heit, da er von einem Vornehmen zu mir geschikt wurde, einmal zu mir kam, anstat daß es ihm außerdem nicht wäre erlaubt gewesen.
Den 24 April begaben wir uns in Begleitung dreier von den drei Gouverneurs ab- geschikter Joriki, Morgens früh um sieben Uhr, alle zu Pferde, nach Hofe, und warteten es in der Fiakniban oder hundert Manswache ab, bis die Gouverneurs und Kommissairs uns die Einführung in den Pallast andeuteten. Nachdem wir uns in dem Wartesaal eine halbe Stunde verweilet, wurde unser Capitain vor die Reichsräthe gerufen; und ihm durch einen der Kommissarien (die damit jährlich abwechseln) die jeden Jahrs gewöhnliche Ver- ordnung vorgelesen, welche hauptsächlich darinnen bestehet; daß wir keinem nach Japan reisenden Chinesen und Liqueer übel zu begegnen, auch keine Portugiesen oder deren Gesinde einzuführen hätten, und daß wir sodenn nur frei handeln und allenthalben einlaufen möch- ten. (Es wird auf alles dieses mit Karkematta geantwortet*)). Hierauf reichte man dem Capitain drei über zwei Matten lange Schenkbretter, deren jedes mit 10 Röcken oder staatlichen Ehrenkleidern belegt war, und neben dem einen sogenanten Glüksbrief zum Zei- chen der Kaiserlichen Gnade. Der Capitain muste herzukriechen und den Zipfel eines Roks über sein Haupt legen, womit die Cerimonie geschehen war. Er kam hiernächst wieder zu uns, und die Röcke wurden auf den Brettern bis außer das erste Kastel bei die Fiakninban getragen und alda eingepakt; immittelst uns der Gouverneur zugleich zum Essen, das aus der Kaiserlichen Küche gereicht werden solte, einlud. Nach einer halben Stunde führte man uns in ein Gemach, wo uns zwei Geschorne, die mit Ehrenkleidern angethan waren, empfiengen, und die wir für Kaiserliche Tafel-und Küchenmeister hielten, (deren der vor- nehmste Oso ba boos jedesmal beim Kaiser, wenn er speiset, zu sitzen und alles vorher zu kosten pflegt). Den Dolmetschern wurde ein anderes Gemach zum Essen besonders ange- wiesen. Es fanden sich bei uns alsbald verschiedene junge Herren vom Stande und andere Kavaliers ein, um uns mit einem Gespräch zu unterhalten. Man sezte einem jeden von uns besonders auf einem kleinen viereckigten rauhen Tisch von Matzholz fünf frische warme weiße Amakaskuchen in einer viereckigten Form, die so zähe wie Leimen waren, vor, und demnächst zwei hohle etwa zwei Spannen im Umkreis dicke, von Mehl und Zucker gebackene Brodte, umher mit weißem Seesam (Sesamum album) bestreuet: hiebei stand ein Porzellain Schüsselchen mit eingesalzenem und in Stükchen zerschnittenem rohen Lachs samt ein wenig brauner Brühe wie Soje, jedoch nicht so herben sondern etwas süßigten Ge- schmaks: zwei hölzerne Stökchen dienten uns stat der Messer. Da wir bereits etwas in un- serm Quartiere sowol als auch vorhin in der Wache frische Manges mit braunen süßen Sa-
chen
*) Hat Scheuchzer nicht.
Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Fuͤnftes Buch.
heit, da er von einem Vornehmen zu mir geſchikt wurde, einmal zu mir kam, anſtat daß es ihm außerdem nicht waͤre erlaubt geweſen.
Den 24 April begaben wir uns in Begleitung dreier von den drei Gouverneurs ab- geſchikter Joriki, Morgens fruͤh um ſieben Uhr, alle zu Pferde, nach Hofe, und warteten es in der Fiakniban oder hundert Manswache ab, bis die Gouverneurs und Kommiſſairs uns die Einfuͤhrung in den Pallaſt andeuteten. Nachdem wir uns in dem Warteſaal eine halbe Stunde verweilet, wurde unſer Capitain vor die Reichsraͤthe gerufen; und ihm durch einen der Kommiſſarien (die damit jaͤhrlich abwechſeln) die jeden Jahrs gewoͤhnliche Ver- ordnung vorgeleſen, welche hauptſaͤchlich darinnen beſtehet; daß wir keinem nach Japan reiſenden Chineſen und Liqueer uͤbel zu begegnen, auch keine Portugieſen oder deren Geſinde einzufuͤhren haͤtten, und daß wir ſodenn nur frei handeln und allenthalben einlaufen moͤch- ten. (Es wird auf alles dieſes mit Karkematta geantwortet*)). Hierauf reichte man dem Capitain drei uͤber zwei Matten lange Schenkbretter, deren jedes mit 10 Roͤcken oder ſtaatlichen Ehrenkleidern belegt war, und neben dem einen ſogenanten Gluͤksbrief zum Zei- chen der Kaiſerlichen Gnade. Der Capitain muſte herzukriechen und den Zipfel eines Roks uͤber ſein Haupt legen, womit die Cerimonie geſchehen war. Er kam hiernaͤchſt wieder zu uns, und die Roͤcke wurden auf den Brettern bis außer das erſte Kaſtel bei die Fiakninban getragen und alda eingepakt; immittelſt uns der Gouverneur zugleich zum Eſſen, das aus der Kaiſerlichen Kuͤche gereicht werden ſolte, einlud. Nach einer halben Stunde fuͤhrte man uns in ein Gemach, wo uns zwei Geſchorne, die mit Ehrenkleidern angethan waren, empfiengen, und die wir fuͤr Kaiſerliche Tafel-und Kuͤchenmeiſter hielten, (deren der vor- nehmſte Oſo ba boos jedesmal beim Kaiſer, wenn er ſpeiſet, zu ſitzen und alles vorher zu koſten pflegt). Den Dolmetſchern wurde ein anderes Gemach zum Eſſen beſonders ange- wieſen. Es fanden ſich bei uns alsbald verſchiedene junge Herren vom Stande und andere Kavaliers ein, um uns mit einem Geſpraͤch zu unterhalten. Man ſezte einem jeden von uns beſonders auf einem kleinen viereckigten rauhen Tiſch von Matzholz fuͤnf friſche warme weiße Amakaskuchen in einer viereckigten Form, die ſo zaͤhe wie Leimen waren, vor, und demnaͤchſt zwei hohle etwa zwei Spannen im Umkreis dicke, von Mehl und Zucker gebackene Brodte, umher mit weißem Seeſam (Seſamum album) beſtreuet: hiebei ſtand ein Porzellain Schuͤſſelchen mit eingeſalzenem und in Stuͤkchen zerſchnittenem rohen Lachs ſamt ein wenig brauner Bruͤhe wie Soje, jedoch nicht ſo herben ſondern etwas ſuͤßigten Ge- ſchmaks: zwei hoͤlzerne Stoͤkchen dienten uns ſtat der Meſſer. Da wir bereits etwas in un- ſerm Quartiere ſowol als auch vorhin in der Wache friſche Manges mit braunen ſuͤßen Sa-
chen
*) Hat Scheuchzer nicht.
