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Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779.

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III. Von der bei den Japanern üblichen Kur der Kolik etc.
Erfinders verkauft, der den Alleinhandel mit demselben unter dem Vorwand der Religion
erhalten hat. Er sagte nemlich, der Japanische Apollo, Jakusj, habe ihm die wirksam-
sten Kräuter gegen das Hauptübel dieser Nation, die Leibschmerzen, im Traume gezeigt, die
auf einem benachbarten und wegen vieler wundervollen Umstände schon sehr berühmten
Hügel wachsen solten. Die gute Wirkung verschafte diesem Mittel bald großen Ruhm,
seinem Erfinder Glauben, und seiner ganzen Familie solchen Reichthum, daß sie, die
vorher blutarm war, bald fähig wurde, neben den drei Werkstäten, in denen das Pulver
gemahlen und verfertigt wird, auch drei kleine Tempel dem Geiste des Erfinders, als dem
Schöpfer ihres Glüks, zu errichten. Dieses Pulver ist bitterer wie Galle, ich habe da-
von mitgebracht, aber es hat auf die Därme unsrer Deutschen nicht mehr Wirkung gethan,
als unsre gewöhnlichen Arzneien. Das Recept zur Verfertigung wird von der Familie als
ein Geheimnis aufbewahrt. Jndes habe ich in den Werkstätten wohl bemerkt, daß das
Hauptingredienz eine Species von bitterm Costus ist, der hier Putsjuk heißt, und sehr
häufig aus Guzurate von den Holländern nach Japan gebracht wird. Diese Pflanze hat
sehr mannichfache Kräfte, und wird in Japan sehr häufig gebraucht, daher auch daselbst
kein sremdes Gewächs so stark verlangt wird, als dieses und die Bergwurzel Sisarum
Coraeense,
die Cleyer Ninsin nent.



IV.

III. Von der bei den Japanern uͤblichen Kur der Kolik ꝛc.
Erfinders verkauft, der den Alleinhandel mit demſelben unter dem Vorwand der Religion
erhalten hat. Er ſagte nemlich, der Japaniſche Apollo, Jakuſj, habe ihm die wirkſam-
ſten Kraͤuter gegen das Hauptuͤbel dieſer Nation, die Leibſchmerzen, im Traume gezeigt, die
auf einem benachbarten und wegen vieler wundervollen Umſtaͤnde ſchon ſehr beruͤhmten
Huͤgel wachſen ſolten. Die gute Wirkung verſchafte dieſem Mittel bald großen Ruhm,
ſeinem Erfinder Glauben, und ſeiner ganzen Familie ſolchen Reichthum, daß ſie, die
vorher blutarm war, bald faͤhig wurde, neben den drei Werkſtaͤten, in denen das Pulver
gemahlen und verfertigt wird, auch drei kleine Tempel dem Geiſte des Erfinders, als dem
Schoͤpfer ihres Gluͤks, zu errichten. Dieſes Pulver iſt bitterer wie Galle, ich habe da-
von mitgebracht, aber es hat auf die Daͤrme unſrer Deutſchen nicht mehr Wirkung gethan,
als unſre gewoͤhnlichen Arzneien. Das Recept zur Verfertigung wird von der Familie als
ein Geheimnis aufbewahrt. Jndes habe ich in den Werkſtaͤtten wohl bemerkt, daß das
Hauptingredienz eine Species von bitterm Coſtus iſt, der hier Putsjuk heißt, und ſehr
haͤufig aus Guzurate von den Hollaͤndern nach Japan gebracht wird. Dieſe Pflanze hat
ſehr mannichfache Kraͤfte, und wird in Japan ſehr haͤufig gebraucht, daher auch daſelbſt
kein ſremdes Gewaͤchs ſo ſtark verlangt wird, als dieſes und die Bergwurzel Siſarum
Coraeenſe,
die Cleyer Ninſin nent.



IV.
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[428/0484] III. Von der bei den Japanern uͤblichen Kur der Kolik ꝛc. Erfinders verkauft, der den Alleinhandel mit demſelben unter dem Vorwand der Religion erhalten hat. Er ſagte nemlich, der Japaniſche Apollo, Jakuſj, habe ihm die wirkſam- ſten Kraͤuter gegen das Hauptuͤbel dieſer Nation, die Leibſchmerzen, im Traume gezeigt, die auf einem benachbarten und wegen vieler wundervollen Umſtaͤnde ſchon ſehr beruͤhmten Huͤgel wachſen ſolten. Die gute Wirkung verſchafte dieſem Mittel bald großen Ruhm, ſeinem Erfinder Glauben, und ſeiner ganzen Familie ſolchen Reichthum, daß ſie, die vorher blutarm war, bald faͤhig wurde, neben den drei Werkſtaͤten, in denen das Pulver gemahlen und verfertigt wird, auch drei kleine Tempel dem Geiſte des Erfinders, als dem Schoͤpfer ihres Gluͤks, zu errichten. Dieſes Pulver iſt bitterer wie Galle, ich habe da- von mitgebracht, aber es hat auf die Daͤrme unſrer Deutſchen nicht mehr Wirkung gethan, als unſre gewoͤhnlichen Arzneien. Das Recept zur Verfertigung wird von der Familie als ein Geheimnis aufbewahrt. Jndes habe ich in den Werkſtaͤtten wohl bemerkt, daß das Hauptingredienz eine Species von bitterm Coſtus iſt, der hier Putsjuk heißt, und ſehr haͤufig aus Guzurate von den Hollaͤndern nach Japan gebracht wird. Dieſe Pflanze hat ſehr mannichfache Kraͤfte, und wird in Japan ſehr haͤufig gebraucht, daher auch daſelbſt kein ſremdes Gewaͤchs ſo ſtark verlangt wird, als dieſes und die Bergwurzel Siſarum Coraeenſe, die Cleyer Ninſin nent. IV.

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Zitationshilfe: Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779, S. 428. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kaempfer_japan02_1779/484>, abgerufen am 28.11.2024.