Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779.Viert. Kap. Von den Tempeln uud der Geistlichkeit dieser Stadt. Heidenthums mit der eingeführten Budzdosekte genent werden könten) theils von Tendaioder Singon-Pfaffen, die ebenfals den heidnischen Budzdodienst mit der alten Japani- schen Religion zu vereinigen suchen, ursprünglich aber aus der Lanzu- oder auf Japanisch zu reden Koosi-Sekte aus China abstammen, wovon der dasige erste Weltweise Koosi, der bei uns Confucius heißet, das Haupt ist. Der Kaiser Gongen war dieser Sekte zugethan, daher findet man in dem Tendai-Tempel bei Ansensi zu seinem Gedächtnis eine Jfai oder Tafel, wobei täglich eine Seelenmesse gehalten wird. Die erwähnten Nege, als Bedienten der Mia- oder Cami-Tempel, erkennen Die Jamabos oder Einsiedlerpfaffen haben ebenfals ihr besonderes geistliches Von der Religion der Bupo oder Buds do oder von dem ursprünglich aus Jn- Kotaisi ist ein Fonsikloster und Tempel von der Sensju oder Sen-Sekte des Sjunto G 2
Viert. Kap. Von den Tempeln uud der Geiſtlichkeit dieſer Stadt. Heidenthums mit der eingefuͤhrten Budzdoſekte genent werden koͤnten) theils von Tendaioder Singon-Pfaffen, die ebenfals den heidniſchen Budzdodienſt mit der alten Japani- ſchen Religion zu vereinigen ſuchen, urſpruͤnglich aber aus der Lanzu- oder auf Japaniſch zu reden Kooſi-Sekte aus China abſtammen, wovon der daſige erſte Weltweiſe Kooſi, der bei uns Confucius heißet, das Haupt iſt. Der Kaiſer Gongen war dieſer Sekte zugethan, daher findet man in dem Tendai-Tempel bei Anſenſi zu ſeinem Gedaͤchtnis eine Jfai oder Tafel, wobei taͤglich eine Seelenmeſſe gehalten wird. Die erwaͤhnten Nege, als Bedienten der Mia- oder Cami-Tempel, erkennen Die Jamabos oder Einſiedlerpfaffen haben ebenfals ihr beſonderes geiſtliches Von der Religion der Bupo oder Buds do oder von dem urſpruͤnglich aus Jn- Kotaiſi iſt ein Fonſikloſter und Tempel von der Sensju oder Sen-Sekte des Sjunto G 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0065" n="51"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Viert. Kap. Von den Tempeln uud der Geiſtlichkeit dieſer Stadt.</hi></fw><lb/> Heidenthums mit der eingefuͤhrten Budzdoſekte genent werden koͤnten) theils von <hi rendition="#fr">Tendai</hi><lb/> oder <hi rendition="#fr">Singon-Pfaffen,</hi> die ebenfals den heidniſchen Budzdodienſt mit der alten Japani-<lb/> ſchen Religion zu vereinigen ſuchen, urſpruͤnglich aber aus der <hi rendition="#fr">Lanzu-</hi> oder auf Japaniſch<lb/> zu reden <hi rendition="#fr">Kooſi-</hi>Sekte aus China abſtammen, wovon der daſige erſte Weltweiſe <hi rendition="#fr">Kooſi,</hi><lb/> der bei uns <hi rendition="#fr">Confucius</hi> heißet, das Haupt iſt. Der Kaiſer <hi rendition="#fr">Gongen</hi> war dieſer Sekte<lb/> zugethan, daher findet man in dem <hi rendition="#fr">Tendai-</hi>Tempel bei <hi rendition="#fr">Anſenſi</hi> zu ſeinem Gedaͤchtnis eine<lb/><hi rendition="#fr">Jfai</hi> oder Tafel, wobei taͤglich eine Seelenmeſſe gehalten wird.