Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kant, Immanuel: Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels. Königsberg u. a., 1755.

Bild:
<< vorherige Seite

Vorrede.
heit, da man der sich selbst überlassenen
Natur solche Folgen beyzumessen sich er-
kühnen darf, darin man mit Recht die un-
mittelbare Hand des höchsten Wesens ge-
wahr wird, und besorget in dem Vorwitz
solcher Betrachtungen eine Schutzrede des
Gottesleugners anzutreffen. Jch sehe alle
diese Schwierigkeiten wohl und werde doch
nicht kleinmüthig. Jch empfinde die ganze
Stärke der Hindernisse die sich entgegen
setzen, und verzage doch nicht. Jch habe
auf eine geringe Vermuthung eine gefähr-
liche Reise gewagt, und erblicke schon die
Vorgebürge neuer Länder. Diejenigen,
welche die Herzhaftigkeit haben die Unter-
suchung fortzusetzen, werden sie betreten
und das Vergnügen haben, selbige mit ih-
rem Namen zu bezeichnen.

Jch habe nicht eher den Anschlag auf
diese Unternehmung gefasset, als bis ich
mich in Ansehung der Pflichten der Reli-
gion in Sicherheit gesehen habe. Mein

Eifer

Vorrede.
heit, da man der ſich ſelbſt uͤberlaſſenen
Natur ſolche Folgen beyzumeſſen ſich er-
kuͤhnen darf, darin man mit Recht die un-
mittelbare Hand des hoͤchſten Weſens ge-
wahr wird, und beſorget in dem Vorwitz
ſolcher Betrachtungen eine Schutzrede des
Gottesleugners anzutreffen. Jch ſehe alle
dieſe Schwierigkeiten wohl und werde doch
nicht kleinmuͤthig. Jch empfinde die ganze
Staͤrke der Hinderniſſe die ſich entgegen
ſetzen, und verzage doch nicht. Jch habe
auf eine geringe Vermuthung eine gefaͤhr-
liche Reiſe gewagt, und erblicke ſchon die
Vorgebuͤrge neuer Laͤnder. Diejenigen,
welche die Herzhaftigkeit haben die Unter-
ſuchung fortzuſetzen, werden ſie betreten
und das Vergnuͤgen haben, ſelbige mit ih-
rem Namen zu bezeichnen.

Jch habe nicht eher den Anſchlag auf
dieſe Unternehmung gefaſſet, als bis ich
mich in Anſehung der Pflichten der Reli-
gion in Sicherheit geſehen habe. Mein

Eifer
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0014"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vorrede.</hi></fw><lb/>
heit, da man der &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t u&#x0364;berla&#x017F;&#x017F;enen<lb/>
Natur &#x017F;olche Folgen beyzume&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich er-<lb/>
ku&#x0364;hnen darf, darin man mit Recht die un-<lb/>
mittelbare Hand des ho&#x0364;ch&#x017F;ten We&#x017F;ens ge-<lb/>
wahr wird, und be&#x017F;orget in dem Vorwitz<lb/>
&#x017F;olcher Betrachtungen eine Schutzrede des<lb/>
Gottesleugners anzutreffen. Jch &#x017F;ehe alle<lb/>
die&#x017F;e Schwierigkeiten wohl und werde doch<lb/>
nicht kleinmu&#x0364;thig. Jch empfinde die ganze<lb/>
Sta&#x0364;rke der Hinderni&#x017F;&#x017F;e die &#x017F;ich entgegen<lb/>
&#x017F;etzen, und verzage doch nicht. Jch habe<lb/>
auf eine geringe Vermuthung eine gefa&#x0364;hr-<lb/>
liche Rei&#x017F;e gewagt, und erblicke &#x017F;chon die<lb/>
Vorgebu&#x0364;rge neuer La&#x0364;nder. Diejenigen,<lb/>
welche die Herzhaftigkeit haben die Unter-<lb/>
&#x017F;uchung fortzu&#x017F;etzen, werden &#x017F;ie betreten<lb/>
und das Vergnu&#x0364;gen haben, &#x017F;elbige mit ih-<lb/>
rem Namen zu bezeichnen.</p><lb/>
        <p>Jch habe nicht eher den An&#x017F;chlag auf<lb/>
die&#x017F;e Unternehmung gefa&#x017F;&#x017F;et, als bis ich<lb/>
mich in An&#x017F;ehung der Pflichten der Reli-<lb/>
gion in Sicherheit ge&#x017F;ehen habe. Mein<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Eifer</fw><lb/></p>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[0014] Vorrede. heit, da man der ſich ſelbſt uͤberlaſſenen Natur ſolche Folgen beyzumeſſen ſich er- kuͤhnen darf, darin man mit Recht die un- mittelbare Hand des hoͤchſten Weſens ge- wahr wird, und beſorget in dem Vorwitz ſolcher Betrachtungen eine Schutzrede des Gottesleugners anzutreffen. Jch ſehe alle dieſe Schwierigkeiten wohl und werde doch nicht kleinmuͤthig. Jch empfinde die ganze Staͤrke der Hinderniſſe die ſich entgegen ſetzen, und verzage doch nicht. Jch habe auf eine geringe Vermuthung eine gefaͤhr- liche Reiſe gewagt, und erblicke ſchon die Vorgebuͤrge neuer Laͤnder. Diejenigen, welche die Herzhaftigkeit haben die Unter- ſuchung fortzuſetzen, werden ſie betreten und das Vergnuͤgen haben, ſelbige mit ih- rem Namen zu bezeichnen. Jch habe nicht eher den Anſchlag auf dieſe Unternehmung gefaſſet, als bis ich mich in Anſehung der Pflichten der Reli- gion in Sicherheit geſehen habe. Mein Eifer

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kant_naturgeschichte_1755
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kant_naturgeschichte_1755/14
Zitationshilfe: Kant, Immanuel: Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels. Königsberg u. a., 1755, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kant_naturgeschichte_1755/14>, abgerufen am 23.11.2024.