Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 1. Lemgo, 1777.Einleitung des Herausgebers. 3) Wenn ich Varianten meiner drei Quellen bekam, habe ich mich für die wahr- 4) Kämpfers deutscher Styl ist von der Art, daß ihn in unsern Zeiten niemand Jch machte mir also die Regel: Mit strengster Gewissenhaftigkeit und mi- Wenn ich diese Regel streng beobachtete, so glaubte ich Alles gethan zu haben, um Ob
Einleitung des Herausgebers. 3) Wenn ich Varianten meiner drei Quellen bekam, habe ich mich fuͤr die wahr- 4) Kaͤmpfers deutſcher Styl iſt von der Art, daß ihn in unſern Zeiten niemand Jch machte mir alſo die Regel: Mit ſtrengſter Gewiſſenhaftigkeit und mi- Wenn ich dieſe Regel ſtreng beobachtete, ſo glaubte ich Alles gethan zu haben, um Ob
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Einleitung des Herausgebers.
3) Wenn ich Varianten meiner drei Quellen bekam, habe ich mich fuͤr die wahr-
ſcheinlichſte entſchieden und ſie in den Text aufgenommen, die andren aber in den Anmer-
kungen angezeigt. Nun waͤre es uͤberfluͤſſig und unnuͤtze Vergroͤſſerung des Werks geweſen,
wenn ich dies bei den bloßen Paraphraſen und Ampflificationen der Scheuchzerſchen Ueberſe-
tzung, die ſich faſt auf allen Seiten finden, haͤtte thun wollen. Jch habe alſo dem Leſer
nur in einigen Beiſpielen von denſelben einen Begrif gemacht.
4) Kaͤmpfers deutſcher Styl iſt von der Art, daß ihn in unſern Zeiten niemand
mit Vergnuͤgen leſen kan; der Verleger verlangte alſo, daß ich das Kaͤmpferiſche Werk
lesbar machen und ſeinen Styl moderniſiren moͤchte. Ein Wort, bey dem der ſtrenge
Hiſtoriker — der ſich an einige Beiſpiele der Franzoſen erinnert — ſchon uͤbel zu ahnden
pflegt. Jn der That fuͤrchtete ich ſelbſt anfangs die Vorwuͤrfe, die man meinem Kaͤmpfer
und mir machen moͤchte, ſo ſehr, daß ich den Verleger zu bewegen ſuchte, er moͤchte das
Werk ganz, wie es da waͤre, in ſeiner Urſprache abdrucken laſſen. Allein er bewies mir
ſehr gruͤndlich, daß er das Werk deswegen verlegte, weil er’s verkaufen wolle, daß
die ſtrengen Hiſtoriker ihm wenig Exemplare abnehmen wuͤrden, daß ſie alſo kein großes
Recht haͤtten, ihm Vorſchriften zu geben, daß ich ſo modernirfiren koͤnte, daß dieſe ſtren-
gen Herrn keinen Grund zu Beſchwerden haͤtten u. ſ. w. Jch empfand, daß der Verleger
am Ende mit großem Recht eine entſcheidende Stimme haben muͤſſe, und ich ſah am
Ende immer mehr ein, daß ſein Vorſchlag bey weitem der beſte ſey, um Kaͤmpfers Werk
recht nutzbar zu machen. Sein Styl iſt in der That an vielen Stellen nicht lesbar, und
ein großer Theil des Publikums, das viel Gutes daraus lernen koͤnte, wuͤrde das Werk
blos deswegen nicht zur Hand nehmen. Und warum koͤnte ich dieſen Styl nicht umſchaffen,
ohne doch irgend eine Kaͤmpferiſche Jdee verlohren gehn zu laſſen? Und wenn ich es thaͤte,
was haͤtten die Gelehrten zu klagen, oder vielmehr warum wolten ſie mit meiner Arbeit
nicht zufrieden ſeyn, und Kaͤmpfers Werk, ſo wie ich es ihnen vorlege, fuͤr das wahre Ori-
ginal anſehen?
Jch machte mir alſo die Regel: Mit ſtrengſter Gewiſſenhaftigkeit und mi-
krologiſcher Genauigkeit Kaͤmpfers Sin und Gedanken ganz ungeaͤndert zu laſ-
ſen, ſchlechterdings nichts zuzuſetzen, nichts abzunehmen; aber auch dieſe unge-
aͤnderten Gedanken ſo leßbar und in einem ſo polirten Style zu liefern, als es
nur immer ohne Verletzung der hiſtoriſchen Treue geſchehn konte.
Wenn ich dieſe Regel ſtreng beobachtete, ſo glaubte ich Alles gethan zu haben, um
jede Claſſe von Gelehrten und Liebhabern, die Forderungen der Kritik und die des Jahrhun-
derts zugleich zu befriedigen.
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