Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779.Kämpfers Geschichte von Japan. Fünftes Buch. mit Bäumen besezten und unter einem sich auf zwei bis drei Meilen erstreckendem Vorge-birge gelegenen Ebene vorbei, bis zu einem großen mit einer schlechten Brücke versehenen Flus, passirten selbige so wohl als folgende Oerter: 1) Kumi Gawara, ein kleines artiges Dorf. Dabei ein Gränzpfahl von Kamme jamma. Der Weg war sehr eben bis 2) Odamura, ein langes Dorf, wo uns der Landesherr von Nangatta samt ei- ner Suite von 300 Man, 15 bis 20 Handpferden, und nur acht Vorläufern vor seinem Norimon, aufsties, ohne daß wir ihm einigen Respekt oder Komplimente erwie- sen hätten. 3) Kawai, ein kleines aus blos leimenen Häusern bestehendes Dorf, alwo uns eine noch andere kleine Suite von ohngefähr 100 Man begegnete. 4) Das Dorf Wada oder Wanda. Von da durch zwei Wälder bis 5) Kammi Jamma, eine große, reiche, auf zwei platten Hügeln, mit einem durch die Mitte laufenden kleinen Thale, gelegene, mit einem Thore, Walle und Mauren befestigte Stadt, deren krumme Ellenbogenweise durchgehende Gassen, ohne die in den Vor- städten, etwa 2000 Häuser, und zur rechten Seite das mit Graben, Wal und Mauren versehene Kastel in sich fassen. 6) Das Dorf Nosiri, zwischen welchem und der vorigen Stadt sich eine ebene Landstraße befindet. 7) Sjinodsiso, ein Flecken von ohngefähr 600 Häusern. Man machte hier Fackeln von geschabtem Bambus, mit welchen so wol die Buden angefüllet, als auch die Reisenden von den Krämern sehr angegangen werden. Wir trafen an diesem Orte vor al- len andern die schönsten und die mehresten Herbergen an, hielten uns auch in der Durch- reise etwas auf. 8) Das Dorf Fusikaki, wo man stark mit Feigen handelt. Von dem vorigen Flecken bis hieher geriethen wir bald N. bald S. durch viele Wendungen und Krümmen über Gebirge, und von hier durch zerstreuete einzelne Häuser *) über die freie Heerstraße 9) zu dem unten am Berge gelegenen Flecken Sakkanosta, von da wir nach ei- ner gehaltenen Mittagsstunde durch einen engen dunkeln und krummen Weg, einen Berg hinauf in Cangos getragen wurden. An dem Fuße des Berges stand ein Tempel mit einem goldenen Löwen **), der ein krummes hinterwärts gebeugtes Horn hatte. Von diesem Tempel gieng man eine Treppe auf zu einem andern Tempel. (Hinter Sakkanosta war eine Bude *) [Spaltenumbruch]
Scheuchzer macht aus dem Dorfe Fusikaki, das er auch Kudsikaka nent, die eigentlichen zer- streueten Häuser. **) [Spaltenumbruch]
Scheuchzer führt stat einem goldenen Lö-
wen mehrere an. Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Fuͤnftes Buch. mit Baͤumen beſezten und unter einem ſich auf zwei bis drei Meilen erſtreckendem Vorge-birge gelegenen Ebene vorbei, bis zu einem großen mit einer ſchlechten Bruͤcke verſehenen Flus, paſſirten ſelbige ſo wohl als folgende Oerter: 1) Kumi Gawara, ein kleines artiges Dorf. Dabei ein Graͤnzpfahl von Kamme jamma. Der Weg war ſehr eben bis 2) Odamura, ein langes Dorf, wo uns der Landesherr von Nangatta ſamt ei- ner Suite von 300 Man, 15 bis 20 Handpferden, und nur acht Vorlaͤufern vor ſeinem Norimon, aufſties, ohne daß wir ihm einigen Reſpekt oder Komplimente erwie- ſen haͤtten. 3) Kawai, ein kleines aus blos leimenen Haͤuſern beſtehendes Dorf, alwo uns eine noch andere kleine Suite von ohngefaͤhr 100 Man begegnete. 4) Das Dorf Wada oder Wanda. Von da durch zwei Waͤlder bis 5) Kammi Jamma, eine große, reiche, auf zwei platten Huͤgeln, mit einem durch die Mitte laufenden kleinen Thale, gelegene, mit einem Thore, Walle und Mauren befeſtigte Stadt, deren krumme Ellenbogenweiſe durchgehende Gaſſen, ohne die in den Vor- ſtaͤdten, etwa 2000 Haͤuſer, und zur rechten Seite das mit Graben, Wal und Mauren verſehene Kaſtel in ſich faſſen. 6) Das Dorf Noſiri, zwiſchen welchem und der vorigen Stadt ſich eine ebene Landſtraße befindet. 