Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 1. Lemgo, 1777.Kämpfers Geschichte von Japan. Erstes Buch. Darf man den Erzählungen der Japaner glauben, so ist die nördlichste kleine Ueberhaupt aber beweiset die so große und sichtbare Verschiedenheit der Gestalt der Um nun alles, was wir in diesem Capitel weitläuftig abgehandelt haben, kurz Win- *) [Spaltenumbruch]
Doch sind die Augen der Japaner noch bei weitem nicht so klein als die der Sineser, bei wel- [Spaltenumbruch] chen die Kleinheit der Augen besonders auf- fält. Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Erſtes Buch. Darf man den Erzaͤhlungen der Japaner glauben, ſo iſt die noͤrdlichſte kleine Ueberhaupt aber beweiſet die ſo große und ſichtbare Verſchiedenheit der Geſtalt der Um nun alles, was wir in dieſem Capitel weitlaͤuftig abgehandelt haben, kurz Win- *) [Spaltenumbruch]
Doch ſind die Augen der Japaner noch bei weitem nicht ſo klein als die der Sineſer, bei wel- [Spaltenumbruch] chen die Kleinheit der Augen beſonders auf- faͤlt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0198" n="110"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Erſtes Buch.</hi> </fw><lb/> <p>Darf man den Erzaͤhlungen der <hi rendition="#fr">Japaner</hi> glauben, ſo iſt die noͤrdlichſte kleine<lb/> Jnſel <hi rendition="#fr">Kubiteſima</hi> noch von einer nach der Geſtalt, der Sprache und den Sitten voͤllig<lb/> unbekanten Nation bewohnt, welche ſie <hi rendition="#fr">Pygmaͤen,</hi> und nach dieſen auch die Jnſel be-<lb/> nennen. Es iſt aber ſchwerlich auszumachen, wie dieſe beſondere und ausgezeichnete Na-<lb/> tion hieher gerathen ſeyn mag. Jch wil nur noch dieſe Reihe von verſchlagnen Schiffen mit<lb/> dem erſten <hi rendition="#fr">europaͤiſchen,</hi> das je in <hi rendition="#fr">Japan</hi> geſehen iſt, beſchließen. Dies Schif war ein<lb/> portugieſiſches, das gar nicht die Abſicht hatte neue Laͤnder zu ſuchen, ſondern durch Sturm<lb/> an dieſe damals noch unbekante Kuͤſte verſchlagen wurde.</p><lb/> <p>Ueberhaupt aber beweiſet die ſo große und ſichtbare Verſchiedenheit der Geſtalt der<lb/><hi rendition="#fr">Japaner</hi> in den verſchiednen Provinzen des Reichs ſchon ganz uͤberzeugend, daß in dem<lb/> erſten Stam dieſer Nation nach und nach verſchiedne fremde Zweige eingepfropft ſind.<lb/> Denn obgleich die <hi rendition="#fr">Japaner</hi> im Ganzen (vorzuͤglich aber der gemeine Man auf <hi rendition="#fr">Nipon</hi>)<lb/> kurze, ſtarke, ziemlich braune Menſchen ſind, dicke Augenlleder, und deswegen ſchmal-und<lb/> kleinſcheinende Augen<note place="foot" n="*)"><cb/><lb/> Doch ſind die Augen der Japaner noch bei<lb/> weitem nicht ſo klein als die der Sineſer, bei wel-<lb/><cb/> chen die Kleinheit der Augen beſonders auf-<lb/> faͤlt.</note> auch ziemlich platte Naſen haben und meiſtens durch die Blattern<lb/> ſehr geſchaͤndet ſind; ſo findet man doch bei den edelſten und aͤlteſten Familien, den großen<lb/> Reichsfuͤrſten und hohen Beamten, gemeiniglich eine beſſere Geſtalt und eine hoͤhere, der eu-<lb/> ropaͤiſchen, mehr aͤhnliche Naſe. Die Landſchaften <hi rendition="#fr">Satzuma, Ooſymi</hi> und <hi rendition="#fr">Fjuga</hi><lb/> bringen mittelmaͤßig große und ſtarke Menſchen hervor, von maͤnlicher Sprache und Weſen.<lb/> Von eben der Art ſind die Einwohner vieler nordlichen Provinzen, doch ſind ſie noch viel<lb/> rauher im Leben und Umgang. Die <hi rendition="#fr">Osjuer</hi> beſonders ſind grauſam und unbarmherzig.<lb/> Die Einwohner auf <hi rendition="#fr">Saikokf,</hi> beſonders in <hi rendition="#fr">Fiſen,</hi> ſind kleine, zarte, ſchoͤne, und ſitſame<lb/> Leute. Die meiſten Bewohner der großen Jnſel <hi rendition="#fr">Nipon,</hi> beſonders der oͤſtlichen Gegenden,<lb/> unterſcheiden ſich durch ihre muskuloͤſe kurze Natur, ihre ungemein dicke Koͤpfe und ziem-<lb/> lich fleiſchigte platte Naſen.</p><lb/> <p>Um nun alles, was wir in dieſem Capitel weitlaͤuftig abgehandelt haben, kurz<lb/> zu wiederholen; ſo erhellet aus allem bisher ausgefuͤrten ohngefehr Folgendes: Wie bei<lb/> der Babiloniſchen Uneinigkeit die Gemuͤter und Sprachen verwirrt wurden, und die Grie-<lb/> chen, Gothen, Silaven und Celten nach Europa abreiſten; andre ſich durch Aſien ver-<lb/> theilten und ausbreiteten, wiederum einige bis in Amerika eindrangen: ſo begaben ſich auch<lb/> um eben dieſe Zeit die <hi rendition="#fr">Japaner</hi> auf die Reiſe und kamen vermuthlich nach vieljaͤhriger<lb/> Wanderſchaft und ausgeſtandnem großen Ungemach endlich in dieſen aͤußerſten oͤſtlichen<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Win-</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [110/0198]
Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Erſtes Buch.
