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Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779.

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Kämpfers Geschichte von Japan. Viertes Buch.
Menge der wegen des Christenthums verdächtigen sinesischen und tatarischen Gäste gar
bald den besten Vorwand.

Was demnach zuerst die Reformation ihres bisherigen freien Handels betrift, so
wurde dieselbe noch in dem Jahr 1685 vorgenommen. Man schrieb ihnen, wie den Hol-
ländern, eine gewisse Summe des Waarenabsatzes vor, indem man ihnen nämlich zuer-
kante, insgesamt jährlich von ihren angebrachten Gütern nicht mehr zu verkaufen, als für
den Werth von 600 Kisten Silbers, d. i. 600,000 Sjumome oder Thails, welches 21 hol-
ländische Tonnen Goldes, überhaupt aber noch einmal so viel beträgt, als was den Hollän-
dern zum Tarif des Verkaufs gesezt ist. Da nun die Japaner den Ueberschlag machten,
daß an sinesischen Jonken zu Nagasacki jährlich siebzehn aus der Provinz Hoksju oder
Foktsju, auch Fuekuisju; sechzehn aus der Stadt und Provinz Nanking; sieben aus der
Stadt und Provinz Cantoo oder Canton; fünf von Nefa; vier von Sintsjeu: vier
von der Jnsel Aimo und den umliegenden Ufern des festen Landes; drei von Kootz oder
Kootsja; drei aus dem Reiche Sjam oder Sijam; zwei aus dem Königreiche Tun-
kin;
zwei von Cammon; zwei aus dem Königreiche Cabotsja oder Cambodia; zwei
von Takkasaggo oder Taywaan der Jnsel Formosa; ein von Fudasan, welches unter
Foktsju liegt, woselbst ein berühmter Quanwontempel ist; ein aus Kootsji oder Cosjin
sjina;
ein aus Tanj, eine der größesten Jnseln Rjuku; mithin in allem siebenzig Jon-
ken einkommen könten, *) so wurde ihnen mit dieser Anzahl die auf obige Summe bestimte
Waaren zum Verkauf einzuführen erlaubt. Doch lies man außerdem noch eine Jonke von
Sjakkattara oder Batavia und ein von Poking oder Peking als untergestekt passiren,
wenn etwa eine oder andere unterwegs zurükbliebe, verunglükte oder sonst zu spät mitkäme.
Eben hierunter aber gehen sehr oft Unterschleife vor, indem manchmal einige, die im Früh-
jahr nach gehaltenem Verkauf zurükfahren, ihre Schiffe mit frischer Farbe und Fürnis über-
ziehen, und darauf alsbald zum andern mal mit anderm Volk und Waaren gleich wieder
erscheinen, und glüklich passiren, ohne daß der Betrug entdekt wird; einige pflegen auch
wohl, fürnemlich, wenn sie im Frühjahre auslaufen, sich mit allem Vorsaz auf Satzuma
zu verschlagen, und in der Geschwindigkeit da ihre Waaren zu verkaufen, alsdenn so fort
zurükzueilen, um zum zweitenmal ihr Schif mit einer neuen Ladung zu versehen, und da-
mit nach Nagasacki zu kommen; in dem Falle aber, daß sie etwa auf der Farth nach

Satzuma
*) [Spaltenumbruch] Scheuchzer hat stat sieben aus Cantoo,
fünf, und sezt am Ende hinzu, daß noch verschie-
dene andere sinesische Jonken nach Japan kämen,
von denen man keine genaue Nachricht habe; wel-
cher Zusaz nach den Angaben der Handschriften[Spaltenumbruch]
unnöthig, da nach denselben die Anzahl 70 genau
herauskomt. Der französische Uebersetzer hat: sieb-
zehn aus der Stadt und Provinz Nanking und be-
rührt die ersten siebzehn aus der Provinz Hocksju
gar nicht.

Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Viertes Buch.
Menge der wegen des Chriſtenthums verdaͤchtigen ſineſiſchen und tatariſchen Gaͤſte gar
bald den beſten Vorwand.

