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Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779.

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Vierzehntes Kap. Von der zweiten Reise nach Hofe.
gieng mit eben der freundlichen Anrede und Bewilkommung vor sich, als sie vormals ge-
schah. Nach derselben wurden wir mit Thee, Tobak und Confekt traktirt. Seine beiden
Haushofmeister, wovon der eine sowol als der andere 50 Jahr alt seyn mochte, bewiesen
sich ebenfals sehr höflich. Man zeigte uns ein Thermometer, das von den Unsrigen etwa
vor 30 Jahren war mitgebracht worden, wobei wir den Umstehenden, die in einen Kreis
herzutraten und es beschaueten, den Tag-und Mondzeiger nebst den Graden erklä-
ren musten.

Den 20 März des Mittags sind wir von Miaco wieder abgereiset über die große
Brücke Sansjuofas zur Vorstadt, worin eins zum Abschied getrunken wurde. Unsere
heutige Marschroute bis zu der Stadt Ootz oder Oitz betraf lauter Dörfer, nämlich:

1) Awatagutz, nicht gar gros. Hier sahen wir zwei vor 61/2 Monat ans Creuz
gehangene Missethäter, es war eine Mans-und eine Frauensperson, die Blutschande mit
einander getrieben hatten.
2) Finoo Katogge, zwischen Bergen zwei Meilen von Ootz gelegen.
3) Finoka sacka, alwo wir nach den Bergen eine gleiche Ebene erhielten.
4) Jabonosta, ziemlich lang. Es wächset hierselbst eine überaus schöne Sorte
Tobak und vieler Bambus, daher auch die Einwohner meistens reiche Leute sind.
5) Jakodzeia, gleich am vorigen gelegen. Eine viertel Meile vom Wege lin-
ker Hand war das Kloster Muro tadai miosin, mit einer auf den Weg stoßenden großen
prächtigen Pforte und dem Tempel Quanwon mit dem großen berühmten güldenen Götzen
Dziso in einem sechseckigten Hause.
6) Jwono tseia.
7) Ojiwaka oder Ootz no Udz, wo man viele Götzenbilder feil hat. Gleich
zur Rechten war das große hohe Schneegebürge Oto wano Jamma genant, und zur
Seite die Heerstraße nach Fusimi zu sehen.

Nach ein und andern zur Seite zurükgelegten Dörfern erreichten wir eine Stunde
vor Abend unsere Herberge in der Stadt Ootz oder Oitz. Fast den ganzen Tag über hatte
es geregnet und geschneiet.

Den 21 März verließen wir des Mörgens um fünf Uhr unsere Herberge, passirten
vorerst linker Hand den Ort der An-oder Ueberfahrt der See und ein kleines Thal ohnweit
der Vorstadt Dzedze oder Dsiedsi, bald darauf rechter Hand einen schönen Fatzmantem-
pel
mit einer zierlichen Pforte und ganz artigem Vorplatze, dann das Stadtthor und das
Kastel, nach solchem einen andern gleichfals berühmten mit einer schönen Pforte versehenen
Tempel Umano Gongin genant, ferner noch einige nicht weniger berühmte Fatzmantem-
pel,
und endlich das Thor der Vorstadt samt der Wache nebst ihren Schanzkleidern. Rech-

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Vierzehntes Kap. Von der zweiten Reiſe nach Hofe.
gieng mit eben der freundlichen Anrede und Bewilkommung vor ſich, als ſie vormals ge-
ſchah. Nach derſelben wurden wir mit Thee, Tobak und Confekt traktirt. Seine beiden
Haushofmeiſter, wovon der eine ſowol als der andere 50 Jahr alt ſeyn mochte, bewieſen
ſich ebenfals ſehr hoͤflich. Man zeigte uns ein Thermometer, das von den Unſrigen etwa
vor 30 Jahren war mitgebracht worden, wobei wir den Umſtehenden, die in einen Kreis
herzutraten und es beſchaueten, den Tag-und Mondzeiger nebſt den Graden erklaͤ-
ren muſten.

Den 20 Maͤrz des Mittags ſind wir von Miaco wieder abgereiſet uͤber die große
Bruͤcke Sanſjuofas zur Vorſtadt, worin eins zum Abſchied getrunken wurde. Unſere
heutige Marſchroute bis zu der Stadt Ootz oder Oitz betraf lauter Doͤrfer, naͤmlich:

1) Awatagutz, nicht gar gros. Hier ſahen wir zwei vor 6½ Monat ans Creuz
gehangene Miſſethaͤter, es war eine Mans-und eine Frauensperſon, die Blutſchande mit
einander getrieben hatten.
2) Finoo Katogge, zwiſchen Bergen zwei Meilen von Ootz gelegen.
3) Finoka ſacka, alwo wir nach den Bergen eine gleiche Ebene erhielten.
4) Jabonoſta, ziemlich lang. Es waͤchſet hierſelbſt eine uͤberaus ſchoͤne Sorte
Tobak und vieler Bambus, daher auch die Einwohner meiſtens reiche Leute ſind.
5) Jakodzeia, gleich am vorigen gelegen. Eine viertel Meile vom Wege lin-
ker Hand war das Kloſter Muro tadai mioſin, mit einer auf den Weg ſtoßenden großen
praͤchtigen Pforte und dem Tempel Quanwon mit dem großen beruͤhmten guͤldenen Goͤtzen
Dziſo in einem ſechseckigten Hauſe.
6) Jwono tſeia.
7) Ojiwaka oder Ootz no Udz, wo man viele Goͤtzenbilder feil hat. Gleich
zur Rechten war das große hohe Schneegebuͤrge Oto wano Jamma genant, und zur
Seite die Heerſtraße nach Fuſimi zu ſehen.

