derstehenden Halmen verfertigt, und diese legt man oben. Diese läst das durchtröpfelnde Wasser leicht durch, und drükt sich im Papier gar nicht ab.
Das gröbere Papier, welches zum Einwickeln der Waaren, und mannigfaltigem andern ökonomischen Gebrauch dient, pflegt auch aus der Rinde der Frucht Kads Kadsure gemacht zu werden, die auf eben die vorher beschriebene Art bereitet wird.
Das Japanische Papier ist ungemein dicht, und läst sich sogar in Bänder drehn. Ein sehr dickes und starkes wird in der Hauptstadt der Provinz Syriga verkauft. Es ist ungemein schön bemahlt, und so in einzelne Stücke gepakt, daß man es für baumwollene oder seidene Zeuge halten mus.
Jn Sina und Tunquin macht man sowol aus Baumwolle als aus dem Schilf des Bambusrohrs ein sehr seines, schönes und etwas gelbliches Papier. Die Siamer machen auch aus der Rinde des Baums Pljok Kloi ihr eignes Papier, das theils schwarz theils weißlicht, immer aber sehr grob, roh und schlecht gearbeitet ist, gleich dem Charakter der Nation selbst. Sie falten dasselbe ohngefähr in der Form eines Buchs zusammen, und beschreiben es auf beiden Seiten, aber nicht mit einem Pinsel, wie die vorhergenanten Völker, sondern mit einem groben Griffel, der aus Thonerde gemacht ist. Dies ist also die Beschreibung des orientalischen Papiers, die der gelehrte Becmann so dringend von den nachlässigen Reisebeschreibern fodert, und woraus er auch seinen Jrthum erkennen wird, wenn er glaubte, die Völker jenseits des Ganges machten ihr Papier aus Baumwolle, da vielmehr bei ihnen nur das Papier aus Baumrinden gewöhnlich ist. Jm ganzen vordern Asien verfertigt man das Papier aus alten baumwollenen Lumpen, auf eine Art, die von der unsrigen gar nicht unterschieden ist, außer nur durch die gröbre Einrichtung der Werk- zeuge, und die viel einfachre Behandlungsart.
§. 3.
Um diese Materie volständig zu erschöpfen, theile ich izt noch eine Beschreibung und Abbildung der hieher gehörigen Pflanzen mit:
Kaadsj, Papyrus, fructu Mori celsac, sive Morus sativa, foliis Urticae mortuae, cortice papyrifera.
Die Wurzel ist holzicht, starkästig, der Stam erhebt sich sehr vielfach, dik, gleich und gerade; die Rinde fet, fest, klebricht, von außen castanienbraun und rauh, von innen glat; das Holz schlaf und gebrüchig; das Mark gros, feucht; die Aeste fet, etwas wol- licht; ihre Farbe fält aus der grünen etwas in Purpur; so lange bis das Mark ganz aus- gewachsen, sind sie ausgehölt, sobald sie abgebrochen, verwelken sie; die Blätter sitzen auf den Zweigen etwa eine halbe Hand breit, oder noch weiter von einander, und ihre
Stel-
I. Ueber die Verfertigung des Papiers in Japan.
derſtehenden Halmen verfertigt, und dieſe legt man oben. Dieſe laͤſt das durchtroͤpfelnde Waſſer leicht durch, und druͤkt ſich im Papier gar nicht ab.
Das groͤbere Papier, welches zum Einwickeln der Waaren, und mannigfaltigem andern oͤkonomiſchen Gebrauch dient, pflegt auch aus der Rinde der Frucht Kads Kadſure gemacht zu werden, die auf eben die vorher beſchriebene Art bereitet wird.
Das Japaniſche Papier iſt ungemein dicht, und laͤſt ſich ſogar in Baͤnder drehn. Ein ſehr dickes und ſtarkes wird in der Hauptſtadt der Provinz Syriga verkauft. Es iſt ungemein ſchoͤn bemahlt, und ſo in einzelne Stuͤcke gepakt, daß man es fuͤr baumwollene oder ſeidene Zeuge halten mus.
Jn Sina und Tunquin macht man ſowol aus Baumwolle als aus dem Schilf des Bambusrohrs ein ſehr ſeines, ſchoͤnes und etwas gelbliches Papier. Die Siamer machen auch aus der Rinde des Baums Pljok Kloi ihr eignes Papier, das theils ſchwarz theils weißlicht, immer aber ſehr grob, roh und ſchlecht gearbeitet iſt, gleich dem Charakter der Nation ſelbſt. Sie falten daſſelbe ohngefaͤhr in der Form eines Buchs zuſammen, und beſchreiben es auf beiden Seiten, aber nicht mit einem Pinſel, wie die vorhergenanten Voͤlker, ſondern mit einem groben Griffel, der aus Thonerde gemacht iſt. Dies iſt alſo die Beſchreibung des orientaliſchen Papiers, die der gelehrte Becmann ſo dringend von den nachlaͤſſigen Reiſebeſchreibern fodert, und woraus er auch ſeinen Jrthum erkennen wird, wenn er glaubte, die Voͤlker jenſeits des Ganges machten ihr Papier aus Baumwolle, da vielmehr bei ihnen nur das Papier aus Baumrinden gewoͤhnlich iſt. Jm ganzen vordern Aſien verfertigt man das Papier aus alten baumwollenen Lumpen, auf eine Art, die von der unſrigen gar nicht unterſchieden iſt, außer nur durch die groͤbre Einrichtung der Werk- zeuge, und die viel einfachre Behandlungsart.
