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Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779.

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Kämpfers Geschichte von Japan. Fünftes Buch.
die Weite und Länge aber etwa anderthalb Klafter. Der Boden ist mit schmalen hart
gehobelten Latten, in Distanz einiger Zolle, belegt, damit der Dampf von unten ungehin-
dert hinauf ziehen, und das Spülwasser, das man darin braucht, abfließen könne. Man
steigt zur Seiten durch ein Schiebthürchen hinein, und hat an zween Seiten ein kleines höl-
zernes Schiebfenster, wodurch man den überflüssigen Dampf hinauslässet. Der Raum
unter dem Kasten oder Behälter ist vom Boden auf mit einer Wand umschlossen, damit
der Dampf zusammengehalten werde. Eben daselbst ist von der Hofseite ein Kessel einge-
mauert und unter demselben ein Feuerheerd, welcher gegen die Badstube, damit kein
Rauch dahin komme, gleichfals einen Einflus hat. Der Kessel stehet von außen auf die
Hälfte oder so weit hervor, daß er alda mit nöthigem Wasser und Kräutern versehen wer-
den kan, und ist dieser hervorstehende Theil mit einer Klappe geschlossen, damit bei unter-
gelegtem Feuer der Dampf nur aus dem andern offenen Theile über sich in den Kasten stei-
gen und denselben erfüllen könne. Uebrigens findet der Badegast inwendig eine Bütte vol
kalten und eine andere Bütte vol warmen Wassers, um sich dessen nach Gefallen und Noth-
durft zu bedienen.

Das Hausgärtchen (das der Holländer, als fremder Gefangener, eini-
ges Vergnügen ist) beschließet die ganze Breite des Hinterhauses, ist viereckigt, mit
einer Hinterthür und weißen Mauer oder Wand, wie ein Kump eingefasset, daher es
Tsubo, welches so viel als ein großer Kump oder Wassertrog heißet, genent wird. Alle
vornehmen Häuser und Herbergen sind damit versehen. Wo der Raum zu dessen Anlage
etwa zu enge fält, da findet man zum wenigsten einen gepropften alten Pflaumen-Kirsch-
oder Abricosenbaum, der desto edler, rarer und werther gehalten wird, je älter, krummer
und ungestalteter er ist. Diese Bäume sind oft durch die Länge des Raums horizontal ge-
leitet, geschoren und bis auf ein oder zwei Aeste gestümpft, damit sie größere Blüte tragen.
Sie geben alsdenn zu ihrer Zeit diesem Winkel mit ihren fleischfarbigen, doppelten und un-
glaublich vollen Blumen das herrlichste Ansehen, tragen aber keine Früchte. Jn einigen
Wirthshäusern, wo gar kein Hintenraum vorhanden, ist doch in dem Busen des Gebäu-
des ein offener heller Plaz gelassen, und dieser denn mit einem Wasserkumpe, in welchem
bisweilen kleine schwimmende gold- und silberfarbige Fische sind, einem oder zween raren
Bäumen und Adonischen Blumentöpfen besezt, oder es sind auch einige Zwergbäume da-
hin gepflanzt, deren Wurzeln durch und über die Bimssteine ausschlagen, und ihre Nah-
rung aus bloßem Wasser, worin dergleichen Klippen stehen, ohne Erde haben. Vor
den Thüren gemeiner Häuser siehet man diese Zwergbäume gleichfals zur Lust und Zierrath
ausgesezt.

