Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779.Kämpfers Geschichte von Japan. Viertes Buch. bedienten unsrer Jnsel sind gleichfals zugegen, und unter ihnen führt der präsidirende Ober-dolmetscher das Wort und die Hauptdirektion des Handels, da unsre zwar auch diesem Rath beisitzende drei Bediente, nemlich zwei Oberkaufleute, und ihr Gehülfe, wenig sagen oder vorbringen dürfen. Diese Herrn lassen nur gleich anfangs von allen Waaren eine Probe auslegen, und nach gegebnem Zeichen mit einer Gumm (eine Art platter Glocken wie eine Becken-Schüssel) die Kaufleute in das Kauf haus kommen. Dieses ist ein hölzernes auf Kosten der edlen Compagme errichtetes sauberes Gebäude. Wenn man die Schubläden weggenommen, ist es ganz offen, so daß jederman von außen hineinsehn kan, in dieser Ab- sicht ist es auch mit einem stark hervorstehenden Gang umgeben. Jnwendig ist es in ver- schiedne Apartements abgetheilt und auf das bequemste zu seinem Zwek, nemlich dem Ver- kauf, eingerichtet. Wenn nun eine gewisse Gattung Waaren zum Verkauf aufgestelt ist, so legt jeder Durch ein besondres Kaiserliches Privilegium haben gewisse Kaufleute der fünf Zol,
Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Viertes Buch. bedienten unſrer Jnſel ſind gleichfals zugegen, und unter ihnen fuͤhrt der praͤſidirende Ober-dolmetſcher das Wort und die Hauptdirektion des Handels, da unſre zwar auch dieſem Rath beiſitzende drei Bediente, nemlich zwei Oberkaufleute, und ihr Gehuͤlfe, wenig ſagen oder vorbringen duͤrfen. Dieſe Herrn laſſen nur gleich anfangs von allen Waaren eine Probe auslegen, und nach gegebnem Zeichen mit einer Gumm (eine Art platter Glocken wie eine Becken-Schuͤſſel) die Kaufleute in das Kauf haus kommen. Dieſes iſt ein hoͤlzernes auf Koſten der edlen Compagme errichtetes ſauberes Gebaͤude. Wenn man die Schublaͤden weggenommen, iſt es ganz offen, ſo daß jederman von außen hineinſehn kan, in dieſer Ab- ſicht iſt es auch mit einem ſtark hervorſtehenden Gang umgeben. Jnwendig iſt es in ver- ſchiedne Apartements abgetheilt und auf das bequemſte zu ſeinem Zwek, nemlich dem Ver- kauf, eingerichtet. Wenn nun eine gewiſſe Gattung Waaren zum Verkauf aufgeſtelt iſt, ſo legt jeder Durch ein beſondres Kaiſerliches Privilegium haben gewiſſe Kaufleute der fuͤnf Zol,
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0126" n="112"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Viertes Buch.</hi></fw><lb/> bedienten unſrer Jnſel ſind gleichfals zugegen, und unter ihnen fuͤhrt der praͤſidirende Ober-<lb/> dolmetſcher das Wort und die Hauptdirektion des Handels, da unſre zwar auch dieſem Rath<lb/> beiſitzende drei Bediente, nemlich zwei Oberkaufleute, und ihr Gehuͤlfe, wenig ſagen oder<lb/> vorbringen duͤrfen. Dieſe Herrn laſſen nur gleich anfangs von allen Waaren eine Probe<lb/> auslegen, und nach gegebnem Zeichen mit einer <hi rendition="#fr">Gumm</hi> (eine Art platter Glocken wie eine<lb/> Becken-Schuͤſſel) die Kaufleute in das Kauf haus kommen. Dieſes iſt ein hoͤlzernes auf<lb/> Koſten der <hi rendition="#fr">edlen Compagme</hi> errichtetes ſauberes Gebaͤude. Wenn man die Schublaͤden<lb/> weggenommen, iſt es ganz offen, ſo daß jederman von außen hineinſehn kan, in dieſer Ab-<lb/> ſicht iſt es auch mit einem ſtark hervorſtehenden Gang umgeben. Jnwendig iſt es in ver-<lb/> ſchiedne Apartements abgetheilt und auf das bequemſte zu ſeinem Zwek, nemlich dem Ver-<lb/> kauf, eingerichtet.</p><lb/> <p>Wenn nun eine gewiſſe Gattung Waaren zum Verkauf aufgeſtelt iſt, ſo legt jeder<lb/> Liebhaber unterſchiedne Zettel vor, jedes von hoͤherm und geringerem Werth, worauf bezeich-<lb/> net iſt, wieviel <hi rendition="#fr">Quan, Me, Momi, Burin,</hi> Men Futz er vor jeden <hi rendition="#fr">Catti</hi> (d. i. der<lb/> Name einer gewiſſen Quantitaͤt von Waaren) geben wolle, jeder Zettel iſt mit einem falſchen<lb/> Namen unterzeichnet. Die Zettel von ſo verſchiednem Werth dienen dazu, um dem Kaͤu-<lb/> fer gehoͤrige Bedenkzeit zu geben, damit er das geringere Gebot koͤnne gelten laſſen, wenn<lb/> ihm das hoͤhere misfaͤlt. Bei der großen Menge aber von unterſchiednen japaniſchen<lb/> Scheidemuͤnzen geſchieht es ſelten, daß mehrere Perſonen zugleich ein Gebot thun. Wenn<lb/> alle Zettel uͤber die Waaren, welche verkauft werden ſollen, eingeſamlet ſind, werden ſie<lb/> von den Unſrigen geoͤfnet, die hoͤhern von den geringern geſchieden, und dann von dem praͤ-<lb/> ſidirenden Dolmetſcher ſtuffenweiſe, die hoͤchſten zuerſt, abgeleſen. Dreimal wird nach<lb/> dem Bieter gefragt, ſchweigt er, der Zettel bei Seite gethan, und ein andrer, deſſen Ge-<lb/> bot das naͤchſte iſt, vorgenommen, bis endlich ein Kaͤufer ruft: <hi rendition="#fr">Hier bin ich,</hi> zutrit,<lb/> und mit ſeinem Petſchaft und ſchwarzer Oelfarbe, welche die Japaner in der Abſicht immer<lb/> bei ſich fuͤhren, unterdruͤkt, und hierdurch den Kauf beveſtigt. Auf dieſelbe Art werden<lb/> denn alle uͤbrige Waaren an Mann gebracht, und die Sache in zwei, zuweilen erſt in drei<lb/> bis vier Cambangs zu Ende gebracht, bis die zugeſtandne Summe unſers Verkaufs er-<lb/> reicht iſt. Den Tag nach jedem <hi rendition="#fr">Cambang</hi> mus das verkaufte Gut geliefert werden, und<lb/> wird von der Jnſel weggebracht.</p><lb/> <p>Durch ein beſondres Kaiſerliches Privilegium haben gewiſſe Kaufleute der fuͤnf<lb/> Kaiſerlichen Staͤdte allein das Recht, die rohe Seide von uns zu kaufen, womit man dann<lb/> gemeiniglich zu ihrem ſehr großen und unſerm ſehr geringen Vortheil den Anfang zu machen<lb/> pflegt. Sie wolten uns daher auch gern zwingen, den dritten Theil unſrer Guͤter in dieſer<lb/> Waare zu liefern.</p><lb/> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Zol,</hi> </fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [112/0126]
Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Viertes Buch.
bedienten unſrer Jnſel ſind gleichfals zugegen, und unter ihnen fuͤhrt der praͤſidirende Ober-
dolmetſcher das Wort und die Hauptdirektion des Handels, da unſre zwar auch dieſem Rath
beiſitzende drei Bediente, nemlich zwei Oberkaufleute, und ihr Gehuͤlfe, wenig ſagen oder
vorbringen duͤrfen. Dieſe Herrn laſſen nur gleich anfangs von allen Waaren eine Probe
auslegen, und nach gegebnem Zeichen mit einer Gumm (eine Art platter Glocken wie eine
Becken-Schuͤſſel) die Kaufleute in das Kauf haus kommen. Dieſes iſt ein hoͤlzernes auf
Koſten der edlen Compagme errichtetes ſauberes Gebaͤude. Wenn man die Schublaͤden
weggenommen, iſt es ganz offen, ſo daß jederman von außen hineinſehn kan, in dieſer Ab-
ſicht iſt es auch mit einem ſtark hervorſtehenden Gang umgeben. Jnwendig iſt es in ver-
ſchiedne Apartements abgetheilt und auf das bequemſte zu ſeinem Zwek, nemlich dem Ver-
kauf, eingerichtet.
Wenn nun eine gewiſſe Gattung Waaren zum Verkauf aufgeſtelt iſt, ſo legt jeder
Liebhaber unterſchiedne Zettel vor, jedes von hoͤherm und geringerem Werth, worauf bezeich-
net iſt, wieviel Quan, Me, Momi, Burin, Men Futz er vor jeden Catti (d. i. der
Name einer gewiſſen Quantitaͤt von Waaren) geben wolle, jeder Zettel iſt mit einem falſchen
Namen unterzeichnet. Die Zettel von ſo verſchiednem Werth dienen dazu, um dem Kaͤu-
fer gehoͤrige Bedenkzeit zu geben, damit er das geringere Gebot koͤnne gelten laſſen, wenn
ihm das hoͤhere misfaͤlt. Bei der großen Menge aber von unterſchiednen japaniſchen
Scheidemuͤnzen geſchieht es ſelten, daß mehrere Perſonen zugleich ein Gebot thun. Wenn
alle Zettel uͤber die Waaren, welche verkauft werden ſollen, eingeſamlet ſind, werden ſie
von den Unſrigen geoͤfnet, die hoͤhern von den geringern geſchieden, und dann von dem praͤ-
ſidirenden Dolmetſcher ſtuffenweiſe, die hoͤchſten zuerſt, abgeleſen. Dreimal wird nach
dem Bieter gefragt, ſchweigt er, der Zettel bei Seite gethan, und ein andrer, deſſen Ge-
bot das naͤchſte iſt, vorgenommen, bis endlich ein Kaͤufer ruft: Hier bin ich, zutrit,
und mit ſeinem Petſchaft und ſchwarzer Oelfarbe, welche die Japaner in der Abſicht immer
bei ſich fuͤhren, unterdruͤkt, und hierdurch den Kauf beveſtigt. Auf dieſelbe Art werden
denn alle uͤbrige Waaren an Mann gebracht, und die Sache in zwei, zuweilen erſt in drei
bis vier Cambangs zu Ende gebracht, bis die zugeſtandne Summe unſers Verkaufs er-
reicht iſt. Den Tag nach jedem Cambang mus das verkaufte Gut geliefert werden, und
wird von der Jnſel weggebracht.
Durch ein beſondres Kaiſerliches Privilegium haben gewiſſe Kaufleute der fuͤnf
Kaiſerlichen Staͤdte allein das Recht, die rohe Seide von uns zu kaufen, womit man dann
gemeiniglich zu ihrem ſehr großen und unſerm ſehr geringen Vortheil den Anfang zu machen
pflegt. Sie wolten uns daher auch gern zwingen, den dritten Theil unſrer Guͤter in dieſer
Waare zu liefern.
Zol,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |