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Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 1. Lemgo, 1777.

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Erst. Kap. Reise von Batavia nach Siam.
über, den die Portugiesen auf ihren Charten Buse, die Einwohner aber, welche insge-
samt Fischer sind, Terchannu nennen. Er besteht aus ohngefehr 50 Häusern, die
längst dem Ufer liegen. Wir sahn hier ein portugiesisch Schif, mit einem Kreuz im wei-
ßen Felde in seiner Flagge vor Anker liegen, das, wie die Einwohner sagten, von Ma-
kao
gekommen war. Es wird hier siamisch und malayisch geredt. Drei Fischer kamen
in einem ihrer Fahrzeuge zu uns an Bord, und gaben uns für ein schlechtes Tischtuch und
etwa einen halben Eimer Reis so viel Fische, daß wol 20 ausgehungerte Menschen sich dar-
an hätten sättigen können. Unter denselben waren Königsfische, den Hechten nicht unähn-
lich und beinahe anderthalb Ellen lang; Pferdeköpfe, wie sie die Holländer nennen, die sonst
auch Korkuades heißen; rothe Steinbrassen, Salametten und Jakobus Evers. Ge-
gen Abend war es so stil, daß wir unsre Anker in der Gegend verschiedner kleiner Jnseln,
welche Redansinseln heißen, fallen ließen. Einige unsrer Leute machten sich ein Ver-
gnügen mit Angeln, und fingen einen schönen Meerstern. Er bestand aus neun Stralen,
deren jeder beinahe anderthalb Spannen lang war, so daß der ganze Stern von einem En-
de zum andern einen Durchmesser von völlig drei Spannen hatte. Die Oberfläche war
so rauh anzufassen, als wenn sie ganz mit Schuppen besezt wäre. Der Mittelleib, der
zwei Zol Dicke hatte, war ein besondrer erhabner schwarzer Stern mit neun kurzen Stra-
len. Jm Mittelpunkt war ein großes rundes Loch oder Maul, das zwei Reihen feiner
Fasern oder Fibern umgaben. Die großen Stralen waren viereckigt, fingersdik, liefen
gerade zu, hatten eine dunkelweiße Farbe, die nur oben durch queerüber laufende schwarze
Striche tygermäßig geflekt war. Beide Ecken waren hier bis zur äußersten Spitze mit
einer Reihe kurzer Stacheln besezt, die sich nach der Länge schließen. Die Unterfläche
dieses Geschöpfs war etwas sanft anzufühlen, von weißer Farbe, und jeder Stral an seinen
Ecken mit einer Reihe kleiner Füße, wie ein indianischer Tausendfus, besezt, welche
durcheinander eine verwirte komische Bewegung machten. Der Mittelleib hatte eine mä-
ßige Hölung, und von demselben lief in jeden Stral eine Höle hinunter. Die innere Sub-
stanz war weis, härtlich und so spröde, daß die Stralen mir unter den Händen zerbrachen.

Den 25ten konten wir wegen des unbeständigen Windes kaum sechs Meilen zurük-
legen. Die malaccischen Ufer waren noch wie gestern ziemlich niedrig, und wie wir aus
dem Rauch und einigen elenden Fischerkänen schließen konten, bewohnt. Tief im Lande
zeigten sich sehr hohe Berge, deren verschiedne in Dampf und Nebel verhült waren. Ge-
gen Abend erhub sich ein sehr starker Landwind.

Den 26ten währte dieser Wind bis Mittags fort, da er durch einen Sturm gelegt
wurde. Dies zwang uns auch anzulegen. Die Nacht über fingen wir viel Fische.