7) Sjinodſiſo, ein Flecken von ohngefaͤhr 600 Haͤuſern. Man machte hier Fackeln von geſchabtem Bambus, mit welchen ſo wol die Buden angefuͤllet, als auch die Reiſenden von den Kraͤmern ſehr angegangen werden. Wir trafen an dieſem Orte vor al- len andern die ſchoͤnſten und die mehreſten Herbergen an, hielten uns auch in der Durch- reiſe etwas auf. 8) Das Dorf Fuſikaki, wo man ſtark mit Feigen handelt. Von dem vorigen Flecken bis hieher geriethen wir bald N. bald S. durch viele Wendungen und Kruͤmmen uͤber Gebirge, und von hier durch zerſtreuete einzelne Haͤuſer *) uͤber die freie Heerſtraße 9) zu dem unten am Berge gelegenen Flecken Sakkanoſta, von da wir nach ei- ner gehaltenen Mittagsſtunde durch einen engen dunkeln und krummen Weg, einen Berg hinauf in Cangos getragen wurden. An dem Fuße des Berges ſtand ein Tempel mit einem goldenen Loͤwen **), der ein krummes hinterwaͤrts gebeugtes Horn hatte. Von dieſem Tempel gieng man eine Treppe auf zu einem andern Tempel. (Hinter Sakkanoſta war eine Bude *) [Spaltenumbruch]
Scheuchzer macht aus dem Dorfe Fuſikaki, das er auch Kudſikaka nent, die eigentlichen zer- ſtreueten Haͤuſer. **) [Spaltenumbruch]
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Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Fuͤnftes Buch.
mit Baͤumen beſezten und unter einem ſich auf zwei bis drei Meilen erſtreckendem Vorge-
birge gelegenen Ebene vorbei, bis zu einem großen mit einer ſchlechten Bruͤcke verſehenen
Flus, paſſirten ſelbige ſo wohl als folgende Oerter:
1) Kumi Gawara, ein kleines artiges Dorf. Dabei ein Graͤnzpfahl von
Kamme jamma. Der Weg war ſehr eben bis
2) Odamura, ein langes Dorf, wo uns der Landesherr von Nangatta ſamt ei-
ner Suite von 300 Man, 15 bis 20 Handpferden, und nur acht Vorlaͤufern vor ſeinem
Norimon, aufſties, ohne daß wir ihm einigen Reſpekt oder Komplimente erwie-
ſen haͤtten.
3) Kawai, ein kleines aus blos leimenen Haͤuſern beſtehendes Dorf, alwo uns eine
noch andere kleine Suite von ohngefaͤhr 100 Man begegnete.
4) Das Dorf Wada oder Wanda. Von da durch zwei Waͤlder bis
5) Kammi Jamma, eine große, reiche, auf zwei platten Huͤgeln, mit einem
durch die Mitte laufenden kleinen Thale, gelegene, mit einem Thore, Walle und Mauren
befeſtigte Stadt, deren krumme Ellenbogenweiſe durchgehende Gaſſen, ohne die in den Vor-
ſtaͤdten, etwa 2000 Haͤuſer, und zur rechten Seite das mit Graben, Wal und Mauren
verſehene Kaſtel in ſich faſſen.
6) Das Dorf Noſiri, zwiſchen welchem und der vorigen Stadt ſich eine ebene
Landſtraße befindet.
7) Sjinodſiſo, ein Flecken von ohngefaͤhr 600 Haͤuſern. Man machte hier
Fackeln von geſchabtem Bambus, mit welchen ſo wol die Buden angefuͤllet, als auch die
Reiſenden von den Kraͤmern ſehr angegangen werden. Wir trafen an dieſem Orte vor al-
len andern die ſchoͤnſten und die mehreſten Herbergen an, hielten uns auch in der Durch-
reiſe etwas auf.
8) Das Dorf Fuſikaki, wo man ſtark mit Feigen handelt. Von dem vorigen
Flecken bis hieher geriethen wir bald N. bald S. durch viele Wendungen und Kruͤmmen uͤber
Gebirge, und von hier durch zerſtreuete einzelne Haͤuſer *) uͤber die freie Heerſtraße
9) zu dem unten am Berge gelegenen Flecken Sakkanoſta, von da wir nach ei-
ner gehaltenen Mittagsſtunde durch einen engen dunkeln und krummen Weg, einen Berg
hinauf in Cangos getragen wurden. An dem Fuße des Berges ſtand ein Tempel mit einem
goldenen Loͤwen **), der ein krummes hinterwaͤrts gebeugtes Horn hatte. Von dieſem
Tempel gieng man eine Treppe auf zu einem andern Tempel. (Hinter Sakkanoſta war eine
Bude
*)
Scheuchzer macht aus dem Dorfe Fuſikaki,
das er auch Kudſikaka nent, die eigentlichen zer-
ſtreueten Haͤuſer.
**)
Scheuchzer fuͤhrt ſtat einem goldenen Loͤ-
wen mehrere an.
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