Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779.

Bild:
<< vorherige Seite

Zweit. Kap. Von der innern Regierung der Stadt Nangaſacki.
mandant ein Gobangasjiva oder hoher Wacht Obriſter iſt. Die wenigſten auf dieſen
Wachten ſind Joriki, mehrere Doſen und die uͤbrigen Bus oder gemeine Soldaten. Sie
muͤſſen den ganzen Seebuſen in gutem Auge haben; auch eine große Wachtbarke unter der
Stadt zwiſchen den Schiffen halten, um bei jedem Vorfal bereit und zur Hand zu ſeyn.

Die zweite Wacht heiſt Funaban oder Schiffswacht. Sie beſteht aus 18 Bus
oder gemeinen Soldaten und vielen mit Ruderknechten beſezten Wachtbarken, mit welchen
ſie die naͤchtliche Runde im Hafen beſorgen, und die Aufſicht uͤber die fremden Schiffe fuͤh-
ren. Sie pflegen ſich mit zween dieſer Barken, deren jede einen Doſin zum Befehlshaber
hat, hinter jedes Schiff, ſo bald es im Hafen erſcheint, zu legen, und ſo lange das Schiff
hier bleibt, pflegen dieſe Barken alle drei japaniſche Stunden mit einander abzuwechſeln,
und es beim Abzuge bis in die offene See zu begleiten. Dieſe Barken werden von den ſo-
genannten Waſſergaſſen unterhalten, und von denſelben auch mit gemeinen Waͤchtern oder
Ruderknechten verſehn. Dies iſt eine Buͤrgerlaſt der Einwohner dieſes Theils der Stadt,
dagegen tragen die Land-oder Hinterſtraßen die Laſt, daß ſie taͤglich nach Ordnung der Haͤu-
ſer und Gaſſen mit ſechs oder auch wohl mehrern Kulis in den Haͤfen der Gouverneurs auf-
warten und alle vorkommende Arbeit verrichten muͤſſen.

Die dritte Zunft heiſt Mi Okuri Buno d. i. die convoyirende Aufſeher. Die-
ſer Name koͤmt daher, weil ſie die fremden Jonken, wenn die Funaban ſie verlaſſen ha-
ben, noch ganz tief in die offene See und ſoweit begleiten, daß ſie wahrſcheinlich nicht mehr
umkehren und auch nicht von den Fahrzeugen der Eingebohrnen mehr erreicht werden koͤnnen.
Doch kan dies nicht immer verhindert werden. Dieſe Wache beſteht aus acht ſchnellen
Fahrzeugen, jedes von acht Rudern, ſie kreuzen beſtaͤndig unter den Ufern weg, um die
Anfuhrt der Sineſen an fremden Orten *) zu verhindern, und japaniſche Schleichhaͤndler
aufzubringen, welches oft geſchieht. Außerdem ſind dieſe Schiffe auch noch beſonders zum
Walfiſchfange beſtimt, und haben einen Commandeur, welcher vor eine jaͤhrliche Beſoldung
von 300 Taels auch dieſen Walfiſchfang zugleich beſorgt, weil er nur im Winter, wenn
keine fremde Schiffe hier kommen, und doch an den Ufern, wo ſie in die Augen fallen muͤ-
ſten, wenn einige wider Gewohnheit kaͤmen, angeſtellt wird.

Die vierte Wache heiſt To mi ban d. i. weitſehende Wache. Sie beſteht zu-
weilen aus zwanzig Bus oder gemeinen Soldaten, welche nach ihrer ehemaligen Zahl aber
noch Sjuninſj d. i. zehn Perſonen Wache heiſt. Sie wohnen mit ihren Familien am
ſuͤdlichen Ende der Stadt auf einem hohen Huͤgel des Ufers, von welchem ſie die Wohnun-
gen der Sineſen und Hollaͤnder beſtaͤndig im Auge haben koͤnnen. Jhr Geſchaͤft iſt aus
den Tomidaka d. i. kleinen Huͤtten auf den Vorgebuͤrgen am Meerbuſen beſtaͤndige Acht

auf
*) d. h. an andern als zu Nangaſacki, der einzige erlaubte Anfurth fuͤr die Fremden.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kaempfer_japan02_1779
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kaempfer_japan02_1779/37
Zitationshilfe: Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kaempfer_japan02_1779/37>, abgerufen am 12.02.2025.