Kale, Jacob: Eine Christliche Leichpredigt/ Am tage der Begrebniß/ des weylandt Hochwirdigen/ Durchleuchtigen/ Hochgebornen Fürsten und Herrn/ Herrn Heinrichen Julij/ Postulierten Bischoff zu Halberstadt/ und Hertzogen zu Braunschweig und Lüneburg/ [et]c. : Welcher in der Königlichen alten Heuptstadt Prage Anno 1613. am 20. Julij ... entschlaffen. Goslar, 1613.schicken sollen. Ob sichs nun wol sonsten gar nicht leiden / ja im allergeringsten nicht gebühren wil mit Gott zu rechten / vber vnd wider seine Regierung vnd Wercke einige klage zuführen / wie Jeremias am 12. Cap. sagt: HErr wenn ich gleich mit dirJer. 12. rechten wolte / so behieltestu doch recht / dennoch muß ich von recht mit dir reden / Warumb gehet es doch den gottlosen so wol / vnd die Verechter haben alles die fülle? Du pflantzest sie das sie wurtzeln / wachsen vnnd Frucht bringen / du lesset sie viel von dir rhümen / vnd züchtigest sie nicht / mich aber HErr kennestu vnd sihest mich / vnd prüfest mein Hertz vor dir. Aber du lest sie frey gehen wie Schafe / das sie geschlachtet werden / vnd sparest sie / das sie gewürget werden. Sondern den frommen Christen vnd gleubigen Gottes gebührt viel mehr / wie Job.Job. 21. am 21. Cap. sagt / die Handt auffs Maul zulegen / den Mund in den Staub zustecken / vnd dem HErrn in allem recht zugeben vnd zulassen / angesehen / das es heisset / Der HERr ist gerecht in allen seinen Wercken: So mag es doch der fromme Gott an seinen lieben Gleubigen bißweilen gar wol geschehen lassen / das mit jhme von recht geredt / bevoraus in Kindlichem Vertrawen vnd Gehorsam / von jhnen jhre noth vnd obliegen geklaget werde. Dessen zum Exempel wird vns der heilige König vnd Prophet David in vorhabendem Psalm fürgestelt / welcher mit seinem lieben Gott hierinn eben eine starcke Sprache helt / vnd in seinem / vnd des gantzen Volckes Namen eine zimliche hefftige Klage für vnnd anbringet. Der eingang der Klage ist gar kurtz vnd abgebrochen / er findet ein einiges Wörtlein vnd spricht: Gott der du vns. etc. Sonsten in anderen Psalmen / vnd sonderlich da es vmb Geistliche noth vnd anlie- schicken sollen. Ob sichs nun wol sonsten gar nicht leiden / ja im allergeringsten nicht gebühren wil mit Gott zu rechten / vber vnd wider seine Regierung vnd Wercke einige klage zuführen / wie Jeremias am 12. Cap. sagt: HErr wenn ich gleich mit dirJer. 12. rechten wolte / so behieltestu doch recht / dennoch muß ich von recht mit dir redẽ / Warumb gehet es doch den gottlosen so wol / vnd die Verechter haben alles die fülle? Du pflantzest sie das sie wurtzeln / wachsen vnnd Frucht bringen / du lesset sie viel von dir rhümen / vnd züchtigest sie nicht / mich aber HErr kennestu vnd sihest mich / vnd prüfest mein Hertz vor dir. Aber du lest sie frey gehen wie Schafe / das sie geschlachtet werden / vnd sparest sie / das sie gewürget werden. Sondern den frommen Christen vnd gleubigen Gottes gebührt viel mehr / wie Job.Job. 21. am 21. Cap. sagt / die Handt auffs Maul zulegen / den Mund in den Staub zustecken / vnd dem HErrn in allem recht zugeben vnd zulassen / angesehen / das es heisset / Der HERr ist gerecht in allen seinen Wercken: So mag es doch der fromme Gott an seinen lieben Gleubigen bißweilen gar wol geschehen lassen / das mit jhme von recht geredt / bevoraus in Kindlichem Vertrawen vnd Gehorsam / von jhnen jhre noth vnd obliegen geklaget werde. Dessen zum Exempel wird vns der heilige König vnd Prophet David in vorhabendem Psalm fürgestelt / welcher mit seinem lieben Gott hierinn eben eine starcke Sprache helt / vnd in seinem / vnd des gantzen Volckes Namen eine zimliche hefftige Klage für vnnd anbringet. Der eingang der Klage ist gar kurtz vnd abgebrochen / er findet ein einiges Wörtlein vnd spricht: Gott der du vns. etc. Sonsten in anderen Psalmen / vnd sonderlich da es vmb Geistliche noth vnd anlie- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0021"/> schicken sollen. Ob sichs nun wol sonsten gar nicht leiden / ja im allergeringsten nicht gebühren wil mit Gott zu rechten / vber vnd wider seine Regierung vnd Wercke einige klage zuführen / wie Jeremias am 12. Cap. sagt: HErr wenn ich gleich mit dir<note place="right">Jer. 12.</note> rechten wolte / so behieltestu doch recht / dennoch muß ich von recht mit dir redẽ / Warumb gehet es doch den gottlosen so wol / vnd die Verechter haben alles die fülle? Du pflantzest sie das sie wurtzeln / wachsen vnnd Frucht bringen / du lesset sie viel von dir rhümen / vnd züchtigest sie nicht / mich aber HErr kennestu vnd sihest mich / vnd prüfest mein Hertz vor dir. Aber du lest sie frey gehen wie Schafe / das sie geschlachtet werden / vnd sparest sie / das sie gewürget werden. Sondern den frommen Christen vnd gleubigen Gottes gebührt viel mehr / wie Job.<note place="right">Job. 21.</note> am 21. Cap. sagt / die Handt auffs Maul zulegen / den Mund in den Staub zustecken / vnd dem HErrn in allem recht zugeben vnd zulassen / angesehen / das es heisset / Der HERr ist gerecht in allen seinen Wercken: So mag es doch der fromme Gott an seinen lieben Gleubigen bißweilen gar wol geschehen lassen / das mit jhme von recht geredt / bevoraus in Kindlichem Vertrawen vnd Gehorsam / von jhnen jhre noth vnd obliegen geklaget werde.</p> <p>Dessen zum Exempel wird vns der heilige König vnd Prophet David in vorhabendem Psalm fürgestelt / welcher mit seinem lieben Gott hierinn eben eine starcke Sprache helt / vnd in seinem / vnd des gantzen Volckes Namen eine zimliche hefftige Klage für vnnd anbringet. Der eingang der Klage ist gar kurtz vnd abgebrochen / er findet ein einiges Wörtlein vnd spricht: Gott der du vns. etc. Sonsten in anderen Psalmen / vnd sonderlich da es vmb Geistliche noth vnd anlie- </p> </div> </body> </text> </TEI> [0021]
schicken sollen. Ob sichs nun wol sonsten gar nicht leiden / ja im allergeringsten nicht gebühren wil mit Gott zu rechten / vber vnd wider seine Regierung vnd Wercke einige klage zuführen / wie Jeremias am 12. Cap. sagt: HErr wenn ich gleich mit dir rechten wolte / so behieltestu doch recht / dennoch muß ich von recht mit dir redẽ / Warumb gehet es doch den gottlosen so wol / vnd die Verechter haben alles die fülle? Du pflantzest sie das sie wurtzeln / wachsen vnnd Frucht bringen / du lesset sie viel von dir rhümen / vnd züchtigest sie nicht / mich aber HErr kennestu vnd sihest mich / vnd prüfest mein Hertz vor dir. Aber du lest sie frey gehen wie Schafe / das sie geschlachtet werden / vnd sparest sie / das sie gewürget werden. Sondern den frommen Christen vnd gleubigen Gottes gebührt viel mehr / wie Job. am 21. Cap. sagt / die Handt auffs Maul zulegen / den Mund in den Staub zustecken / vnd dem HErrn in allem recht zugeben vnd zulassen / angesehen / das es heisset / Der HERr ist gerecht in allen seinen Wercken: So mag es doch der fromme Gott an seinen lieben Gleubigen bißweilen gar wol geschehen lassen / das mit jhme von recht geredt / bevoraus in Kindlichem Vertrawen vnd Gehorsam / von jhnen jhre noth vnd obliegen geklaget werde.
Jer. 12.
Job. 21. Dessen zum Exempel wird vns der heilige König vnd Prophet David in vorhabendem Psalm fürgestelt / welcher mit seinem lieben Gott hierinn eben eine starcke Sprache helt / vnd in seinem / vnd des gantzen Volckes Namen eine zimliche hefftige Klage für vnnd anbringet. Der eingang der Klage ist gar kurtz vnd abgebrochen / er findet ein einiges Wörtlein vnd spricht: Gott der du vns. etc. Sonsten in anderen Psalmen / vnd sonderlich da es vmb Geistliche noth vnd anlie-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/kale_leichpredigt_1613 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/kale_leichpredigt_1613/21 |
Zitationshilfe: | Kale, Jacob: Eine Christliche Leichpredigt/ Am tage der Begrebniß/ des weylandt Hochwirdigen/ Durchleuchtigen/ Hochgebornen Fürsten und Herrn/ Herrn Heinrichen Julij/ Postulierten Bischoff zu Halberstadt/ und Hertzogen zu Braunschweig und Lüneburg/ [et]c. : Welcher in der Königlichen alten Heuptstadt Prage Anno 1613. am 20. Julij ... entschlaffen. Goslar, 1613, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kale_leichpredigt_1613/21>, abgerufen am 16.07.2024. |