</p><lb/> <p>Die erwaͤhnten <hi rendition="#fr">Nege,</hi> als Bedienten der <hi rendition="#fr">Mia-</hi> oder <hi rendition="#fr">Cami-</hi>Tempel, erkennen<lb/> den Dairi oder den geiſtlichen Hof des Mikaddo oder Erbkaiſers zu ihrem Oberhaupte, und<lb/> fuͤrjezt namentlich einen <hi rendition="#fr">Joſjida Dono,</hi> dem als einem vorzuͤglich angeſehenen Manne<lb/> das Ruder in geiſtlichen Sachen verliehen worden, und der auch mit der Macht verſehen iſt,<lb/> ſowohl dieſen Nege, als in abgeſtorbenen Seelen und Goͤtzen in hoͤhere Ehrenſtufen zu ſetzen,<lb/> wiewohl ſolches auch oͤfters erſt aus dem geſamten Cabinet des Mikaddo genehmigt und be-<lb/> ſtaͤtigt wird.</p><lb/> <p>Die <hi rendition="#fr">Jamabos</hi> oder Einſiedlerpfaffen haben ebenfals ihr beſonderes geiſtliches<lb/> Oberhaupt in Miaco.</p><lb/> <p>Von der Religion der <hi rendition="#fr">Bupo</hi> oder <hi rendition="#fr">Buds do</hi> oder von dem urſpruͤnglich aus Jn-<lb/> dien eingefuͤhrten Heidenthum ſiehet man zu Nagaſacki ſchoͤne Kloͤſter, und von Holz er-<lb/> bauete Tempel ihrer vier fuͤrnehmſten Sekten. Wenige ſind jedoch innerhalb, als vielmehr die<lb/> mehreſten auſſerhalb der Stadt an den Abſaͤtzen der Huͤgel und Berge, dahin man auf ſtei-<lb/> nernen Treppen aufſteigt, und zugleich viele obwohl nicht gros und koſtbar doch anmuthig<lb/> und zierlich angelegte Nebenkapellen antrift; inwendig ſind ſie mit erhabenen Altaͤren, ver-<lb/> guldeten Bildern in Lebensgroͤße, lakirten Saͤulen, Thoren und Poſten mehr nach der<lb/> Kunſt als Pracht ausgeſchmuͤkt; alle aber werden von Moͤnchen derſelben Religion und in-<lb/> ſonderheit von derſelben Sekte, dahin der Tempel gehoͤrt, bedienet. Jn jeder Sekte iſt<lb/> ein Unterſchied zwiſchen <hi rendition="#fr">Fonſi-</hi> oder Haupttempeln und zwiſchen <hi rendition="#fr">Matſuſi-</hi> d. i. Neben-<lb/> oder Filialtempeln oder Kloͤſtern: die lezteren ſtehen unter der Aufſicht der erſteren ihrer<lb/> Vorgeſezten.</p><lb/> <p><hi rendition="#fr">Kotaiſi</hi> iſt ein Fonſikloſter und Tempel von der <hi rendition="#fr">Sensju</hi> oder <hi rendition="#fr">Sen-</hi>Sekte des<lb/> getrenten Ordens <hi rendition="#fr">Sotofa</hi> oder <hi rendition="#fr">Sotosju</hi> genant. Jn der Mitte deſſen Platzes ſtehet eine<lb/> von allen Seiten offene Nebenkapelle mit dem verguldeten ſitzenden Goͤtzenbilde ihres erſten<lb/> Lehrers <hi rendition="#fr">Sjaka</hi> von merkwuͤrdiger Groͤße in einer auch verguldeten Tarateblume. (<hi rendition="#aq">Faba<lb/> aegyptiaca.</hi>) Verſchiedene Matſuſi oder geringere Kloͤſter, worinnen uͤberal eine ziem-<lb/> liche Anzahl junger Geiſtlichen und alter Moͤnche unterhalten worden, ſind jener ihrer Auf-<lb/> ſicht unterworfen.</p><lb/> <fw place="bottom" type="sig">G 2</fw> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Sjunto</hi> </fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [51/0065]
Viert. Kap. Von den Tempeln uud der Geiſtlichkeit dieſer Stadt.
