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Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 1. Lemgo, 1777.

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Kämpfers Geschichte von Japan. Zweites Buch.
rer Regierung gewesen, daher auch derselben Namen mit wären aufgezeichnet worden. Von
dieser ersten Erbfolge der Götter habe ich bereits Gelegenheit gehabt im siebenten Kapitel
des ersten Buchs weitläuftiger zu reden, wohin ich also den geneigten Leser verweise, und
nur hier wiederhole, daß der lezte von dieser ersten Erbfolge Jsanagi Mikotto seine
Gemalin Jsanami Mikotto fleischlich erkant, und also ein ander Geschlecht der Halbgöt-
ter oder Gottmenschen gezeugt habe, wovon der erste in der Regierung von Japan ge-
folget sey.

Dieser Halbgötter sind in der Zahl fünf, welche heißen:

Dsi sin Go Dai, das ist: irdischer Götter fünf Herscher, welche in folgen-
der Ordnung regieret haben.

1) Ten sio Dai dsin, ältester Sohn und Erbe von Jsanagi Mikotto, für
dessen und seiner Brüder und Nachkommen Andenken die Japoneser jedesmal große Ehr-
furcht bezeugen. Man sagt, er habe 250,000 Jahre regieret. Sina soll während seiner
Regierung von Ten kwo Si, welchem auch eine lange und fabelhafte Regierung beigelegt
wird, beherschet seyn, und nach ihm sollen drei Descendenten seines Geschlechts die Her-
schaft über das Kaiserthum Sina gehabt haben.
2) Oo si wonino Mikotto, lebte und regierte in allem 300,000 Jahr. Zu
seiner Zeit, wie auch unter der Regierung seines Nachfolgers bis zum Anfang der Regie-
rung des vierten japanischen Dsi sin, hat das Kaiserthum Sina der Sat Teiki be-
herschet.
3) Ni ni ki no Mikotto regierte 318,533 Jahr. Die ganze Zeit seiner Regie-
rung war Sat Teiki Kaiser von China.
4) De Mi no Mikotto hat regieret 637,892 Jahr. China wurde zu der Zeit
regieret durch den Kaiser Katsura Kaki, welchem fünf Prinzen von seiner Familie ge-
folget sind.
5) Der fünfte und lezte dieser irdischen Halbgötter war Awa se dsuno Mi-
kotto;
er regierte 836,042 Jahr, daß also die ganze Zeit der Regierung, worin diese irdi-
sche Halbgötter das japanische Reich beherschet haben, sich beläuft auf 2, 342, 467 Jahr.
Dieses ist alles, was die Japaner von dem alten Zustande und der Regierung ihres Reichs vor-
zubringen wissen, worüber kluge Japaner selbst sehr empfindlich sind, und es als eine Sache
ansehen, die großem Zweifel und vieler Ungewisheit unterworfen ist, wiewol sie doch nicht
alles ganz fabelhaft und erdichtet halten, weil alle, ohne Ausnahme, eine besondere Hoch-
achtung vor Jsanagi und dessen Gemalin Jsanami, als Stamältern ihres Volks, bezeu-
gen, indem diese, wenn es erlaubt ist so zu reden, ihr Adam und Eva sind.
Die

Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Zweites Buch.
rer Regierung geweſen, daher auch derſelben Namen mit waͤren aufgezeichnet worden. Von
dieſer erſten Erbfolge der Goͤtter habe ich bereits Gelegenheit gehabt im ſiebenten Kapitel
des erſten Buchs weitlaͤuftiger zu reden, wohin ich alſo den geneigten Leſer verweiſe, und
nur hier wiederhole, daß der lezte von dieſer erſten Erbfolge Jſanagi Mikotto ſeine
Gemalin Jſanami Mikotto fleiſchlich erkant, und alſo ein ander Geſchlecht der Halbgoͤt-
ter oder Gottmenſchen gezeugt habe, wovon der erſte in der Regierung von Japan ge-
folget ſey.

Dieſer Halbgoͤtter ſind in der Zahl fuͤnf, welche heißen:

Dſi ſin Go Dai, das iſt: irdiſcher Goͤtter fuͤnf Herſcher, welche in folgen-
der Ordnung regieret haben.

