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Kafka, Franz: Der Prozess (Hg. Max Brod). Berlin, 1925.

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Auch sollten Sie überhaupt im Reden zurückhaltender sein, fast alles, was Sie vorhin gesagt haben, hätte man auch, wenn Sie nur ein paar Worte gesagt hätten, Ihrem Verhalten entnehmen können, außerdem war es nichts für Sie übermäßig Günstiges."

K. starrte den Aufseher an. Schulmäßige Lehren bekam er hier von einem vielleicht jüngeren Menschen? Für seine Offenheit wurde er mit einer Rüge bestraft? Und über den Grund seiner Verhaftung und über deren Auftraggeber erfuhr er nichts?

Er geriet in eine gewisse Aufregung, ging auf und ab, woran ihn niemand hinderte, schob seine Manschetten zurück, befühlte die Brust, strich sein Haar zurecht, kam an den drei Herren vorüber, sagte, "es ist ja sinnlos", worauf sich diese zu ihm umdrehten und ihn entgegenkommend, aber ernst ansahen, und machte endlich wieder vor dem Tisch des Aufsehers halt. "Der Staatsanwalt Hasterer ist mein guter Freund," sagte er "kann ich ihm telephonieren?" "Gewiß," sagte der Aufseher, "aber ich weiß nicht, welchen Sinn das haben sollte, es müßte denn sein, daß Sie irgendeine private Angelegenheit

Auch sollten Sie überhaupt im Reden zurückhaltender sein, fast alles, was Sie vorhin gesagt haben, hätte man auch, wenn Sie nur ein paar Worte gesagt hätten, Ihrem Verhalten entnehmen können, außerdem war es nichts für Sie übermäßig Günstiges.“

K. starrte den Aufseher an. Schulmäßige Lehren bekam er hier von einem vielleicht jüngeren Menschen? Für seine Offenheit wurde er mit einer Rüge bestraft? Und über den Grund seiner Verhaftung und über deren Auftraggeber erfuhr er nichts?

Er geriet in eine gewisse Aufregung, ging auf und ab, woran ihn niemand hinderte, schob seine Manschetten zurück, befühlte die Brust, strich sein Haar zurecht, kam an den drei Herren vorüber, sagte, „es ist ja sinnlos“, worauf sich diese zu ihm umdrehten und ihn entgegenkommend, aber ernst ansahen, und machte endlich wieder vor dem Tisch des Aufsehers halt. „Der Staatsanwalt Hasterer ist mein guter Freund,“ sagte er „kann ich ihm telephonieren?“ „Gewiß,“ sagte der Aufseher, „aber ich weiß nicht, welchen Sinn das haben sollte, es müßte denn sein, daß Sie irgendeine private Angelegenheit

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[21/0023] Auch sollten Sie überhaupt im Reden zurückhaltender sein, fast alles, was Sie vorhin gesagt haben, hätte man auch, wenn Sie nur ein paar Worte gesagt hätten, Ihrem Verhalten entnehmen können, außerdem war es nichts für Sie übermäßig Günstiges.“ K. starrte den Aufseher an. Schulmäßige Lehren bekam er hier von einem vielleicht jüngeren Menschen? Für seine Offenheit wurde er mit einer Rüge bestraft? Und über den Grund seiner Verhaftung und über deren Auftraggeber erfuhr er nichts? Er geriet in eine gewisse Aufregung, ging auf und ab, woran ihn niemand hinderte, schob seine Manschetten zurück, befühlte die Brust, strich sein Haar zurecht, kam an den drei Herren vorüber, sagte, „es ist ja sinnlos“, worauf sich diese zu ihm umdrehten und ihn entgegenkommend, aber ernst ansahen, und machte endlich wieder vor dem Tisch des Aufsehers halt. „Der Staatsanwalt Hasterer ist mein guter Freund,“ sagte er „kann ich ihm telephonieren?“ „Gewiß,“ sagte der Aufseher, „aber ich weiß nicht, welchen Sinn das haben sollte, es müßte denn sein, daß Sie irgendeine private Angelegenheit

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Zitationshilfe: Kafka, Franz: Der Prozess (Hg. Max Brod). Berlin, 1925, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kafka_prozess_1925/23>, abgerufen am 11.12.2024.