Was demnach zuerſt die Reformation ihres bisherigen freien Handels betrift, ſo
wurde dieſelbe noch in dem Jahr 1685 vorgenommen. Man ſchrieb ihnen, wie den Hol-
laͤndern, eine gewiſſe Summe des Waarenabſatzes vor, indem man ihnen naͤmlich zuer-
kante, insgeſamt jaͤhrlich von ihren angebrachten Guͤtern nicht mehr zu verkaufen, als fuͤr
den Werth von 600 Kiſten Silbers, d. i. 600,000 Sjumome oder Thails, welches 21 hol-
laͤndiſche Tonnen Goldes, uͤberhaupt aber noch einmal ſo viel betraͤgt, als was den Hollaͤn-
dern zum Tarif des Verkaufs geſezt iſt. Da nun die Japaner den Ueberſchlag machten,
daß an ſineſiſchen Jonken zu Nagaſacki jaͤhrlich ſiebzehn aus der Provinz Hokſju oder
Foktſju, auch Fuekuiſju; ſechzehn aus der Stadt und Provinz Nanking; ſieben aus der
Stadt und Provinz Cantoo oder Canton; fuͤnf von Nefa; vier von Sintſjeu: vier
von der Jnſel Aimo und den umliegenden Ufern des feſten Landes; drei von Kootz oder
Kootſja; drei aus dem Reiche Sjam oder Sijam; zwei aus dem Koͤnigreiche Tun-
kin;
zwei von Cammon; zwei aus dem Koͤnigreiche Cabotſja oder Cambodia; zwei
von Takkaſaggo oder Taywaan der Jnſel Formoſa; ein von Fudaſan, welches unter
Foktſju liegt, woſelbſt ein beruͤhmter Quanwontempel iſt; ein aus Kootſji oder Coſjin
ſjina;
ein aus Tanj, eine der groͤßeſten Jnſeln Rjuku; mithin in allem ſiebenzig Jon-
ken einkommen koͤnten, *) ſo wurde ihnen mit dieſer Anzahl die auf obige Summe beſtimte
Waaren zum Verkauf einzufuͤhren erlaubt. Doch lies man außerdem noch eine Jonke von
Sjakkattara oder Batavia und ein von Poking oder Peking als untergeſtekt paſſiren,
wenn etwa eine oder andere unterwegs zuruͤkbliebe, verungluͤkte oder ſonſt zu ſpaͤt mitkaͤme.
Eben hierunter aber gehen ſehr oft Unterſchleife vor, indem manchmal einige, die im Fruͤh-
jahr nach gehaltenem Verkauf zuruͤkfahren, ihre Schiffe mit friſcher Farbe und Fuͤrnis uͤber-
ziehen, und darauf alsbald zum andern mal mit anderm Volk und Waaren gleich wieder
erſcheinen, und gluͤklich paſſiren, ohne daß der Betrug entdekt wird; einige pflegen auch
wohl, fuͤrnemlich, wenn ſie im Fruͤhjahre auslaufen, ſich mit allem Vorſaz auf Satzuma
zu verſchlagen, und in der Geſchwindigkeit da ihre Waaren zu verkaufen, alsdenn ſo fort
zuruͤkzueilen, um zum zweitenmal ihr Schif mit einer neuen Ladung zu verſehen, und da-
mit nach Nagaſacki zu kommen; in dem Falle aber, daß ſie etwa auf der Farth nach

Satzuma
*) [Spaltenumbruch] Scheuchzer hat ſtat ſieben aus Cantoo,
fuͤnf, und ſezt am Ende hinzu, daß noch verſchie-
dene andere ſineſiſche Jonken nach Japan kaͤmen,
von denen man keine genaue Nachricht habe; wel-
cher Zuſaz nach den Angaben der Handſchriften[Spaltenumbruch]
unnoͤthig, da nach denſelben die Anzahl 70 genau
herauskomt. Der franzoͤſiſche Ueberſetzer hat: ſieb-
zehn aus der Stadt und Provinz Nanking und be-
ruͤhrt die erſten ſiebzehn aus der Provinz Hockſju
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[124/0138] Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Viertes Buch. Menge der wegen des Chriſtenthums verdaͤchtigen ſineſiſchen und tatariſchen Gaͤſte gar bald den beſten Vorwand. Was demnach zuerſt die Reformation ihres bisherigen freien Handels betrift, ſo wurde dieſelbe noch in dem Jahr 1685 vorgenommen. Man ſchrieb ihnen, wie den Hol- laͤndern, eine gewiſſe Summe des Waarenabſatzes vor, indem man ihnen naͤmlich zuer- kante, insgeſamt jaͤhrlich von ihren angebrachten Guͤtern nicht mehr zu verkaufen, als fuͤr den Werth von 600 Kiſten Silbers, d. i. 600,000 Sjumome oder Thails, welches 21 hol- laͤndiſche Tonnen Goldes, uͤberhaupt aber noch einmal ſo viel betraͤgt, als was den Hollaͤn- dern zum Tarif des Verkaufs geſezt iſt. Da nun die Japaner den Ueberſchlag machten, daß an ſineſiſchen Jonken zu Nagaſacki jaͤhrlich ſiebzehn aus der Provinz Hokſju oder Foktſju, auch Fuekuiſju; ſechzehn aus der Stadt und Provinz Nanking; ſieben aus der Stadt und Provinz Cantoo oder Canton; fuͤnf von Nefa; vier von Sintſjeu: vier von der Jnſel Aimo und den umliegenden Ufern des feſten Landes; drei von Kootz oder Kootſja; drei aus dem Reiche Sjam oder Sijam; zwei aus dem Koͤnigreiche Tun- kin; zwei von Cammon; zwei aus dem Koͤnigreiche Cabotſja oder Cambodia; zwei von Takkaſaggo oder Taywaan der Jnſel Formoſa; ein von Fudaſan, welches unter Foktſju liegt, woſelbſt ein beruͤhmter Quanwontempel iſt; ein aus Kootſji oder Coſjin ſjina; ein aus Tanj, eine der groͤßeſten Jnſeln Rjuku; mithin in allem ſiebenzig Jon- ken einkommen koͤnten, *) ſo wurde ihnen mit dieſer Anzahl die auf obige Summe beſtimte Waaren zum Verkauf einzufuͤhren erlaubt. Doch lies man außerdem noch eine Jonke von Sjakkattara oder Batavia und ein von Poking oder Peking als untergeſtekt paſſiren, wenn etwa eine oder andere unterwegs zuruͤkbliebe, verungluͤkte oder ſonſt zu ſpaͤt mitkaͤme. Eben hierunter aber gehen ſehr oft Unterſchleife vor, indem manchmal einige, die im Fruͤh- jahr nach gehaltenem Verkauf zuruͤkfahren, ihre Schiffe mit friſcher Farbe und Fuͤrnis uͤber- ziehen, und darauf alsbald zum andern mal mit anderm Volk und Waaren gleich wieder erſcheinen, und gluͤklich paſſiren, ohne daß der Betrug entdekt wird; einige pflegen auch wohl, fuͤrnemlich, wenn ſie im Fruͤhjahre auslaufen, ſich mit allem Vorſaz auf Satzuma zu verſchlagen, und in der Geſchwindigkeit da ihre Waaren zu verkaufen, alsdenn ſo fort zuruͤkzueilen, um zum zweitenmal ihr Schif mit einer neuen Ladung zu verſehen, und da- mit nach Nagaſacki zu kommen; in dem Falle aber, daß ſie etwa auf der Farth nach Satzuma *) Scheuchzer hat ſtat ſieben aus Cantoo, fuͤnf, und ſezt am Ende hinzu, daß noch verſchie- dene andere ſineſiſche Jonken nach Japan kaͤmen, von denen man keine genaue Nachricht habe; wel- cher Zuſaz nach den Angaben der Handſchriften unnoͤthig, da nach denſelben die Anzahl 70 genau herauskomt. Der franzoͤſiſche Ueberſetzer hat: ſieb- zehn aus der Stadt und Provinz Nanking und be- ruͤhrt die erſten ſiebzehn aus der Provinz Hockſju gar nicht.

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Zitationshilfe: Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kaempfer_japan02_1779/138>, abgerufen am 24.11.2024.