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Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779.

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Kämpfers Geschichte von Japan. Fünftes Buch.
schminkten Hausdamen nebst ihren herzugeladenen Freundinnen und andern Bekanten so häu-
fig vorsaßen und stunden, daß kein Raum mehr übrig blieb. So bald wir uns niederge-
sezt hatten, wurde uns von sieben wohlgekleideten ansehnlichen Dienern Tobak und was
dazu gehört vorgebracht; bald hernach auf gefirnisseten Brettern mit Aussätzen etwas ge-
backenes; hierauf eben so gebratene Stük vor Stük in ein Schüsselchen gelegte Fische; und
endlich ein gebackenes und gesottenes geschältes Ey, auch zwischen jedem ein Trunk alten
starken warmen Sacki. Als hiebei eine oder anderthalb Stunden verstrichen waren, sprach
man uns an, ein Lied zu singen, und demnächst einen Tanz zu machen, welchem lezteren
wir aber ausbeugten. Bei dem ersten Commissair bediente man uns anstatt des Brandte-
weins mit einer süßen Pflaumensuppe; bei dem andern zuerst mit einem Stük Mangebrod,
das man in eine kalte braune Brühe eintunkte, nebst etwas gemahlnem Senf, auch ein
paar Radisen; diesemnächst aber und zulezt mit einem außerordentlichen Gerichte, nämlich
mit Zucker bestreueten Citronenscheiben, und hierauf zum Beschlus mit gemahlnem Thee;
wir nahmen sodenn Abschied, und kamen Abends um fünf Uhr wieder in unsere Herberge.

Den 31 März, Sonnabends, Morgens um 10 Uhr ritten wir wieder aus, um
die drei Nagasackischen Gouverneurs zu besuchen, wovon jedoch nur einer anwesend, die
beiden andern aber für ihre Personen zu Nagasacki sich befanden, woselbst sie auch die ihnen
bestimte Geschenke bereits bekommen hatten; wir nahmen gegenwärtig jedoch für einen je-
den noch eine Flasche Tintowein mit. Der anwesende Sino Cami nämlich begegnete uns
mit einer ziemlichen Suite eben vor seinem eignen Hause: er hielt stille, hies die Dolmet-
scher näher zu sich kommen, und befahl ihnen uns zu sagen, daß er es gern sähe, daß wir
bei ihm eintreten und uns eine Veränderung machten. Ein Bruder von ihm empfieng uns
überaus wohl, und unterhielt uns in Geselschaft anderer vornehmen Herren und Freunde
mit dem höflichsten Gespräche: er nöthigte uns in dem Garten umher zu gehen oder sonst
ein Vergnügen zu wählen, gleich als ob wir zu Jedo bei einem guten Freunde und nicht
bei einem Nagasackischen Gouverneur wären; warmes Essen und starken Thee sezte man
uns darneben, auf die Weise als es gestern bei den Commissairs geschahe, zur Bewirthung
vor. Wir verweilten alhier zwei Stunden, und begaben uns nun zu des Tono mo Sama
Behausung. Hier wurden wir in das innerste und vornehmste Gemach geführt, und zu
zweimalen gebeten, den zu beiden Seiten befindlichen ziemlich breiten Jalousiematten uns
zu nähern, darhinter es von Frauenzimmern mehr, dann bisher irgend an einem Orte, vol
war, das unsere Kleider, unsers Capitains Gewehr, Ringe, Tobakspfeisen und derglei-
chen mit einer anständigen und Achtungsvollen Neugierigkeit betrachtete, und es sich alles
zwischen oder unter den Matten durchreichen lies. Derjenige sowol, der uns im Namen
des abwesenden Gouverneurs empfieng, als die andern gegenwärtigen vornehmen Personen,
die um und bei uns saßen, bezeigten ein so offenherziges Betragen, daß wir bei jenes

