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Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 1. Lemgo, 1777.

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Erst. Kap. Reise von Batavia nach Siam.

Alle Schiffe, welche nach der Ostküste von Malacca nach Siam, Cambodia, Co-
chinsina, Sina und Japan gehn, müssen diese Straße passiren. Die daran liegende
sumatrische Küste hat verschiedene kleine Vorgebürge, die sich ziemlich ins Meer hinein
erstrecken. Wir näherten uns dieser Küste, so sehr wir nur konten, bis auf eine halbe
Meile, weil man in dieser Gegend allemal wenigstens sechs Faden Tiefe, und einen guten
ebnen Schlikgrund hat. Wir erreichten vor Abend das zweite Vorgebürge, wo wir uns
die Nacht über vor Anker legten und sehr starken Regen hatten.

Am 12ten des Morgens nach Aufgang der Sonne befanden wir uns nicht weit vom
dritten Vorgebürge der sumatrischen Küste, wir hatten jezt das ebenerwähnte portugiesi-
sche Schif schon vor uns, da es bisher so weit hinter uns war, daß wir es kaum sehn kon-
ten. Wir liefen immer an den Küsten weg nach Nord-Nord-West. Der Himmel war
ganz trübe und wolkicht, der Wind sehr veränderlich, doch meistens aus Süden. Die Kü-
sten von Sumatra und Banka hatten noch immer eben das Ansehn, das ich beim vori-
gen Tage beschrieben habe. Nachmittags war uns der Wind so entgegen, daß wir einen
Theil unsrer Segel einnehmen, eine Zeitlang herumlaviren, und endlich unsre Anker fallen
lassen musten. Abends sahn wir über Sumatra Regen, mit Bliz und Donner begleitet.

Den 13ten brachten wir den ganzen Vormittag mit Laviren zu, weil uns der Wind
beständig entgegen, der Himmel trübe und regnicht war. Nachmittags aber bekamen wir
Süd-Südwestwind, und kamen ziemlich fort, so daß wir gegen Abend schon am Aus-
gang der Straße waren, wo wir den Flus Palimbang zur Linken, und einen sehr hohen
Berg, Monapin, der auf der äußersten Spitze von Banka liegt, zur Rechten hatten.
Die Mündung des Flusses Palimbang, die etwa drei Viertel Meilen von uns entfernt
war, schien wenigstens eine halbe Meile breit zu seyn. Ueber demselben hin konten wir
kein Land sehn, ich weis nicht, ob wegen der Breite des Flusses, oder wegen des einbre-
chenden Abends? Wir trieben mit unserm Schif nach der sumatrischen Küste zu, bis auf
sieben und einen halben Faden, um einer gefährlichen blinden Klippe, die Friedrich Hein-
rich
heist, auszuweichen. Noch vor vier Jahren strandete auf derselben ein holländisches
nach Siam bestimtes Schif, Prinz Wilhelm, von dem sich aber doch die Leute in der
Schaluppe und dem Boote retteten.

Den 14ten Mai. Nachdem wir gestern Abend glüklich aus der Straße von Ban-
ka
herausgekommen, und die ganze Nacht durch mit gutem gelinden Winde und hellem
Wetter fortgesegelt waren; erblikten wir diesen Morgen die sogenante Poele Tutsju, d. i.
die sieben Jnseln oder auch sieben Brüder vor uns. Wir richteten unsern Lauf so, daß
wir diese Eilande rechter Hand liegen ließen, und gegen Abend die Jnsel Puli Saya zu
Gesicht bekamen. Der Wind war uns den ganzen Tag über günstig, das Wetter hel,
und ziemlich kühle. Wir verloren noch heute die Küste von Sumatra aus dem Gesicht.

Wir
Erſt. Kap. Reiſe von Batavia nach Siam.

Alle Schiffe, welche nach der Oſtkuͤſte von Malacca nach Siam, Cambodia, Co-
chinſina, Sina und Japan gehn, muͤſſen dieſe Straße paſſiren. Die daran liegende
ſumatriſche Kuͤſte hat verſchiedene kleine Vorgebuͤrge, die ſich ziemlich ins Meer hinein
erſtrecken. Wir naͤherten uns dieſer Kuͤſte, ſo ſehr wir nur konten, bis auf eine halbe
Meile, weil man in dieſer Gegend allemal wenigſtens ſechs Faden Tiefe, und einen guten
ebnen Schlikgrund hat. Wir erreichten vor Abend das zweite Vorgebuͤrge, wo wir uns
die Nacht uͤber vor Anker legten und ſehr ſtarken Regen hatten.

Am 12ten des Morgens nach Aufgang der Sonne befanden wir uns nicht weit vom
dritten Vorgebuͤrge der ſumatriſchen Kuͤſte, wir hatten jezt das ebenerwaͤhnte portugieſi-
ſche Schif ſchon vor uns, da es bisher ſo weit hinter uns war, daß wir es kaum ſehn kon-
ten. Wir liefen immer an den Kuͤſten weg nach Nord-Nord-Weſt. Der Himmel war
ganz truͤbe und wolkicht, der Wind ſehr veraͤnderlich, doch meiſtens aus Suͤden. Die Kuͤ-
ſten von Sumatra und Banka hatten noch immer eben das Anſehn, das ich beim vori-
gen Tage beſchrieben habe. Nachmittags war uns der Wind ſo entgegen, daß wir einen
Theil unſrer Segel einnehmen, eine Zeitlang herumlaviren, und endlich unſre Anker fallen
laſſen muſten. Abends ſahn wir uͤber Sumatra Regen, mit Bliz und Donner begleitet.

Den 13ten brachten wir den ganzen Vormittag mit Laviren zu, weil uns der Wind
beſtaͤndig entgegen, der Himmel truͤbe und regnicht war. Nachmittags aber bekamen wir
Suͤd-Suͤdweſtwind, und kamen ziemlich fort, ſo daß wir gegen Abend ſchon am Aus-
gang der Straße waren, wo wir den Flus Palimbang zur Linken, und einen ſehr hohen
Berg, Monapin, der auf der aͤußerſten Spitze von Banka liegt, zur Rechten hatten.
Die Muͤndung des Fluſſes Palimbang, die etwa drei Viertel Meilen von uns entfernt
war, ſchien wenigſtens eine halbe Meile breit zu ſeyn. Ueber demſelben hin konten wir
kein Land ſehn, ich weis nicht, ob wegen der Breite des Fluſſes, oder wegen des einbre-
chenden Abends? Wir trieben mit unſerm Schif nach der ſumatriſchen Kuͤſte zu, bis auf
ſieben und einen halben Faden, um einer gefaͤhrlichen blinden Klippe, die Friedrich Hein-
rich
heiſt, auszuweichen. Noch vor vier Jahren ſtrandete auf derſelben ein hollaͤndiſches
nach Siam beſtimtes Schif, Prinz Wilhelm, von dem ſich aber doch die Leute in der
Schaluppe und dem Boote retteten.

Den 14ten Mai. Nachdem wir geſtern Abend gluͤklich aus der Straße von Ban-
ka
herausgekommen, und die ganze Nacht durch mit gutem gelinden Winde und hellem
Wetter fortgeſegelt waren; erblikten wir dieſen Morgen die ſogenante Poele Tutsju, d. i.
die ſieben Jnſeln oder auch ſieben Bruͤder vor uns. Wir richteten unſern Lauf ſo, daß
wir dieſe Eilande rechter Hand liegen ließen, und gegen Abend die Jnſel Puli Saya zu
Geſicht bekamen. Der Wind war uns den ganzen Tag uͤber guͤnſtig, das Wetter hel,
und ziemlich kuͤhle. Wir verloren noch heute die Kuͤſte von Sumatra aus dem Geſicht.

