Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 1. Lemgo, 1777.Erst. Kap. Reise von Batavia nach Siam. Die Jnsel Pauli Timon ist eine der grösten unter den Jnseln, welche nicht Diese Menschen sind ziemlich belebt und nicht häslich, etwas schwärzer als die Die Einwohner kamen mit kleinen Fahrzeugen zu uns an Bord, in welchen nur ich B
Erſt. Kap. Reiſe von Batavia nach Siam. Die Jnſel Pauli Timon iſt eine der groͤſten unter den Jnſeln, welche nicht Dieſe Menſchen ſind ziemlich belebt und nicht haͤslich, etwas ſchwaͤrzer als die Die Einwohner kamen mit kleinen Fahrzeugen zu uns an Bord, in welchen nur ich B
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0083" n="9"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Erſt. Kap. Reiſe von Batavia nach Siam.</hi> </fw><lb/> <p>Die Jnſel <hi rendition="#fr">Pauli Timon</hi> iſt eine der groͤſten unter den Jnſeln, welche nicht<lb/> weit von den Kuͤſten von <hi rendition="#fr">Malacca</hi> liegen. Sie gehoͤrt dem Koͤnig von <hi rendition="#fr">Johor,</hi> welcher<lb/> in <hi rendition="#fr">Siperka</hi> auf der Halbinſel <hi rendition="#fr">Malacca</hi> reſidirt. Dieſer laͤſt die Jnſel durch zwei<lb/><hi rendition="#fr">Orankays</hi> regieren, auf jeder Seite der Jnſel einen <hi rendition="#fr">Orankay,</hi> welches Wort in ma-<lb/> layiſcher Sprache einen <hi rendition="#fr">Waldmenſchen</hi> bedeutet, d. i. einen Menſchen, der uͤber Waͤl-<lb/> der geſezt iſt. Die Einwohner ſind eine Art Banditen, welche die Jnſel ſchon von langer<lb/> Zeit her beſeſſen und ſich ſehr auf derſelben vermehrt haben. Ein <hi rendition="#fr">Orankay,</hi> der vor<lb/> etlichen Jahren am Bord eines unſrer Schiffe war, behauptete, die Zahl der Einwohner<lb/> belaufe ſich auf 2000; man kan aber kaum die Haͤlfte glaubwuͤrdig annehmen. Dieſe Ein-<lb/> wohner leben hin und wieder zerſtreuet, in kleinen ſchlecht gebaueten Haͤuſern oder Huͤtten,<lb/> die nur aus einem Zimmer mit einem kleinen Fenſter und einer Thuͤr beſtehn. Die mei-<lb/> ſten ſind nicht uͤber fuͤnf bis ſechs Schritte lang, und zwei bis drei breit. Jnwendig geht<lb/> rings an der Wand her eine Bank, ſo hoch wie eine Tafel, und ſehr bequem zum Sitzen<lb/> und zum Liegen. Um das Haus ſtehn einige Pirangbaͤume. Denn obgleich die Einwoh-<lb/> ner an einem ſehr ſteilen und unebnen Gebirge wohnen; ſo ſuchen ſie doch gemeiniglich<lb/> ihre Wohnungen ſo anzulegen, daß wenigſtens auch etliche Schritte umher ein ebner<lb/> Plaz iſt.</p><lb/> <p>Dieſe Menſchen ſind ziemlich belebt und nicht haͤslich, etwas ſchwaͤrzer als die<lb/><hi rendition="#fr">Japaner,</hi> und freilich auch der <hi rendition="#fr">Linie</hi> naͤher als dieſe. Einige kamen mir, nach dem<lb/> Geſicht zu urtheilen, ſehr ungeſund vor. Sie ziehen, wie auch die Einwohner des feſten<lb/> Landes von Malacca und von Sumatra thun, die Barthare ſich ganz aus, daß ſie wie<lb/> alte Weiber ausſehn. Die meiſten ſind der mohammedaniſchen Religion zugethan, welche<lb/> ſich durch ganz <hi rendition="#fr">Jndien</hi> ſehr weit verbreitet hat. Jhre Kleidung beſteht blos in einem<lb/> Tuche um die Schaamtheile, das aus einer Baumrinde ſehr grob gewirkt iſt. Eben ein<lb/> ſolches Tuch, in einen runden Kranz gewunden, tragen ſie um den Kopf; und einige<lb/> auch Huͤte von <hi rendition="#fr">Gabbe Gabbe</hi> Blaͤttern geflochten. <hi rendition="#fr">Gabbe Gabbe</hi> iſt ein Baum, aus<lb/> welchem die Jndier das Saga bereiten, deſſen ſie ſich ſtat des Brods bedienen.</p><lb/> <p>Die Einwohner kamen mit kleinen Fahrzeugen zu uns an Bord, in welchen nur<lb/> eine Perſon ſitzen kan, und die ſo leicht ſind, daß ein Man ohne große Muͤhe ſie ans Land<lb/> tragen kan. Derjenige, welcher darin faͤhrt, ſezt ſich gerade in die Mitte des Fahrzeugs,<lb/> und leget ſeine Waaren hinter ſich. Das Ruder hat ohngefaͤhr Manslaͤnge, und iſt ſo<lb/> eingerichtet, daß man es in der Mitte anfaßt, und dann damit auf beiden Seiten des<lb/> Kahns eins ums andre mit beiden Enden rudert. Sie haben aber auch groͤßre Fahrzeuge,<lb/> in welchen vier Perſonen Raum haben, und mit denen ſie bis an die Kuͤſte von <hi rendition="#fr">Malacca</hi><lb/> uͤberfahren. Folgende Sachen brachten ſie uns an Bord: <hi rendition="#fr">Mangos,</hi> von ſo ungemeiner<lb/> Groͤße, daß ich bisher dergleichen noch nicht geſehen hatte; <hi rendition="#fr">Piſangs,</hi> auch groͤßer, als<lb/> <fw place="bottom" type="sig">B</fw><fw place="bottom" type="catch">ich</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [9/0083]
Erſt. Kap. Reiſe von Batavia nach Siam.
Die Jnſel Pauli Timon iſt eine der groͤſten unter den Jnſeln, welche nicht
weit von den Kuͤſten von Malacca liegen. Sie gehoͤrt dem Koͤnig von Johor, welcher
in Siperka auf der Halbinſel Malacca reſidirt. Dieſer laͤſt die Jnſel durch zwei
Orankays regieren, auf jeder Seite der Jnſel einen Orankay, welches Wort in ma-
layiſcher Sprache einen Waldmenſchen bedeutet, d. i. einen Menſchen, der uͤber Waͤl-
der geſezt iſt. Die Einwohner ſind eine Art Banditen, welche die Jnſel ſchon von langer
Zeit her beſeſſen und ſich ſehr auf derſelben vermehrt haben. Ein Orankay, der vor
etlichen Jahren am Bord eines unſrer Schiffe war, behauptete, die Zahl der Einwohner
belaufe ſich auf 2000; man kan aber kaum die Haͤlfte glaubwuͤrdig annehmen. Dieſe Ein-
wohner leben hin und wieder zerſtreuet, in kleinen ſchlecht gebaueten Haͤuſern oder Huͤtten,
die nur aus einem Zimmer mit einem kleinen Fenſter und einer Thuͤr beſtehn. Die mei-
ſten ſind nicht uͤber fuͤnf bis ſechs Schritte lang, und zwei bis drei breit. Jnwendig geht
rings an der Wand her eine Bank, ſo hoch wie eine Tafel, und ſehr bequem zum Sitzen
und zum Liegen. Um das Haus ſtehn einige Pirangbaͤume. Denn obgleich die Einwoh-
ner an einem ſehr ſteilen und unebnen Gebirge wohnen; ſo ſuchen ſie doch gemeiniglich
ihre Wohnungen ſo anzulegen, daß wenigſtens auch etliche Schritte umher ein ebner
Plaz iſt.
Dieſe Menſchen ſind ziemlich belebt und nicht haͤslich, etwas ſchwaͤrzer als die
Japaner, und freilich auch der Linie naͤher als dieſe. Einige kamen mir, nach dem
Geſicht zu urtheilen, ſehr ungeſund vor. Sie ziehen, wie auch die Einwohner des feſten
Landes von Malacca und von Sumatra thun, die Barthare ſich ganz aus, daß ſie wie
alte Weiber ausſehn. Die meiſten ſind der mohammedaniſchen Religion zugethan, welche
ſich durch ganz Jndien ſehr weit verbreitet hat. Jhre Kleidung beſteht blos in einem
Tuche um die Schaamtheile, das aus einer Baumrinde ſehr grob gewirkt iſt. Eben ein
ſolches Tuch, in einen runden Kranz gewunden, tragen ſie um den Kopf; und einige
auch Huͤte von Gabbe Gabbe Blaͤttern geflochten. Gabbe Gabbe iſt ein Baum, aus
welchem die Jndier das Saga bereiten, deſſen ſie ſich ſtat des Brods bedienen.
Die Einwohner kamen mit kleinen Fahrzeugen zu uns an Bord, in welchen nur
eine Perſon ſitzen kan, und die ſo leicht ſind, daß ein Man ohne große Muͤhe ſie ans Land
tragen kan. Derjenige, welcher darin faͤhrt, ſezt ſich gerade in die Mitte des Fahrzeugs,
und leget ſeine Waaren hinter ſich. Das Ruder hat ohngefaͤhr Manslaͤnge, und iſt ſo
eingerichtet, daß man es in der Mitte anfaßt, und dann damit auf beiden Seiten des
Kahns eins ums andre mit beiden Enden rudert. Sie haben aber auch groͤßre Fahrzeuge,
in welchen vier Perſonen Raum haben, und mit denen ſie bis an die Kuͤſte von Malacca
uͤberfahren. Folgende Sachen brachten ſie uns an Bord: Mangos, von ſo ungemeiner
Groͤße, daß ich bisher dergleichen noch nicht geſehen hatte; Piſangs, auch groͤßer, als
ich
B
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |