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Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 1. Lemgo, 1777.

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Fünft. Kap. Von den Jammabos oder Bergpriestern etc.
betteln mus. Er empfängt dafür von diesem Prälaten einen höhern Titul und Rang, der
dann auch bessere Kleider mit sich bringt, nach denen ihn seine Ordensbrüder zu verehren
wissen. Dies geht Alles ohngefehr nach eben den Stuffen, die in der Geselschaft der Blin-
den
üblich sind, von denen ich noch am Ende dieses Capitels reden werde.

Die Glieder dieser religiösen Orden tragen gewöhnlich die ordentliche Kleidung der
Laien, nur mit einigem zugeseztem Schmuk und Zierrath, von deren jedes einen besondern
Namen, eigene Bedeutung, und auch historische Erklärung seines Ursprungs hat.

Hie folgen diese Zierrathen genauer beschrieben:

Wakisasi, oder Hauer (Schwerd) des Fudo, eines Gürtels, worin er linker
Hand stekt. Er ist etwas kürzer wie Kabanna, doch hat er unten auch eine platte
Scheide.

Sakkudsio, ein Stäblein Gottes Dsjso, oben mit einem kupfernen Beschlag,
woran vier gleichfals kupferne Ringe bevestigt sind. Sie machen damit in ihren Gebäten
bey Erwähnung gewisser Worte ein Geläut.

Foranokai, ein Schulp-Horn, gewunden wie ein Schneckenhaus, ist weis und
glat mit rothen Flecken, zierlichen Strichen, und von der Natur wohl ausgearbeitet. Es
hat eine solche Größe und Umfang, daß ein halb Maas Wasser hinein geht. Es hängt ih-
nen zur Seite vom Gürtel herab, und hat vorn ein Loch, dessen man sich zum Blasen be-
dient, wenn der Priester von Reisenden ein Almosen begehrt. Der Ton, den er damit
giebt, ist nicht viel lieblicher, als aus dem Horn eines Kuhhirten. Diese Schulpen werden
auf einigen von der See abgespühlten Gebirgen um Arrai gefunden.

Dsusu Kake, ein Gürtel um den Hals, geflochten wie ein Tragband, und mit
einigen Quasten besezt, die nach eines jeden verschiednem Range verschiedne Figuren und
Veränderung haben.

Fokin, eine Mütze, oder vielmehr ein Schmuk, den sie vorne auf der Stirne
tragen. Doch komt dieser nur einigen zu.

Oji, ein Beutel oder Säklein, das hinten auf der Schulter angebunden ist, und
in welchem ein Buch, Geld und einige Kleider getragen werden.

Jatzuwono Warandsje ist der Name der gemeinen Strohschuhe, mit denen man
reisen kan und die sehr bequem sind, die Pönitenzberge zu besteigen. Sie sind, um ihnen
noch mehr Heiligkeit zu geben, mit Nerven aus den Stielen ihrer heiligsten Blume Tarate
durchflochten.

Jza

Fuͤnft. Kap. Von den Jammabos oder Bergprieſtern ꝛc.
betteln mus. Er empfaͤngt dafuͤr von dieſem Praͤlaten einen hoͤhern Titul und Rang, der
dann auch beſſere Kleider mit ſich bringt, nach denen ihn ſeine Ordensbruͤder zu verehren
wiſſen. Dies geht Alles ohngefehr nach eben den Stuffen, die in der Geſelſchaft der Blin-
den
uͤblich ſind, von denen ich noch am Ende dieſes Capitels reden werde.

Die Glieder dieſer religioͤſen Orden tragen gewoͤhnlich die ordentliche Kleidung der
Laien, nur mit einigem zugeſeztem Schmuk und Zierrath, von deren jedes einen beſondern
Namen, eigene Bedeutung, und auch hiſtoriſche Erklaͤrung ſeines Urſprungs hat.

Hie folgen dieſe Zierrathen genauer beſchrieben:

Wakiſaſi, oder Hauer (Schwerd) des Fudo, eines Guͤrtels, worin er linker
Hand ſtekt. Er iſt etwas kuͤrzer wie Kabanna, doch hat er unten auch eine platte
Scheide.

Sakkudſio, ein Staͤblein Gottes Dſjſo, oben mit einem kupfernen Beſchlag,
woran vier gleichfals kupferne Ringe beveſtigt ſind. Sie machen damit in ihren Gebaͤten
bey Erwaͤhnung gewiſſer Worte ein Gelaͤut.

