Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 1. Lemgo, 1777.Einleitung des Herausgebers. niedergeschrieben, und die Falschheit dieser Beschuldigung müste also noch mehr offenbar wer-den, wenn einmal seine im Museo Britannico befindliche Handschriften bekant gemacht würden.*) Sein deutscher Styl -- nun freilich, der ist, wie ihn sein Jahrhundert mit sich Kämpfers Kentnisse beschränkten sich nicht blos auf sein eigentliches Fach, die Geschichte überhaupt scheint das Fach zu seyn, für das Kämpfer geboren war. von *) [Spaltenumbruch]
Der Hauptbeweis ist, daß K. in der Vor- rede der Amoenit. selbst seinen Styl entschuldigt, und besonders mit dem Grunde, daß er meistens [Spaltenumbruch] auf Reisen habe schreiben müssen. So eine Ent- schuldigung bey fremder Arbeit wäre eine Unver- schämtheit, deren K. nicht fähig ist. Einleitung des Herausgebers. niedergeſchrieben, und die Falſchheit dieſer Beſchuldigung muͤſte alſo noch mehr offenbar wer-den, wenn einmal ſeine im Muſeo Britannico befindliche Handſchriften bekant gemacht wuͤrden.*) Sein deutſcher Styl — nun freilich, der iſt, wie ihn ſein Jahrhundert mit ſich Kaͤmpfers Kentniſſe beſchraͤnkten ſich nicht blos auf ſein eigentliches Fach, die Geſchichte uͤberhaupt ſcheint das Fach zu ſeyn, fuͤr das Kaͤmpfer geboren war. von *) [Spaltenumbruch]
Der Hauptbeweis iſt, daß K. in der Vor- rede der Amoenit. ſelbſt ſeinen Styl entſchuldigt, und beſonders mit dem Grunde, daß er meiſtens [Spaltenumbruch] auf Reiſen habe ſchreiben muͤſſen. So eine Ent- ſchuldigung bey fremder Arbeit waͤre eine Unver- ſchaͤmtheit, deren K. nicht faͤhig iſt. <TEI> <text> <front> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0036" n="XXXII"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Einleitung des Herausgebers.</hi></fw><lb/> niedergeſchrieben, und die Falſchheit dieſer Beſchuldigung muͤſte alſo noch mehr offenbar wer-<lb/> den, wenn einmal ſeine im <hi rendition="#aq">Muſeo Britannico</hi> befindliche Handſchriften bekant gemacht<lb/> wuͤrden.<note place="foot" n="*)"><cb/><lb/> Der Hauptbeweis iſt, daß K. in der Vor-<lb/> rede der <hi rendition="#aq">Amoenit.</hi> ſelbſt ſeinen Styl entſchuldigt,<lb/> und beſonders mit dem Grunde, daß er meiſtens<lb/><cb/> auf Reiſen habe ſchreiben muͤſſen. So eine Ent-<lb/> ſchuldigung bey fremder Arbeit waͤre eine Unver-<lb/> ſchaͤmtheit, deren K. nicht faͤhig iſt.</note></p><lb/> <p>Sein deutſcher Styl — nun freilich, der iſt, wie ihn ſein Jahrhundert mit ſich<lb/> brachte. Kaͤmpfer hatte den groͤſten Theil ſeines Lebens in fremden Laͤndern zugebracht, und<lb/> nach ſeiner Ruͤkkunft nicht Muße genug, ſeinen deutſchen Styl zu bilden, wozu ihm ohnedem<lb/> gute Muſter abgiengen. Praͤciſion und genaue Beſtimmung Alles deſſen, was der Ver-<lb/> faſſer ſagen wil, fehlt dieſem Styl zwar nicht. Aber oft iſt er verwickelt, undeutlich, durch<lb/> lange Zwiſchenſaͤtze verzerrt. Doch der Leſer kan ſchon aus den oben eingeruͤkten Kaͤmpferi-<lb/> ſchen Originalbriefen und den Proben, die ich noch weiter unten geben werde, ſelbſt<lb/> urtheilen.</p><lb/> <p><hi rendition="#fr">Kaͤmpfers</hi> Kentniſſe beſchraͤnkten ſich nicht blos auf ſein eigentliches Fach, die<lb/><hi rendition="#fr">Medicin,</hi> zu der er, wie wir ſchon geſehn haben, erſt in reifen Jahren uͤbergieng; in der<lb/> er aber doch einen vorzuͤglichen Grad von Volkommenheit erreichte. Dies beweiſt nicht<lb/> nur ſeine gluͤkliche Praxis — ein oft zweideutiges Kenzeichen — die ihm in Georgien wie<lb/> in ſeinem Vaterlande ſo viel Beifal erwarb; ſondern vorzuͤglich ſeine wichtige Bereicherun-<lb/> gen verſchiedner Theile der Medicin, beſonders der <hi rendition="#aq">materia medica.</hi> Jn der Natur-<lb/> geſchichte — ein damals noch wenig bearbeitetes Studium und fuͤr das unſre Akademien<lb/> noch keine Lehrſtuͤhle hatten — half Kaͤmpfer mit die Bahn brechen. Die meiſten Be-<lb/> ſchreibungen in den <hi rendition="#aq">Amoenitatibus</hi> werden noch jetzt nach ſo vielen Entdeckungen neuerer<lb/> Zeiten von den Kennern als die beſten ihrer Art geſchaͤtzt; z. E. die Beſchreibung der<lb/><hi rendition="#fr">Palme,</hi> der <hi rendition="#aq">Aſae foetidae,</hi> des <hi rendition="#fr">Thees</hi> u. ſ. w. Auch die Naturgeſchichte von <hi rendition="#fr">Japan</hi><lb/> im erſten Buche dieſes Werks und die Beſchreibung der vielen japaniſchen Pflanzen im fuͤnf-<lb/> ten Faſcikel der <hi rendition="#aq">Amoenitatum</hi> iſt Beweis von Kaͤmpfers Eifer und ruhmwuͤrdigen Be-<lb/> muͤhungen fuͤr dieſe Wiſſenſchaft.</p><lb/> <p>Geſchichte uͤberhaupt ſcheint das Fach zu ſeyn, fuͤr das Kaͤmpfer geboren war.<lb/> Er hatte uͤberwiegende Wahrheitsliebe, unermuͤdeten Forſchgeiſt, ſcharfſinniges Urtheil und<lb/> Geduld. Die letztre dieſer Eigenſchaften machte ihn faͤhig, die japaniſchen Annalen, die<lb/> mit der ermuͤdendſten Trockenheit geſchrieben und vol der degoutanteſten Ungereimtheiten<lb/> waren, in einer Sprache, die er erſt zu erlernen hatte, zu leſen und zu excerpiren. Und<lb/> welch Verdienſt hat nicht <hi rendition="#fr">Kaͤmpfer</hi> um die genauere Entwickelung des politiſchen Syſtems<lb/> <fw place="bottom" type="catch">von</fw><lb/></p> </div> </div> </front> </text> </TEI> [XXXII/0036]
Einleitung des Herausgebers.