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Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Fuͤnftes Buch.
heit, da er von einem Vornehmen zu mir geſchikt wurde, einmal zu mir kam, anſtat daß
es ihm außerdem nicht waͤre erlaubt geweſen.
Den 24 April begaben wir uns in Begleitung dreier von den drei Gouverneurs ab-
geſchikter Joriki, Morgens fruͤh um ſieben Uhr, alle zu Pferde, nach Hofe, und warteten
es in der Fiakniban oder hundert Manswache ab, bis die Gouverneurs und Kommiſſairs
uns die Einfuͤhrung in den Pallaſt andeuteten. Nachdem wir uns in dem Warteſaal eine
halbe Stunde verweilet, wurde unſer Capitain vor die Reichsraͤthe gerufen; und ihm durch
einen der Kommiſſarien (die damit jaͤhrlich abwechſeln) die jeden Jahrs gewoͤhnliche Ver-
ordnung vorgeleſen, welche hauptſaͤchlich darinnen beſtehet; daß wir keinem nach Japan
reiſenden Chineſen und Liqueer uͤbel zu begegnen, auch keine Portugieſen oder deren Geſinde
einzufuͤhren haͤtten, und daß wir ſodenn nur frei handeln und allenthalben einlaufen moͤch-
ten. (Es wird auf alles dieſes mit Karkematta geantwortet *)). Hierauf reichte man
dem Capitain drei uͤber zwei Matten lange Schenkbretter, deren jedes mit 10 Roͤcken oder
ſtaatlichen Ehrenkleidern belegt war, und neben dem einen ſogenanten Gluͤksbrief zum Zei-
chen der Kaiſerlichen Gnade. Der Capitain muſte herzukriechen und den Zipfel eines Roks
uͤber ſein Haupt legen, womit die Cerimonie geſchehen war. Er kam hiernaͤchſt wieder zu
uns, und die Roͤcke wurden auf den Brettern bis außer das erſte Kaſtel bei die Fiakninban
getragen und alda eingepakt; immittelſt uns der Gouverneur zugleich zum Eſſen, das aus
der Kaiſerlichen Kuͤche gereicht werden ſolte, einlud. Nach einer halben Stunde fuͤhrte
man uns in ein Gemach, wo uns zwei Geſchorne, die mit Ehrenkleidern angethan waren,
empfiengen, und die wir fuͤr Kaiſerliche Tafel-und Kuͤchenmeiſter hielten, (deren der vor-
nehmſte Oſo ba boos jedesmal beim Kaiſer, wenn er ſpeiſet, zu ſitzen und alles vorher zu
koſten pflegt). Den Dolmetſchern wurde ein anderes Gemach zum Eſſen beſonders ange-
wieſen. Es fanden ſich bei uns alsbald verſchiedene junge Herren vom Stande und andere
Kavaliers ein, um uns mit einem Geſpraͤch zu unterhalten. Man ſezte einem jeden von
uns beſonders auf einem kleinen viereckigten rauhen Tiſch von Matzholz fuͤnf friſche warme
weiße Amakaskuchen in einer viereckigten Form, die ſo zaͤhe wie Leimen waren, vor, und
demnaͤchſt zwei hohle etwa zwei Spannen im Umkreis dicke, von Mehl und Zucker gebackene
Brodte, umher mit weißem Seeſam (Seſamum album) beſtreuet: hiebei ſtand ein
Porzellain Schuͤſſelchen mit eingeſalzenem und in Stuͤkchen zerſchnittenem rohen Lachs ſamt
ein wenig brauner Bruͤhe wie Soje, jedoch nicht ſo herben ſondern etwas ſuͤßigten Ge-
ſchmaks: zwei hoͤlzerne Stoͤkchen dienten uns ſtat der Meſſer. Da wir bereits etwas in un-
ſerm Quartiere ſowol als auch vorhin in der Wache friſche Manges mit braunen ſuͤßen Sa-
chen
*) Hat Scheuchzer nicht.
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Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779, S. 350. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kaempfer_japan02_1779/396>, abgerufen am 24.11.2024.
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