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Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779.

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Kämpfers Geschichte von Japan. Fünftes Buch.
aufgeführt und den Kaufleuten zugebracht werden können, wieder ab in den vorigen Strohm
fält. Es sind diese Stadtkanäle, wie gesagt, nach dem Laufe der Gassen angelegt, dahero
auch regelmäßig, von proportionirter Breite und hin und wieder mit schönen und mehr als
hundert Brücken bekleidet, einige aber, wegen wenigem Wasser, moderich und an ihren
Ufern nicht zum besten aufgeräumt. An der Nordseite des Mittelstrohms hat hiernächst die
Natur einen andern sehr breiten, aber nicht tiefen Abflus gemacht, der Westwärts schnel ab-
läuft, bis er sich in das Osackische Meer ergießet. Der Mittelstrohm gehet oberwehnten
gleichen Oststrich durch die Stadt, zu Ende derselben nach W. S. W. und nachdem er die
anliegenden Vorstädte und Dörfer in verschiedenen Krümmen durchspült, ins Meer.

Es ist dieser Flus überhaupt zwar etwas enge, jedoch Wasserreich und also schif-
bar, weshalb er auch vom Meere an bis in die Stadt mit einigen tausend Barken der ab-
Tab.
XXVIII.
und zureisenden Handelsleute sowol als Landesherren besezt war. Da seine Ufer auf beiden
Seiten mit 10 und mehr Treppen von grob behauenen schlechten Steinen versehen sind, so
kan man allenthalben gemächlich in und aus den Fahrzeugen steigen.

Auf 3 bis 400 Schritte und weiter hinaus von einander siehet man von dem besten
Cedernholz kostbar erbauete breite Brücken, alle mit Geländern und wiederum einige von
diesen mit messingenen Knöpfen gezieret. Jch habe 10 solcher Brücken gezählt, unter wel-
chen die drei, so über den breiten Theil des Flusses hergehen, vor andern zu merken sind.
Die erste, als die östlichste, hält 60 volle Klafter in der Länge, und ruhet auf 30 Ber-
gen, jeder von fünf und mehr Balken; die zweite komt dieser gleich, und die dritte, die
über beide Armen des Flusses reicht, hat eine Länge von 150 Klaftern; die andere sieben
bis zum Ende der Stadt sind nach Beschaffenheit des abnehmenden Flusses weit kürzer, und
nach Verhältnis nur von 60 bis 20 Klafter lang, ruhen auch nur auf 30 bis 10 Bogen.

Die Straßen der Stadt sind ziemlich enge, und viele nur von gewöhnlicher
Breite, nach Süd und Westen kreuzen sie sich inzwischen schnur gleich, außer in dem
Theile der Stadt nach der Seeseite, wo sie sich nach dem Strohme richten, und in W. S.
W. laufen. Der Grund ist sauber, doch nicht gepflastert, auf beiden Seiten an den
Häusern her aber ein kleiner von grob gehauenen Steinen gemachter Regencanal. Es hat
jede Straße ihre starken Thore, die zur Nachtzeit sämtlich verschlossen werden, und wo
man alsdenn keinen ohne einen Pas vom Gassenmeister durchlässet. So trift man auch in
jeder einen umgitterten Plaz mit mancherlei Feuerlöschungsinstrumenten, und dabei einen
bedekten Brunnen an.

Die Häuser sind vermöge des Landesregulativs nur von zwei Stokwerken, jedes
nicht über anderthalb oder zwei Klafter hoch, aus tannenem Holz mit Leimen und Kalk er-
bauet. Von außen siehet man die Hausthür und einige offene Schauben zur Bude oder
Vorkammer, wo jeder seine Waaren feil hat, oder seine Kunst und Manufaktur öffentlich

treibt,

Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Fuͤnftes Buch.
aufgefuͤhrt und den Kaufleuten zugebracht werden koͤnnen, wieder ab in den vorigen Strohm
faͤlt. Es ſind dieſe Stadtkanaͤle, wie geſagt, nach dem Laufe der Gaſſen angelegt, dahero
auch regelmaͤßig, von proportionirter Breite und hin und wieder mit ſchoͤnen und mehr als
hundert Bruͤcken bekleidet, einige aber, wegen wenigem Waſſer, moderich und an ihren
Ufern nicht zum beſten aufgeraͤumt. An der Nordſeite des Mittelſtrohms hat hiernaͤchſt die
Natur einen andern ſehr breiten, aber nicht tiefen Abflus gemacht, der Weſtwaͤrts ſchnel ab-
laͤuft, bis er ſich in das Oſackiſche Meer ergießet. Der Mittelſtrohm gehet oberwehnten
gleichen Oſtſtrich durch die Stadt, zu Ende derſelben nach W. S. W. und nachdem er die
anliegenden Vorſtaͤdte und Doͤrfer in verſchiedenen Kruͤmmen durchſpuͤlt, ins Meer.

Es iſt dieſer Flus uͤberhaupt zwar etwas enge, jedoch Waſſerreich und alſo ſchif-
bar, weshalb er auch vom Meere an bis in die Stadt mit einigen tauſend Barken der ab-
Tab.
XXVIII.
und zureiſenden Handelsleute ſowol als Landesherren beſezt war. Da ſeine Ufer auf beiden
Seiten mit 10 und mehr Treppen von grob behauenen ſchlechten Steinen verſehen ſind, ſo
kan man allenthalben gemaͤchlich in und aus den Fahrzeugen ſteigen.

Auf 3 bis 400 Schritte und weiter hinaus von einander ſiehet man von dem beſten
Cedernholz koſtbar erbauete breite Bruͤcken, alle mit Gelaͤndern und wiederum einige von
dieſen mit meſſingenen Knoͤpfen gezieret. Jch habe 10 ſolcher Bruͤcken gezaͤhlt, unter wel-
chen die drei, ſo uͤber den breiten Theil des Fluſſes hergehen, vor andern zu merken ſind.
Die erſte, als die oͤſtlichſte, haͤlt 60 volle Klafter in der Laͤnge, und ruhet auf 30 Ber-
gen, jeder von fuͤnf und mehr Balken; die zweite komt dieſer gleich, und die dritte, die
uͤber beide Armen des Fluſſes reicht, hat eine Laͤnge von 150 Klaftern; die andere ſieben
bis zum Ende der Stadt ſind nach Beſchaffenheit des abnehmenden Fluſſes weit kuͤrzer, und
nach Verhaͤltnis nur von 60 bis 20 Klafter lang, ruhen auch nur auf 30 bis 10 Bogen.

Die Straßen der Stadt ſind ziemlich enge, und viele nur von gewoͤhnlicher
Breite, nach Suͤd und Weſten kreuzen ſie ſich inzwiſchen ſchnur gleich, außer in dem
Theile der Stadt nach der Seeſeite, wo ſie ſich nach dem Strohme richten, und in W. S.
W. laufen. Der Grund iſt ſauber, doch nicht gepflaſtert, auf beiden Seiten an den
Haͤuſern her aber ein kleiner von grob gehauenen Steinen gemachter Regencanal. Es hat
jede Straße ihre ſtarken Thore, die zur Nachtzeit ſaͤmtlich verſchloſſen werden, und wo
man alsdenn keinen ohne einen Pas vom Gaſſenmeiſter durchlaͤſſet. So trift man auch in
jeder einen umgitterten Plaz mit mancherlei Feuerloͤſchungsinſtrumenten, und dabei einen
bedekten Brunnen an.

Die Haͤuſer ſind vermoͤge des Landesregulativs nur von zwei Stokwerken, jedes
nicht uͤber anderthalb oder zwei Klafter hoch, aus tannenem Holz mit Leimen und Kalk er-
bauet. Von außen ſiehet man die Hausthuͤr und einige offene Schauben zur Bude oder
Vorkammer, wo jeder ſeine Waaren feil hat, oder ſeine Kunſt und Manufaktur oͤffentlich

treibt,
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[224/0252] Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Fuͤnftes Buch. aufgefuͤhrt und den Kaufleuten zugebracht werden koͤnnen, wieder ab in den vorigen Strohm faͤlt. Es ſind dieſe Stadtkanaͤle, wie geſagt, nach dem Laufe der Gaſſen angelegt, dahero auch regelmaͤßig, von proportionirter Breite und hin und wieder mit ſchoͤnen und mehr als hundert Bruͤcken bekleidet, einige aber, wegen wenigem Waſſer, moderich und an ihren Ufern nicht zum beſten aufgeraͤumt. An der Nordſeite des Mittelſtrohms hat hiernaͤchſt die Natur einen andern ſehr breiten, aber nicht tiefen Abflus gemacht, der Weſtwaͤrts ſchnel ab- laͤuft, bis er ſich in das Oſackiſche Meer ergießet. Der Mittelſtrohm gehet oberwehnten gleichen Oſtſtrich durch die Stadt, zu Ende derſelben nach W. S. W. und nachdem er die anliegenden Vorſtaͤdte und Doͤrfer in verſchiedenen Kruͤmmen durchſpuͤlt, ins Meer. Es iſt dieſer Flus uͤberhaupt zwar etwas enge, jedoch Waſſerreich und alſo ſchif- bar, weshalb er auch vom Meere an bis in die Stadt mit einigen tauſend Barken der ab- und zureiſenden Handelsleute ſowol als Landesherren beſezt war. Da ſeine Ufer auf beiden Seiten mit 10 und mehr Treppen von grob behauenen ſchlechten Steinen verſehen ſind, ſo kan man allenthalben gemaͤchlich in und aus den Fahrzeugen ſteigen. Tab. XXVIII. Auf 3 bis 400 Schritte und weiter hinaus von einander ſiehet man von dem beſten Cedernholz koſtbar erbauete breite Bruͤcken, alle mit Gelaͤndern und wiederum einige von dieſen mit meſſingenen Knoͤpfen gezieret. Jch habe 10 ſolcher Bruͤcken gezaͤhlt, unter wel- chen die drei, ſo uͤber den breiten Theil des Fluſſes hergehen, vor andern zu merken ſind. Die erſte, als die oͤſtlichſte, haͤlt 60 volle Klafter in der Laͤnge, und ruhet auf 30 Ber- gen, jeder von fuͤnf und mehr Balken; die zweite komt dieſer gleich, und die dritte, die uͤber beide Armen des Fluſſes reicht, hat eine Laͤnge von 150 Klaftern; die andere ſieben bis zum Ende der Stadt ſind nach Beſchaffenheit des abnehmenden Fluſſes weit kuͤrzer, und nach Verhaͤltnis nur von 60 bis 20 Klafter lang, ruhen auch nur auf 30 bis 10 Bogen. Die Straßen der Stadt ſind ziemlich enge, und viele nur von gewoͤhnlicher Breite, nach Suͤd und Weſten kreuzen ſie ſich inzwiſchen ſchnur gleich, außer in dem Theile der Stadt nach der Seeſeite, wo ſie ſich nach dem Strohme richten, und in W. S. W. laufen. Der Grund iſt ſauber, doch nicht gepflaſtert, auf beiden Seiten an den Haͤuſern her aber ein kleiner von grob gehauenen Steinen gemachter Regencanal. Es hat jede Straße ihre ſtarken Thore, die zur Nachtzeit ſaͤmtlich verſchloſſen werden, und wo man alsdenn keinen ohne einen Pas vom Gaſſenmeiſter durchlaͤſſet. So trift man auch in jeder einen umgitterten Plaz mit mancherlei Feuerloͤſchungsinſtrumenten, und dabei einen bedekten Brunnen an. Die Haͤuſer ſind vermoͤge des Landesregulativs nur von zwei Stokwerken, jedes nicht uͤber anderthalb oder zwei Klafter hoch, aus tannenem Holz mit Leimen und Kalk er- bauet. Von außen ſiehet man die Hausthuͤr und einige offene Schauben zur Bude oder Vorkammer, wo jeder ſeine Waaren feil hat, oder ſeine Kunſt und Manufaktur oͤffentlich treibt,

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Zitationshilfe: Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kaempfer_japan02_1779/252>, abgerufen am 24.11.2024.