Nach ein und andern zur Seite zuruͤkgelegten Doͤrfern erreichten wir eine Stunde
vor Abend unſere Herberge in der Stadt Ootz oder Oitz. Faſt den ganzen Tag uͤber hatte
es geregnet und geſchneiet.

Den 21 Maͤrz verließen wir des Moͤrgens um fuͤnf Uhr unſere Herberge, paſſirten
vorerſt linker Hand den Ort der An-oder Ueberfahrt der See und ein kleines Thal ohnweit
der Vorſtadt Dzedze oder Dſiedſi, bald darauf rechter Hand einen ſchoͤnen Fatzmantem-
pel
mit einer zierlichen Pforte und ganz artigem Vorplatze, dann das Stadtthor und das
Kaſtel, nach ſolchem einen andern gleichfals beruͤhmten mit einer ſchoͤnen Pforte verſehenen
Tempel Umano Gongin genant, ferner noch einige nicht weniger beruͤhmte Fatzmantem-
pel,
und endlich das Thor der Vorſtadt ſamt der Wache nebſt ihren Schanzkleidern. Rech-

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[341/0387] Vierzehntes Kap. Von der zweiten Reiſe nach Hofe. gieng mit eben der freundlichen Anrede und Bewilkommung vor ſich, als ſie vormals ge- ſchah. Nach derſelben wurden wir mit Thee, Tobak und Confekt traktirt. Seine beiden Haushofmeiſter, wovon der eine ſowol als der andere 50 Jahr alt ſeyn mochte, bewieſen ſich ebenfals ſehr hoͤflich. Man zeigte uns ein Thermometer, das von den Unſrigen etwa vor 30 Jahren war mitgebracht worden, wobei wir den Umſtehenden, die in einen Kreis herzutraten und es beſchaueten, den Tag-und Mondzeiger nebſt den Graden erklaͤ- ren muſten. Den 20 Maͤrz des Mittags ſind wir von Miaco wieder abgereiſet uͤber die große Bruͤcke Sanſjuofas zur Vorſtadt, worin eins zum Abſchied getrunken wurde. Unſere heutige Marſchroute bis zu der Stadt Ootz oder Oitz betraf lauter Doͤrfer, naͤmlich: 1) Awatagutz, nicht gar gros. Hier ſahen wir zwei vor 6½ Monat ans Creuz gehangene Miſſethaͤter, es war eine Mans-und eine Frauensperſon, die Blutſchande mit einander getrieben hatten. 2) Finoo Katogge, zwiſchen Bergen zwei Meilen von Ootz gelegen. 3) Finoka ſacka, alwo wir nach den Bergen eine gleiche Ebene erhielten. 4) Jabonoſta, ziemlich lang. Es waͤchſet hierſelbſt eine uͤberaus ſchoͤne Sorte Tobak und vieler Bambus, daher auch die Einwohner meiſtens reiche Leute ſind. 5) Jakodzeia, gleich am vorigen gelegen. Eine viertel Meile vom Wege lin- ker Hand war das Kloſter Muro tadai mioſin, mit einer auf den Weg ſtoßenden großen praͤchtigen Pforte und dem Tempel Quanwon mit dem großen beruͤhmten guͤldenen Goͤtzen Dziſo in einem ſechseckigten Hauſe. 6) Jwono tſeia. 7) Ojiwaka oder Ootz no Udz, wo man viele Goͤtzenbilder feil hat. Gleich zur Rechten war das große hohe Schneegebuͤrge Oto wano Jamma genant, und zur Seite die Heerſtraße nach Fuſimi zu ſehen. Nach ein und andern zur Seite zuruͤkgelegten Doͤrfern erreichten wir eine Stunde vor Abend unſere Herberge in der Stadt Ootz oder Oitz. Faſt den ganzen Tag uͤber hatte es geregnet und geſchneiet. Den 21 Maͤrz verließen wir des Moͤrgens um fuͤnf Uhr unſere Herberge, paſſirten vorerſt linker Hand den Ort der An-oder Ueberfahrt der See und ein kleines Thal ohnweit der Vorſtadt Dzedze oder Dſiedſi, bald darauf rechter Hand einen ſchoͤnen Fatzmantem- pel mit einer zierlichen Pforte und ganz artigem Vorplatze, dann das Stadtthor und das Kaſtel, nach ſolchem einen andern gleichfals beruͤhmten mit einer ſchoͤnen Pforte verſehenen Tempel Umano Gongin genant, ferner noch einige nicht weniger beruͤhmte Fatzmantem- pel, und endlich das Thor der Vorſtadt ſamt der Wache nebſt ihren Schanzkleidern. Rech- ter U u 3

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Zitationshilfe: Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779, S. 341. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kaempfer_japan02_1779/387>, abgerufen am 24.11.2024.