als Begebenheiten, die in der Sinnenwelt geschehen, und also so fern zur Natur gehören, angewandt wer- den soll.
Allein hier eröffnet sich doch wieder eine günstige Aussicht für die reine practische Urtheilskraft. Es ist bey der Subsumtion einer mir in der Sinnenwelt mög- lichen Handlung unter einem reinen practischen Gese- tze nicht um die Möglichkeit der Handlung, als einer Begebenheit in der Sinnenwelt, zu thun; denn die ge- hört für die Beurtheilung des theoretischen Gebrauchs der Vernunft, nach dem Gesetze der Causalität, eines reinen Verstandesbegriffs, für den sie ein Schema in der sinnlichen Anschauung hat. Die physische Causali- tät, oder die Bedingung, unter der sie stattfindet, ge- hört unter die Naturbegriffe, deren Schema transscen- dentale Einbildungskraft entwirft. Hier aber ist es nicht um das Schema eines Falles nach Gesetzen, son- dern um das Schema (wenn dieses Wort hier schicklich ist) eines Gesetzes selbst zu thun, weil die Willensbe- stimmung (nicht der Handlung in Beziehung auf ihren Erfolg) durchs Gesetz allein, ohne einen anderen Be- stimmungsgrund, den Begriff der Causalität an ganz andere Bedingungen bindet, als diejenige sind, welche die Naturverknüpfung ausmachen.
Dem Naturgesetze, als Gesetze, welchem die Ge- genstände sinnlicher Anschauung, als solche, unter-
wor-
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eines Gegenſtandes der reinen pract. Vernunft.
als Begebenheiten, die in der Sinnenwelt geſchehen, und alſo ſo fern zur Natur gehoͤren, angewandt wer- den ſoll.
Allein hier eroͤffnet ſich doch wieder eine guͤnſtige Ausſicht fuͤr die reine practiſche Urtheilskraft. Es iſt bey der Subſumtion einer mir in der Sinnenwelt moͤg- lichen Handlung unter einem reinen practiſchen Geſe- tze nicht um die Moͤglichkeit der Handlung, als einer Begebenheit in der Sinnenwelt, zu thun; denn die ge- hoͤrt fuͤr die Beurtheilung des theoretiſchen Gebrauchs der Vernunft, nach dem Geſetze der Cauſalitaͤt, eines reinen Verſtandesbegriffs, fuͤr den ſie ein Schema in der ſinnlichen Anſchauung hat. Die phyſiſche Cauſali- taͤt, oder die Bedingung, unter der ſie ſtattfindet, ge- hoͤrt unter die Naturbegriffe, deren Schema transſcen- dentale Einbildungskraft entwirft. Hier aber iſt es nicht um das Schema eines Falles nach Geſetzen, ſon- dern um das Schema (wenn dieſes Wort hier ſchicklich iſt) eines Geſetzes ſelbſt zu thun, weil die Willensbe- ſtimmung (nicht der Handlung in Beziehung auf ihren Erfolg) durchs Geſetz allein, ohne einen anderen Be- ſtimmungsgrund, den Begriff der Cauſalitaͤt an ganz andere Bedingungen bindet, als diejenige ſind, welche die Naturverknuͤpfung ausmachen.
Dem Naturgeſetze, als Geſetze, welchem die Ge- genſtaͤnde ſinnlicher Anſchauung, als ſolche, unter-
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eines Gegenſtandes der reinen pract. Vernunft.
als Begebenheiten, die in der Sinnenwelt geſchehen, und
alſo ſo fern zur Natur gehoͤren, angewandt wer-
den ſoll.
Allein hier eroͤffnet ſich doch wieder eine guͤnſtige
Ausſicht fuͤr die reine practiſche Urtheilskraft. Es iſt
bey der Subſumtion einer mir in der Sinnenwelt moͤg-
lichen Handlung unter einem reinen practiſchen Geſe-
tze nicht um die Moͤglichkeit der Handlung, als einer
Begebenheit in der Sinnenwelt, zu thun; denn die ge-
hoͤrt fuͤr die Beurtheilung des theoretiſchen Gebrauchs
der Vernunft, nach dem Geſetze der Cauſalitaͤt, eines
reinen Verſtandesbegriffs, fuͤr den ſie ein Schema in
der ſinnlichen Anſchauung hat. Die phyſiſche Cauſali-
taͤt, oder die Bedingung, unter der ſie ſtattfindet, ge-
hoͤrt unter die Naturbegriffe, deren Schema transſcen-
dentale Einbildungskraft entwirft. Hier aber iſt es
nicht um das Schema eines Falles nach Geſetzen, ſon-
dern um das Schema (wenn dieſes Wort hier ſchicklich
iſt) eines Geſetzes ſelbſt zu thun, weil die Willensbe-
ſtimmung (nicht der Handlung in Beziehung auf ihren
Erfolg) durchs Geſetz allein, ohne einen anderen Be-
ſtimmungsgrund, den Begriff der Cauſalitaͤt an ganz
andere Bedingungen bindet, als diejenige ſind, welche
die Naturverknuͤpfung ausmachen.
Dem Naturgeſetze, als Geſetze, welchem die Ge-
genſtaͤnde ſinnlicher Anſchauung, als ſolche, unter-
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Kant, Immanuel: Critik der practischen Vernunft. Riga, 1788, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kant_pvernunft_1788/129>, abgerufen am 16.02.2025.
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