allgemein," sagte Fräulein Bürstner. "Was ist zu allgemein?" fragte K. Dann erinnerte er sich und fragte: "Soll ich Ihnen zeigen, wie es gewesen ist?" Er wollte Bewegung machen und doch nicht weggehen. "Ich bin schon müde," sagte Fräulein Bürstner. "Sie kamen so spät," sagte K. "Nun endet es damit, daß ich Vorwürfe bekomme, es ist auch berechtigt, denn ich hätte Sie nicht mehr hereinlassen sollen. Notwendig war es ja auch nicht, wie sich gezeigt hat." "Es war notwendig, daß werden Sie erst jetzt sehn," sagte K. "Darf ich das Nachttischchen von ihrem Bett herrücken?" "Was fällt Ihnen ein?" sagte Fräulein Bürstner, "das dürfen Sie natürlich nicht!" "Dann kann ich es Ihnen nicht zeigen," sagte K. aufgeregt, als füge man ihm dadurch einen unermeßlichen Schaden zu. "Ja, wenn Sie es zur Darstellung brauchen, dann rücken Sie das Tischchen nur ruhig fort," sagte Fräulein Bürstner und fügte nach einem Weilchen mit schwächerer Stimme hinzu: "Ich bin so müde, daß ich mehr erlaube, als gut ist." K. stellte das Tischchen in die Mitte des Zimmers und setzte sich dahinter. "Sie müssen sich die Verteilung der Personen richtig vorstellen, es ist sehr
allgemein,“ sagte Fräulein Bürstner. „Was ist zu allgemein?“ fragte K. Dann erinnerte er sich und fragte: „Soll ich Ihnen zeigen, wie es gewesen ist?“ Er wollte Bewegung machen und doch nicht weggehen. „Ich bin schon müde,“ sagte Fräulein Bürstner. „Sie kamen so spät,“ sagte K. „Nun endet es damit, daß ich Vorwürfe bekomme, es ist auch berechtigt, denn ich hätte Sie nicht mehr hereinlassen sollen. Notwendig war es ja auch nicht, wie sich gezeigt hat.“ „Es war notwendig, daß werden Sie erst jetzt sehn,“ sagte K. „Darf ich das Nachttischchen von ihrem Bett herrücken?“ „Was fällt Ihnen ein?“ sagte Fräulein Bürstner, „das dürfen Sie natürlich nicht!“ „Dann kann ich es Ihnen nicht zeigen,“ sagte K. aufgeregt, als füge man ihm dadurch einen unermeßlichen Schaden zu. „Ja, wenn Sie es zur Darstellung brauchen, dann rücken Sie das Tischchen nur ruhig fort,“ sagte Fräulein Bürstner und fügte nach einem Weilchen mit schwächerer Stimme hinzu: „Ich bin so müde, daß ich mehr erlaube, als gut ist.“ K. stellte das Tischchen in die Mitte des Zimmers und setzte sich dahinter. „Sie müssen sich die Verteilung der Personen richtig vorstellen, es ist sehr
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0049"n="47"/>
allgemein,“ sagte Fräulein Bürstner. „Was ist zu allgemein?“ fragte K. Dann erinnerte er sich und fragte: „Soll ich Ihnen zeigen, wie es gewesen ist?“ Er wollte Bewegung machen und doch nicht weggehen. „Ich bin schon müde,“ sagte Fräulein Bürstner. „Sie kamen so spät,“ sagte K. „Nun endet es damit, daß ich Vorwürfe bekomme, es ist auch berechtigt, denn ich hätte Sie nicht mehr hereinlassen sollen. Notwendig war es ja auch nicht, wie sich gezeigt hat.“„Es war notwendig, daß werden Sie erst jetzt sehn,“ sagte K. „Darf ich das Nachttischchen von ihrem Bett herrücken?“„Was fällt Ihnen ein?“ sagte Fräulein Bürstner, „das dürfen Sie natürlich nicht!“„Dann kann ich es Ihnen nicht zeigen,“ sagte K. aufgeregt, als füge man ihm dadurch einen unermeßlichen Schaden zu. „Ja, wenn Sie es zur Darstellung brauchen, dann rücken Sie das Tischchen nur ruhig fort,“ sagte Fräulein Bürstner und fügte nach einem Weilchen mit schwächerer Stimme hinzu: „Ich bin so müde, daß ich mehr erlaube, als gut ist.“ K. stellte das Tischchen in die Mitte des Zimmers und setzte sich dahinter. „Sie müssen sich die Verteilung der Personen richtig vorstellen, es ist sehr
</p></div></body></text></TEI>
[47/0049]
allgemein,“ sagte Fräulein Bürstner. „Was ist zu allgemein?“ fragte K. Dann erinnerte er sich und fragte: „Soll ich Ihnen zeigen, wie es gewesen ist?“ Er wollte Bewegung machen und doch nicht weggehen. „Ich bin schon müde,“ sagte Fräulein Bürstner. „Sie kamen so spät,“ sagte K. „Nun endet es damit, daß ich Vorwürfe bekomme, es ist auch berechtigt, denn ich hätte Sie nicht mehr hereinlassen sollen. Notwendig war es ja auch nicht, wie sich gezeigt hat.“ „Es war notwendig, daß werden Sie erst jetzt sehn,“ sagte K. „Darf ich das Nachttischchen von ihrem Bett herrücken?“ „Was fällt Ihnen ein?“ sagte Fräulein Bürstner, „das dürfen Sie natürlich nicht!“ „Dann kann ich es Ihnen nicht zeigen,“ sagte K. aufgeregt, als füge man ihm dadurch einen unermeßlichen Schaden zu. „Ja, wenn Sie es zur Darstellung brauchen, dann rücken Sie das Tischchen nur ruhig fort,“ sagte Fräulein Bürstner und fügte nach einem Weilchen mit schwächerer Stimme hinzu: „Ich bin so müde, daß ich mehr erlaube, als gut ist.“ K. stellte das Tischchen in die Mitte des Zimmers und setzte sich dahinter. „Sie müssen sich die Verteilung der Personen richtig vorstellen, es ist sehr
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-11-28T19:24:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-11-28T19:24:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat
(2012-11-28T19:24:31Z)
Kafka, Franz: Der Prozess (Hg. Max Brod). Berlin, 1925, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kafka_prozess_1925/49>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.