Foranokai, ein Schulp-Horn, gewunden wie ein Schneckenhaus, iſt weis und
glat mit rothen Flecken, zierlichen Strichen, und von der Natur wohl ausgearbeitet. Es
hat eine ſolche Groͤße und Umfang, daß ein halb Maas Waſſer hinein geht. Es haͤngt ih-
nen zur Seite vom Guͤrtel herab, und hat vorn ein Loch, deſſen man ſich zum Blaſen be-
dient, wenn der Prieſter von Reiſenden ein Almoſen begehrt. Der Ton, den er damit
giebt, iſt nicht viel lieblicher, als aus dem Horn eines Kuhhirten. Dieſe Schulpen werden
auf einigen von der See abgeſpuͤhlten Gebirgen um Arrai gefunden.

Dſuſu Kake, ein Guͤrtel um den Hals, geflochten wie ein Tragband, und mit
einigen Quaſten beſezt, die nach eines jeden verſchiednem Range verſchiedne Figuren und
Veraͤnderung haben.

Fokin, eine Muͤtze, oder vielmehr ein Schmuk, den ſie vorne auf der Stirne
tragen. Doch komt dieſer nur einigen zu.

Oji, ein Beutel oder Saͤklein, das hinten auf der Schulter angebunden iſt, und
in welchem ein Buch, Geld und einige Kleider getragen werden.

Jatzuwono Warandſje iſt der Name der gemeinen Strohſchuhe, mit denen man
reiſen kan und die ſehr bequem ſind, die Poͤnitenzberge zu beſteigen. Sie ſind, um ihnen
noch mehr Heiligkeit zu geben, mit Nerven aus den Stielen ihrer heiligſten Blume Tarate
durchflochten.

Jza
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[287/0395] Fuͤnft. Kap. Von den Jammabos oder Bergprieſtern ꝛc. betteln mus. Er empfaͤngt dafuͤr von dieſem Praͤlaten einen hoͤhern Titul und Rang, der dann auch beſſere Kleider mit ſich bringt, nach denen ihn ſeine Ordensbruͤder zu verehren wiſſen. Dies geht Alles ohngefehr nach eben den Stuffen, die in der Geſelſchaft der Blin- den uͤblich ſind, von denen ich noch am Ende dieſes Capitels reden werde. Die Glieder dieſer religioͤſen Orden tragen gewoͤhnlich die ordentliche Kleidung der Laien, nur mit einigem zugeſeztem Schmuk und Zierrath, von deren jedes einen beſondern Namen, eigene Bedeutung, und auch hiſtoriſche Erklaͤrung ſeines Urſprungs hat. Hie folgen dieſe Zierrathen genauer beſchrieben: Wakiſaſi, oder Hauer (Schwerd) des Fudo, eines Guͤrtels, worin er linker Hand ſtekt. Er iſt etwas kuͤrzer wie Kabanna, doch hat er unten auch eine platte Scheide. Sakkudſio, ein Staͤblein Gottes Dſjſo, oben mit einem kupfernen Beſchlag, woran vier gleichfals kupferne Ringe beveſtigt ſind. Sie machen damit in ihren Gebaͤten bey Erwaͤhnung gewiſſer Worte ein Gelaͤut. Foranokai, ein Schulp-Horn, gewunden wie ein Schneckenhaus, iſt weis und glat mit rothen Flecken, zierlichen Strichen, und von der Natur wohl ausgearbeitet. Es hat eine ſolche Groͤße und Umfang, daß ein halb Maas Waſſer hinein geht. Es haͤngt ih- nen zur Seite vom Guͤrtel herab, und hat vorn ein Loch, deſſen man ſich zum Blaſen be- dient, wenn der Prieſter von Reiſenden ein Almoſen begehrt. Der Ton, den er damit giebt, iſt nicht viel lieblicher, als aus dem Horn eines Kuhhirten. Dieſe Schulpen werden auf einigen von der See abgeſpuͤhlten Gebirgen um Arrai gefunden. Dſuſu Kake, ein Guͤrtel um den Hals, geflochten wie ein Tragband, und mit einigen Quaſten beſezt, die nach eines jeden verſchiednem Range verſchiedne Figuren und Veraͤnderung haben. Fokin, eine Muͤtze, oder vielmehr ein Schmuk, den ſie vorne auf der Stirne tragen. Doch komt dieſer nur einigen zu. Oji, ein Beutel oder Saͤklein, das hinten auf der Schulter angebunden iſt, und in welchem ein Buch, Geld und einige Kleider getragen werden. Jatzuwono Warandſje iſt der Name der gemeinen Strohſchuhe, mit denen man reiſen kan und die ſehr bequem ſind, die Poͤnitenzberge zu beſteigen. Sie ſind, um ihnen noch mehr Heiligkeit zu geben, mit Nerven aus den Stielen ihrer heiligſten Blume Tarate durchflochten. Jza

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Zitationshilfe: Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 1. Lemgo, 1777, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kaempfer_japan01_1777/395>, abgerufen am 24.11.2024.