Wir segelten die ganze Nacht fort, und sahen den 15ten Mai Morgens die erwähn- te Jnsel Puli Saya, nebst einem hohen Berge auf derselben schon sehr weit hinter uns. Gegen Mittag erreichten wir die Jnsel Puli Lingano und den Aequator. Der Him- mel klärte sich auf, da es die vorige Nacht stark geregnet hatte. Nachmittags entstand etwas Windstille, daß wir nicht besonders weiter kamen. Um 4 Uhr erhub sich ein star- ker Nord-Westwind, der uns ganz aus unserm Wege verschlug, und beinahe zwei Stun- den wie ein Pfeil in diesem unruhigen Wasser fortris. Gegen Abend aber legte er sich etwas, und endlich wurde er ganz stille, so daß wir unsre Anker fallen ließen und endlich stil lagen.
Den 16ten Mai sezten wir gleich mit Aufgang der Sonne unsern Lauf bei sehr ab- wechselndem und schwachem Winde fort, so daß wir bei Puli Lingano erst Nachmittags vorbei waren, und den ganzen Tag nur wenig Meilen weiter kamen. Abends warfen wir Anker.
Den 17ten Mai, zwei Stunden vor Tage, segelten wir mit gelindem guten Winde bei klarem Himmel fort, bis Mittags, da sich der Wind legte, und wir einem kleinen mit Bäumen bewachsenen Eiland zur Seite schwebten, ob uns gleich der Strom sehr stark von unserm Wege ab nach Nord und Nord-Nord-Osten fortris. Wir richteten unsre Farth nordwestlich, um wieder einige Jnseln ins Gesicht zu bekommen. Wir sahn aber den ganzen Tag keine, außer der erwähnten Jnsel. Wir kamen dabei auch so wenig fort, daß wir gegen Abend auf 34 Faden Anker warfen. Doch lichteten wir schon um 10 Uhr wieder, weil es kühl wurde, und segelten weiter.
Den 18ten war der Wind den ganzen Tag sehr abwechselnd, bald gelind, bald stär- ker. Wir liefen immer Nordwestwärts, aber ohne Land zu sehn. Wir faßten daher hier den Entschlus, die Jnsel Pauli Timon, auf welcher die Schiffe nach der Jnstruktion der Compagnie sonst landen müssen, um Holz und Wasser einzunehmen, diesmal vorbei zu gehn, und mit dem Südwind unsern Lauf gerade nordwärts nach Siam zu richten.
Wir hatten die ganze folgende Nacht Süd und Süd-Südwestwind, mit welchem wir gelinde fortsegelten, und den 19ten Morgens zuerst linker Hand einen hohen Berg sahn, welchen zu erreichen wir Nordwest gen West anlegten, da wir hoften, daß es die Jnsel Polithingi seyn werde, die es auch war. Nachmittag kamen wir auch zu den übrigen kleinen Eilanden, Pauli Aur oder Oor und Pauli Pisang, welche, wie die vorige, uns ebenfals linker Hand lagen. Der Wind gieng zwar stark nach Süden, doch kamen wir noch Abends bei Pauli Oor vorbei; und
Den 20ten Morgens vor 8 Uhr warfen wir bei Pauli Timon Anker, welche uns gegen Nordost gen Ost lag. Jch begab mich mit einigen andern an Land, theils die Be- schaffenheit und Natur der Jnsel überhaupt etwas kennen zu lernen, theils und vornemlich Pflanzen zu suchen, welches mir auf allen meinen Reisen eine angelegene Sache ist.
Die
Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Erſtes Buch.
Wir ſegelten die ganze Nacht fort, und ſahen den 15ten Mai Morgens die erwaͤhn- te Jnſel Puli Saya, nebſt einem hohen Berge auf derſelben ſchon ſehr weit hinter uns. Gegen Mittag erreichten wir die Jnſel Puli Lingano und den Aequator. Der Him- mel klaͤrte ſich auf, da es die vorige Nacht ſtark geregnet hatte. Nachmittags entſtand etwas Windſtille, daß wir nicht beſonders weiter kamen. Um 4 Uhr erhub ſich ein ſtar- ker Nord-Weſtwind, der uns ganz aus unſerm Wege verſchlug, und beinahe zwei Stun- den wie ein Pfeil in dieſem unruhigen Waſſer fortris. Gegen Abend aber legte er ſich etwas, und endlich wurde er ganz ſtille, ſo daß wir unſre Anker fallen ließen und endlich ſtil lagen.
Den 16ten Mai ſezten wir gleich mit Aufgang der Sonne unſern Lauf bei ſehr ab- wechſelndem und ſchwachem Winde fort, ſo daß wir bei Puli Lingano erſt Nachmittags vorbei waren, und den ganzen Tag nur wenig Meilen weiter kamen. Abends warfen wir Anker.
Den 17ten Mai, zwei Stunden vor Tage, ſegelten wir mit gelindem guten Winde bei klarem Himmel fort, bis Mittags, da ſich der Wind legte, und wir einem kleinen mit Baͤumen bewachſenen Eiland zur Seite ſchwebten, ob uns gleich der Strom ſehr ſtark von unſerm Wege ab nach Nord und Nord-Nord-Oſten fortris. Wir richteten unſre Farth nordweſtlich, um wieder einige Jnſeln ins Geſicht zu bekommen. Wir ſahn aber den ganzen Tag keine, außer der erwaͤhnten Jnſel. Wir kamen dabei auch ſo wenig fort, daß wir gegen Abend auf 34 Faden Anker warfen. Doch lichteten wir ſchon um 10 Uhr wieder, weil es kuͤhl wurde, und ſegelten weiter.
Den 18ten war der Wind den ganzen Tag ſehr abwechſelnd, bald gelind, bald ſtaͤr- ker. Wir liefen immer Nordweſtwaͤrts, aber ohne Land zu ſehn. Wir faßten daher hier den Entſchlus, die Jnſel Pauli Timon, auf welcher die Schiffe nach der Jnſtruktion der Compagnie ſonſt landen muͤſſen, um Holz und Waſſer einzunehmen, diesmal vorbei zu gehn, und mit dem Suͤdwind unſern Lauf gerade nordwaͤrts nach Siam zu richten.
Wir hatten die ganze folgende Nacht Suͤd und Suͤd-Suͤdweſtwind, mit welchem wir gelinde fortſegelten, und den 19ten Morgens zuerſt linker Hand einen hohen Berg ſahn, welchen zu erreichen wir Nordweſt gen Weſt anlegten, da wir hoften, daß es die Jnſel Polithingi ſeyn werde, die es auch war. Nachmittag kamen wir auch zu den uͤbrigen kleinen Eilanden, Pauli Aur oder Oor und Pauli Piſang, welche, wie die vorige, uns ebenfals linker Hand lagen. Der Wind gieng zwar ſtark nach Suͤden, doch kamen wir noch Abends bei Pauli Oor vorbei; und
Den 20ten Morgens vor 8 Uhr warfen wir bei Pauli Timon Anker, welche uns gegen Nordoſt gen Oſt lag. Jch begab mich mit einigen andern an Land, theils die Be- ſchaffenheit und Natur der Jnſel uͤberhaupt etwas kennen zu lernen, theils und vornemlich Pflanzen zu ſuchen, welches mir auf allen meinen Reiſen eine angelegene Sache iſt.
Die
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0082"n="8"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Erſtes Buch.</hi></fw><lb/><p>Wir ſegelten die ganze Nacht fort, und ſahen den 15ten Mai Morgens die erwaͤhn-<lb/>
te Jnſel <hirendition="#fr">Puli Saya,</hi> nebſt einem hohen Berge auf derſelben ſchon ſehr weit hinter uns.<lb/>
Gegen Mittag erreichten wir die Jnſel <hirendition="#fr">Puli Lingano</hi> und den <hirendition="#fr">Aequator.</hi> Der Him-<lb/>
mel klaͤrte ſich auf, da es die vorige Nacht ſtark geregnet hatte. Nachmittags entſtand<lb/>
etwas Windſtille, daß wir nicht beſonders weiter kamen. Um 4 Uhr erhub ſich ein ſtar-<lb/>
ker Nord-Weſtwind, der uns ganz aus unſerm Wege verſchlug, und beinahe zwei Stun-<lb/>
den wie ein Pfeil in dieſem unruhigen Waſſer fortris. Gegen Abend aber legte er ſich<lb/>
etwas, und endlich wurde er ganz ſtille, ſo daß wir unſre Anker fallen ließen und endlich<lb/>ſtil lagen.</p><lb/><p>Den 16ten Mai ſezten wir gleich mit Aufgang der Sonne unſern Lauf bei ſehr ab-<lb/>
wechſelndem und ſchwachem Winde fort, ſo daß wir bei <hirendition="#fr">Puli Lingano</hi> erſt Nachmittags<lb/>
vorbei waren, und den ganzen Tag nur wenig Meilen weiter kamen. Abends warfen wir Anker.</p><lb/><p>Den 17ten Mai, zwei Stunden vor Tage, ſegelten wir mit gelindem guten Winde<lb/>
bei klarem Himmel fort, bis Mittags, da ſich der Wind legte, und wir einem kleinen mit<lb/>
Baͤumen bewachſenen Eiland zur Seite ſchwebten, ob uns gleich der Strom ſehr ſtark<lb/>
von unſerm Wege ab nach Nord und Nord-Nord-Oſten fortris. Wir richteten unſre<lb/>
Farth nordweſtlich, um wieder einige Jnſeln ins Geſicht zu bekommen. Wir ſahn aber<lb/>
den ganzen Tag keine, außer der erwaͤhnten Jnſel. Wir kamen dabei auch ſo wenig fort,<lb/>
daß wir gegen Abend auf 34 Faden Anker warfen. Doch lichteten wir ſchon um 10 Uhr<lb/>
wieder, weil es kuͤhl wurde, und ſegelten weiter.</p><lb/><p>Den 18ten war der Wind den ganzen Tag ſehr abwechſelnd, bald gelind, bald ſtaͤr-<lb/>
ker. Wir liefen immer Nordweſtwaͤrts, aber ohne Land zu ſehn. Wir faßten daher hier<lb/>
den Entſchlus, die Jnſel <hirendition="#fr">Pauli Timon,</hi> auf welcher die Schiffe nach der Jnſtruktion<lb/>
der Compagnie ſonſt landen muͤſſen, um Holz und Waſſer einzunehmen, diesmal vorbei<lb/>
zu gehn, und mit dem Suͤdwind unſern Lauf gerade nordwaͤrts nach <hirendition="#fr">Siam</hi> zu richten.</p><lb/><p>Wir hatten die ganze folgende Nacht Suͤd und Suͤd-Suͤdweſtwind, mit welchem<lb/>
wir gelinde fortſegelten, und den 19ten Morgens zuerſt linker Hand einen hohen Berg ſahn,<lb/>
welchen zu erreichen wir Nordweſt gen Weſt anlegten, da wir hoften, daß es die Jnſel<lb/><hirendition="#fr">Polithingi</hi>ſeyn werde, die es auch war. Nachmittag kamen wir auch zu den uͤbrigen<lb/>
kleinen Eilanden, <hirendition="#fr">Pauli Aur</hi> oder <hirendition="#fr">Oor</hi> und <hirendition="#fr">Pauli Piſang,</hi> welche, wie die vorige,<lb/>
uns ebenfals linker Hand lagen. Der Wind gieng zwar ſtark nach Suͤden, doch kamen<lb/>
wir noch Abends bei <hirendition="#fr">Pauli Oor</hi> vorbei; und</p><lb/><p>Den 20ten Morgens vor 8 Uhr warfen wir bei <hirendition="#fr">Pauli Timon</hi> Anker, welche uns<lb/>
gegen Nordoſt gen Oſt lag. Jch begab mich mit einigen andern an Land, theils die Be-<lb/>ſchaffenheit und Natur der Jnſel uͤberhaupt etwas kennen zu lernen, theils und vornemlich<lb/>
Pflanzen zu ſuchen, welches mir auf allen meinen Reiſen eine angelegene Sache iſt.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Die</fw><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[8/0082]
Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Erſtes Buch.