niedergeſchrieben, und die Falſchheit dieſer Beſchuldigung muͤſte alſo noch mehr offenbar wer-
den, wenn einmal ſeine im Muſeo Britannico befindliche Handſchriften bekant gemacht
wuͤrden. *)
Sein deutſcher Styl — nun freilich, der iſt, wie ihn ſein Jahrhundert mit ſich
brachte. Kaͤmpfer hatte den groͤſten Theil ſeines Lebens in fremden Laͤndern zugebracht, und
nach ſeiner Ruͤkkunft nicht Muße genug, ſeinen deutſchen Styl zu bilden, wozu ihm ohnedem
gute Muſter abgiengen. Praͤciſion und genaue Beſtimmung Alles deſſen, was der Ver-
faſſer ſagen wil, fehlt dieſem Styl zwar nicht. Aber oft iſt er verwickelt, undeutlich, durch
lange Zwiſchenſaͤtze verzerrt. Doch der Leſer kan ſchon aus den oben eingeruͤkten Kaͤmpferi-
ſchen Originalbriefen und den Proben, die ich noch weiter unten geben werde, ſelbſt
urtheilen.
Kaͤmpfers Kentniſſe beſchraͤnkten ſich nicht blos auf ſein eigentliches Fach, die
Medicin, zu der er, wie wir ſchon geſehn haben, erſt in reifen Jahren uͤbergieng; in der
er aber doch einen vorzuͤglichen Grad von Volkommenheit erreichte. Dies beweiſt nicht
nur ſeine gluͤkliche Praxis — ein oft zweideutiges Kenzeichen — die ihm in Georgien wie
in ſeinem Vaterlande ſo viel Beifal erwarb; ſondern vorzuͤglich ſeine wichtige Bereicherun-
gen verſchiedner Theile der Medicin, beſonders der materia medica. Jn der Natur-
geſchichte — ein damals noch wenig bearbeitetes Studium und fuͤr das unſre Akademien
noch keine Lehrſtuͤhle hatten — half Kaͤmpfer mit die Bahn brechen. Die meiſten Be-
ſchreibungen in den Amoenitatibus werden noch jetzt nach ſo vielen Entdeckungen neuerer
Zeiten von den Kennern als die beſten ihrer Art geſchaͤtzt; z. E. die Beſchreibung der
Palme, der Aſae foetidae, des Thees u. ſ. w. Auch die Naturgeſchichte von Japan
im erſten Buche dieſes Werks und die Beſchreibung der vielen japaniſchen Pflanzen im fuͤnf-
ten Faſcikel der Amoenitatum iſt Beweis von Kaͤmpfers Eifer und ruhmwuͤrdigen Be-
muͤhungen fuͤr dieſe Wiſſenſchaft.
Geſchichte uͤberhaupt ſcheint das Fach zu ſeyn, fuͤr das Kaͤmpfer geboren war.
Er hatte uͤberwiegende Wahrheitsliebe, unermuͤdeten Forſchgeiſt, ſcharfſinniges Urtheil und
Geduld. Die letztre dieſer Eigenſchaften machte ihn faͤhig, die japaniſchen Annalen, die
mit der ermuͤdendſten Trockenheit geſchrieben und vol der degoutanteſten Ungereimtheiten
waren, in einer Sprache, die er erſt zu erlernen hatte, zu leſen und zu excerpiren. Und
welch Verdienſt hat nicht Kaͤmpfer um die genauere Entwickelung des politiſchen Syſtems
von
*)
Der Hauptbeweis iſt, daß K. in der Vor-
rede der Amoenit. ſelbſt ſeinen Styl entſchuldigt,
und beſonders mit dem Grunde, daß er meiſtens
auf Reiſen habe ſchreiben muͤſſen. So eine Ent-
ſchuldigung bey fremder Arbeit waͤre eine Unver-
ſchaͤmtheit, deren K. nicht faͤhig iſt.
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