Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 1. Lemgo, 1777.Drit. Kap. Von den Rebi der Sinto etc. Die wichtigsten dieser Feste sind nun folgende: 1) Das Fest des Tensjo Dai Sin, des obersten japanischen Gottes und Pa- trons vom ganzen Reiche, welches durchs ganze Land mit einem algemeinen Festtage, (der auf den 16ten Tag des neunten Monats fält) begangen wird. Man pflegt an demselben in allen Städten ein öffentliches Schauspiel mit pomphaften Processionen (welches Matsuri heist) in Gegenwart des Götzenbildes und seiner Priester anzustellen. Außer diesem ordent- lichen Matsuri pflegt man noch jährlich in allen Städten und Flecken ein ähnliches demje- nigen Gott zu feiern, dessen besonderm Schuz und Obhut jeder Ort übergeben ist. Dem Tensjo Dai Sin wird außer diesem großen jährlichen Feste noch allemal der 16te, 21ste, und 26ste jedes Monats geheiliget, jedoch mit wenigern Feierlichkeiten. 2) Dem Suwa ist der neunte Tag jedes Monats gewidmet. Der gemeine Mann pflegt noch den 19ten und 29sten, wegen der darin enthaltenen Zahl 9, beizufügen. Alle seine Verehrer*) pflegen ihm an diesen Tagen in den Tempeln ihre besondre Ehrerbie- tung zu bezeugen. Am neunten Tage des sechsten Monats wird ihm zu Ehren ein jährliches Fest mit mehr Feierlichkeit und Pracht als die monatlichen Tage gefeiert. Die Cannusj des Tem- pels lassen an diesem Tage alle Anbeter ihres Gottes durch ein Bambusrohr kriechen, das wie ein Tonnenband geflochten und mit weißer Leinwand umwunden ist. Dies geschieht zur Erinnerung einer gewissen Begebenheit des Heiligen in seinem Leben. Zu Nagasacki wird ihm das größeste und solenneste Fest am 9ten Tage des 9ten Monats gefeiert. Die Einwohner dieser Stadt sind die gebohrnen Clienten des Suwa und sie bringen daher ihm zu Ehren drei Tage mit Freuden, Processionen und öffentlichen Tänzen d. i. Matsuri, zu. 3) Der Tensin hat zwei jährliche Feste, eines am 25sten des 2ten Monats, sein Sterbefest, und eines am 25sten des 8ten Monats, sein Geburtsfest. Das leztere ist das gröste Fest und wird an allen Orten mit heiligen Walfarten gefeiert. Tensin ist ohne Zu- thun leiblicher Eltern geboren, und hat nicht lange gelebt. Sein vornehmster Tempel ist in Tsikusen, wo er gestorben ist, und wo ein ihm zu Ehren gepflanzter Baum vertrocknet ist, der daher genant wird: Oimats Dai Miosin d. i. hinter- folgender Baum. Der Pflaumbaum, so noch daselbst steht und wegen Alters hohl ist, heist To- bime oder Tobiume d. i. springender Pflaumbaum.**) Er hat auch noch einen Haupttem- pel *) Die englische Uebersetzung sagt, "beson- ders die Liebhaber der Jagd." **) Diese Stelle fehlt in der englischen Ueber- setzung. M m 2
Drit. Kap. Von den Rebi der Sinto ꝛc. Die wichtigſten dieſer Feſte ſind nun folgende: 1) Das Feſt des Tenſjo Dai Sin, des oberſten japaniſchen Gottes und Pa- trons vom ganzen Reiche, welches durchs ganze Land mit einem algemeinen Feſttage, (der auf den 16ten Tag des neunten Monats faͤlt) begangen wird. Man pflegt an demſelben in allen Staͤdten ein oͤffentliches Schauſpiel mit pomphaften Proceſſionen (welches Matſuri heiſt) in Gegenwart des Goͤtzenbildes und ſeiner Prieſter anzuſtellen. Außer dieſem ordent- lichen Matſuri pflegt man noch jaͤhrlich in allen Staͤdten und Flecken ein aͤhnliches demje- nigen Gott zu feiern, deſſen beſonderm Schuz und Obhut jeder Ort uͤbergeben iſt. Dem Tenſjo Dai Sin wird außer dieſem großen jaͤhrlichen Feſte noch allemal der 16te, 21ſte, und 26ſte jedes Monats geheiliget, jedoch mit wenigern Feierlichkeiten. 2) Dem Suwa iſt der neunte Tag jedes Monats gewidmet. Der gemeine Mann pflegt noch den 19ten und 29ſten, wegen der darin enthaltenen Zahl 9, beizufuͤgen. Alle ſeine Verehrer*) pflegen ihm an dieſen Tagen in den Tempeln ihre beſondre Ehrerbie- tung zu bezeugen. Am neunten Tage des ſechſten Monats wird ihm zu Ehren ein jaͤhrliches Feſt mit mehr Feierlichkeit und Pracht als die monatlichen Tage gefeiert. Die Cannuſj des Tem- pels laſſen an dieſem Tage alle Anbeter ihres Gottes durch ein Bambusrohr kriechen, das wie ein Tonnenband geflochten und mit weißer Leinwand umwunden iſt. Dies geſchieht zur Erinnerung einer gewiſſen Begebenheit des Heiligen in ſeinem Leben. Zu Nagaſacki wird ihm das groͤßeſte und ſolenneſte Feſt am 9ten Tage des 9ten Monats gefeiert. Die Einwohner dieſer Stadt ſind die gebohrnen Clienten des Suwa und ſie bringen daher ihm zu Ehren drei Tage mit Freuden, Proceſſionen und oͤffentlichen Taͤnzen d. i. Matſuri, zu. 3) Der Tenſin hat zwei jaͤhrliche Feſte, eines am 25ſten des 2ten Monats, ſein Sterbefeſt, und eines am 25ſten des 8ten Monats, ſein Geburtsfeſt. Das leztere iſt das groͤſte Feſt und wird an allen Orten mit heiligen Walfarten gefeiert. Tenſin iſt ohne Zu- thun leiblicher Eltern geboren, und hat nicht lange gelebt. Sein vornehmſter Tempel iſt in Tſikuſen, wo er geſtorben iſt, und wo ein ihm zu Ehren gepflanzter Baum vertrocknet iſt, der daher genant wird: Oimats Dai Mioſin d. i. hinter- folgender Baum. Der Pflaumbaum, ſo noch daſelbſt ſteht und wegen Alters hohl iſt, heiſt To- bime oder Tobiume d. i. ſpringender Pflaumbaum.**) Er hat auch noch einen Haupttem- pel *) Die engliſche Ueberſetzung ſagt, „beſon- ders die Liebhaber der Jagd.‟ **) Dieſe Stelle fehlt in der engliſchen Ueber- ſetzung. M m 2
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Drit. Kap. Von den Rebi der Sinto ꝛc.
Die wichtigſten dieſer Feſte ſind nun folgende:
1) Das Feſt des Tenſjo Dai Sin, des oberſten japaniſchen Gottes und Pa-
trons vom ganzen Reiche, welches durchs ganze Land mit einem algemeinen Feſttage, (der
auf den 16ten Tag des neunten Monats faͤlt) begangen wird. Man pflegt an demſelben
in allen Staͤdten ein oͤffentliches Schauſpiel mit pomphaften Proceſſionen (welches Matſuri
heiſt) in Gegenwart des Goͤtzenbildes und ſeiner Prieſter anzuſtellen. Außer dieſem ordent-
lichen Matſuri pflegt man noch jaͤhrlich in allen Staͤdten und Flecken ein aͤhnliches demje-
nigen Gott zu feiern, deſſen beſonderm Schuz und Obhut jeder Ort uͤbergeben iſt.
Dem Tenſjo Dai Sin wird außer dieſem großen jaͤhrlichen Feſte noch allemal
der 16te, 21ſte, und 26ſte jedes Monats geheiliget, jedoch mit wenigern Feierlichkeiten.
2) Dem Suwa iſt der neunte Tag jedes Monats gewidmet. Der gemeine
Mann pflegt noch den 19ten und 29ſten, wegen der darin enthaltenen Zahl 9, beizufuͤgen.
Alle ſeine Verehrer *) pflegen ihm an dieſen Tagen in den Tempeln ihre beſondre Ehrerbie-
tung zu bezeugen.
Am neunten Tage des ſechſten Monats wird ihm zu Ehren ein jaͤhrliches Feſt mit
mehr Feierlichkeit und Pracht als die monatlichen Tage gefeiert. Die Cannuſj des Tem-
pels laſſen an dieſem Tage alle Anbeter ihres Gottes durch ein Bambusrohr kriechen, das
wie ein Tonnenband geflochten und mit weißer Leinwand umwunden iſt. Dies geſchieht
zur Erinnerung einer gewiſſen Begebenheit des Heiligen in ſeinem Leben.
Zu Nagaſacki wird ihm das groͤßeſte und ſolenneſte Feſt am 9ten Tage des 9ten
Monats gefeiert. Die Einwohner dieſer Stadt ſind die gebohrnen Clienten des Suwa
und ſie bringen daher ihm zu Ehren drei Tage mit Freuden, Proceſſionen und oͤffentlichen
Taͤnzen d. i. Matſuri, zu.
3) Der Tenſin hat zwei jaͤhrliche Feſte, eines am 25ſten des 2ten Monats, ſein
Sterbefeſt, und eines am 25ſten des 8ten Monats, ſein Geburtsfeſt. Das leztere iſt das
groͤſte Feſt und wird an allen Orten mit heiligen Walfarten gefeiert. Tenſin iſt ohne Zu-
thun leiblicher Eltern geboren, und hat nicht lange gelebt.
Sein vornehmſter Tempel iſt in Tſikuſen, wo er geſtorben iſt, und wo ein ihm zu Ehren
gepflanzter Baum vertrocknet iſt, der daher genant wird: Oimats Dai Mioſin d. i. hinter-
folgender Baum. Der Pflaumbaum, ſo noch daſelbſt ſteht und wegen Alters hohl iſt, heiſt To-
bime oder Tobiume d. i. ſpringender Pflaumbaum. **) Er hat auch noch einen Haupttem-
pel
*) Die engliſche Ueberſetzung ſagt, „beſon-
ders die Liebhaber der Jagd.‟
**) Dieſe Stelle fehlt in der engliſchen Ueber-
ſetzung.
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