Den 27ten segelten wir bei günstigem Landwinde und gutem Wetter weiter fort,
und bemerkten, daß das Land an einigen Orten gebrochen, an einigen sehr niedrig,

an
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Erſt. Kap. Reiſe von Batavia nach Siam.
uͤber, den die Portugieſen auf ihren Charten Buſe, die Einwohner aber, welche insge-
ſamt Fiſcher ſind, Terchannu nennen. Er beſteht aus ohngefehr 50 Haͤuſern, die
laͤngſt dem Ufer liegen. Wir ſahn hier ein portugieſiſch Schif, mit einem Kreuz im wei-
ßen Felde in ſeiner Flagge vor Anker liegen, das, wie die Einwohner ſagten, von Ma-
kao
gekommen war. Es wird hier ſiamiſch und malayiſch geredt. Drei Fiſcher kamen
in einem ihrer Fahrzeuge zu uns an Bord, und gaben uns fuͤr ein ſchlechtes Tiſchtuch und
etwa einen halben Eimer Reis ſo viel Fiſche, daß wol 20 ausgehungerte Menſchen ſich dar-
an haͤtten ſaͤttigen koͤnnen. Unter denſelben waren Koͤnigsfiſche, den Hechten nicht unaͤhn-
lich und beinahe anderthalb Ellen lang; Pferdekoͤpfe, wie ſie die Hollaͤnder nennen, die ſonſt
auch Korkuades heißen; rothe Steinbraſſen, Salametten und Jakobus Evers. Ge-
gen Abend war es ſo ſtil, daß wir unſre Anker in der Gegend verſchiedner kleiner Jnſeln,
welche Redansinſeln heißen, fallen ließen. Einige unſrer Leute machten ſich ein Ver-
gnuͤgen mit Angeln, und fingen einen ſchoͤnen Meerſtern. Er beſtand aus neun Stralen,
deren jeder beinahe anderthalb Spannen lang war, ſo daß der ganze Stern von einem En-
de zum andern einen Durchmeſſer von voͤllig drei Spannen hatte. Die Oberflaͤche war
ſo rauh anzufaſſen, als wenn ſie ganz mit Schuppen beſezt waͤre. Der Mittelleib, der
zwei Zol Dicke hatte, war ein beſondrer erhabner ſchwarzer Stern mit neun kurzen Stra-
len. Jm Mittelpunkt war ein großes rundes Loch oder Maul, das zwei Reihen feiner
Faſern oder Fibern umgaben. Die großen Stralen waren viereckigt, fingersdik, liefen
gerade zu, hatten eine dunkelweiße Farbe, die nur oben durch queeruͤber laufende ſchwarze
Striche tygermaͤßig geflekt war. Beide Ecken waren hier bis zur aͤußerſten Spitze mit
einer Reihe kurzer Stacheln beſezt, die ſich nach der Laͤnge ſchließen. Die Unterflaͤche
dieſes Geſchoͤpfs war etwas ſanft anzufuͤhlen, von weißer Farbe, und jeder Stral an ſeinen
Ecken mit einer Reihe kleiner Fuͤße, wie ein indianiſcher Tauſendfus, beſezt, welche
durcheinander eine verwirte komiſche Bewegung machten. Der Mittelleib hatte eine maͤ-
ßige Hoͤlung, und von demſelben lief in jeden Stral eine Hoͤle hinunter. Die innere Sub-
ſtanz war weis, haͤrtlich und ſo ſproͤde, daß die Stralen mir unter den Haͤnden zerbrachen.

Den 25ten konten wir wegen des unbeſtaͤndigen Windes kaum ſechs Meilen zuruͤk-
legen. Die malacciſchen Ufer waren noch wie geſtern ziemlich niedrig, und wie wir aus
dem Rauch und einigen elenden Fiſcherkaͤnen ſchließen konten, bewohnt. Tief im Lande
zeigten ſich ſehr hohe Berge, deren verſchiedne in Dampf und Nebel verhuͤlt waren. Ge-
gen Abend erhub ſich ein ſehr ſtarker Landwind.

Den 26ten waͤhrte dieſer Wind bis Mittags fort, da er durch einen Sturm gelegt
wurde. Dies zwang uns auch anzulegen. Die Nacht uͤber fingen wir viel Fiſche.

Den 27ten ſegelten wir bei guͤnſtigem Landwinde und gutem Wetter weiter fort,
und bemerkten, daß das Land an einigen Orten gebrochen, an einigen ſehr niedrig,

an
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[13/0087] Erſt. Kap. Reiſe von Batavia nach Siam. uͤber, den die Portugieſen auf ihren Charten Buſe, die Einwohner aber, welche insge- ſamt Fiſcher ſind, Terchannu nennen. Er beſteht aus ohngefehr 50 Haͤuſern, die laͤngſt dem Ufer liegen. Wir ſahn hier ein portugieſiſch Schif, mit einem Kreuz im wei- ßen Felde in ſeiner Flagge vor Anker liegen, das, wie die Einwohner ſagten, von Ma- kao gekommen war. Es wird hier ſiamiſch und malayiſch geredt. Drei Fiſcher kamen in einem ihrer Fahrzeuge zu uns an Bord, und gaben uns fuͤr ein ſchlechtes Tiſchtuch und etwa einen halben Eimer Reis ſo viel Fiſche, daß wol 20 ausgehungerte Menſchen ſich dar- an haͤtten ſaͤttigen koͤnnen. Unter denſelben waren Koͤnigsfiſche, den Hechten nicht unaͤhn- lich und beinahe anderthalb Ellen lang; Pferdekoͤpfe, wie ſie die Hollaͤnder nennen, die ſonſt auch Korkuades heißen; rothe Steinbraſſen, Salametten und Jakobus Evers. Ge- gen Abend war es ſo ſtil, daß wir unſre Anker in der Gegend verſchiedner kleiner Jnſeln, welche Redansinſeln heißen, fallen ließen. Einige unſrer Leute machten ſich ein Ver- gnuͤgen mit Angeln, und fingen einen ſchoͤnen Meerſtern. Er beſtand aus neun Stralen, deren jeder beinahe anderthalb Spannen lang war, ſo daß der ganze Stern von einem En- de zum andern einen Durchmeſſer von voͤllig drei Spannen hatte. Die Oberflaͤche war ſo rauh anzufaſſen, als wenn ſie ganz mit Schuppen beſezt waͤre. Der Mittelleib, der zwei Zol Dicke hatte, war ein beſondrer erhabner ſchwarzer Stern mit neun kurzen Stra- len. Jm Mittelpunkt war ein großes rundes Loch oder Maul, das zwei Reihen feiner Faſern oder Fibern umgaben. Die großen Stralen waren viereckigt, fingersdik, liefen gerade zu, hatten eine dunkelweiße Farbe, die nur oben durch queeruͤber laufende ſchwarze Striche tygermaͤßig geflekt war. Beide Ecken waren hier bis zur aͤußerſten Spitze mit einer Reihe kurzer Stacheln beſezt, die ſich nach der Laͤnge ſchließen. Die Unterflaͤche dieſes Geſchoͤpfs war etwas ſanft anzufuͤhlen, von weißer Farbe, und jeder Stral an ſeinen Ecken mit einer Reihe kleiner Fuͤße, wie ein indianiſcher Tauſendfus, beſezt, welche durcheinander eine verwirte komiſche Bewegung machten. Der Mittelleib hatte eine maͤ- ßige Hoͤlung, und von demſelben lief in jeden Stral eine Hoͤle hinunter. Die innere Sub- ſtanz war weis, haͤrtlich und ſo ſproͤde, daß die Stralen mir unter den Haͤnden zerbrachen. Den 25ten konten wir wegen des unbeſtaͤndigen Windes kaum ſechs Meilen zuruͤk- legen. Die malacciſchen Ufer waren noch wie geſtern ziemlich niedrig, und wie wir aus dem Rauch und einigen elenden Fiſcherkaͤnen ſchließen konten, bewohnt. Tief im Lande zeigten ſich ſehr hohe Berge, deren verſchiedne in Dampf und Nebel verhuͤlt waren. Ge- gen Abend erhub ſich ein ſehr ſtarker Landwind. Den 26ten waͤhrte dieſer Wind bis Mittags fort, da er durch einen Sturm gelegt wurde. Dies zwang uns auch anzulegen. Die Nacht uͤber fingen wir viel Fiſche. Den 27ten ſegelten wir bei guͤnſtigem Landwinde und gutem Wetter weiter fort, und bemerkten, daß das Land an einigen Orten gebrochen, an einigen ſehr niedrig, an B 3

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Zitationshilfe: Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 1. Lemgo, 1777, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kaempfer_japan01_1777/87>, abgerufen am 24.11.2024.