Ein volkommenes Hausgärtchen oder Tsubo, von etwa 30 Schritten ins gevierte,
hat folgende wesentliche Stücke:

1) Der

Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Fuͤnftes Buch.
die Weite und Laͤnge aber etwa anderthalb Klafter. Der Boden iſt mit ſchmalen hart
gehobelten Latten, in Diſtanz einiger Zolle, belegt, damit der Dampf von unten ungehin-
dert hinauf ziehen, und das Spuͤlwaſſer, das man darin braucht, abfließen koͤnne. Man
ſteigt zur Seiten durch ein Schiebthuͤrchen hinein, und hat an zween Seiten ein kleines hoͤl-
zernes Schiebfenſter, wodurch man den uͤberfluͤſſigen Dampf hinauslaͤſſet. Der Raum
unter dem Kaſten oder Behaͤlter iſt vom Boden auf mit einer Wand umſchloſſen, damit
der Dampf zuſammengehalten werde. Eben daſelbſt iſt von der Hofſeite ein Keſſel einge-
mauert und unter demſelben ein Feuerheerd, welcher gegen die Badſtube, damit kein
Rauch dahin komme, gleichfals einen Einflus hat. Der Keſſel ſtehet von außen auf die
Haͤlfte oder ſo weit hervor, daß er alda mit noͤthigem Waſſer und Kraͤutern verſehen wer-
den kan, und iſt dieſer hervorſtehende Theil mit einer Klappe geſchloſſen, damit bei unter-
gelegtem Feuer der Dampf nur aus dem andern offenen Theile uͤber ſich in den Kaſten ſtei-
gen und denſelben erfuͤllen koͤnne. Uebrigens findet der Badegaſt inwendig eine Buͤtte vol
kalten und eine andere Buͤtte vol warmen Waſſers, um ſich deſſen nach Gefallen und Noth-
durft zu bedienen.

Das Hausgaͤrtchen (das der Hollaͤnder, als fremder Gefangener, eini-
ges Vergnuͤgen iſt) beſchließet die ganze Breite des Hinterhauſes, iſt viereckigt, mit
einer Hinterthuͤr und weißen Mauer oder Wand, wie ein Kump eingefaſſet, daher es
Tſubo, welches ſo viel als ein großer Kump oder Waſſertrog heißet, genent wird. Alle
vornehmen Haͤuſer und Herbergen ſind damit verſehen. Wo der Raum zu deſſen Anlage
etwa zu enge faͤlt, da findet man zum wenigſten einen gepropften alten Pflaumen-Kirſch-
oder Abricoſenbaum, der deſto edler, rarer und werther gehalten wird, je aͤlter, krummer
und ungeſtalteter er iſt. Dieſe Baͤume ſind oft durch die Laͤnge des Raums horizontal ge-
leitet, geſchoren und bis auf ein oder zwei Aeſte geſtuͤmpft, damit ſie groͤßere Bluͤte tragen.
Sie geben alsdenn zu ihrer Zeit dieſem Winkel mit ihren fleiſchfarbigen, doppelten und un-
glaublich vollen Blumen das herrlichſte Anſehen, tragen aber keine Fruͤchte. Jn einigen
Wirthshaͤuſern, wo gar kein Hintenraum vorhanden, iſt doch in dem Buſen des Gebaͤu-
des ein offener heller Plaz gelaſſen, und dieſer denn mit einem Waſſerkumpe, in welchem
bisweilen kleine ſchwimmende gold- und ſilberfarbige Fiſche ſind, einem oder zween raren
Baͤumen und Adoniſchen Blumentoͤpfen beſezt, oder es ſind auch einige Zwergbaͤume da-
hin gepflanzt, deren Wurzeln durch und uͤber die Bimsſteine ausſchlagen, und ihre Nah-
rung aus bloßem Waſſer, worin dergleichen Klippen ſtehen, ohne Erde haben. Vor
den Thuͤren gemeiner Haͤuſer ſiehet man dieſe Zwergbaͤume gleichfals zur Luſt und Zierrath
ausgeſezt.

Ein volkommenes Hausgaͤrtchen oder Tſubo, von etwa 30 Schritten ins gevierte,
hat folgende weſentliche Stuͤcke:

1) Der
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[174/0192] Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Fuͤnftes Buch. die Weite und Laͤnge aber etwa anderthalb Klafter. Der Boden iſt mit ſchmalen hart gehobelten Latten, in Diſtanz einiger Zolle, belegt, damit der Dampf von unten ungehin- dert hinauf ziehen, und das Spuͤlwaſſer, das man darin braucht, abfließen koͤnne. Man ſteigt zur Seiten durch ein Schiebthuͤrchen hinein, und hat an zween Seiten ein kleines hoͤl- zernes Schiebfenſter, wodurch man den uͤberfluͤſſigen Dampf hinauslaͤſſet. Der Raum unter dem Kaſten oder Behaͤlter iſt vom Boden auf mit einer Wand umſchloſſen, damit der Dampf zuſammengehalten werde. Eben daſelbſt iſt von der Hofſeite ein Keſſel einge- mauert und unter demſelben ein Feuerheerd, welcher gegen die Badſtube, damit kein Rauch dahin komme, gleichfals einen Einflus hat. Der Keſſel ſtehet von außen auf die Haͤlfte oder ſo weit hervor, daß er alda mit noͤthigem Waſſer und Kraͤutern verſehen wer- den kan, und iſt dieſer hervorſtehende Theil mit einer Klappe geſchloſſen, damit bei unter- gelegtem Feuer der Dampf nur aus dem andern offenen Theile uͤber ſich in den Kaſten ſtei- gen und denſelben erfuͤllen koͤnne. Uebrigens findet der Badegaſt inwendig eine Buͤtte vol kalten und eine andere Buͤtte vol warmen Waſſers, um ſich deſſen nach Gefallen und Noth- durft zu bedienen. Das Hausgaͤrtchen (das der Hollaͤnder, als fremder Gefangener, eini- ges Vergnuͤgen iſt) beſchließet die ganze Breite des Hinterhauſes, iſt viereckigt, mit einer Hinterthuͤr und weißen Mauer oder Wand, wie ein Kump eingefaſſet, daher es Tſubo, welches ſo viel als ein großer Kump oder Waſſertrog heißet, genent wird. Alle vornehmen Haͤuſer und Herbergen ſind damit verſehen. Wo der Raum zu deſſen Anlage etwa zu enge faͤlt, da findet man zum wenigſten einen gepropften alten Pflaumen-Kirſch- oder Abricoſenbaum, der deſto edler, rarer und werther gehalten wird, je aͤlter, krummer und ungeſtalteter er iſt. Dieſe Baͤume ſind oft durch die Laͤnge des Raums horizontal ge- leitet, geſchoren und bis auf ein oder zwei Aeſte geſtuͤmpft, damit ſie groͤßere Bluͤte tragen. Sie geben alsdenn zu ihrer Zeit dieſem Winkel mit ihren fleiſchfarbigen, doppelten und un- glaublich vollen Blumen das herrlichſte Anſehen, tragen aber keine Fruͤchte. Jn einigen Wirthshaͤuſern, wo gar kein Hintenraum vorhanden, iſt doch in dem Buſen des Gebaͤu- des ein offener heller Plaz gelaſſen, und dieſer denn mit einem Waſſerkumpe, in welchem bisweilen kleine ſchwimmende gold- und ſilberfarbige Fiſche ſind, einem oder zween raren Baͤumen und Adoniſchen Blumentoͤpfen beſezt, oder es ſind auch einige Zwergbaͤume da- hin gepflanzt, deren Wurzeln durch und uͤber die Bimsſteine ausſchlagen, und ihre Nah- rung aus bloßem Waſſer, worin dergleichen Klippen ſtehen, ohne Erde haben. Vor den Thuͤren gemeiner Haͤuſer ſiehet man dieſe Zwergbaͤume gleichfals zur Luſt und Zierrath ausgeſezt. Ein volkommenes Hausgaͤrtchen oder Tſubo, von etwa 30 Schritten ins gevierte, hat folgende weſentliche Stuͤcke: 1) Der

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Zitationshilfe: Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kaempfer_japan02_1779/192>, abgerufen am 22.11.2024.