Darf man den Erzaͤhlungen der Japaner glauben, ſo iſt die noͤrdlichſte kleine
Jnſel Kubiteſima noch von einer nach der Geſtalt, der Sprache und den Sitten voͤllig
unbekanten Nation bewohnt, welche ſie Pygmaͤen, und nach dieſen auch die Jnſel be-
nennen. Es iſt aber ſchwerlich auszumachen, wie dieſe beſondere und ausgezeichnete Na-
tion hieher gerathen ſeyn mag. Jch wil nur noch dieſe Reihe von verſchlagnen Schiffen mit
dem erſten europaͤiſchen, das je in Japan geſehen iſt, beſchließen. Dies Schif war ein
portugieſiſches, das gar nicht die Abſicht hatte neue Laͤnder zu ſuchen, ſondern durch Sturm
an dieſe damals noch unbekante Kuͤſte verſchlagen wurde.
Ueberhaupt aber beweiſet die ſo große und ſichtbare Verſchiedenheit der Geſtalt der
Japaner in den verſchiednen Provinzen des Reichs ſchon ganz uͤberzeugend, daß in dem
erſten Stam dieſer Nation nach und nach verſchiedne fremde Zweige eingepfropft ſind.
Denn obgleich die Japaner im Ganzen (vorzuͤglich aber der gemeine Man auf Nipon)
kurze, ſtarke, ziemlich braune Menſchen ſind, dicke Augenlleder, und deswegen ſchmal-und
kleinſcheinende Augen *) auch ziemlich platte Naſen haben und meiſtens durch die Blattern
ſehr geſchaͤndet ſind; ſo findet man doch bei den edelſten und aͤlteſten Familien, den großen
Reichsfuͤrſten und hohen Beamten, gemeiniglich eine beſſere Geſtalt und eine hoͤhere, der eu-
ropaͤiſchen, mehr aͤhnliche Naſe. Die Landſchaften Satzuma, Ooſymi und Fjuga
bringen mittelmaͤßig große und ſtarke Menſchen hervor, von maͤnlicher Sprache und Weſen.
Von eben der Art ſind die Einwohner vieler nordlichen Provinzen, doch ſind ſie noch viel
rauher im Leben und Umgang. Die Osjuer beſonders ſind grauſam und unbarmherzig.
Die Einwohner auf Saikokf, beſonders in Fiſen, ſind kleine, zarte, ſchoͤne, und ſitſame
Leute. Die meiſten Bewohner der großen Jnſel Nipon, beſonders der oͤſtlichen Gegenden,
unterſcheiden ſich durch ihre muskuloͤſe kurze Natur, ihre ungemein dicke Koͤpfe und ziem-
lich fleiſchigte platte Naſen.
Um nun alles, was wir in dieſem Capitel weitlaͤuftig abgehandelt haben, kurz
zu wiederholen; ſo erhellet aus allem bisher ausgefuͤrten ohngefehr Folgendes: Wie bei
der Babiloniſchen Uneinigkeit die Gemuͤter und Sprachen verwirrt wurden, und die Grie-
chen, Gothen, Silaven und Celten nach Europa abreiſten; andre ſich durch Aſien ver-
theilten und ausbreiteten, wiederum einige bis in Amerika eindrangen: ſo begaben ſich auch
um eben dieſe Zeit die Japaner auf die Reiſe und kamen vermuthlich nach vieljaͤhriger
Wanderſchaft und ausgeſtandnem großen Ungemach endlich in dieſen aͤußerſten oͤſtlichen
Win-
*)
Doch ſind die Augen der Japaner noch bei
weitem nicht ſo klein als die der Sineſer, bei wel-
chen die Kleinheit der Augen beſonders auf-
faͤlt.
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