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Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 1. Lemgo, 1777.

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Kämpfers Geschichte von Japan. Erstes Buch.
ich sie bisher gekant hatte, beinahe anderthalb Spannen lang, eine Spanne im Umkreis
und etwas eckigt; sehr große Smersaks; kleine Limonen, Ananasse, Hüner und eine be-
sondre Art Steinböcke, von röthlicher Farbe, mit langen Haaren und langem wiederstehen-
den Zahn auf jeder Seite. Von Manufakturen konten sie uns nichts anbieten, als Pi-
sangsäcke, dreimal übereinander sehr fein geflochten; kleine Matten auch von Pisang oder
von Gabbe Gabbe Blättern, auch sehr artig gemacht. Sie wolten für ihre Waaren kein
Geld annehmen, aber wol Reis, Eisen, Hemde, Leinwand und dergleichen Sachen mehr.
Das Geld schienen sie gar nicht zu kennen; da wir ihnen einige Stücke vorwiesen, forder-
ten sie von denselben für eine Matte zehnmal mehr als sie werth war. Dagegen bekamen
wir für ein Stük grobe Leinwand, das vielleicht nur drei Stüber werth war, für zwei und
mehr Schilling Eswaren.

Die ganze Jnsel besteht aus Felsen und steinigten hohen Gebirgen, die aber doch
an sehr vielen Orten und (welches in der That sonderbar ist) oft da, wo wir kaum eine
Hand vol Erde entdecken konten, mit Buschwerk und Bäumen bewachsen sind. Wir klim-
ten nicht ohne Mühe und Gefahr die felsichten Ufer hinan, um Wasser zu suchen. Bei
diesem Auf klimmen und Durchkriechen durch die Gebüsche, halfen uns nicht wenig die
Wurzeln der Bäume, welche oben auf den Bergen wachsen. Denn von diesen Wurzeln
waren manche zwei, drei und mehrere Daumen dik, die sich 10 bis 20 Klaftern um die Hö-
len in den Bergen winden und herunterlassen, um Grund zu suchen. An diesen halfen
wir uns wie an Seilen hinauf. Zwischen den unter und durch einander gefallenen Felsen
und Steinen sind einige kleine Seen von süßem Wasser, welches an manchen Orten so kalt
war, daß ich mich einige Tage übel befand, weil ich mich zum Vergnügen darin gewaschen
hatte. Wir fanden auch noch etwas höher einen Flus, der wasserreich genug war, um
zwei Mühlen zu treiben, und über Stein und Felsen mit solchem Geräusch herabfiel, daß
wir kaum mit einander reden konten. Das Wasser dieses Flusses ist klar, sehr kalt und
etwas bittern Geschmaks. Die kurze Zeit, welche ich hier zubringen konte, erlaubte mir
nicht viel zu botanisiren. Doch fand ich hier viele von denen Pflanzen wieder, die ich auf
der Jnsel Eidam, einige Meilen von Batavia, entdekt hatte. Zunächst am Ufer bemerk-
te ich folgende Bäume und Gebüsche: Terum Lauk, eine nicht sehr hohe Staude mit 2 bis
3 Zol langen und anderthalb Zol breiten Blättern, die dik und fast ganz undurchsichtig
waren, und einen Nerven hatten, der etwas unregelmäßig durch die Mitte lief. Die
Blume war gelb mit fünf Blättern, und hatte eine sehr artige Sternfigur. Der Same
auch sehr schön, grün, sternförmig mit sieben radiis. Gemeiniglich hängen 3, 4, bis 5
Samenkörner beieinander, welche eine schöne Figur ausmachen.

Prije Laut, eine beerentragende Staude, welche etwas größer als unsre Wa-
cholderbeeren, grün und sehr fleischigt sind. Die Blätter gezakt (serrata). Jch habe

der-

Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Erſtes Buch.
ich ſie bisher gekant hatte, beinahe anderthalb Spannen lang, eine Spanne im Umkreis
und etwas eckigt; ſehr große Smerſaks; kleine Limonen, Ananaſſe, Huͤner und eine be-
ſondre Art Steinboͤcke, von roͤthlicher Farbe, mit langen Haaren und langem wiederſtehen-
den Zahn auf jeder Seite. Von Manufakturen konten ſie uns nichts anbieten, als Pi-
ſangſaͤcke, dreimal uͤbereinander ſehr fein geflochten; kleine Matten auch von Piſang oder
von Gabbe Gabbe Blaͤttern, auch ſehr artig gemacht. Sie wolten fuͤr ihre Waaren kein
Geld annehmen, aber wol Reis, Eiſen, Hemde, Leinwand und dergleichen Sachen mehr.
Das Geld ſchienen ſie gar nicht zu kennen; da wir ihnen einige Stuͤcke vorwieſen, forder-
ten ſie von denſelben fuͤr eine Matte zehnmal mehr als ſie werth war. Dagegen bekamen
wir fuͤr ein Stuͤk grobe Leinwand, das vielleicht nur drei Stuͤber werth war, fuͤr zwei und
mehr Schilling Eswaren.

Die ganze Jnſel beſteht aus Felſen und ſteinigten hohen Gebirgen, die aber doch
an ſehr vielen Orten und (welches in der That ſonderbar iſt) oft da, wo wir kaum eine
Hand vol Erde entdecken konten, mit Buſchwerk und Baͤumen bewachſen ſind. Wir klim-
ten nicht ohne Muͤhe und Gefahr die felſichten Ufer hinan, um Waſſer zu ſuchen. Bei
dieſem Auf klimmen und Durchkriechen durch die Gebuͤſche, halfen uns nicht wenig die
Wurzeln der Baͤume, welche oben auf den Bergen wachſen. Denn von dieſen Wurzeln
waren manche zwei, drei und mehrere Daumen dik, die ſich 10 bis 20 Klaftern um die Hoͤ-
len in den Bergen winden und herunterlaſſen, um Grund zu ſuchen. An dieſen halfen
wir uns wie an Seilen hinauf. Zwiſchen den unter und durch einander gefallenen Felſen
und Steinen ſind einige kleine Seen von ſuͤßem Waſſer, welches an manchen Orten ſo kalt
war, daß ich mich einige Tage uͤbel befand, weil ich mich zum Vergnuͤgen darin gewaſchen
hatte. Wir fanden auch noch etwas hoͤher einen Flus, der waſſerreich genug war, um
zwei Muͤhlen zu treiben, und uͤber Stein und Felſen mit ſolchem Geraͤuſch herabfiel, daß
wir kaum mit einander reden konten. Das Waſſer dieſes Fluſſes iſt klar, ſehr kalt und
etwas bittern Geſchmaks. Die kurze Zeit, welche ich hier zubringen konte, erlaubte mir
nicht viel zu botaniſiren. Doch fand ich hier viele von denen Pflanzen wieder, die ich auf
der Jnſel Eidam, einige Meilen von Batavia, entdekt hatte. Zunaͤchſt am Ufer bemerk-
te ich folgende Baͤume und Gebuͤſche: Terum Lauk, eine nicht ſehr hohe Staude mit 2 bis
3 Zol langen und anderthalb Zol breiten Blaͤttern, die dik und faſt ganz undurchſichtig
waren, und einen Nerven hatten, der etwas unregelmaͤßig durch die Mitte lief. Die
Blume war gelb mit fuͤnf Blaͤttern, und hatte eine ſehr artige Sternfigur. Der Same
auch ſehr ſchoͤn, gruͤn, ſternfoͤrmig mit ſieben radiis. Gemeiniglich haͤngen 3, 4, bis 5
Samenkoͤrner beieinander, welche eine ſchoͤne Figur ausmachen.