freund-

Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Fuͤnftes Buch.
ſchminkten Hausdamen nebſt ihren herzugeladenen Freundinnen und andern Bekanten ſo haͤu-
fig vorſaßen und ſtunden, daß kein Raum mehr uͤbrig blieb. So bald wir uns niederge-
ſezt hatten, wurde uns von ſieben wohlgekleideten anſehnlichen Dienern Tobak und was
dazu gehoͤrt vorgebracht; bald hernach auf gefirniſſeten Brettern mit Auſſaͤtzen etwas ge-
backenes; hierauf eben ſo gebratene Stuͤk vor Stuͤk in ein Schuͤſſelchen gelegte Fiſche; und
endlich ein gebackenes und geſottenes geſchaͤltes Ey, auch zwiſchen jedem ein Trunk alten
ſtarken warmen Sacki. Als hiebei eine oder anderthalb Stunden verſtrichen waren, ſprach
man uns an, ein Lied zu ſingen, und demnaͤchſt einen Tanz zu machen, welchem lezteren
wir aber ausbeugten. Bei dem erſten Commiſſair bediente man uns anſtatt des Brandte-
weins mit einer ſuͤßen Pflaumenſuppe; bei dem andern zuerſt mit einem Stuͤk Mangebrod,
das man in eine kalte braune Bruͤhe eintunkte, nebſt etwas gemahlnem Senf, auch ein
paar Radiſen; dieſemnaͤchſt aber und zulezt mit einem außerordentlichen Gerichte, naͤmlich
mit Zucker beſtreueten Citronenſcheiben, und hierauf zum Beſchlus mit gemahlnem Thee;
wir nahmen ſodenn Abſchied, und kamen Abends um fuͤnf Uhr wieder in unſere Herberge.

Den 31 Maͤrz, Sonnabends, Morgens um 10 Uhr ritten wir wieder aus, um
die drei Nagaſackiſchen Gouverneurs zu beſuchen, wovon jedoch nur einer anweſend, die
beiden andern aber fuͤr ihre Perſonen zu Nagaſacki ſich befanden, woſelbſt ſie auch die ihnen
beſtimte Geſchenke bereits bekommen hatten; wir nahmen gegenwaͤrtig jedoch fuͤr einen je-
den noch eine Flaſche Tintowein mit. Der anweſende Sino Cami naͤmlich begegnete uns
mit einer ziemlichen Suite eben vor ſeinem eignen Hauſe: er hielt ſtille, hies die Dolmet-
ſcher naͤher zu ſich kommen, und befahl ihnen uns zu ſagen, daß er es gern ſaͤhe, daß wir
bei ihm eintreten und uns eine Veraͤnderung machten. Ein Bruder von ihm empfieng uns
uͤberaus wohl, und unterhielt uns in Geſelſchaft anderer vornehmen Herren und Freunde
mit dem hoͤflichſten Geſpraͤche: er noͤthigte uns in dem Garten umher zu gehen oder ſonſt
ein Vergnuͤgen zu waͤhlen, gleich als ob wir zu Jedo bei einem guten Freunde und nicht
bei einem Nagaſackiſchen Gouverneur waͤren; warmes Eſſen und ſtarken Thee ſezte man
uns darneben, auf die Weiſe als es geſtern bei den Commiſſairs geſchahe, zur Bewirthung
vor. Wir verweilten alhier zwei Stunden, und begaben uns nun zu des Tono mo Sama
Behauſung. Hier wurden wir in das innerſte und vornehmſte Gemach gefuͤhrt, und zu
zweimalen gebeten, den zu beiden Seiten befindlichen ziemlich breiten Jalouſiematten uns
zu naͤhern, darhinter es von Frauenzimmern mehr, dann bisher irgend an einem Orte, vol
war, das unſere Kleider, unſers Capitains Gewehr, Ringe, Tobakspfeiſen und derglei-
chen mit einer anſtaͤndigen und Achtungsvollen Neugierigkeit betrachtete, und es ſich alles
zwiſchen oder unter den Matten durchreichen lies. Derjenige ſowol, der uns im Namen
des abweſenden Gouverneurs empfieng, als die andern gegenwaͤrtigen vornehmen Perſonen,
die um und bei uns ſaßen, bezeigten ein ſo offenherziges Betragen, daß wir bei jenes

