Moͤglichkeit dieſes Guten in der Welt, anzunehmen, ſon-
dern, was das Merkwuͤrdigſte iſt, etwas, was dem
Fortgange der Vernunft auf dem Naturwege ganz man-
gelte, nemlich ein genau beſtimmter Begriff dieſes
Urweſens.
Da wir dieſe Welt nur zu einem kleinen
Theile kennen, noch weniger ſie mit allen moͤglichen
Welten vergleichen koͤnnen, ſo koͤnnen wir von ihrer
Ordnung, Zweckmaͤßigkeit und Groͤße wol auf einen
weiſen, guͤtigen, maͤchtigen etc. Urheber derſelben
ſchließen, aber nicht auf ſeine Allwiſſenheit, Allguͤtig-
keit, Allmacht,
u. ſ. w. Man kann auch gar wohl
einraͤumen: daß man dieſen unvermeidlichen Mangel
durch eine erlaubte ganz vernuͤnftige Hypotheſe zu ergaͤn-
zen wohl befugt ſey; daß nemlich, wenn in ſo viel Stuͤ-
cken, als ſich unſerer naͤheren Kenntniß darbieten, Weis-
heit, Guͤtigkeit etc. hervorleuchtet, in allen uͤbrigen es
eben ſo ſeyn werde, und es alſo vernuͤnftig ſey, dem
Welturheber alle moͤgliche Vollkommenheit beyzulegen;
aber das ſind keine Schluͤſſe, wodurch wir uns auf un-
ſere Einſicht etwas duͤnken, ſondern nur Befugniſſe, die man
uns nachſehen kann, und doch noch einer anderweitigen
Empfehlung beduͤrfen, um davon Gebrauch zu machen.
Der Begriff von Gott bleibt alſo auf dem empiriſchen

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[251/0259] der rein. Vern. in Beſt. des Begr. vom hoͤchſt. Gut. Object beſtimmt. Und da zeigt ſich, nicht allein in ih- rer unvermeidlichen Aufgabe, nemlich der nothwendigen Richtung des Willens auf das hoͤchſte Gut, die Noth- wendigkeit, ein ſolches Urweſen, in Beziehung auf die Moͤglichkeit dieſes Guten in der Welt, anzunehmen, ſon- dern, was das Merkwuͤrdigſte iſt, etwas, was dem Fortgange der Vernunft auf dem Naturwege ganz man- gelte, nemlich ein genau beſtimmter Begriff dieſes Urweſens. Da wir dieſe Welt nur zu einem kleinen Theile kennen, noch weniger ſie mit allen moͤglichen Welten vergleichen koͤnnen, ſo koͤnnen wir von ihrer Ordnung, Zweckmaͤßigkeit und Groͤße wol auf einen weiſen, guͤtigen, maͤchtigen etc. Urheber derſelben ſchließen, aber nicht auf ſeine Allwiſſenheit, Allguͤtig- keit, Allmacht, u. ſ. w. Man kann auch gar wohl einraͤumen: daß man dieſen unvermeidlichen Mangel durch eine erlaubte ganz vernuͤnftige Hypotheſe zu ergaͤn- zen wohl befugt ſey; daß nemlich, wenn in ſo viel Stuͤ- cken, als ſich unſerer naͤheren Kenntniß darbieten, Weis- heit, Guͤtigkeit etc. hervorleuchtet, in allen uͤbrigen es eben ſo ſeyn werde, und es alſo vernuͤnftig ſey, dem Welturheber alle moͤgliche Vollkommenheit beyzulegen; aber das ſind keine Schluͤſſe, wodurch wir uns auf un- ſere Einſicht etwas duͤnken, ſondern nur Befugniſſe, die man uns nachſehen kann, und doch noch einer anderweitigen Empfehlung beduͤrfen, um davon Gebrauch zu machen. Der Begriff von Gott bleibt alſo auf dem empiriſchen We-

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Zitationshilfe: Kant, Immanuel: Critik der practischen Vernunft. Riga, 1788, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kant_pvernunft_1788/259>, abgerufen am 22.11.2024.