Heidenthums mit der eingefuͤhrten Budzdoſekte genent werden koͤnten) theils von Tendai
oder Singon-Pfaffen, die ebenfals den heidniſchen Budzdodienſt mit der alten Japani-
ſchen Religion zu vereinigen ſuchen, urſpruͤnglich aber aus der Lanzu- oder auf Japaniſch
zu reden Kooſi-Sekte aus China abſtammen, wovon der daſige erſte Weltweiſe Kooſi,
der bei uns Confucius heißet, das Haupt iſt. Der Kaiſer Gongen war dieſer Sekte
zugethan, daher findet man in dem Tendai-Tempel bei Anſenſi zu ſeinem Gedaͤchtnis eine
Jfai oder Tafel, wobei taͤglich eine Seelenmeſſe gehalten wird.
Die erwaͤhnten Nege, als Bedienten der Mia- oder Cami-Tempel, erkennen
den Dairi oder den geiſtlichen Hof des Mikaddo oder Erbkaiſers zu ihrem Oberhaupte, und
fuͤrjezt namentlich einen Joſjida Dono, dem als einem vorzuͤglich angeſehenen Manne
das Ruder in geiſtlichen Sachen verliehen worden, und der auch mit der Macht verſehen iſt,
ſowohl dieſen Nege, als in abgeſtorbenen Seelen und Goͤtzen in hoͤhere Ehrenſtufen zu ſetzen,
wiewohl ſolches auch oͤfters erſt aus dem geſamten Cabinet des Mikaddo genehmigt und be-
ſtaͤtigt wird.
Die Jamabos oder Einſiedlerpfaffen haben ebenfals ihr beſonderes geiſtliches
Oberhaupt in Miaco.
Von der Religion der Bupo oder Buds do oder von dem urſpruͤnglich aus Jn-
dien eingefuͤhrten Heidenthum ſiehet man zu Nagaſacki ſchoͤne Kloͤſter, und von Holz er-
bauete Tempel ihrer vier fuͤrnehmſten Sekten. Wenige ſind jedoch innerhalb, als vielmehr die
mehreſten auſſerhalb der Stadt an den Abſaͤtzen der Huͤgel und Berge, dahin man auf ſtei-
nernen Treppen aufſteigt, und zugleich viele obwohl nicht gros und koſtbar doch anmuthig
und zierlich angelegte Nebenkapellen antrift; inwendig ſind ſie mit erhabenen Altaͤren, ver-
guldeten Bildern in Lebensgroͤße, lakirten Saͤulen, Thoren und Poſten mehr nach der
Kunſt als Pracht ausgeſchmuͤkt; alle aber werden von Moͤnchen derſelben Religion und in-
ſonderheit von derſelben Sekte, dahin der Tempel gehoͤrt, bedienet. Jn jeder Sekte iſt
ein Unterſchied zwiſchen Fonſi- oder Haupttempeln und zwiſchen Matſuſi- d. i. Neben-
oder Filialtempeln oder Kloͤſtern: die lezteren ſtehen unter der Aufſicht der erſteren ihrer
Vorgeſezten.
Kotaiſi iſt ein Fonſikloſter und Tempel von der Sensju oder Sen-Sekte des
getrenten Ordens Sotofa oder Sotosju genant. Jn der Mitte deſſen Platzes ſtehet eine
von allen Seiten offene Nebenkapelle mit dem verguldeten ſitzenden Goͤtzenbilde ihres erſten
Lehrers Sjaka von merkwuͤrdiger Groͤße in einer auch verguldeten Tarateblume. (Faba
aegyptiaca.) Verſchiedene Matſuſi oder geringere Kloͤſter, worinnen uͤberal eine ziem-
liche Anzahl junger Geiſtlichen und alter Moͤnche unterhalten worden, ſind jener ihrer Auf-
ſicht unterworfen.
Sjunto
G 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |