Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 1. Lemgo, 1777.Einleitung des Herausgebers. 3) Von der Kämpferischen Naturgeschichte von Japan, wo ich aber (wie ich schon voraus sehe) die dürftigsten Beiträge werde liefern können. 4) Für die politische Geschichte habe ich schon beinahe alles in meinen Anmer- kungen zum zweiten Buche gethan, was hier die vorhandne Hülfsmittel zu thun erlaubten. Noch einige kritische Untersuchungen über die ältern Traditionen, die Glaubwürdigkeit des Annalisten, und der ganzen Geschichte des östlichen Asiens so wie über das, was bisher vor, vom und nach Deguignes über diese Dinge gesagt ist, bleiben mir hier übrig. 5) Hierauf folgt eine reichere Nachlese zu der Kämpferischen Statistik von Ja- pan, an die ich die Geschichte der fremden Nationen und ihres Handels in Japan, Si- neser, Spanier, Portugiesen, Engländer, und besonders Holländer knüpfen werde. 6) Eben so interessant (der Materie nach) aber auch vorzüglich mehrern Schwie- rigkeiten unterworfen werden meine Nachträge und Untersuchungen über die verschiednen und noch mit so manchen Dunkelheiten umhülten Religionssysteme von Japan seyn. Jch werde sie in eben der Ordnung wie Kämpfer zuerst die Sinto, dann die Budsdo und die mehr philosophischen als religiösen Sekten des Konfutius u. a. folgen lassen. Den Beschlus dieses Reichs wird die von Kämpfern nur kurz berührte Geschichte des Christenthums in Japan seyn. Diese Religion hat hier ohne Zweifel ungemein in- teressante Begebenheiten hervorgebracht, die besonders den Charakter der Nation in schöner Entwickelung zeigen. Aber diese Geschichte hat hier ihre eignen Schwierigkeiten, -- ob- gleich der Jesuit Charlevoix schon so wortreich über sie geschrieben hat. Aber wenn ich den Wunderwerken des heil. Xaverius nicht auf das Zeugnis der ehrwürdigen Väter der erloschenen Geselschaft Jesu glaube; so darf ich doch auch nicht Alles für Wahrheit an- nehmen, was holländische und protestantische Schriftsteller von den Portugiesen in Japan erzählen. Und so entsteht eine sehr unbequeme Lage des Geschichtschreibers, der von zuver- läßigen historischen Materialien verlassen, immer nur partheiische, widersprechende Zeugen confrontiren, und sich einem gewissen historischen Gefühl und seinen psychologischen Einsich- ten allein anvertrauen mus, um den wahren Gang der Begebenheiten, die Triebfedern der Handelnden u. s. w. zu dechiffriren. 7) Endlich folgen noch Nachrichten über Gesezgebung, Nationalcharakter, Wis- senschaften, Sprache, Schriftarten, Künste, Manufakturen, Gewerbe u. s. w. kurz über die ganze Bildung der Menschheit auf Japans Eylanden; -- so gut sich alle diese interessante Kentnisse aus den vorhandnen Hülfsmitteln wollen herausklauben lassen. Nach h 3
Einleitung des Herausgebers. 3) Von der Kaͤmpferiſchen Naturgeſchichte von Japan, wo ich aber (wie ich ſchon voraus ſehe) die duͤrftigſten Beitraͤge werde liefern koͤnnen. 4) Fuͤr die politiſche Geſchichte habe ich ſchon beinahe alles in meinen Anmer- kungen zum zweiten Buche gethan, was hier die vorhandne Huͤlfsmittel zu thun erlaubten. Noch einige kritiſche Unterſuchungen uͤber die aͤltern Traditionen, die Glaubwuͤrdigkeit des Annaliſten, und der ganzen Geſchichte des oͤſtlichen Aſiens ſo wie uͤber das, was bisher vor, vom und nach Deguignes uͤber dieſe Dinge geſagt iſt, bleiben mir hier uͤbrig. 5) Hierauf folgt eine reichere Nachleſe zu der Kaͤmpferiſchen Statiſtik von Ja- pan, an die ich die Geſchichte der fremden Nationen und ihres Handels in Japan, Si- neſer, Spanier, Portugieſen, Englaͤnder, und beſonders Hollaͤnder knuͤpfen werde. 6) Eben ſo intereſſant (der Materie nach) aber auch vorzuͤglich mehrern Schwie- rigkeiten unterworfen werden meine Nachtraͤge und Unterſuchungen uͤber die verſchiednen und noch mit ſo manchen Dunkelheiten umhuͤlten Religionsſyſteme von Japan ſeyn. Jch werde ſie in eben der Ordnung wie Kaͤmpfer zuerſt die Sinto, dann die Budsdo und die mehr philoſophiſchen als religioͤſen Sekten des Konfutius u. a. folgen laſſen. Den Beſchlus dieſes Reichs wird die von Kaͤmpfern nur kurz beruͤhrte Geſchichte des Chriſtenthums in Japan ſeyn. Dieſe Religion hat hier ohne Zweifel ungemein in- tereſſante Begebenheiten hervorgebracht, die beſonders den Charakter der Nation in ſchoͤner Entwickelung zeigen. Aber dieſe Geſchichte hat hier ihre eignen Schwierigkeiten, — ob- gleich der Jeſuit Charlevoix ſchon ſo wortreich uͤber ſie geſchrieben hat. Aber wenn ich den Wunderwerken des heil. Xaverius nicht auf das Zeugnis der ehrwuͤrdigen Vaͤter der erloſchenen Geſelſchaft Jeſu glaube; ſo darf ich doch auch nicht Alles fuͤr Wahrheit an- nehmen, was hollaͤndiſche und proteſtantiſche Schriftſteller von den Portugieſen in Japan erzaͤhlen. Und ſo entſteht eine ſehr unbequeme Lage des Geſchichtſchreibers, der von zuver- laͤßigen hiſtoriſchen Materialien verlaſſen, immer nur partheiiſche, widerſprechende Zeugen confrontiren, und ſich einem gewiſſen hiſtoriſchen Gefuͤhl und ſeinen pſychologiſchen Einſich- ten allein anvertrauen mus, um den wahren Gang der Begebenheiten, die Triebfedern der Handelnden u. ſ. w. zu dechiffriren. 7) Endlich folgen noch Nachrichten uͤber Geſezgebung, Nationalcharakter, Wiſ- ſenſchaften, Sprache, Schriftarten, Kuͤnſte, Manufakturen, Gewerbe u. ſ. w. kurz uͤber die ganze Bildung der Menſchheit auf Japans Eylanden; — ſo gut ſich alle dieſe intereſſante Kentniſſe aus den vorhandnen Huͤlfsmitteln wollen herausklauben laſſen. Nach h 3
<TEI> <text> <front> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0065" n="LXI"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Einleitung des Herausgebers.</hi> </fw><lb/> <list> <item>3) Von der Kaͤmpferiſchen Naturgeſchichte von Japan, wo ich aber (wie ich ſchon<lb/> voraus ſehe) die duͤrftigſten Beitraͤge werde liefern koͤnnen.</item><lb/> <item>4) Fuͤr die <hi rendition="#fr">politiſche Geſchichte</hi> habe ich ſchon beinahe alles in meinen Anmer-<lb/> kungen zum zweiten Buche gethan, was hier die vorhandne Huͤlfsmittel zu thun erlaubten.<lb/> Noch einige kritiſche Unterſuchungen uͤber die aͤltern Traditionen, die Glaubwuͤrdigkeit des<lb/> Annaliſten, und der ganzen Geſchichte des <hi rendition="#fr">oͤſtlichen Aſiens</hi> ſo wie uͤber das, was bisher<lb/><hi rendition="#fr">vor, vom</hi> und <hi rendition="#fr">nach Deguignes</hi> uͤber dieſe Dinge geſagt iſt, bleiben mir hier uͤbrig.</item><lb/> <item>5) Hierauf folgt eine reichere Nachleſe zu der <hi rendition="#fr">Kaͤmpferiſchen Statiſtik von Ja-<lb/> pan,</hi> an die ich die Geſchichte der fremden Nationen und ihres Handels in Japan, <hi rendition="#fr">Si-<lb/> neſer, Spanier, Portugieſen, Englaͤnder,</hi> und beſonders <hi rendition="#fr">Hollaͤnder</hi> knuͤpfen werde.</item><lb/> <item>6) Eben ſo intereſſant (der Materie nach) aber auch vorzuͤglich mehrern Schwie-<lb/> rigkeiten unterworfen werden meine Nachtraͤge und Unterſuchungen uͤber die verſchiednen und<lb/> noch mit ſo manchen Dunkelheiten umhuͤlten Religionsſyſteme von <hi rendition="#fr">Japan</hi> ſeyn.</item><lb/> <item>Jch werde ſie in eben der Ordnung wie Kaͤmpfer zuerſt die <hi rendition="#fr">Sinto,</hi> dann die<lb/><hi rendition="#fr">Budsdo</hi> und die mehr philoſophiſchen als religioͤſen Sekten des <hi rendition="#fr">Konfutius</hi> u. a. folgen<lb/> laſſen. Den Beſchlus dieſes Reichs wird die von <hi rendition="#fr">Kaͤmpfern</hi> nur kurz beruͤhrte <hi rendition="#fr">Geſchichte<lb/> des</hi> Chriſtenthums in <hi rendition="#fr">Japan</hi> ſeyn. Dieſe Religion hat hier ohne Zweifel ungemein in-<lb/> tereſſante Begebenheiten hervorgebracht, die beſonders den Charakter der Nation in ſchoͤner<lb/> Entwickelung zeigen. Aber dieſe Geſchichte hat hier ihre eignen Schwierigkeiten, — ob-<lb/> gleich der Jeſuit <hi rendition="#fr">Charlevoix</hi> ſchon ſo wortreich uͤber ſie geſchrieben hat. Aber wenn ich<lb/> den Wunderwerken <hi rendition="#fr">des heil. Xaverius</hi> nicht auf das Zeugnis der ehrwuͤrdigen Vaͤter der<lb/> erloſchenen <hi rendition="#fr">Geſelſchaft Jeſu</hi> glaube; ſo darf ich doch auch nicht Alles fuͤr Wahrheit an-<lb/> nehmen, was hollaͤndiſche und proteſtantiſche Schriftſteller von den Portugieſen in Japan<lb/> erzaͤhlen. Und ſo entſteht eine ſehr unbequeme Lage des Geſchichtſchreibers, der von zuver-<lb/> laͤßigen hiſtoriſchen Materialien verlaſſen, immer nur partheiiſche, widerſprechende Zeugen<lb/> confrontiren, und ſich einem gewiſſen hiſtoriſchen Gefuͤhl und ſeinen pſychologiſchen Einſich-<lb/> ten allein anvertrauen mus, um den wahren Gang der Begebenheiten, die Triebfedern der<lb/> Handelnden u. ſ. w. zu <hi rendition="#fr">dechiffriren.</hi></item><lb/> <item>7) Endlich folgen noch Nachrichten uͤber Geſezgebung, Nationalcharakter, Wiſ-<lb/> ſenſchaften, Sprache, Schriftarten, Kuͤnſte, Manufakturen, Gewerbe u. ſ. w. kurz uͤber<lb/> die ganze Bildung der Menſchheit auf Japans Eylanden; — ſo gut ſich alle dieſe intereſſante<lb/> Kentniſſe aus den vorhandnen Huͤlfsmitteln wollen herausklauben laſſen.</item> </list><lb/> <fw place="bottom" type="sig">h 3</fw> <fw place="bottom" type="catch">Nach</fw><lb/> </div> </div> </front> </text> </TEI> [LXI/0065]
Einleitung des Herausgebers.
3) Von der Kaͤmpferiſchen Naturgeſchichte von Japan, wo ich aber (wie ich ſchon
voraus ſehe) die duͤrftigſten Beitraͤge werde liefern koͤnnen.
4) Fuͤr die politiſche Geſchichte habe ich ſchon beinahe alles in meinen Anmer-
kungen zum zweiten Buche gethan, was hier die vorhandne Huͤlfsmittel zu thun erlaubten.
Noch einige kritiſche Unterſuchungen uͤber die aͤltern Traditionen, die Glaubwuͤrdigkeit des
Annaliſten, und der ganzen Geſchichte des oͤſtlichen Aſiens ſo wie uͤber das, was bisher
vor, vom und nach Deguignes uͤber dieſe Dinge geſagt iſt, bleiben mir hier uͤbrig.
5) Hierauf folgt eine reichere Nachleſe zu der Kaͤmpferiſchen Statiſtik von Ja-
pan, an die ich die Geſchichte der fremden Nationen und ihres Handels in Japan, Si-
neſer, Spanier, Portugieſen, Englaͤnder, und beſonders Hollaͤnder knuͤpfen werde.
6) Eben ſo intereſſant (der Materie nach) aber auch vorzuͤglich mehrern Schwie-
rigkeiten unterworfen werden meine Nachtraͤge und Unterſuchungen uͤber die verſchiednen und
noch mit ſo manchen Dunkelheiten umhuͤlten Religionsſyſteme von Japan ſeyn.
Jch werde ſie in eben der Ordnung wie Kaͤmpfer zuerſt die Sinto, dann die
Budsdo und die mehr philoſophiſchen als religioͤſen Sekten des Konfutius u. a. folgen
laſſen. Den Beſchlus dieſes Reichs wird die von Kaͤmpfern nur kurz beruͤhrte Geſchichte
des Chriſtenthums in Japan ſeyn. Dieſe Religion hat hier ohne Zweifel ungemein in-
tereſſante Begebenheiten hervorgebracht, die beſonders den Charakter der Nation in ſchoͤner
Entwickelung zeigen. Aber dieſe Geſchichte hat hier ihre eignen Schwierigkeiten, — ob-
gleich der Jeſuit Charlevoix ſchon ſo wortreich uͤber ſie geſchrieben hat. Aber wenn ich
den Wunderwerken des heil. Xaverius nicht auf das Zeugnis der ehrwuͤrdigen Vaͤter der
erloſchenen Geſelſchaft Jeſu glaube; ſo darf ich doch auch nicht Alles fuͤr Wahrheit an-
nehmen, was hollaͤndiſche und proteſtantiſche Schriftſteller von den Portugieſen in Japan
erzaͤhlen. Und ſo entſteht eine ſehr unbequeme Lage des Geſchichtſchreibers, der von zuver-
laͤßigen hiſtoriſchen Materialien verlaſſen, immer nur partheiiſche, widerſprechende Zeugen
confrontiren, und ſich einem gewiſſen hiſtoriſchen Gefuͤhl und ſeinen pſychologiſchen Einſich-
ten allein anvertrauen mus, um den wahren Gang der Begebenheiten, die Triebfedern der
Handelnden u. ſ. w. zu dechiffriren.
7) Endlich folgen noch Nachrichten uͤber Geſezgebung, Nationalcharakter, Wiſ-
ſenſchaften, Sprache, Schriftarten, Kuͤnſte, Manufakturen, Gewerbe u. ſ. w. kurz uͤber
die ganze Bildung der Menſchheit auf Japans Eylanden; — ſo gut ſich alle dieſe intereſſante
Kentniſſe aus den vorhandnen Huͤlfsmitteln wollen herausklauben laſſen.
Nach
h 3
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |