Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 1. Lemgo, 1777.Sechst. K. Von den Budsdo, oder der ausländis. heidnis. Religion. und Apostel dieses Glaubens nach Japan herüber, und erhielten einen Tempel, der nachden japanischen Schriftstellern, Fakubasi d. i. weißen Pferdes Tempel genant wurde, und auch noch jezt diesen Namen führt. Er kömt daher, weil das Kio oder die Bibel der Sjaka-Gläubigen auf einem weißen Pferde aus Westindien*) überbracht wurde. Es scheinet aber, daß diese neuen Lehrer damals wegen der mit vollem Glanze scheinenden Phi- losophie des Confuzius wenig Eingang finden konten, bis endlich im Jahr 518 nach Christi Geburt ein großer Heiliger, Darma, der 33ste nach Sjaka folgende Lehrer dieser Re- ligion aus Sei Tensikv nach Sina überkam. Dieser errichtete hier seinen Lehrstuhl, und das vor ihm hergehende Gerücht von seiner großen Würde und Heiligkeit, sein strenges Le- ben, seine eifrige und ganz ausnehmend beharliche Andacht, verschaften ihm bald eine ausnehmend große Menge Zuhörer und Anhänger. Der Eifer seiner Andacht gieng sogar so weit, daß er sich selbst die Augenlieder abschnit, weil diese ihn im enthusiastischen Nach- sinnen gehindert und in den Schlaf gezogen hatten. Er gewan das Volk besonders durch seine angenehme und trostreiche Lehre von der Unsterblichkeit der Seelen und ewiger Beloh- nung, welche durch den Dienst seiner neuen Götter gewis zu erlangen seyn solten. Dieser Götzendienst breitete sich also auch sehr bald aus Sina in Fackusai (der Name Jm J. 568 hat ein geschnizter Götze, der eine authentische Figur des Amida vor- den *) [Spaltenumbruch]
Scheuchzer hat dies Wort weggelassen, vielleicht weil er es für einen Fehler hielt. Es findet sich aber in meinen beiden Mscpten und un- ser Verfasser wil damit ohne Zweifel kein andres Land, als das von ihm oft genug als das Vater- [Spaltenumbruch] land der Lehre des Sjaka angegebne Jndien an der Ostseite des Ganges bezeichnen, das den Ja- panern westlich ist, und also hier natürlich West- indien genant wird. Eine sogleich folgende Stel- le beweist dies noch mehr. Sechſt. K. Von den Budsdo, oder der auslaͤndiſ. heidniſ. Religion. und Apoſtel dieſes Glaubens nach Japan heruͤber, und erhielten einen Tempel, der nachden japaniſchen Schriftſtellern, Fakubaſi d. i. weißen Pferdes Tempel genant wurde, und auch noch jezt dieſen Namen fuͤhrt. Er koͤmt daher, weil das Kio oder die Bibel der Sjaka-Glaͤubigen auf einem weißen Pferde aus Weſtindien*) uͤberbracht wurde. Es ſcheinet aber, daß dieſe neuen Lehrer damals wegen der mit vollem Glanze ſcheinenden Phi- loſophie des Confuzius wenig Eingang finden konten, bis endlich im Jahr 518 nach Chriſti Geburt ein großer Heiliger, Darma, der 33ſte nach Sjaka folgende Lehrer dieſer Re- ligion aus Sei Tenſikv nach Sina uͤberkam. Dieſer errichtete hier ſeinen Lehrſtuhl, und das vor ihm hergehende Geruͤcht von ſeiner großen Wuͤrde und Heiligkeit, ſein ſtrenges Le- ben, ſeine eifrige und ganz ausnehmend beharliche Andacht, verſchaften ihm bald eine ausnehmend große Menge Zuhoͤrer und Anhaͤnger. Der Eifer ſeiner Andacht gieng ſogar ſo weit, daß er ſich ſelbſt die Augenlieder abſchnit, weil dieſe ihn im enthuſiaſtiſchen Nach- ſinnen gehindert und in den Schlaf gezogen hatten. Er gewan das Volk beſonders durch ſeine angenehme und troſtreiche Lehre von der Unſterblichkeit der Seelen und ewiger Beloh- nung, welche durch den Dienſt ſeiner neuen Goͤtter gewis zu erlangen ſeyn ſolten. Dieſer Goͤtzendienſt breitete ſich alſo auch ſehr bald aus Sina in Fackuſai (der Name Jm J. 568 hat ein geſchnizter Goͤtze, der eine authentiſche Figur des Amida vor- den *) [Spaltenumbruch]
Scheuchzer hat dies Wort weggelaſſen, vielleicht weil er es fuͤr einen Fehler hielt. Es findet ſich aber in meinen beiden Mſcpten und un- ſer Verfaſſer wil damit ohne Zweifel kein andres Land, als das von ihm oft genug als das Vater- [Spaltenumbruch] land der Lehre des Sjaka angegebne Jndien an der Oſtſeite des Ganges bezeichnen, das den Ja- panern weſtlich iſt, und alſo hier natuͤrlich Weſt- indien genant wird. Eine ſogleich folgende Stel- le beweiſt dies noch mehr. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0411" n="303"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Sechſt. K. Von den Budsdo, oder der auslaͤndiſ. heidniſ. Religion.</hi></fw><lb/> und Apoſtel dieſes Glaubens nach <hi rendition="#fr">Japan</hi> heruͤber, und erhielten einen Tempel, der nach<lb/> den japaniſchen Schriftſtellern, <hi rendition="#fr">Fakubaſi</hi> d. i. <hi rendition="#fr">weißen Pferdes Tempel</hi> genant wurde,<lb/> und auch noch jezt dieſen Namen fuͤhrt. Er koͤmt daher, weil das <hi rendition="#fr">Kio</hi> oder die <hi rendition="#fr">Bibel</hi> der<lb/><hi rendition="#fr">Sjaka-Glaͤubigen</hi> auf einem weißen Pferde aus Weſtindien<note place="foot" n="*)"><cb/><lb/> Scheuchzer hat dies Wort weggelaſſen,<lb/> vielleicht weil er es fuͤr einen Fehler hielt. Es<lb/> findet ſich aber in meinen beiden Mſcpten und un-<lb/> ſer Verfaſſer wil damit ohne Zweifel kein andres<lb/> Land, als das von ihm oft genug als das Vater-<lb/><cb/> land der Lehre des Sjaka angegebne Jndien an<lb/> der Oſtſeite des Ganges bezeichnen, das den Ja-<lb/> panern weſtlich iſt, und alſo hier natuͤrlich Weſt-<lb/> indien genant wird. Eine ſogleich folgende Stel-<lb/> le beweiſt dies noch mehr.</note> uͤberbracht wurde. Es<lb/> ſcheinet aber, daß dieſe neuen Lehrer damals wegen der mit vollem Glanze ſcheinenden Phi-<lb/> loſophie des Confuzius wenig Eingang finden konten, bis endlich im Jahr 518 nach Chriſti<lb/> Geburt ein großer Heiliger, <hi rendition="#fr">Darma,</hi> der 33ſte nach <hi rendition="#fr">Sjaka</hi> folgende Lehrer dieſer Re-<lb/> ligion aus <hi rendition="#fr">Sei Tenſikv</hi> nach <hi rendition="#fr">Sina</hi> uͤberkam. Dieſer errichtete hier ſeinen Lehrſtuhl, und<lb/> das vor ihm hergehende Geruͤcht von ſeiner großen Wuͤrde und Heiligkeit, ſein ſtrenges Le-<lb/> ben, ſeine eifrige und ganz ausnehmend beharliche Andacht, verſchaften ihm bald eine<lb/> ausnehmend große Menge Zuhoͤrer und Anhaͤnger. Der Eifer ſeiner Andacht gieng ſogar<lb/> ſo weit, daß er ſich ſelbſt die Augenlieder abſchnit, weil dieſe ihn im enthuſiaſtiſchen Nach-<lb/> ſinnen gehindert und in den Schlaf gezogen hatten. Er gewan das Volk beſonders durch<lb/> ſeine angenehme und troſtreiche Lehre von der Unſterblichkeit der Seelen und ewiger Beloh-<lb/> nung, welche durch den Dienſt ſeiner neuen Goͤtter gewis zu erlangen ſeyn ſolten.</p><lb/> <p>Dieſer Goͤtzendienſt breitete ſich alſo auch ſehr bald aus <hi rendition="#fr">Sina</hi> in <hi rendition="#fr">Fackuſai</hi> (der Name<lb/> von <hi rendition="#fr">Korea,</hi> nach einer ſeiner drei Hauptprovinzen) wo 543 Jahre nach Chriſto das erſte<lb/><hi rendition="#fr">Buds-</hi> oder Goͤtzenbild dem <hi rendition="#fr">Sjaka</hi> zu Ehren aufgerichtet wurde. <hi rendition="#fr">Japan,</hi> deſſen Ein-<lb/> wohner damals durch die alte einheimiſche Lehre und die des ſineſiſchen Weiſen getheilt wa-<lb/> ren, konte nun auch dieſer neuen Religion nicht lange unkundig bleiben, die ſich durch die<lb/> benachbarten Nationen bald einſchlich und viele Anhaͤnger erhielt. Jm Jahr Chriſti 550<lb/> wurde das erſte <hi rendition="#fr">Bukkio</hi> oder Goͤtzenbuch nach Japan uͤberbracht und bekant gemacht.</p><lb/> <p>Jm J. 568 hat ein geſchnizter Goͤtze, der eine authentiſche Figur des <hi rendition="#fr">Amida</hi> vor-<lb/> ſtelte, und vor wenig Jahren aus dem Mitteltheile <hi rendition="#fr">Tenſiko</hi> oder <hi rendition="#fr">Jodieos</hi> in <hi rendition="#fr">Fakuſaj</hi> er-<lb/> ſchien, ſich auch in der Provinz <hi rendition="#fr">Tſinokami</hi> mit mirakuloͤſen goldnen Strahlen geoffenbart, und<lb/> dadurch große Achtung in den Herzen der Menſchen erhalten. Jm Lande <hi rendition="#fr">Sinano</hi> wurde ihm<lb/> bald hernach ein Tempel erbauet, der <hi rendition="#fr">Senquoſi</hi> heiſt, und welcher noch heutiges Tags fuͤr<lb/> <fw place="bottom" type="catch">den</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [303/0411]
Sechſt. K. Von den Budsdo, oder der auslaͤndiſ. heidniſ. Religion.
und Apoſtel dieſes Glaubens nach Japan heruͤber, und erhielten einen Tempel, der nach
den japaniſchen Schriftſtellern, Fakubaſi d. i. weißen Pferdes Tempel genant wurde,
und auch noch jezt dieſen Namen fuͤhrt. Er koͤmt daher, weil das Kio oder die Bibel der
Sjaka-Glaͤubigen auf einem weißen Pferde aus Weſtindien *) uͤberbracht wurde. Es
ſcheinet aber, daß dieſe neuen Lehrer damals wegen der mit vollem Glanze ſcheinenden Phi-
loſophie des Confuzius wenig Eingang finden konten, bis endlich im Jahr 518 nach Chriſti
Geburt ein großer Heiliger, Darma, der 33ſte nach Sjaka folgende Lehrer dieſer Re-
ligion aus Sei Tenſikv nach Sina uͤberkam. Dieſer errichtete hier ſeinen Lehrſtuhl, und
das vor ihm hergehende Geruͤcht von ſeiner großen Wuͤrde und Heiligkeit, ſein ſtrenges Le-
ben, ſeine eifrige und ganz ausnehmend beharliche Andacht, verſchaften ihm bald eine
ausnehmend große Menge Zuhoͤrer und Anhaͤnger. Der Eifer ſeiner Andacht gieng ſogar
ſo weit, daß er ſich ſelbſt die Augenlieder abſchnit, weil dieſe ihn im enthuſiaſtiſchen Nach-
ſinnen gehindert und in den Schlaf gezogen hatten. Er gewan das Volk beſonders durch
ſeine angenehme und troſtreiche Lehre von der Unſterblichkeit der Seelen und ewiger Beloh-
nung, welche durch den Dienſt ſeiner neuen Goͤtter gewis zu erlangen ſeyn ſolten.
Dieſer Goͤtzendienſt breitete ſich alſo auch ſehr bald aus Sina in Fackuſai (der Name
von Korea, nach einer ſeiner drei Hauptprovinzen) wo 543 Jahre nach Chriſto das erſte
Buds- oder Goͤtzenbild dem Sjaka zu Ehren aufgerichtet wurde. Japan, deſſen Ein-
wohner damals durch die alte einheimiſche Lehre und die des ſineſiſchen Weiſen getheilt wa-
ren, konte nun auch dieſer neuen Religion nicht lange unkundig bleiben, die ſich durch die
benachbarten Nationen bald einſchlich und viele Anhaͤnger erhielt. Jm Jahr Chriſti 550
wurde das erſte Bukkio oder Goͤtzenbuch nach Japan uͤberbracht und bekant gemacht.
Jm J. 568 hat ein geſchnizter Goͤtze, der eine authentiſche Figur des Amida vor-
ſtelte, und vor wenig Jahren aus dem Mitteltheile Tenſiko oder Jodieos in Fakuſaj er-
ſchien, ſich auch in der Provinz Tſinokami mit mirakuloͤſen goldnen Strahlen geoffenbart, und
dadurch große Achtung in den Herzen der Menſchen erhalten. Jm Lande Sinano wurde ihm
bald hernach ein Tempel erbauet, der Senquoſi heiſt, und welcher noch heutiges Tags fuͤr
den
*)
Scheuchzer hat dies Wort weggelaſſen,
vielleicht weil er es fuͤr einen Fehler hielt. Es
findet ſich aber in meinen beiden Mſcpten und un-
ſer Verfaſſer wil damit ohne Zweifel kein andres
Land, als das von ihm oft genug als das Vater-
land der Lehre des Sjaka angegebne Jndien an
der Oſtſeite des Ganges bezeichnen, das den Ja-
panern weſtlich iſt, und alſo hier natuͤrlich Weſt-
indien genant wird. Eine ſogleich folgende Stel-
le beweiſt dies noch mehr.
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