freund-
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[288/0328] Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Fuͤnftes Buch. ſchminkten Hausdamen nebſt ihren herzugeladenen Freundinnen und andern Bekanten ſo haͤu- fig vorſaßen und ſtunden, daß kein Raum mehr uͤbrig blieb. So bald wir uns niederge- ſezt hatten, wurde uns von ſieben wohlgekleideten anſehnlichen Dienern Tobak und was dazu gehoͤrt vorgebracht; bald hernach auf gefirniſſeten Brettern mit Auſſaͤtzen etwas ge- backenes; hierauf eben ſo gebratene Stuͤk vor Stuͤk in ein Schuͤſſelchen gelegte Fiſche; und endlich ein gebackenes und geſottenes geſchaͤltes Ey, auch zwiſchen jedem ein Trunk alten ſtarken warmen Sacki. Als hiebei eine oder anderthalb Stunden verſtrichen waren, ſprach man uns an, ein Lied zu ſingen, und demnaͤchſt einen Tanz zu machen, welchem lezteren wir aber ausbeugten. Bei dem erſten Commiſſair bediente man uns anſtatt des Brandte- weins mit einer ſuͤßen Pflaumenſuppe; bei dem andern zuerſt mit einem Stuͤk Mangebrod, das man in eine kalte braune Bruͤhe eintunkte, nebſt etwas gemahlnem Senf, auch ein paar Radiſen; dieſemnaͤchſt aber und zulezt mit einem außerordentlichen Gerichte, naͤmlich mit Zucker beſtreueten Citronenſcheiben, und hierauf zum Beſchlus mit gemahlnem Thee; wir nahmen ſodenn Abſchied, und kamen Abends um fuͤnf Uhr wieder in unſere Herberge. Den 31 Maͤrz, Sonnabends, Morgens um 10 Uhr ritten wir wieder aus, um die drei Nagaſackiſchen Gouverneurs zu beſuchen, wovon jedoch nur einer anweſend, die beiden andern aber fuͤr ihre Perſonen zu Nagaſacki ſich befanden, woſelbſt ſie auch die ihnen beſtimte Geſchenke bereits bekommen hatten; wir nahmen gegenwaͤrtig jedoch fuͤr einen je- den noch eine Flaſche Tintowein mit. Der anweſende Sino Cami naͤmlich begegnete uns mit einer ziemlichen Suite eben vor ſeinem eignen Hauſe: er hielt ſtille, hies die Dolmet- ſcher naͤher zu ſich kommen, und befahl ihnen uns zu ſagen, daß er es gern ſaͤhe, daß wir bei ihm eintreten und uns eine Veraͤnderung machten. Ein Bruder von ihm empfieng uns uͤberaus wohl, und unterhielt uns in Geſelſchaft anderer vornehmen Herren und Freunde mit dem hoͤflichſten Geſpraͤche: er noͤthigte uns in dem Garten umher zu gehen oder ſonſt ein Vergnuͤgen zu waͤhlen, gleich als ob wir zu Jedo bei einem guten Freunde und nicht bei einem Nagaſackiſchen Gouverneur waͤren; warmes Eſſen und ſtarken Thee ſezte man uns darneben, auf die Weiſe als es geſtern bei den Commiſſairs geſchahe, zur Bewirthung vor. Wir verweilten alhier zwei Stunden, und begaben uns nun zu des Tono mo Sama Behauſung. Hier wurden wir in das innerſte und vornehmſte Gemach gefuͤhrt, und zu zweimalen gebeten, den zu beiden Seiten befindlichen ziemlich breiten Jalouſiematten uns zu naͤhern, darhinter es von Frauenzimmern mehr, dann bisher irgend an einem Orte, vol war, das unſere Kleider, unſers Capitains Gewehr, Ringe, Tobakspfeiſen und derglei- chen mit einer anſtaͤndigen und Achtungsvollen Neugierigkeit betrachtete, und es ſich alles zwiſchen oder unter den Matten durchreichen lies. Derjenige ſowol, der uns im Namen des abweſenden Gouverneurs empfieng, als die andern gegenwaͤrtigen vornehmen Perſonen, die um und bei uns ſaßen, bezeigten ein ſo offenherziges Betragen, daß wir bei jenes freund-

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Zitationshilfe: Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kaempfer_japan02_1779/328>, abgerufen am 24.11.2024.