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Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779.

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Sechst. Kap. Von der Verfas. der Holländer in Japan überhaupt.
2) Diesen Bedienten sind nun noch drei geschworne Visitatoren zugeordnet, von
denen einer oder zwei beständig am Eingang sitzen, und alle Ein- und Ausgehende an ihrem
Körper aufs genaueste befühlen, ob sie etwa nichts ein- oder austragen? Hievon sind blos
diejenigen ausgenommen, welche sich im Gefolge der Deputirten der Stathalter befinden,
wie auch die ordentliche Dolmetscher und deren Söhne, die in der Zahl der Lehrlinge einge-
schrieben sind.
3) So lang unsre Schiffe im Hafen liegen, müssen die Gassen täglich noch vier,
und die Kaufleute, welche mit Seide handeln, auch vier Wachen auf ihre Kosten unter-
halten, welche die Arbeit, aber auch den Vortheil mit vorher genanten Wachen theilen.
Diese viele Wachen geben dann eine starke Vermischung ganz verschiedner und sich fremder
Personen, welche eine genaue Vereinigung derselben sehr schwer macht. Jeder ist beson-
ders streng verpflichtet, sowohl die Aus- und Eingehenden, als auch seine eignen Gehülfen
und auch soviel möglich die eingeschlosnen Fremden aufs genaueste und beste zu bewachen,
und in allem zu beobachten.

Die Gewehre, welche man in diesem Wachthause zum Prunk an den Mauern
aufgehangen hat, sind eiserne Fessel, starke Stricke, schwere Stöcke, und noch eine beson-
dre Art von Jnstrumenten *) die bei Erhaschung der Diebe und Wegläufer gebraucht wer-
den, und die man auch bei Exekutionen der Verbrecher zu gebrauchen pflegt.

Die andre Hauptwache heist Mawariban oder Rundegänger-Wache. Sie
besteht aus sechs geringen Bürgern oder Arbeitsleuten, die innerhalb unsrer Schranken an
drei Orten postirt sind, und beständig mit einander abwechseln, des Nachts mit zwei Klap-
pen von Holz umhergehn, und damit nach Landesgebrauch ihre Wachsamkeit und die Zahl
der Stunden anzeigen, und besonders zu Verhütung von Feuer und Diebstal aufmerksam
seyn müssen. Die einzelnen Personen wechseln täglich, und die Gassen, aus denen diese
Wachen gestelt werden müssen, monatlich mit einander ab. Zur Zeit der Handelsgeschäfte
aber wird diese Wache besorgt durch die Gassenrichter, Hauswirthe und Geldkammer-Be-
diente von unsrer Jnsel, die alsdann für alle Ungelegenheiten Bürgen sind, und zu mehre-
rer Sicherheit immer nur ihnen genau bekante und zuverlässige Leute in den Wachen
gebrauchen.

Auch wird in dieser Zeit noch eine Hauptbrandwache gehalten, welche aus Haus,
wirthen, Schreibern, Gassenrichtern, Geldkammerbedienten und Köchen besteht. Bei
Anbruch des Abends hält diese ihre erste Runde, klopft vor jede Thüre, fragt nach Japa-

nern
*) [Spaltenumbruch] "Wie Morgensterne" setzen meine Hand-
schriften hinzu, ein Zusaz, den die englische Ueber-
setzung weggelaffen hat; es bedeutet eine ehmals[Spaltenumbruch]
gebräuchliche Art Waffen, nemlich einen Stab, in
dessen Knopf an der Spitze eiferne Stacheln
waren.
K 3
Sechſt. Kap. Von der Verfaſ. der Hollaͤnder in Japan uͤberhaupt.
2) Dieſen Bedienten ſind nun noch drei geſchworne Viſitatoren zugeordnet, von
denen einer oder zwei beſtaͤndig am Eingang ſitzen, und alle Ein- und Ausgehende an ihrem
Koͤrper aufs genaueſte befuͤhlen, ob ſie etwa nichts ein- oder austragen? Hievon ſind blos
diejenigen ausgenommen, welche ſich im Gefolge der Deputirten der Stathalter befinden,
wie auch die ordentliche Dolmetſcher und deren Soͤhne, die in der Zahl der Lehrlinge einge-
ſchrieben ſind.
3) So lang unſre Schiffe im Hafen liegen, muͤſſen die Gaſſen taͤglich noch vier,
und die Kaufleute, welche mit Seide handeln, auch vier Wachen auf ihre Koſten unter-
halten, welche die Arbeit, aber auch den Vortheil mit vorher genanten Wachen theilen.
Dieſe viele Wachen geben dann eine ſtarke Vermiſchung ganz verſchiedner und ſich fremder
Perſonen, welche eine genaue Vereinigung derſelben ſehr ſchwer macht. Jeder iſt beſon-
ders ſtreng verpflichtet, ſowohl die Aus- und Eingehenden, als auch ſeine eignen Gehuͤlfen
und auch ſoviel moͤglich die eingeſchlosnen Fremden aufs genaueſte und beſte zu bewachen,
und in allem zu beobachten.

Die Gewehre, welche man in dieſem Wachthauſe zum Prunk an den Mauern
aufgehangen hat, ſind eiſerne Feſſel, ſtarke Stricke, ſchwere Stoͤcke, und noch eine beſon-
dre Art von Jnſtrumenten *) die bei Erhaſchung der Diebe und Weglaͤufer gebraucht wer-
den, und die man auch bei Exekutionen der Verbrecher zu gebrauchen pflegt.

Die andre Hauptwache heiſt Mawariban oder Rundegaͤnger-Wache. Sie
beſteht aus ſechs geringen Buͤrgern oder Arbeitsleuten, die innerhalb unſrer Schranken an
drei Orten poſtirt ſind, und beſtaͤndig mit einander abwechſeln, des Nachts mit zwei Klap-
pen von Holz umhergehn, und damit nach Landesgebrauch ihre Wachſamkeit und die Zahl
der Stunden anzeigen, und beſonders zu Verhuͤtung von Feuer und Diebſtal aufmerkſam
ſeyn muͤſſen. Die einzelnen Perſonen wechſeln taͤglich, und die Gaſſen, aus denen dieſe
Wachen geſtelt werden muͤſſen, monatlich mit einander ab. Zur Zeit der Handelsgeſchaͤfte
aber wird dieſe Wache beſorgt durch die Gaſſenrichter, Hauswirthe und Geldkammer-Be-
diente von unſrer Jnſel, die alsdann fuͤr alle Ungelegenheiten Buͤrgen ſind, und zu mehre-
rer Sicherheit immer nur ihnen genau bekante und zuverlaͤſſige Leute in den Wachen
gebrauchen.

Auch wird in dieſer Zeit noch eine Hauptbrandwache gehalten, welche aus Haus,
wirthen, Schreibern, Gaſſenrichtern, Geldkammerbedienten und Koͤchen beſteht. Bei
Anbruch des Abends haͤlt dieſe ihre erſte Runde, klopft vor jede Thuͤre, fragt nach Japa-

nern
*) [Spaltenumbruch] „Wie Morgenſterne‟ ſetzen meine Hand-
ſchriften hinzu, ein Zuſaz, den die engliſche Ueber-
ſetzung weggelaffen hat; es bedeutet eine ehmals[Spaltenumbruch]
gebraͤuchliche Art Waffen, nemlich einen Stab, in
deſſen Knopf an der Spitze eiferne Stacheln
waren.
K 3
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[77/0091] Sechſt. Kap. Von der Verfaſ. der Hollaͤnder in Japan uͤberhaupt. 2) Dieſen Bedienten ſind nun noch drei geſchworne Viſitatoren zugeordnet, von denen einer oder zwei beſtaͤndig am Eingang ſitzen, und alle Ein- und Ausgehende an ihrem Koͤrper aufs genaueſte befuͤhlen, ob ſie etwa nichts ein- oder austragen? Hievon ſind blos diejenigen ausgenommen, welche ſich im Gefolge der Deputirten der Stathalter befinden, wie auch die ordentliche Dolmetſcher und deren Soͤhne, die in der Zahl der Lehrlinge einge- ſchrieben ſind. 3) So lang unſre Schiffe im Hafen liegen, muͤſſen die Gaſſen taͤglich noch vier, und die Kaufleute, welche mit Seide handeln, auch vier Wachen auf ihre Koſten unter- halten, welche die Arbeit, aber auch den Vortheil mit vorher genanten Wachen theilen. Dieſe viele Wachen geben dann eine ſtarke Vermiſchung ganz verſchiedner und ſich fremder Perſonen, welche eine genaue Vereinigung derſelben ſehr ſchwer macht. Jeder iſt beſon- ders ſtreng verpflichtet, ſowohl die Aus- und Eingehenden, als auch ſeine eignen Gehuͤlfen und auch ſoviel moͤglich die eingeſchlosnen Fremden aufs genaueſte und beſte zu bewachen, und in allem zu beobachten. Die Gewehre, welche man in dieſem Wachthauſe zum Prunk an den Mauern aufgehangen hat, ſind eiſerne Feſſel, ſtarke Stricke, ſchwere Stoͤcke, und noch eine beſon- dre Art von Jnſtrumenten *) die bei Erhaſchung der Diebe und Weglaͤufer gebraucht wer- den, und die man auch bei Exekutionen der Verbrecher zu gebrauchen pflegt. Die andre Hauptwache heiſt Mawariban oder Rundegaͤnger-Wache. Sie beſteht aus ſechs geringen Buͤrgern oder Arbeitsleuten, die innerhalb unſrer Schranken an drei Orten poſtirt ſind, und beſtaͤndig mit einander abwechſeln, des Nachts mit zwei Klap- pen von Holz umhergehn, und damit nach Landesgebrauch ihre Wachſamkeit und die Zahl der Stunden anzeigen, und beſonders zu Verhuͤtung von Feuer und Diebſtal aufmerkſam ſeyn muͤſſen. Die einzelnen Perſonen wechſeln taͤglich, und die Gaſſen, aus denen dieſe Wachen geſtelt werden muͤſſen, monatlich mit einander ab. Zur Zeit der Handelsgeſchaͤfte aber wird dieſe Wache beſorgt durch die Gaſſenrichter, Hauswirthe und Geldkammer-Be- diente von unſrer Jnſel, die alsdann fuͤr alle Ungelegenheiten Buͤrgen ſind, und zu mehre- rer Sicherheit immer nur ihnen genau bekante und zuverlaͤſſige Leute in den Wachen gebrauchen. Auch wird in dieſer Zeit noch eine Hauptbrandwache gehalten, welche aus Haus, wirthen, Schreibern, Gaſſenrichtern, Geldkammerbedienten und Koͤchen beſteht. Bei Anbruch des Abends haͤlt dieſe ihre erſte Runde, klopft vor jede Thuͤre, fragt nach Japa- nern *) „Wie Morgenſterne‟ ſetzen meine Hand- ſchriften hinzu, ein Zuſaz, den die engliſche Ueber- ſetzung weggelaffen hat; es bedeutet eine ehmals gebraͤuchliche Art Waffen, nemlich einen Stab, in deſſen Knopf an der Spitze eiferne Stacheln waren. K 3

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Zitationshilfe: Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kaempfer_japan02_1779/91>, abgerufen am 28.11.2024.