Kant, Immanuel: Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels. Königsberg u. a., 1755.Allgemeine Naturgeschichte Pope. Zu welch einem Fortgange in der Erkenntniß, (wo-
Allgemeine Naturgeſchichte Pope. Zu welch einem Fortgange in der Erkenntniß, (wo-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0256" n="188"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Allgemeine Naturgeſchichte</hi> </fw><lb/> <cit> <quote> <lg type="poem"> <l>Da juͤngſt die obern Weiſen ſahn,</l><lb/> <l>Was unlaͤngſt recht verwunderlich,</l><lb/> <l>Ein Sterblicher bey uns gethan,</l><lb/> <l>Und wie er der Natur Geſetz entfaltet;<lb/><hi rendition="#et">wunderten ſie ſich,</hi></l><lb/> <l>Daß durch ein irrdiſches Geſchoͤpf derglei-<lb/><hi rendition="#et">chen moͤglich zu geſchehn</hi></l><lb/> <l> <hi rendition="#fr">Und ſahen unſern Newton an, ſo wie<lb/><hi rendition="#et">wir einen Affen ſehn.</hi></hi> </l> </lg><lb/> </quote> <bibl> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#fr">Pope.</hi> </hi> </bibl> </cit><lb/> <p>Zu welch einem Fortgange in der Erkenntniß,<lb/> wird die Einſicht jener gluͤckſeligen Weſen der ober-<lb/> ſten Himmelsſphaͤren nicht gelangen! Welche ſchoͤne<lb/> Folgen, wird dieſe Erleuchtung der Einſichten nicht<lb/> in ihre ſittliche Beſchaffenheit haben! Die Ein-<lb/> ſichten des Verſtandes, wenn ſie die gehoͤrigen Gra-<lb/> de der Vollſtaͤndigkeit und Deutlichkeit beſitzen, ha-<lb/> ben weit lebhaftere Reitzungen als die ſinnlichen An-<lb/> lockungen an ſich, und ſind vermoͤgend, dieſe ſieg-<lb/> reich zu beherrſchen, und unter den Fuß zu treten.<lb/> Wie herrlich wird ſich die Gottheit ſelbſt, die ſich<lb/> in allen Geſchoͤpfe mahlet in dieſen denkenden Na-<lb/> turen nicht mahlen, welche als ein von den Stuͤr-<lb/> men der Leidenſchaften unbewegtes Meer ihr Bild<lb/> ruhig aufnehmen, und zuruͤckſtrahlen! Wir wol-<lb/> len dieſe Muthmaſſungen nicht uͤber die, einer phy-<lb/> ſiſchen Abhandlung vorgezeichnete Grenzen erſtre-<lb/> cken, wir bemerken nur nochmals die oben ange-<lb/> fuͤhrte Analogie: <hi rendition="#fr">daß die Vollkommenheit der<lb/> Geiſterwelt ſowohl, als der materialiſchen<lb/> in den Planeten, von dem Merkur an bis<lb/> zum Saturn, oder vielleicht noch uͤber ihm,</hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">(wo-</hi></fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [188/0256]
Allgemeine Naturgeſchichte
Da juͤngſt die obern Weiſen ſahn,
Was unlaͤngſt recht verwunderlich,
Ein Sterblicher bey uns gethan,
Und wie er der Natur Geſetz entfaltet;
wunderten ſie ſich,
Daß durch ein irrdiſches Geſchoͤpf derglei-
chen moͤglich zu geſchehn
Und ſahen unſern Newton an, ſo wie
wir einen Affen ſehn.
Pope.
Zu welch einem Fortgange in der Erkenntniß,
wird die Einſicht jener gluͤckſeligen Weſen der ober-
ſten Himmelsſphaͤren nicht gelangen! Welche ſchoͤne
Folgen, wird dieſe Erleuchtung der Einſichten nicht
in ihre ſittliche Beſchaffenheit haben! Die Ein-
ſichten des Verſtandes, wenn ſie die gehoͤrigen Gra-
de der Vollſtaͤndigkeit und Deutlichkeit beſitzen, ha-
ben weit lebhaftere Reitzungen als die ſinnlichen An-
lockungen an ſich, und ſind vermoͤgend, dieſe ſieg-
reich zu beherrſchen, und unter den Fuß zu treten.
Wie herrlich wird ſich die Gottheit ſelbſt, die ſich
in allen Geſchoͤpfe mahlet in dieſen denkenden Na-
turen nicht mahlen, welche als ein von den Stuͤr-
men der Leidenſchaften unbewegtes Meer ihr Bild
ruhig aufnehmen, und zuruͤckſtrahlen! Wir wol-
len dieſe Muthmaſſungen nicht uͤber die, einer phy-
ſiſchen Abhandlung vorgezeichnete Grenzen erſtre-
cken, wir bemerken nur nochmals die oben ange-
fuͤhrte Analogie: daß die Vollkommenheit der
Geiſterwelt ſowohl, als der materialiſchen
in den Planeten, von dem Merkur an bis
zum Saturn, oder vielleicht noch uͤber ihm,
(wo-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |