Kafka, Franz: Der Prozess (Hg. Max Brod). Berlin, 1925.Montag - jetzt geht sie wieder zurück - nicht vertragen kann." Frau Grubach kam sich recht machtlos vor. "Soll ich, Herr K., sagen, daß sie den restlichen Teil der Übersiedelung aufschieben soll? Wenn Sie wollen, tue ich es sofort." "Aber sie soll doch zu Fräulein Bürstner übersiedeln!" sagte K. "Ja," sagte Frau Grubach, sie verstand nicht ganz, was K. meinte. "Nun also," sagte K., "dann muß sie doch ihre Sachen hinübertragen." Frau Grubach nickte nur. Diese stumme Hilflosigkeit, die äußerlich nicht anders aussah als Trotz, reizte K. noch mehr. Er fing an, im Zimmer vom Fenster zur Tür auf und ab zu gehn und nahm dadurch Frau Grubach die Möglichkeit, sich zu entfernen, was sie sonst wahrscheinlich getan hätte. Gerade war K. einmal wieder bis zur Tür gekommen, als es klopfte. Es war das Dienstmädchen, welches meldete, daß Fräulein Montag gern mit Herrn K. ein paar Worte sprechen möchte und daß sie ihn deshalb bitte, ins Eßzimmer zu kommen, wo sie ihn erwarte. K. hörte das Dienstmädchen nachdenklich an, dann wandte er sich mit einem fast höhnischen Blick nach der erschrockenen Frau Grubach um. Dieser Blick schien zu sagen, daß K. diese Montag – jetzt geht sie wieder zurück – nicht vertragen kann.“ Frau Grubach kam sich recht machtlos vor. „Soll ich, Herr K., sagen, daß sie den restlichen Teil der Übersiedelung aufschieben soll? Wenn Sie wollen, tue ich es sofort.“ „Aber sie soll doch zu Fräulein Bürstner übersiedeln!“ sagte K. „Ja,“ sagte Frau Grubach, sie verstand nicht ganz, was K. meinte. „Nun also,“ sagte K., „dann muß sie doch ihre Sachen hinübertragen.“ Frau Grubach nickte nur. Diese stumme Hilflosigkeit, die äußerlich nicht anders aussah als Trotz, reizte K. noch mehr. Er fing an, im Zimmer vom Fenster zur Tür auf und ab zu gehn und nahm dadurch Frau Grubach die Möglichkeit, sich zu entfernen, was sie sonst wahrscheinlich getan hätte. Gerade war K. einmal wieder bis zur Tür gekommen, als es klopfte. Es war das Dienstmädchen, welches meldete, daß Fräulein Montag gern mit Herrn K. ein paar Worte sprechen möchte und daß sie ihn deshalb bitte, ins Eßzimmer zu kommen, wo sie ihn erwarte. K. hörte das Dienstmädchen nachdenklich an, dann wandte er sich mit einem fast höhnischen Blick nach der erschrockenen Frau Grubach um. Dieser Blick schien zu sagen, daß K. diese <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0136" n="134"/> Montag – jetzt geht sie wieder zurück – nicht vertragen kann.“ Frau Grubach kam sich recht machtlos vor. „Soll ich, Herr K., sagen, daß sie den restlichen Teil der Übersiedelung aufschieben soll? Wenn Sie wollen, tue ich es sofort.“ „Aber sie soll doch zu Fräulein Bürstner übersiedeln!“ sagte K. „Ja,“ sagte Frau Grubach, sie verstand nicht ganz, was K. meinte. „Nun also,“ sagte K., „dann muß sie doch ihre Sachen hinübertragen.“ Frau Grubach nickte nur. Diese stumme Hilflosigkeit, die äußerlich nicht anders aussah als Trotz, reizte K. noch mehr. Er fing an, im Zimmer vom Fenster zur Tür auf und ab zu gehn und nahm dadurch Frau Grubach die Möglichkeit, sich zu entfernen, was sie sonst wahrscheinlich getan hätte.</p> <p>Gerade war K. einmal wieder bis zur Tür gekommen, als es klopfte. Es war das Dienstmädchen, welches meldete, daß Fräulein Montag gern mit Herrn K. ein paar Worte sprechen möchte und daß sie ihn deshalb bitte, ins Eßzimmer zu kommen, wo sie ihn erwarte. K. hörte das Dienstmädchen nachdenklich an, dann wandte er sich mit einem fast höhnischen Blick nach der erschrockenen Frau Grubach um. Dieser Blick schien zu sagen, daß K. diese </p> </div> </body> </text> </TEI> [134/0136]
Montag – jetzt geht sie wieder zurück – nicht vertragen kann.“ Frau Grubach kam sich recht machtlos vor. „Soll ich, Herr K., sagen, daß sie den restlichen Teil der Übersiedelung aufschieben soll? Wenn Sie wollen, tue ich es sofort.“ „Aber sie soll doch zu Fräulein Bürstner übersiedeln!“ sagte K. „Ja,“ sagte Frau Grubach, sie verstand nicht ganz, was K. meinte. „Nun also,“ sagte K., „dann muß sie doch ihre Sachen hinübertragen.“ Frau Grubach nickte nur. Diese stumme Hilflosigkeit, die äußerlich nicht anders aussah als Trotz, reizte K. noch mehr. Er fing an, im Zimmer vom Fenster zur Tür auf und ab zu gehn und nahm dadurch Frau Grubach die Möglichkeit, sich zu entfernen, was sie sonst wahrscheinlich getan hätte.
Gerade war K. einmal wieder bis zur Tür gekommen, als es klopfte. Es war das Dienstmädchen, welches meldete, daß Fräulein Montag gern mit Herrn K. ein paar Worte sprechen möchte und daß sie ihn deshalb bitte, ins Eßzimmer zu kommen, wo sie ihn erwarte. K. hörte das Dienstmädchen nachdenklich an, dann wandte er sich mit einem fast höhnischen Blick nach der erschrockenen Frau Grubach um. Dieser Blick schien zu sagen, daß K. diese
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