1) Ten ſio Dai dſin, aͤlteſter Sohn und Erbe von Jſanagi Mikotto, fuͤr
deſſen und ſeiner Bruͤder und Nachkommen Andenken die Japoneſer jedesmal große Ehr-
furcht bezeugen. Man ſagt, er habe 250,000 Jahre regieret. Sina ſoll waͤhrend ſeiner
Regierung von Ten kwo Si, welchem auch eine lange und fabelhafte Regierung beigelegt
wird, beherſchet ſeyn, und nach ihm ſollen drei Deſcendenten ſeines Geſchlechts die Her-
ſchaft uͤber das Kaiſerthum Sina gehabt haben.
2) Oo ſi wonino Mikotto, lebte und regierte in allem 300,000 Jahr. Zu
ſeiner Zeit, wie auch unter der Regierung ſeines Nachfolgers bis zum Anfang der Regie-
rung des vierten japaniſchen Dſi ſin, hat das Kaiſerthum Sina der Sat Teiki be-
herſchet.
3) Ni ni ki no Mikotto regierte 318,533 Jahr. Die ganze Zeit ſeiner Regie-
rung war Sat Teiki Kaiſer von China.
4) Dé Mi no Mikotto hat regieret 637,892 Jahr. China wurde zu der Zeit
regieret durch den Kaiſer Katſura Kaki, welchem fuͤnf Prinzen von ſeiner Familie ge-
folget ſind.
5) Der fuͤnfte und lezte dieſer irdiſchen Halbgoͤtter war Awa ſe dſuno Mi-
kotto;
er regierte 836,042 Jahr, daß alſo die ganze Zeit der Regierung, worin dieſe irdi-
ſche Halbgoͤtter das japaniſche Reich beherſchet haben, ſich belaͤuft auf 2, 342, 467 Jahr.
Dieſes iſt alles, was die Japaner von dem alten Zuſtande und der Regierung ihres Reichs vor-
zubringen wiſſen, woruͤber kluge Japaner ſelbſt ſehr empfindlich ſind, und es als eine Sache
anſehen, die großem Zweifel und vieler Ungewisheit unterworfen iſt, wiewol ſie doch nicht
alles ganz fabelhaft und erdichtet halten, weil alle, ohne Ausnahme, eine beſondere Hoch-
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[164/0264] Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Zweites Buch. rer Regierung geweſen, daher auch derſelben Namen mit waͤren aufgezeichnet worden. Von dieſer erſten Erbfolge der Goͤtter habe ich bereits Gelegenheit gehabt im ſiebenten Kapitel des erſten Buchs weitlaͤuftiger zu reden, wohin ich alſo den geneigten Leſer verweiſe, und nur hier wiederhole, daß der lezte von dieſer erſten Erbfolge Jſanagi Mikotto ſeine Gemalin Jſanami Mikotto fleiſchlich erkant, und alſo ein ander Geſchlecht der Halbgoͤt- ter oder Gottmenſchen gezeugt habe, wovon der erſte in der Regierung von Japan ge- folget ſey. Dieſer Halbgoͤtter ſind in der Zahl fuͤnf, welche heißen: Dſi ſin Go Dai, das iſt: irdiſcher Goͤtter fuͤnf Herſcher, welche in folgen- der Ordnung regieret haben. 1) Ten ſio Dai dſin, aͤlteſter Sohn und Erbe von Jſanagi Mikotto, fuͤr deſſen und ſeiner Bruͤder und Nachkommen Andenken die Japoneſer jedesmal große Ehr- furcht bezeugen. Man ſagt, er habe 250,000 Jahre regieret. Sina ſoll waͤhrend ſeiner Regierung von Ten kwo Si, welchem auch eine lange und fabelhafte Regierung beigelegt wird, beherſchet ſeyn, und nach ihm ſollen drei Deſcendenten ſeines Geſchlechts die Her- ſchaft uͤber das Kaiſerthum Sina gehabt haben. 2) Oo ſi wonino Mikotto, lebte und regierte in allem 300,000 Jahr. Zu ſeiner Zeit, wie auch unter der Regierung ſeines Nachfolgers bis zum Anfang der Regie- rung des vierten japaniſchen Dſi ſin, hat das Kaiſerthum Sina der Sat Teiki be- herſchet. 3) Ni ni ki no Mikotto regierte 318,533 Jahr. Die ganze Zeit ſeiner Regie- rung war Sat Teiki Kaiſer von China. 4) Dé Mi no Mikotto hat regieret 637,892 Jahr. China wurde zu der Zeit regieret durch den Kaiſer Katſura Kaki, welchem fuͤnf Prinzen von ſeiner Familie ge- folget ſind. 5) Der fuͤnfte und lezte dieſer irdiſchen Halbgoͤtter war Awa ſe dſuno Mi- kotto; er regierte 836,042 Jahr, daß alſo die ganze Zeit der Regierung, worin dieſe irdi- ſche Halbgoͤtter das japaniſche Reich beherſchet haben, ſich belaͤuft auf 2, 342, 467 Jahr. Dieſes iſt alles, was die Japaner von dem alten Zuſtande und der Regierung ihres Reichs vor- zubringen wiſſen, woruͤber kluge Japaner ſelbſt ſehr empfindlich ſind, und es als eine Sache anſehen, die großem Zweifel und vieler Ungewisheit unterworfen iſt, wiewol ſie doch nicht alles ganz fabelhaft und erdichtet halten, weil alle, ohne Ausnahme, eine beſondere Hoch- achtung vor Jſanagi und deſſen Gemalin Jſanami, als Stamaͤltern ihres Volks, bezeu- gen, indem dieſe, wenn es erlaubt iſt ſo zu reden, ihr Adam und Eva ſind. Die

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Zitationshilfe: Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 1. Lemgo, 1777, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kaempfer_japan01_1777/264>, abgerufen am 22.11.2024.