Wir ſegelten die ganze Nacht fort, und ſahen den 15ten Mai Morgens die erwaͤhn-
te Jnſel Puli Saya, nebſt einem hohen Berge auf derſelben ſchon ſehr weit hinter uns.
Gegen Mittag erreichten wir die Jnſel Puli Lingano und den Aequator. Der Him-
mel klaͤrte ſich auf, da es die vorige Nacht ſtark geregnet hatte. Nachmittags entſtand
etwas Windſtille, daß wir nicht beſonders weiter kamen. Um 4 Uhr erhub ſich ein ſtar-
ker Nord-Weſtwind, der uns ganz aus unſerm Wege verſchlug, und beinahe zwei Stun-
den wie ein Pfeil in dieſem unruhigen Waſſer fortris. Gegen Abend aber legte er ſich
etwas, und endlich wurde er ganz ſtille, ſo daß wir unſre Anker fallen ließen und endlich
ſtil lagen.
Den 16ten Mai ſezten wir gleich mit Aufgang der Sonne unſern Lauf bei ſehr ab-
wechſelndem und ſchwachem Winde fort, ſo daß wir bei Puli Lingano erſt Nachmittags
vorbei waren, und den ganzen Tag nur wenig Meilen weiter kamen. Abends warfen wir Anker.
Den 17ten Mai, zwei Stunden vor Tage, ſegelten wir mit gelindem guten Winde
bei klarem Himmel fort, bis Mittags, da ſich der Wind legte, und wir einem kleinen mit
Baͤumen bewachſenen Eiland zur Seite ſchwebten, ob uns gleich der Strom ſehr ſtark
von unſerm Wege ab nach Nord und Nord-Nord-Oſten fortris. Wir richteten unſre
Farth nordweſtlich, um wieder einige Jnſeln ins Geſicht zu bekommen. Wir ſahn aber
den ganzen Tag keine, außer der erwaͤhnten Jnſel. Wir kamen dabei auch ſo wenig fort,
daß wir gegen Abend auf 34 Faden Anker warfen. Doch lichteten wir ſchon um 10 Uhr
wieder, weil es kuͤhl wurde, und ſegelten weiter.
Den 18ten war der Wind den ganzen Tag ſehr abwechſelnd, bald gelind, bald ſtaͤr-
ker. Wir liefen immer Nordweſtwaͤrts, aber ohne Land zu ſehn. Wir faßten daher hier
den Entſchlus, die Jnſel Pauli Timon, auf welcher die Schiffe nach der Jnſtruktion
der Compagnie ſonſt landen muͤſſen, um Holz und Waſſer einzunehmen, diesmal vorbei
zu gehn, und mit dem Suͤdwind unſern Lauf gerade nordwaͤrts nach Siam zu richten.
Wir hatten die ganze folgende Nacht Suͤd und Suͤd-Suͤdweſtwind, mit welchem
wir gelinde fortſegelten, und den 19ten Morgens zuerſt linker Hand einen hohen Berg ſahn,
welchen zu erreichen wir Nordweſt gen Weſt anlegten, da wir hoften, daß es die Jnſel
Polithingi ſeyn werde, die es auch war. Nachmittag kamen wir auch zu den uͤbrigen
kleinen Eilanden, Pauli Aur oder Oor und Pauli Piſang, welche, wie die vorige,
uns ebenfals linker Hand lagen. Der Wind gieng zwar ſtark nach Suͤden, doch kamen
wir noch Abends bei Pauli Oor vorbei; und
Den 20ten Morgens vor 8 Uhr warfen wir bei Pauli Timon Anker, welche uns
gegen Nordoſt gen Oſt lag. Jch begab mich mit einigen andern an Land, theils die Be-
ſchaffenheit und Natur der Jnſel uͤberhaupt etwas kennen zu lernen, theils und vornemlich
Pflanzen zu ſuchen, welches mir auf allen meinen Reiſen eine angelegene Sache iſt.
Die
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 1. Lemgo, 1777, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kaempfer_japan01_1777/82>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.