Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kant, Immanuel: Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels. Königsberg u. a., 1755.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

Vorrede
Himmelskörper sind runde Massen, also
von der einfachsten Bildung, die ein Kör-
per, dessen Ursprung man sucht, nur immer
haben kan. Jhre Bewegungen sind
gleichfals unvermischt. Sie sind nichts als
eine freye Fortsetzung eines einmal einge-
drückten Schwunges, welcher, mit der At-
traktion des Körpers im Mittelpunkte
verbunden, kreisförmigt wird. Ueberdem
ist der Raum, darinn sie sich bewegen, leer,
die Zwischenweiten, die sie von einander
absondern, ganz ungemein groß und also
alles sowohl zur unverwirrten Bewegung,
als auch deutlichen Bemerkung derselben
auf das deutlichste aus einander gesetzt.
Mich dünkt, man könne hier in gewissem
Verstande ohne Vermessenheit sagen: Ge-
bet mir Materie, ich will eine Welt
daraus bauen! das ist, gebet mir Mate-
rie, ich will euch zeigen, wie eine Welt
daraus entstehen soll. Denn wenn Ma-
terie vorhanden ist, welche mit einer we-

sent-
c

Vorrede
Himmelskoͤrper ſind runde Maſſen, alſo
von der einfachſten Bildung, die ein Koͤr-
per, deſſen Urſprung man ſucht, nur immer
haben kan. Jhre Bewegungen ſind
gleichfals unvermiſcht. Sie ſind nichts als
eine freye Fortſetzung eines einmal einge-
druͤckten Schwunges, welcher, mit der At-
traktion des Koͤrpers im Mittelpunkte
verbunden, kreisfoͤrmigt wird. Ueberdem
iſt der Raum, darinn ſie ſich bewegen, leer,
die Zwiſchenweiten, die ſie von einander
abſondern, ganz ungemein groß und alſo
alles ſowohl zur unverwirrten Bewegung,
als auch deutlichen Bemerkung derſelben
auf das deutlichſte aus einander geſetzt.
Mich duͤnkt, man koͤnne hier in gewiſſem
Verſtande ohne Vermeſſenheit ſagen: Ge-
bet mir Materie, ich will eine Welt
daraus bauen! das iſt, gebet mir Mate-
rie, ich will euch zeigen, wie eine Welt
daraus entſtehen ſoll. Denn wenn Ma-
terie vorhanden iſt, welche mit einer we-

ſent-
c
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0037"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vorrede</hi></fw><lb/>
Himmelsko&#x0364;rper &#x017F;ind runde Ma&#x017F;&#x017F;en, al&#x017F;o<lb/>
von der einfach&#x017F;ten Bildung, die ein Ko&#x0364;r-<lb/>
per, de&#x017F;&#x017F;en Ur&#x017F;prung man &#x017F;ucht, nur immer<lb/>
haben kan. Jhre Bewegungen &#x017F;ind<lb/>
gleichfals unvermi&#x017F;cht. Sie &#x017F;ind nichts als<lb/>
eine freye Fort&#x017F;etzung eines einmal einge-<lb/>
dru&#x0364;ckten Schwunges, welcher, mit der At-<lb/>
traktion des Ko&#x0364;rpers im Mittelpunkte<lb/>
verbunden, kreisfo&#x0364;rmigt wird. Ueberdem<lb/>
i&#x017F;t der Raum, darinn &#x017F;ie &#x017F;ich bewegen, leer,<lb/>
die Zwi&#x017F;chenweiten, die &#x017F;ie von einander<lb/>
ab&#x017F;ondern, ganz ungemein groß und al&#x017F;o<lb/>
alles &#x017F;owohl zur unverwirrten Bewegung,<lb/>
als auch deutlichen Bemerkung der&#x017F;elben<lb/>
auf das deutlich&#x017F;te aus einander ge&#x017F;etzt.<lb/>
Mich du&#x0364;nkt, man ko&#x0364;nne hier in gewi&#x017F;&#x017F;em<lb/>
Ver&#x017F;tande ohne Verme&#x017F;&#x017F;enheit &#x017F;agen: <hi rendition="#fr">Ge-<lb/>
bet mir Materie, ich will eine Welt<lb/>
daraus bauen!</hi> das i&#x017F;t, gebet mir Mate-<lb/>
rie, ich will euch zeigen, wie eine Welt<lb/>
daraus ent&#x017F;tehen &#x017F;oll. Denn wenn Ma-<lb/>
terie vorhanden i&#x017F;t, welche mit einer we-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">c</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ent-</fw><lb/></p>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[0037] Vorrede Himmelskoͤrper ſind runde Maſſen, alſo von der einfachſten Bildung, die ein Koͤr- per, deſſen Urſprung man ſucht, nur immer haben kan. Jhre Bewegungen ſind gleichfals unvermiſcht. Sie ſind nichts als eine freye Fortſetzung eines einmal einge- druͤckten Schwunges, welcher, mit der At- traktion des Koͤrpers im Mittelpunkte verbunden, kreisfoͤrmigt wird. Ueberdem iſt der Raum, darinn ſie ſich bewegen, leer, die Zwiſchenweiten, die ſie von einander abſondern, ganz ungemein groß und alſo alles ſowohl zur unverwirrten Bewegung, als auch deutlichen Bemerkung derſelben auf das deutlichſte aus einander geſetzt. Mich duͤnkt, man koͤnne hier in gewiſſem Verſtande ohne Vermeſſenheit ſagen: Ge- bet mir Materie, ich will eine Welt daraus bauen! das iſt, gebet mir Mate- rie, ich will euch zeigen, wie eine Welt daraus entſtehen ſoll. Denn wenn Ma- terie vorhanden iſt, welche mit einer we- ſent- c

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kant_naturgeschichte_1755
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kant_naturgeschichte_1755/37
Zitationshilfe: Kant, Immanuel: Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels. Königsberg u. a., 1755, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kant_naturgeschichte_1755/37>, abgerufen am 27.11.2024.