Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kant, Immanuel: Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels. Königsberg u. a., 1755.

Bild:
<< vorherige Seite

und Theorie des Himmels.
Zerstörung gesichert und zu einer unvergänglichen
Dauer geschickt gemacht wird.

So haben denn alle Sonnen des Firmaments
Umlaufsbewegungen, entweder um einen allgemei-
nen Mittelpunkt oder um viele. Man kann sich
aber allhier der Analogie bedienen, dessen, was bey
den Kreisläufen unserer Sonnenwelt bemerket wird:
daß nemlich, gleichwie eben dieselbe Ursache, die den
Planeten die Centerfliehkraft, durch die sie ihre Um-
läufe verrichten, ertheilet hat, ihre Laufkreise auch
so gerichtet: daß sie sich alle auf eine Fläche bezie-
hen, also auch die Ursache, welche es auch immer
seyn mag, die den Sonnen der Oberwelt, als so
viel Wandelsternen höherer Weltordnungen die
Kraft der Umwendung gegeben, ihre Kreise zu-
gleich so viel möglich auf eine Fläche gebracht, und
die Abweichungen von derselben einzuschränken be-
strebt gewesen.

Nach dieser Vorstellung kann man das Systent
der Fixsterne einiger massen durch das planetische
abschildern, wenn man dieses unendlich vergrössert.
Denn wenn wir an statt der 6 Planeten mit ihren
10 Begleitern so viele tausend derselben, und an
statt der 28 oder 30 Cometen, die beobachtet wor-
den, ihrer hundert oder tausendmal mehr anneh-
men, wenn wir eben diese Körper als selbstleuchtend
gedenken, so würde dem Auge des Zuschauers, das
sie von der Erde ansiehet, eben der Schein als von
den Fixsternen der Milchstrasse entstehen. Denn
die gedachte Planeten würden durch ihre Naheit

zu
A 4

und Theorie des Himmels.
Zerſtoͤrung geſichert und zu einer unvergaͤnglichen
Dauer geſchickt gemacht wird.

So haben denn alle Sonnen des Firmaments
Umlaufsbewegungen, entweder um einen allgemei-
nen Mittelpunkt oder um viele. Man kann ſich
aber allhier der Analogie bedienen, deſſen, was bey
den Kreislaͤufen unſerer Sonnenwelt bemerket wird:
daß nemlich, gleichwie eben dieſelbe Urſache, die den
Planeten die Centerfliehkraft, durch die ſie ihre Um-
laͤufe verrichten, ertheilet hat, ihre Laufkreiſe auch
ſo gerichtet: daß ſie ſich alle auf eine Flaͤche bezie-
hen, alſo auch die Urſache, welche es auch immer
ſeyn mag, die den Sonnen der Oberwelt, als ſo
viel Wandelſternen hoͤherer Weltordnungen die
Kraft der Umwendung gegeben, ihre Kreiſe zu-
gleich ſo viel moͤglich auf eine Flaͤche gebracht, und
die Abweichungen von derſelben einzuſchraͤnken be-
ſtrebt geweſen.

Nach dieſer Vorſtellung kann man das Syſtent
der Fixſterne einiger maſſen durch das planetiſche
abſchildern, wenn man dieſes unendlich vergroͤſſert.
Denn wenn wir an ſtatt der 6 Planeten mit ihren
10 Begleitern ſo viele tauſend derſelben, und an
ſtatt der 28 oder 30 Cometen, die beobachtet wor-
den, ihrer hundert oder tauſendmal mehr anneh-
men, wenn wir eben dieſe Koͤrper als ſelbſtleuchtend
gedenken, ſo wuͤrde dem Auge des Zuſchauers, das
ſie von der Erde anſiehet, eben der Schein als von
den Fixſternen der Milchſtraſſe entſtehen. Denn
die gedachte Planeten wuͤrden durch ihre Naheit

zu
A 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0075" n="7"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">und Theorie des Himmels.</hi></fw><lb/>
Zer&#x017F;to&#x0364;rung ge&#x017F;ichert und zu einer unverga&#x0364;nglichen<lb/>
Dauer ge&#x017F;chickt gemacht wird.</p><lb/>
        <p>So haben denn alle Sonnen des Firmaments<lb/>
Umlaufsbewegungen, entweder um einen allgemei-<lb/>
nen Mittelpunkt oder um viele. Man kann &#x017F;ich<lb/>
aber allhier der Analogie bedienen, de&#x017F;&#x017F;en, was bey<lb/>
den Kreisla&#x0364;ufen un&#x017F;erer Sonnenwelt bemerket wird:<lb/>
daß nemlich, gleichwie eben die&#x017F;elbe Ur&#x017F;ache, die den<lb/>
Planeten die Centerfliehkraft, durch die &#x017F;ie ihre Um-<lb/>
la&#x0364;ufe verrichten, ertheilet hat, ihre Laufkrei&#x017F;e auch<lb/>
&#x017F;o gerichtet: daß &#x017F;ie &#x017F;ich alle auf eine Fla&#x0364;che bezie-<lb/>
hen, al&#x017F;o auch die Ur&#x017F;ache, welche es auch immer<lb/>
&#x017F;eyn mag, die den Sonnen der Oberwelt, als &#x017F;o<lb/>
viel Wandel&#x017F;ternen ho&#x0364;herer Weltordnungen die<lb/>
Kraft der Umwendung gegeben, ihre Krei&#x017F;e zu-<lb/>
gleich &#x017F;o viel mo&#x0364;glich auf eine Fla&#x0364;che gebracht, und<lb/>
die Abweichungen von der&#x017F;elben einzu&#x017F;chra&#x0364;nken be-<lb/>
&#x017F;trebt gewe&#x017F;en.</p><lb/>
        <p>Nach die&#x017F;er Vor&#x017F;tellung kann man das Sy&#x017F;tent<lb/>
der Fix&#x017F;terne einiger ma&#x017F;&#x017F;en durch das planeti&#x017F;che<lb/>
ab&#x017F;childern, wenn man die&#x017F;es unendlich vergro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ert.<lb/>
Denn wenn wir an &#x017F;tatt der 6 Planeten mit ihren<lb/>
10 Begleitern &#x017F;o viele tau&#x017F;end der&#x017F;elben, und an<lb/>
&#x017F;tatt der 28 oder 30 Cometen, die beobachtet wor-<lb/>
den, ihrer hundert oder tau&#x017F;endmal mehr anneh-<lb/>
men, wenn wir eben die&#x017F;e Ko&#x0364;rper als &#x017F;elb&#x017F;tleuchtend<lb/>
gedenken, &#x017F;o wu&#x0364;rde dem Auge des Zu&#x017F;chauers, das<lb/>
&#x017F;ie von der Erde an&#x017F;iehet, eben der Schein als von<lb/>
den Fix&#x017F;ternen der Milch&#x017F;tra&#x017F;&#x017F;e ent&#x017F;tehen. Denn<lb/>
die gedachte Planeten wu&#x0364;rden durch ihre Naheit<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">A 4</fw><fw place="bottom" type="catch">zu</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[7/0075] und Theorie des Himmels. Zerſtoͤrung geſichert und zu einer unvergaͤnglichen Dauer geſchickt gemacht wird. So haben denn alle Sonnen des Firmaments Umlaufsbewegungen, entweder um einen allgemei- nen Mittelpunkt oder um viele. Man kann ſich aber allhier der Analogie bedienen, deſſen, was bey den Kreislaͤufen unſerer Sonnenwelt bemerket wird: daß nemlich, gleichwie eben dieſelbe Urſache, die den Planeten die Centerfliehkraft, durch die ſie ihre Um- laͤufe verrichten, ertheilet hat, ihre Laufkreiſe auch ſo gerichtet: daß ſie ſich alle auf eine Flaͤche bezie- hen, alſo auch die Urſache, welche es auch immer ſeyn mag, die den Sonnen der Oberwelt, als ſo viel Wandelſternen hoͤherer Weltordnungen die Kraft der Umwendung gegeben, ihre Kreiſe zu- gleich ſo viel moͤglich auf eine Flaͤche gebracht, und die Abweichungen von derſelben einzuſchraͤnken be- ſtrebt geweſen. Nach dieſer Vorſtellung kann man das Syſtent der Fixſterne einiger maſſen durch das planetiſche abſchildern, wenn man dieſes unendlich vergroͤſſert. Denn wenn wir an ſtatt der 6 Planeten mit ihren 10 Begleitern ſo viele tauſend derſelben, und an ſtatt der 28 oder 30 Cometen, die beobachtet wor- den, ihrer hundert oder tauſendmal mehr anneh- men, wenn wir eben dieſe Koͤrper als ſelbſtleuchtend gedenken, ſo wuͤrde dem Auge des Zuſchauers, das ſie von der Erde anſiehet, eben der Schein als von den Fixſternen der Milchſtraſſe entſtehen. Denn die gedachte Planeten wuͤrden durch ihre Naheit zu A 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kant_naturgeschichte_1755
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kant_naturgeschichte_1755/75
Zitationshilfe: Kant, Immanuel: Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels. Königsberg u. a., 1755, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kant_naturgeschichte_1755/75>, abgerufen am 23.11.2024.