Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 1. Lemgo, 1777.Einleitung des Herausgebers. seine Nachrichten von diesem merkwürdigen Lande noch künftig einmal aus den Schränkendes Musei Britannici ins Publikum gebracht werden solte. Gewis darf man sich viel ver- sprechen, wenn ein Mann von Kämpfers Wisbegierde einige Jahre durch ein Land beob- achtet, das dieser Wisbegierde so vielen Stof darbietet, -- auch sogar in dem Fal, wenn das Land schon so glüklich ist, einen Chardin zum Beschreiber zu haben. So sehr auch Kämpfers Untersuchungen durch seine Krankheit, die ihm die pe- Die Reisen, welche dieser ruhmwürdige Mann in den Jahren 1688 und 1689 d. i. Die eine meiner Quellen (die Lebensbeschreibung des Leichenpredigers) versichert Bis d
Einleitung des Herausgebers. ſeine Nachrichten von dieſem merkwuͤrdigen Lande noch kuͤnftig einmal aus den Schraͤnkendes Muſei Britannici ins Publikum gebracht werden ſolte. Gewis darf man ſich viel ver- ſprechen, wenn ein Mann von Kaͤmpfers Wisbegierde einige Jahre durch ein Land beob- achtet, das dieſer Wisbegierde ſo vielen Stof darbietet, — auch ſogar in dem Fal, wenn das Land ſchon ſo gluͤklich iſt, einen Chardin zum Beſchreiber zu haben. So ſehr auch Kaͤmpfers Unterſuchungen durch ſeine Krankheit, die ihm die pe- Die Reiſen, welche dieſer ruhmwuͤrdige Mann in den Jahren 1688 und 1689 d. i. Die eine meiner Quellen (die Lebensbeſchreibung des Leichenpredigers) verſichert Bis d
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Einleitung des Herausgebers.
ſeine Nachrichten von dieſem merkwuͤrdigen Lande noch kuͤnftig einmal aus den Schraͤnken
des Muſei Britannici ins Publikum gebracht werden ſolte. Gewis darf man ſich viel ver-
ſprechen, wenn ein Mann von Kaͤmpfers Wisbegierde einige Jahre durch ein Land beob-
achtet, das dieſer Wisbegierde ſo vielen Stof darbietet, — auch ſogar in dem Fal, wenn
das Land ſchon ſo gluͤklich iſt, einen Chardin zum Beſchreiber zu haben.
So ſehr auch Kaͤmpfers Unterſuchungen durch ſeine Krankheit, die ihm die pe-
ſtilentialiſche Atmosphaͤre von Bander-Abaſſi zuzog, aufgehalten wurden; ſo giebt doch
ſeine vortrefliche Beſchreibung der Palme Beweis genug, wie gut er ſeinen Aufenthalt am
perſiſchen Meerbuſen genuͤzt habe. Dieſe Beſchreibung fuͤlt den vierten Faſcikel der
Amoenitatum exoticarum allein aus, und iſt noch jetzt die beſte Beſchreibung des ſchoͤn-
ſten Baums der Welt, wie Kaͤmpfer die Palme nent.
Die Reiſen, welche dieſer ruhmwuͤrdige Mann in den Jahren 1688 und 1689 d. i.
von der Zeit, da er Gamron verlies, bis er in Batavia ankam, machte, ſchließen die
unbekanteſte Periode von Kaͤmpfers Geſchichte ein. Die wenigen Data, welche ich habe
finden koͤnnen, ſind folgende: Noch ehe Kaͤmpfer ſich in Dienſte der hollaͤndiſchen Kompag-
nie als Schifschirurgus (alſo mit einem geringern Charakter, als er nach ſeinen Kentniſſen
und Talenten haͤtte fordern koͤnnen,) begab, hatte er durch ſeine mediciniſche Praxis, zu der
im Morgenlande faſt alle reiſende Gelehrte gezwungen werden, ſo viel Geld erworben, daß
er eine Reiſe auf eigne Koſten durch noch mehrere aſiatiſche Laͤnder und beſonders uͤber Egyp-
ten machen zu koͤnnen glaubte. Er wolte von da nach Jtalien gehn und die Doctorwuͤrde
annehmen, alsdann ſein uͤbriges Leben dem Dienſt ſeines Vaterlandes widmen, und ſeine
ſo muͤhſam geſamlete Materialien in Muße ausarbeiten. Aber ein ungluͤklicher Zufal be-
raubte ihn ſeines Vermoͤgens und noͤthigte ihn dies Vorhaben aufzugeben. Jch kan dieſen
Zufal nicht genauer beſtimmen; meine handſchriftliche Nachricht nent ihn: „ein durch Mis-
„gunſt angelegtes Uebel.‟
Die eine meiner Quellen (die Lebensbeſchreibung des Leichenpredigers) verſichert
zwar, daß Kaͤmpfer wirklich nach Egypten gereiſet ſey. Joͤcher und andre haben die-
ſes Vorgeben auch fortgepflanzt. Sie iſt aber ſicher falſch; nicht nur weil in der hand-
ſchriftlichen Nachricht derſelben gar nicht erwaͤhnt wird, und weil auch unter den Maſcpten
im Muſeo Britannico keines Egypten betriſt, da doch ſicher Kaͤmpfer ein ſo merkwuͤr-
diges Land nicht wuͤrde beſucht haben, ohne Beobachtungen zu machen, die des Aufzeich-
nens werth geweſen waͤren. Der Hauptgrund iſt, weil Kaͤmpfer ſelbſt in der Vorrede zu
den Amoenitatibus ſagt: cogito in Aegyptum, vocor in Georgiam archiater.
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