§. 3.
Um dieſe Materie volſtaͤndig zu erſchoͤpfen, theile ich izt noch eine Beſchreibung und Abbildung der hieher gehoͤrigen Pflanzen mit:
Die Wurzel iſt holzicht, ſtarkaͤſtig, der Stam erhebt ſich ſehr vielfach, dik, gleich und gerade; die Rinde fet, feſt, klebricht, von außen caſtanienbraun und rauh, von innen glat; das Holz ſchlaf und gebruͤchig; das Mark gros, feucht; die Aeſte fet, etwas wol- licht; ihre Farbe faͤlt aus der gruͤnen etwas in Purpur; ſo lange bis das Mark ganz aus- gewachſen, ſind ſie ausgehoͤlt, ſobald ſie abgebrochen, verwelken ſie; die Blaͤtter ſitzen auf den Zweigen etwa eine halbe Hand breit, oder noch weiter von einander, und ihre
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I. Ueber die Verfertigung des Papiers in Japan.
derſtehenden Halmen verfertigt, und dieſe legt man oben. Dieſe laͤſt das durchtroͤpfelnde
Waſſer leicht durch, und druͤkt ſich im Papier gar nicht ab.
Das groͤbere Papier, welches zum Einwickeln der Waaren, und mannigfaltigem
andern oͤkonomiſchen Gebrauch dient, pflegt auch aus der Rinde der Frucht Kads Kadſure
gemacht zu werden, die auf eben die vorher beſchriebene Art bereitet wird.
Das Japaniſche Papier iſt ungemein dicht, und laͤſt ſich ſogar in Baͤnder drehn.
Ein ſehr dickes und ſtarkes wird in der Hauptſtadt der Provinz Syriga verkauft. Es iſt
ungemein ſchoͤn bemahlt, und ſo in einzelne Stuͤcke gepakt, daß man es fuͤr baumwollene
oder ſeidene Zeuge halten mus.
Jn Sina und Tunquin macht man ſowol aus Baumwolle als aus dem Schilf
des Bambusrohrs ein ſehr ſeines, ſchoͤnes und etwas gelbliches Papier. Die Siamer
machen auch aus der Rinde des Baums Pljok Kloi ihr eignes Papier, das theils ſchwarz
theils weißlicht, immer aber ſehr grob, roh und ſchlecht gearbeitet iſt, gleich dem Charakter
der Nation ſelbſt. Sie falten daſſelbe ohngefaͤhr in der Form eines Buchs zuſammen,
und beſchreiben es auf beiden Seiten, aber nicht mit einem Pinſel, wie die vorhergenanten
Voͤlker, ſondern mit einem groben Griffel, der aus Thonerde gemacht iſt. Dies iſt alſo
die Beſchreibung des orientaliſchen Papiers, die der gelehrte Becmann ſo dringend von den
nachlaͤſſigen Reiſebeſchreibern fodert, und woraus er auch ſeinen Jrthum erkennen wird,
wenn er glaubte, die Voͤlker jenſeits des Ganges machten ihr Papier aus Baumwolle, da
vielmehr bei ihnen nur das Papier aus Baumrinden gewoͤhnlich iſt. Jm ganzen vordern
Aſien verfertigt man das Papier aus alten baumwollenen Lumpen, auf eine Art, die von
der unſrigen gar nicht unterſchieden iſt, außer nur durch die groͤbre Einrichtung der Werk-
zeuge, und die viel einfachre Behandlungsart.
§. 3.
Um dieſe Materie volſtaͤndig zu erſchoͤpfen, theile ich izt noch eine Beſchreibung
und Abbildung der hieher gehoͤrigen Pflanzen mit:
Kaadſj, Papyrus, fructu Mori celſac, ſive Morus ſativa, foliis Urticae
mortuae, cortice papyrifera.
Die Wurzel iſt holzicht, ſtarkaͤſtig, der Stam erhebt ſich ſehr vielfach, dik, gleich
und gerade; die Rinde fet, feſt, klebricht, von außen caſtanienbraun und rauh, von innen
glat; das Holz ſchlaf und gebruͤchig; das Mark gros, feucht; die Aeſte fet, etwas wol-
licht; ihre Farbe faͤlt aus der gruͤnen etwas in Purpur; ſo lange bis das Mark ganz aus-
gewachſen, ſind ſie ausgehoͤlt, ſobald ſie abgebrochen, verwelken ſie; die Blaͤtter ſitzen
auf den Zweigen etwa eine halbe Hand breit, oder noch weiter von einander, und ihre
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Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779, S. 390. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kaempfer_japan02_1779/440>, abgerufen am 22.02.2025.
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