Wir
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[7/0081] Erſt. Kap. Reiſe von Batavia nach Siam. Alle Schiffe, welche nach der Oſtkuͤſte von Malacca nach Siam, Cambodia, Co- chinſina, Sina und Japan gehn, muͤſſen dieſe Straße paſſiren. Die daran liegende ſumatriſche Kuͤſte hat verſchiedene kleine Vorgebuͤrge, die ſich ziemlich ins Meer hinein erſtrecken. Wir naͤherten uns dieſer Kuͤſte, ſo ſehr wir nur konten, bis auf eine halbe Meile, weil man in dieſer Gegend allemal wenigſtens ſechs Faden Tiefe, und einen guten ebnen Schlikgrund hat. Wir erreichten vor Abend das zweite Vorgebuͤrge, wo wir uns die Nacht uͤber vor Anker legten und ſehr ſtarken Regen hatten. Am 12ten des Morgens nach Aufgang der Sonne befanden wir uns nicht weit vom dritten Vorgebuͤrge der ſumatriſchen Kuͤſte, wir hatten jezt das ebenerwaͤhnte portugieſi- ſche Schif ſchon vor uns, da es bisher ſo weit hinter uns war, daß wir es kaum ſehn kon- ten. Wir liefen immer an den Kuͤſten weg nach Nord-Nord-Weſt. Der Himmel war ganz truͤbe und wolkicht, der Wind ſehr veraͤnderlich, doch meiſtens aus Suͤden. Die Kuͤ- ſten von Sumatra und Banka hatten noch immer eben das Anſehn, das ich beim vori- gen Tage beſchrieben habe. Nachmittags war uns der Wind ſo entgegen, daß wir einen Theil unſrer Segel einnehmen, eine Zeitlang herumlaviren, und endlich unſre Anker fallen laſſen muſten. Abends ſahn wir uͤber Sumatra Regen, mit Bliz und Donner begleitet. Den 13ten brachten wir den ganzen Vormittag mit Laviren zu, weil uns der Wind beſtaͤndig entgegen, der Himmel truͤbe und regnicht war. Nachmittags aber bekamen wir Suͤd-Suͤdweſtwind, und kamen ziemlich fort, ſo daß wir gegen Abend ſchon am Aus- gang der Straße waren, wo wir den Flus Palimbang zur Linken, und einen ſehr hohen Berg, Monapin, der auf der aͤußerſten Spitze von Banka liegt, zur Rechten hatten. Die Muͤndung des Fluſſes Palimbang, die etwa drei Viertel Meilen von uns entfernt war, ſchien wenigſtens eine halbe Meile breit zu ſeyn. Ueber demſelben hin konten wir kein Land ſehn, ich weis nicht, ob wegen der Breite des Fluſſes, oder wegen des einbre- chenden Abends? Wir trieben mit unſerm Schif nach der ſumatriſchen Kuͤſte zu, bis auf ſieben und einen halben Faden, um einer gefaͤhrlichen blinden Klippe, die Friedrich Hein- rich heiſt, auszuweichen. Noch vor vier Jahren ſtrandete auf derſelben ein hollaͤndiſches nach Siam beſtimtes Schif, Prinz Wilhelm, von dem ſich aber doch die Leute in der Schaluppe und dem Boote retteten. Den 14ten Mai. Nachdem wir geſtern Abend gluͤklich aus der Straße von Ban- ka herausgekommen, und die ganze Nacht durch mit gutem gelinden Winde und hellem Wetter fortgeſegelt waren; erblikten wir dieſen Morgen die ſogenante Poele Tutsju, d. i. die ſieben Jnſeln oder auch ſieben Bruͤder vor uns. Wir richteten unſern Lauf ſo, daß wir dieſe Eilande rechter Hand liegen ließen, und gegen Abend die Jnſel Puli Saya zu Geſicht bekamen. Der Wind war uns den ganzen Tag uͤber guͤnſtig, das Wetter hel, und ziemlich kuͤhle. Wir verloren noch heute die Kuͤſte von Sumatra aus dem Geſicht. Wir

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Zitationshilfe: Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 1. Lemgo, 1777, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kaempfer_japan01_1777/81>, abgerufen am 23.11.2024.