Prije Laut, eine beerentragende Staude, welche etwas groͤßer als unſre Wa-
cholderbeeren, gruͤn und ſehr fleiſchigt ſind. Die Blaͤtter gezakt (ſerrata). Jch habe

der-
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[10/0084] Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Erſtes Buch. ich ſie bisher gekant hatte, beinahe anderthalb Spannen lang, eine Spanne im Umkreis und etwas eckigt; ſehr große Smerſaks; kleine Limonen, Ananaſſe, Huͤner und eine be- ſondre Art Steinboͤcke, von roͤthlicher Farbe, mit langen Haaren und langem wiederſtehen- den Zahn auf jeder Seite. Von Manufakturen konten ſie uns nichts anbieten, als Pi- ſangſaͤcke, dreimal uͤbereinander ſehr fein geflochten; kleine Matten auch von Piſang oder von Gabbe Gabbe Blaͤttern, auch ſehr artig gemacht. Sie wolten fuͤr ihre Waaren kein Geld annehmen, aber wol Reis, Eiſen, Hemde, Leinwand und dergleichen Sachen mehr. Das Geld ſchienen ſie gar nicht zu kennen; da wir ihnen einige Stuͤcke vorwieſen, forder- ten ſie von denſelben fuͤr eine Matte zehnmal mehr als ſie werth war. Dagegen bekamen wir fuͤr ein Stuͤk grobe Leinwand, das vielleicht nur drei Stuͤber werth war, fuͤr zwei und mehr Schilling Eswaren. Die ganze Jnſel beſteht aus Felſen und ſteinigten hohen Gebirgen, die aber doch an ſehr vielen Orten und (welches in der That ſonderbar iſt) oft da, wo wir kaum eine Hand vol Erde entdecken konten, mit Buſchwerk und Baͤumen bewachſen ſind. Wir klim- ten nicht ohne Muͤhe und Gefahr die felſichten Ufer hinan, um Waſſer zu ſuchen. Bei dieſem Auf klimmen und Durchkriechen durch die Gebuͤſche, halfen uns nicht wenig die Wurzeln der Baͤume, welche oben auf den Bergen wachſen. Denn von dieſen Wurzeln waren manche zwei, drei und mehrere Daumen dik, die ſich 10 bis 20 Klaftern um die Hoͤ- len in den Bergen winden und herunterlaſſen, um Grund zu ſuchen. An dieſen halfen wir uns wie an Seilen hinauf. Zwiſchen den unter und durch einander gefallenen Felſen und Steinen ſind einige kleine Seen von ſuͤßem Waſſer, welches an manchen Orten ſo kalt war, daß ich mich einige Tage uͤbel befand, weil ich mich zum Vergnuͤgen darin gewaſchen hatte. Wir fanden auch noch etwas hoͤher einen Flus, der waſſerreich genug war, um zwei Muͤhlen zu treiben, und uͤber Stein und Felſen mit ſolchem Geraͤuſch herabfiel, daß wir kaum mit einander reden konten. Das Waſſer dieſes Fluſſes iſt klar, ſehr kalt und etwas bittern Geſchmaks. Die kurze Zeit, welche ich hier zubringen konte, erlaubte mir nicht viel zu botaniſiren. Doch fand ich hier viele von denen Pflanzen wieder, die ich auf der Jnſel Eidam, einige Meilen von Batavia, entdekt hatte. Zunaͤchſt am Ufer bemerk- te ich folgende Baͤume und Gebuͤſche: Terum Lauk, eine nicht ſehr hohe Staude mit 2 bis 3 Zol langen und anderthalb Zol breiten Blaͤttern, die dik und faſt ganz undurchſichtig waren, und einen Nerven hatten, der etwas unregelmaͤßig durch die Mitte lief. Die Blume war gelb mit fuͤnf Blaͤttern, und hatte eine ſehr artige Sternfigur. Der Same auch ſehr ſchoͤn, gruͤn, ſternfoͤrmig mit ſieben radiis. Gemeiniglich haͤngen 3, 4, bis 5 Samenkoͤrner beieinander, welche eine ſchoͤne Figur ausmachen. Prije Laut, eine beerentragende Staude, welche etwas groͤßer als unſre Wa- cholderbeeren, gruͤn und ſehr fleiſchigt ſind. Die Blaͤtter gezakt (ſerrata). Jch habe der-

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Zitationshilfe: Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 1. Lemgo, 1777, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kaempfer_japan01_1777/84>, abgerufen am 24.11.2024.